Selfcare: In Oberlech erleuchtet

Hotel Goldener Berg in Oberlech: Ein kunstvolles Zusammenspiel von Himmel und Erde, Feuer und Wasser. 

Man fühlt sich dem Alltag wahrlich etwas enthoben. Die Anfahrt vom Tiroler Reutte nach Oberlech auf dem wohl schönsten Vorarlberger Hochplateau schon schafft einen Abstand zu dem, was man gewohnt ist. Die letzten Kilometer führen über enge Gebirgsstraßen. Hier ist „Obacht“ geboten, denn die entgegenkommenden Busse und Lkw scheinen nicht so umsichtig unterwegs zu sein wie ich und haben es nun mal eilig.

Wenn ich den Kürzeren ziehen sollte, habe ich nichts mehr zu lachen. Und bald tauchen sie auf, die Berge, deren Namen man schon mal irgendwo gehört hat: Rote Wand oder Hasenfluh. Lech ist ein kleiner quirliger Ort mit Seilbahnen und viel alpiner Spielfreude. Aber ich bin auf dem Weg nach Oberlech am Hochtannberg – oder Vorarlberg – und schraube mich weiter die Serpentinen nach oben und komme an, am „Goldenen Berg“, der auf einer Höhe von 1750 Metern liegt. 

Goldener Berg in Oberlech: Kraftplatz und Energiemedizin zum Auftanken 

Ein Vier-Sterne-Superior Hotel? So steht es beispielsweise auf diversen Booking-Portalen. Aber in diesem „Mountain Selfcare Resort“ in Oberlech geht es vor allem um gesunde Auszeiten, die viel Input bekommen, um die Rückverbindung mit sich selbst gut hinzubekommen. Ja, es geht um Achtsamkeit und Atemtechniken, um Wege, Kraft zu tanken und sich mit Energie aufzuladen, um einen Gesundheitsurlaub in den Bergen. Das schreiben sich ja bekanntlich viele Hotels auf die Fahnen. 

Hier geht das jedoch auf eine lange Tradition zurück, findet in einem Setting statt, wo die umliegenden Lechtaler Berge und vor allem ein gegenüberliegender Gipfel in der untergehenden Sonne golden leuchten, wo es schon „von Haus aus“ viel natürliche Power gibt und wo es auch den Vierbeinern zu behagen scheint. Hunde sind hier ausdrücklich erwünscht, man kann sich sogar das Hundesitting dazu buchen, um sich ganz seiner meditativen Kontemplation und seiner Auszeit zu widmen. Good Vibes also für Mensch und Tier.

Vor den Pforten des Goldenen Bergs in Oberlech empfängt mich eine Energiepyramide auf einem kleinen, lauschigen Plätzchen. Ein Kraft- und Meditationsplatz, wie ich später erfahren sollte.

Ganz besonders im Fokus steht hier – an diesem Ort, so weit weg von der „normalen“ Welt, die doch nur ein paar hundert Meter weiter unten so kräftig pulsiert – die Energiemedizin. Klingt spooky? Mag sein. Doch ich schiebe vorschnelle Urteile, die mir mein Verstand gerade oberlehrerhaft anbietet, mal geflissentlich beiseite und lasse mich auf das Abenteuer ein. 

Feuerritual und Kakaozeremonie zum Loslassen 

Am 4. Oktober 2024 soll hier eine ganz besondere Feuerzeremonie stattfinden. Hotel-Chefin Daniela Pfefferkorn hat diesen Zeitpunkt von Astrologen berechnen lassen, denn die Sterne sollen ihrem gewagten Projekt, das geradezu an einen Berg gebaute Hotel um einen Infinity-Pool und einen Spa mit Panorama-Saunen zu erweitern, ebenfalls geneigt sein.

Ein Vermögen hat alleine das Edelstahlbecken, das direkt vor Ort im Gebirge zusammengeschweißt wurde, gekostet. Neun Wochen hat der Umbau gedauert. Zusammen geschweißt scheint auch die ganze Crew des Hotels zu sein. Die Mitarbeiter sind hier teils schon viele Jahre beschäftigt. 

Energieberg, Yoga und Meditation statt Hollywood

Doch zurück zur Feuerzeremonie, die einem ganz bestimmten Zweck gewidmet ist. Sie soll die Erweiterungselemente des Hotels, die sich in die Bergwelt einfügen, mit der Kraft des Rituals einweihen. Sogar mehr als das: Regelrecht segnen und beschützen soll sie das Gebäudeensemble und den Menschen, die hier her kommen, Heilung ermöglichen. Sie ist nicht das einzige Ritual übrigens, auf das Daniela Pfefferkorn sowie die Yoga- und Massage-Therapeutinnen des Hauses ihre Gäste gerne mitnehmen. 

Neben der Feuerzeremonie an Vollmondabenden, bei der in einer Schale – umgeben von gebirgsklarer Luft – so manches Ungemach dem Feuer übergeben werden darf, wird an Neumond an einem Getränk geschlürft, welchem magische Kräfte nachgesagt werden: Das aus Rohkakao hergestellte Heißgetränk soll das Bewusstsein auf scharf stellen.

Die Kakaozeremonie, die auch andernorts immer beliebter wird (wie etwa kürzlich in einer Buchhandlung in Hamburg, unweit der Kunsthalle), gilt als Brauch mit großer symbolischer Kraft. An diesem Ort in Vorarlberg entfaltet dieser einen Zauber, dem ich mich gerne hingebe. 

Und wo wir schon mal dabei sind, beim „Wusa-Wusa“ – oder sagen wir es lyrischer mit Shakespeare: mit dem also, was es zwischen Himmel und Erde sonst noch so geben mag, außer jenem, was uns unsere Schulweisheit träumen lässt: Auf der Meditations-Plattform wurden 17 000 Bowis-Einheiten gemessen. Was das ist? Das ist die Maßeinheit für Lebenskraft, auch als Chi oder Prana bekannt, je nach Kultur eben. Das erfahre ich von Daniela Pfefferkorn, die noch so manch weitere Überraschung für mich bereit hält. Ihre Vita etwa. Doch dazu später. 

Auf dem Energieberg in Oberlech, wo das Hotel steht, sollen 10 000 Bowis-Einheiten vorherrschen. Das hat mal einer gemessen, der sich damit auskennt. Zum Vergleich: Im Durchschnitt sollen in Deutschland und Österreich etwa 5-6000 Bowis-Einheiten üblich sein. „Wenn ich hier rauf komme, ist es jedes Mal ein Aufatmen für mich“, sagt Daniela Pfefferkorn.

Dies war auch der Grund dafür, warum sie sich von ihrer Schauspielkarriere in Hollywood einst verabschiedete. In einigen Filmen hat sie Rollen gespielt. Die Scheinwelt in Los Angeles lag ihr aber nicht nicht so. Die gebürtige Lechtalerin suchte das Weite. Und die Wahrheit. 

Also kam sie zurück nach Oberlech, wo sie vor Jahrzehnten das Hotel ihrer Eltern übernahm, die hauptsächlich Ski-Touristen beherbergten. In ihrer Jugend war Daniela Pfefferkorn zudem professionelle Ski-Fahrerin. Wen wundert’s, bei dieser Landschaft!

Eine Wanderung führt mitten in einem Naturschutzgebiet zum Naturjuwel und Kraftplatz Körbersee, der mal in einer Fernsehshows zum schönsten Platz Österreichs gekürt wurde. Auch eine Wanderung zum 2119 Meter hoch gelegenen Butzensee bei Schröcken ist ein Naturerlebnis höchster Güte. 

Der Lech, die Alpenküche und der Gesundheitsurlaub

Unterwegs sollte man achtsam sein, denn Gämse oder Steinböcke lassen sich ebenso erspähen wie die Medizin der Einheimischen: Enzian, Arnika, Meisterwurz und allerhand weitere Kräuter, mit denen sich die Großmütter und Großväter über manches Wehwehchen hinweghalfen. Doch das gilt noch heute.

Im nahe gelegenen Lechtal, welches in Steeg beginnt und schon zu Tirol gehört, wo die nächste Apotheke schon mal 50 Kilometer entfernt sein kann, sind einige der Kräutermedizin Kundige anzutreffen. Allerhand heilsame Tinkturen, Säfte, Salben und Destillate werden in den Orten, die mit dem Lech – einem der letzten Wildflüsse Europas – durch das Tal mäandern, angeboten. 

Daniela Pfefferkorn wiederum hat sich in Oberlech der Energiemedizin verschrieben. Und der Alpenküche. Sie unterzog das Hotel einer regelrechten Transformation – und sich selbst gleich mit. Namhafte Lehrer und Coachs für Gesundheitsbildung geben hier Seminare. Im Winter, wenn das Hotel nur über eine Gondelbahn erreichbar ist, sind auch gerne mal Adlige aus England zu Gast, um im Goldenen Berg ungestört Urlaub zu machen. 

Meditationen, Gezeitenwanderungen, Alpenbaden und Mountain Food, Yoga und spezielle Atemübungen nach Osho also, um wahrzunehmen, was das Herz so meint. Daniela Pfefferkorn ist seit Jahrzehnten Schülerin von Alberto Villoldo, ein inzwischen berühmter Anthropologe, der einst die Hochländer der Anden und des Amazonas bereiste und deren Heilpraktiken studierte.

Die energiemedizinischen Techniken des Autors mehrerer Bestseller-Bücher, der in seinen Methoden auch die Erkenntnisse der Quantenphysiker einfließen lässt, gibt Daniela Pfefferkorn auch an ihre Gäste weiter. „Es geht darum, dass wir wieder unsere Schöpferkraft erlangen,“ sagt die Hotel-Chefin, „man muss es eben üben. Dann erkennt man sich selbst immer mehr.“

Auch am Skyspace Lech treffen Himmel und Erde aufeinander

Mich selbst erkennen? Das versuche ich jetzt mal etwa 80 Meter weiter oben im Skyspace, einem Ort, wo Himmel und Erde, wo auch zwei Welten aufeinander treffen und wo der US-amerikanische Künstler James Turrell inmitten der Arlberer Natur eine Kunstinstallation schuf, die ebenfalls „spooky“ scheint: Ein unterirdischer Farb-Licht-Raum, wo man sich ganz entrückt fühlt und Sinneseindrücke, die hier auf ganz neue Weise zusammenfinden, auf sich wirken lassen kann. Ganz so wie bei Feuer-, Kakao- oder Meditationszeremonie. 

Der Geist wird herausgefordert, in andere Bereiche hinein zu erkunden. Spannend. Hier, in dieser beweglichen Kuppel des Skyspace Lech, die ebenfalls in einen Berg hinein gebaut wurde und wo der Himmel bei Dämmerung als Teil des Raumes erfahren wird, kann man schon mal seine gewohnte Weise, die Welt als gesetzt zu betrachten, hinterfragen.

Bei speziellem Lichteinfall erleuchtet der Raum und der in ihm sitzende Mensch – gerade bin ich das – mit ihm. Himmel. Erde. Kunst. Dem Künstler geht es um die sinnliche und geistige Wahrnehmung von Licht. 

In den Gipslöchern der Berge von Oberlech gedeihen wunderschöne Orchideen

Mein Weg führt mich weiter zum Naturschutzgebiet Gipslöcher – auch so ein Phänomen in dieser schönen Natur, das staunen lässt. Das sind tiefe Krater, in denen bunten Orchideen wachsen. Die Löcher entstehen, wenn Regen in die Gipseinlagerungen am Berg eindringt, das Gestein aufquillt und der Regen den gelösten Gips fortspült.

Da die Gipslöcher sehr empfindlich sind, darf man die Wege nicht verlassen. Auch hier treffen also tiefe Schluchten, hohe Berge, Klarheit, Licht und Natur zusammen. Den Elementen Erde und Luft ausgesetzt wandere ich zurück zum Goldenen Berg, wo mich weitere Elemente erwarten: Erst Wasser (Infinity-Pool), dann Feuer(-Zeremonie). Was sich dabei einstellt? Klarheit. Und lichtvolle Momente. In solch einem inneren Setting, da bin ich sicher,  gedeihen dann auch wunderschöne Blüten im Leben (Orchideen). Man muss es nur ein bisschen üben. 

Weitere Informationen zum Hotel Goldener Berg in Oberlech:

https://www.goldenerberg.at

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Christiane Barth

Autor Kurzvorstellung:

Ich sammle Geschichten, die sich mir auf Reisen zeigen, füge die Einzelteile wie Puzzlestücke zusammen und erzähle sie weiter. Bin seit vielen Jahren als Reisejournalistin unterwegs.

Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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