Der liebe Gott hat alles Gute erschaffen
Viele Besucher kommen mit der Seilbahn auch nur für eine Nacht hier herauf, als Ausflug von einem der Vier- oder Fünf-Sterne-Hotels im Gadertal. Und die nächste Nacht verbringen sie dann in einem schmucken Top-Hotel im Nobel- und Zobelort Cortina d’ Ampezzo. „Aber die sind allesamt auch bei mir glücklich: Zwei nette Worte in der Früh’ nach dem Aufstehen sind wichtiger als die Dusche auf dem Zimmer. Das tut vielen Menschen gut“, sagt Guido. „Mein Vater hat immer wieder zu mir gesagt: Auf dem Lagazuoi darfst Du nicht denken, dass du es bist, der etwas Gutes macht. Der liebe Gott hat schon alles geschaffen, was Gutes da ist!“ Und natürlich helfen auch das Wetter und die gute alpine Küche von Ehefrau Alma, sich hier schnell zuhause zu fühlen: Ein Rehragout mit Polenta, danach einen ofenwarmen Strudel und dazu ein oder zwei Gläser süffigen Lagrein dunkel – Herz, was willst Du mehr!
Toni, der – fast – weltberühmte Schäferhund
Und dann ist da ja auch Toni, der Schäferhund, der um die Hütte strolcht, sich vor den Eingang legt, sich streicheln lässt und mit den Kindern spielt. „Toni ist fast weltberühmt, weil er so ruhig und freundlich ist“, sagt Guido mit Stolz im Blick. „Viele Gäste fragen über Facebook oder Twitter nach, wie es dem Toni geht, weil sie ihn so sehr ins Herz geschlossen haben. Wir beide sind eben immer da, ein Kristallisationspunkt für zahlreiche Gäste. Vor allem die Deutschen mögen das sehr gern.“
Anlaufpunkt für die „Gebirgsjägerrunde“
Im Winter ist die Lagazuoi-Hütte ein zentraler Anlaufpunkt auf der „Gebirgsjäger-Route“ beziehungsweise der „Weltkriegsrunde“, wie die Italiener die zwei- bis dreitägige Tour rund um den Col di Lana nennen. Während rund 600 000 Skifahrer inzwischen die berühmte “Sella-Ronda” übervölkern, machen sich – glücklicherweise, möchte man sagen – nur 15 000 auf die Ronda de la Guerra. Dabei hüten die Massive dieser Runde eine ergreifende Historie. Zwischen Deutsch-Österreichern und Italienern tobten im Ersten Weltkrieg am Col di Lana und am Lagazuoi zwei Jahre lang erbitterte Kämpfe um die Vorherrschaft über die strategisch für den Nachschub wichtigen Dolomitenpässe. Dem Drama des Dolomiten-Krieges mit zehntausenden Toten hat der Bergsteiger, Schauspieler und Regisseur Luis Trenker 1927 in seinem Film „Berge in Flammen“ ein lebensnahes Denkmal besetzt. Heute noch können Skifahrer den Haubitzen, Granaten, Höhlen, Schießständen und einem Soldatenfriedhof begegnen, wenn sie von der Lagazuoi-Hütte, die legendäre Armenterola-Abfahrt nehmen, – die mit 12 Kilometern auch noch eine der längsten und schönsten Pisten der Dolomiten ist.
Fast neun Monate im Jahr verbringt Guido Pompanin auf der Lagazuoi-Hütte, die in der italiennischen Region Veneto behimatet ist, die direkt an Südtirol grenzt. „Von meinem Vater habe ich die Liebe zu den Bergen und von der Mutter die Liebe zu den Gästen“, sagt er. Vor allem die Bergliebe kann er fast jeden Tag auskosten. Irgendwie beneidenswert. Denn auch an den Tagen, wenn die Hütte geschlossen ist, kommt er immer wieder von Cortina hier herauf. “Ich fühle mich einfach wohl da heroben. Das Leben hier ist schön – auch wenn die meisten unserer Gäste glauben, dass es schwierig ist, so abseits von jeder Zivilisation.“
Na ja, so abseits nun auch wieder nicht. Denn den Kontakt mit der Außenwelt hält Guido vor allem über das Internet. Und über seine Homepage www.rifugiolagazuoi.com kann man sich sein Stockbett auf der Hütte seit kurzem sogar direkt reservieren. Wenn das kein Luxus ist.
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