Brenninger hasste Wandern. Schon als Kind, der jährliche Schul-Wandertag: ein Horror für ihn. Das einzige, was ihn damals tröstete: Das traditionelle Schnitzel, das seine Mutter für ihn als Wegverzehr buk. Meistens hatte er es bereits im Zug, noch vor der Ankunft im Wander-Revier, verdrückt.
Brenninger also hasste Wandern. Doch gestern, am Montag, konnte er nicht aus. Betriebsausflug. Einziger Trost: das Schnitzel, das – nunmehr seine Frau – für ihn gebacken hatte. Und als er mitten im Hatschen hinein biss, kam er via des Wiener Schnitzels auf eine Wiener Meldung, die er letzte Woche auf AOL gelesen hatte. (Manchmal verknüpft das Gehirn ja auf kurioseste Art.) Und zwar, dass sich 30 % aller Österreicher(innen) laut Umfrage einen Führer wünschten.
Aber wer, dachte sich Brenninger, sollte das denn sein? Am besten wohl Conchita Wurst. Das Muschelchen mit Zipfelchen hätte garantiert auch dem Haider gefallen. Und wer weiß, ob der Jörgl, wenn es damals bereits das Conchita Wurst gegeben hätte, nicht ein bisserl weniger gepichelt und ein bisserl weniger Gas gegeben hätte!
Conchita Wurst jedenfalls wäre – als berühmteste österreichische Persönlichkeit der Neuzeit hinter dem Ex-Österreicher Arnie Anabolika Swartzenägga – schon mal prädestiniert für den Job. Oder doch besser der Alaba?, überlegte Brenninger. Denn den Alaba kannte auch ein jeder. (Bis auf den Tiroler Landeshauptmann Günther Platter, der ihn 2012 in Seefeld mit den Worten begrüßte: „How do you do?“, was Alaba mit einem „Danke, Sie können ruhig Deutsch mit mir reden“ erwiderte, doch in Gedanken garantiert buchstabierte: ,Herst, bist deppert?’
In Frage kam natürlich auch noch Karli Schranz, der hatte 1972 nach dem Dolchstoß-Ausschluss von Olympia bei seiner Rückkehr soviel Menschen auf den Wiener Heldenplatz gelockt „wie keiner mehr seit Hitler“, wie allerseits respektvoll anerkannt wurde.
Aber der Karli ist bereits 76 und den kennen die jungen Menschen nicht mehr gut genug, als dass sie ihn an ihrer Spitze akzeptieren würden. Hermann Maier vielleicht? A geh – der ist doch kein Leader, sondern ein Werber. Eher schon der österreichische Skipräsident Schröcksnadel, der soll den ÖSV ja ziemlich diktatorisch führen, wie man hört.
Tja – wer? Bis es dem Brenninger dämmerte. Wahrscheinlich hatten die 30 % in der Umfrage einen BERG-Führer gemeint! Wobei ihm gleich einer ein fiel, den er mal in den 80iger-Jahren als Skilehrer im Salzburger Land gehabt hatte. Der brüllte nach jedem Skitag: „SKI…!!!!!!“ Und die Gruppe hatte zu antworten: „HEIL!!!!!!“ Am letzten Tag schrie er jedoch nicht SKI!!!!!!!!!, sondern HEIL!!!!!!!!!!. Und ehe es einige ältere Wedler bemerkt hatten, war als Antwort bereits ein lautes HI…..!!!!!!!! ihrem Mund entfleucht.
Es war übrigens ein Skikurs mit lauter Deutschen und Brenninger fiel jetzt ein Golfturnier ein, das er – im jetzigen Jahrhundert bereits – in der Nähe von Rosenheim bestritten hatte. Beim Einschreiben an der Rezeptions-Theke erfuhr er, dass der Veranstalter Adi hieß – wobei als Startgeschenk dann braune Polo-Shirts überreicht wurden. Brenninger stopfte das seine gleich in die Mülltonne auf dem Klo, weil er diese Kombination Adi/braun derart kacke fand, dass es ihn schlichtweg ekelte. Vor allem der Gedanke:
Was muss ein Mensch für Eltern haben, die ihr Jahrzehnte nach dem Krieg geborenes Kind auf den Namen Adi tauften? Was natürlich auch für Adolf Hütter zu trifft. Der derart mit seinem Vornamen gestrafte arme Kerl kam 1970 in Österreich zur Welt und ist der neue Trainer von Red Bull Salzburg. Er war auch bei 1860 im Gespräch gewesen und ein Adolf Hütter in München hätte nach den obligatorischen Niederlagen der Löwen bestimmt zu Aufmärschen vor der Feldherrnhalle geführt.
Vielleicht hasste Brenninger Wandern deshalb, weil es ihn bisweilen ans Marschieren erinnerte. Aber vor allem wohl deshalb: Weil man beim Wandern zu viel Zeit zum Sinnieren hatte. Und auf die blödesten Gedanken kam. Da spielte er schon lieber Golf, der Brenninger. In roten Hemden.
Der Brenninger ist ein typischer Freizeitsportler – und oftmals auf Reisen. Was er unterwegs und zu Hause erlebt, lesen Sie jeden Dienstag hier.
* Niedergeschrieben von Jupp Suttner.