In Brenningers Kick-Clique spielt einer mit, der ist dreieinhalb Jahrzehnte jünger als er. Sein Neffe. Der Michi. Und immer, wenn der Michi an Brenninger heran dribbelt und meist rechts an ihm vorbei zieht, hat er hinterher eine rechte Freud’. (Der Bub. Nicht der Brenninger.) Weil es doch ein Riesenspaß ist, so einen uralten Verwandten (Brenninger ist ein ’68er, vom Jahrgang aber fast auch von der Gesinnung her) aussteigen zu lassen. „Der Michi weiß halt nicht“, denkt sich Brenninger dann immer, „dass durch jedes Ausspielen, das er mir an tut, sein Weihnachtsgeschenk in fünf Monaten dementsprechend kleiner ausfallen wird!“.
In Wirklichkeit weiß der Michi das natürlich sehr wohl. Aber es ist ihm einfach wurscht. Denn wenn er mitten in einem Match darauf Rücksicht nehmen würde, welche Auswirkungen ein geglücktes Dribbling auf die Weihnachts-Ernte zeitigen könnte – dann wäre es ja kein Fußball mehr. Sondern Berechnung. Ja fast schon Bestechung! Ich verliere den Ball jedes Mal an den alten Onkel – und schon liegt ein zehn Euro teureres Geschenk unter dem Baum! 10 Euro – das war es nicht wert. Nicht einmal bei 50 Euro, dachte sich der Michi, würde ich darüber nach denken! Bei 100 allerdings schon.
Natürlich wäre es dem Brenninger durchaus recht, wenn er den kleinen flinken Kerl wenigstens ein paar Mal während des Spiels stoppen und ihm den Ball abnehmen könnte. Aber andererseits macht es ihm gar nicht so viel aus, genau gesagt: macht es ihn sogar stolz. Dass er einen jungen Verwandten hat, der nicht zu bremsen ist. Nicht einmal von ihm. Und er hofft natürlich, dass sein Neffe mal Profi wird und er, der Brenninger, in einigen Jahren am Stammtisch wird erzählen können, wie enorm der Youngster in seiner Entwicklung von den Zweikämpfen mit dem Onkel profitiert habe.
Nur am Stammtisch der eigenen Kick-Clique – da wird er das nicht zum Besten geben dürfen. Denn dort kennen sie die Wahrheit. Und wie ihn der Kleine jetzt schon stets wie auf dem Bierdeckel ausspielt. Als ob es kein Morgen und kein Weihnachten gäbe.
Der Brenninger ist ein typischer Freizeitsportler – und oftmals auf Reisen. Was er unterwegs und zu Hause erlebt, lesen Sie jeden Dienstag hier.
* Niedergeschrieben von Jupp Suttner.