Gleich vorweg, wer zu Hook oder Slice neigt, sollte im Kaiserwinkel Kössen zusätzliche Bälle im Bag mitführen. Die Länge ist es nicht, die den Platz schwierig macht. Kössentypisch sind die schmalen Fairways, flankiert von Wald, der auf die kleinsten Abweichungen wartet sowie das äußerst hungrige Wasser. Gefragt sind strategische Zurückhaltung, Akkuratesse, das Birdie-Buch und der Rat von Friedrich Wilhelm Nietzsche: »Wie kommt man am besten den Berg hinan – Steig’ nur hinauf und denk’ nicht dran«. Kössentypisch ist allerdings auch die wohltuende Abgeschiedenheit, die unberührte Natur und großartige Aussichten aufs nahe Kaisermassiv.
Geplant hat den Platz niemand geringerer als der britische Golfarchitekt Don Harradine, ein Spezialist für schwierige Gelände. Seine Stärke: Aus wenig Fläche und kleinen Budgets das Maximum herauszuholen. Der Stil: Eine unaufdringliche Formensprache mit dem Ziel, der Natur etwas zu schenken, anstatt ihr etwas zu nehmen. Very british! Entstanden ist in Kössen eine Mischung aus Parklandkurs und leicht hügeligem Almparcours, zu Fuß ohne Probleme zu bewältigen. Im Sommer mit Heidi-Gefühl, im Herbst mit Indian-Summer-Flair.
Postwendend stellen sich an den ersten Löchern die »Mitspieler« vor. Da wären zunächst die alten Fichten und Lärchen als redliche Gesellen: Lässt sich doch ein verirrter Ball leicht finden auf ihrem moosbedeckten Waldboden, wie auch so mancher Pilz. Allerdings sollte man den flachen Rettungsschlag zurück auf das Fairway beherrschen. Hingegen gibt die Kohle, ein temperamentvoller Gebirgsbach, der vier Mal zu überspielen ist, Bälle, Äschen und Forellen nur per Angel frei. Also volle Konzentration an den Bahnen 2, 4, 10 und 18. Insbesondere am Schlussloch, einem Par 3 mit 172 Metern, ist der Score-Saver vorlegen zu empfehlen, wenn man die Partie nicht mit einer Havarie beenden will. Und der »blauen Lacke« an der 3 wird nachgesagt, dass auf dem Grund ein Ballmagnet liegt. An diesem Loch zeigt sich die tatsächliche Carry-Länge der Akteure. Angesagt sind 135 Meter bei den Herren und 101 Meter bei den Damen. Die restlichen Weggenossen auf der Partie: zwei Weiher, mehrere Biotope, 19 Bunker und zwei Doglegs an Loch 4 und 5, die ihrem Namen alle Ehre machen. Dagegen sind die kleinen und lediglich leicht ondulierten Grüns verlässliche Gefährten, um einige Schläge wieder gutzumachen.
Spieler, die den »Tunnelblick« beherrschen und perfekt die wundersamen »Mitspieler« ausblenden, werden diesen fairen Platz sehr schätzen und sich spielerisch und mental mit ihm messen. Und wenn es mal nicht so laufen will? Einfach ab und zu den Driver im Bag stecken lassen und sich vom majestätischen Kaiserwinkel verzaubern lassen. Egal ob Waldeslust oder Waldesfrust.
Einer von 113 Tipps aus dem Reiseführer »Reiselust Golf & More: Chiemgau & Kaiserwinkl Kössen – Golfplätze, Kultur & Genuss«
Golf Kaiserwinkl Kössen
www.golf-koessen.at
A-6345 Kössen Tirol
Mühlau 1
✆ +43 (0)5375 21 22
- 18-Loch-Platz
- Ebener Talkessel & leicht hügelig. Enge Fairways & Wasserhindernisse
- Eröffnet 1988; Design Don Harradine
- Startzeiten alle 10 Minuten – Anmeldung notwendig
Stammvorgabe - 45 erforderlich
VcG-Spieler zugelassen - 2 Schutzhütten mit Blitzableiter
- Sanitäranlagen nur im Clubhaus Loch 9
- Birdiebuch & gute Hinweisschilder. Angaben zur Grünondulierung fehlen
- Pin-Position: Angaben Hinten; Mitte; Vorne
- Greenfee 18-Loch-Platz
Tagesgreenfee 70 €
Damentag: Mittwoch 55 € außer an Feiertagen
Seniorentag: Donnerstag 55 € außer an Feiertagen
Sunset Greenfee ab 16 Uhr 45 €
Jugendliche & Studenten 40 € - eCarts 33 €
- Golfakademie ⇒ Douglas Nicoll
- Driving Range
35 Grasabschläge
6 Mattenabschläge überdacht
Putting Green, Chipping Green, Übungsbunker
Rangebälle 2 € / 30 Stück - Hunde nicht erlaubt
- Proshop gut sortiert
- Gastronomie: Große Sonnenterrasse & Wintergarten rustikal alpenländisch
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