Letztes Jahr hatte er drei Espressi benötigt. Brenninger wählte, so er mehrere Espressos orderte, stets die italienische Grammatik, das berühmte Mehrzahl-i – um zu beweisen, dass er fremdsprachlich nicht auf der Brennsupp’n daher geschwommen war. Und dieses Mal würde er vermutlich auch wieder drei benötigen. Um sich in sie zu wagen – in die erste Ski-Abfahrt der Saison.
Die Espressi waren nichts anderes als billige Zeitschinderei. Brenninger betonte stets, es sei einfach wichtig, wenn man mit der Gondel vom Tal unten nach ganz oben auf 3000 m Gletscher-Höhe schieße, erst einmal eine Anpassungs-Phase zu zelebrieren. Das sei wie bei den australischen Ureinwohnern, die doch auch immer behaupten würden, wenn sie mit dem Flugzeug irgendwo landeten, ihr Selbst sei noch völlig anderswo.
Doch die medizinischen Aspekte und die Aborigines waren dem Brenninger eigentlich völlig egal. Es ging lediglich darum, den Moment der ersten Abfahrt des neuen Winters hinaus zu zögern. Denn es war Brenninger einfach mulmig davor – seit seiner Kindheit bereits. Er war bereits damals nicht der Typ gewesen, der sich Hurra-artig in etwas stürzte.
Was er aber natürlich niemals zu gab, sondern genau beim ersten Stockschub der Saison stets einen brachialen Jodler vom Stapel ließ, der von seiner Riesen-Lebenslust in diesem Moment künden sollte. In Wirklichkeit jedoch für nichts anderes stand als ein Überspielen der Nervosität – ein Jodler zur Blendung aller neben ihm stehenden Familienmitglieder.
Dann der erste Schwung, der zweite Schwung, der dritte – und schon wieder ein Jodler! Und was für einer! Doch dieses Mal handelte es sich um keinen gefakten – sondern einem echten! Einem aus der Tiefe des Herzens kommenden! Denn – es ging ja noch super, das Skifahren! Waaaas für ein Glück! Juuuhuuuuu!!!!
So war es auch letztes Jahr gewesen. Und Brenninger hatte es nicht vergessen. Aber das Bauchgrummeln würde auch dieses Mal wieder da sein. Und ihn drei Espressi trinken lassen, um die ganze Sache hinaus zu zögern. Doch heuer, schwor sich Brenninger, würde er es anders machen! Und lieber ein Bier bestellen.
Der Brenninger ist ein typischer Freizeitsportler – und oftmals auf Reisen. Was er unterwegs und zu Hause erlebt, lesen Sie jeden Dienstag hier.
* Niedergeschrieben von Jupp Suttner.