Wunderschönes Trentino: Den Winter mit allen Sinnen erleben 

Zwischen Trient, der Hauptstadt des Trentino, und dem Bergdorf Andalo liegt ein Paradies für Wintersportler, die Paganella. Vom Gipfel des Bergmassivs eröffnet sich ein beeindruckendes Panorama auf die Brenta Dolomiten und auf das Tal der Seen bis hin zum Gardasee. Den besten Blick bietet die Terrasse der Berghütte La Roda. 

Das beschauliche Andalo auf der Paganella Hochebene ©Wolf-Götz

Mitten in Andalo, einem der fünf Dörfer der Paganella-Hochebene, ist die Station der Gondelbahn, mit der wir auf die 1730 Meter hohe Bergstation Doss Pelà schweben. Von hier aus starten wir unsere Schneeschuhtour Richtung Gipfel. Schon nach den ersten noch etwas ungelenken Schritten hört man nur noch den Schnee unter den Yetisohlen knirschen. Langsam taucht die Morgensonne die verschneite Berglandschaft in helles Licht. Tourguide Alessio Tait stimmt uns auf das Mantra des Tourengehens ein: Langsam einsteigen und gleichmäßig Schritt für Schritt setzen. Abseits der Piste führt die erste Etappe steil aufwärts. „Achtet auf gleichmäßiges atmen“, empfiehlt Alessio. Dann geht es durch dichten, stellenweise von Schneisen der Skipisten unterbrochenen Nadelwald gemächlich weiter, bevor der nächste Anstieg beginnt. 

Respekt vor der Schönheit der Berge im Trentino

Eine kleine Verschnaufpause nutzt Alessio und führt seine Sicherheitsausrüstung vor. „Auf jeder Tour habe ich das ganze Besteck im Rucksack“, betont der Bergfex lächelnd. Dazu gehört eine Schaufel, eine ausklappbare Stange zur Messung der Schneehöhe und nicht zuletzt ein Internet unabhängiges Lawinensuchgerät zum Aufspüren von Verschütteten. Auf winterlichen Bergtouren sei es wichtig, die Schneebeschaffenheit zu kennen. Als Tourenprofi hat Alessio nicht nur Respekt vor der Schönheit der Berge; auch die Gefahren, etwa durch die schnell wechselnden Wetterbedingungen, müsse man respektieren. 

Gratwanderung zwischen Rummel und Ruhe 

Langsam und gleichmäßig ist das Mantra beim Schneeschuh-Tourengehen ©Wolf-Götz

Auf den letzten Metern unserer Schneeschuhtour im Trentino tönt uns schon die Beschallung aus den Lautsprechern der Bergstation Rifugio La Roda entgegen. Bevor es in die Hütte zum wohlverdienten Mittagessen auf der 2125 Meter hohen Cima Paganella geht, genießen wir den traumhaften Ausblick auf die Brenta Dolomiten, das Nonstal, Etschtal und Fleimstal bis nach Trient und zum Gardasee, der sich von der Terrasse des Bergrestaurants bietet.

Anschließend lassen wir uns in der gut besuchten Roda Hütte, die vor einigen Jahren ganz aus Holz neu aufgebaut wurde, die Küche des Trentino schmecken. Ein herzhafter Teller Gerstensuppe heizt erst einmal ein. Danach sorgt die Polenta mit Pilzen oder wahlweise Spinatnocken, die hier Strangolapreti heißen, für neue Energie. Die beliebte Bombardino. aus heißer Milch, einem Schuss Weinbrand und Eierlikör, Schlagsahne, Kakaopulver und Zimt darf als  süßer Abschluss nicht fehlen.

Die Sicht von der Cima Paganella reicht bis zum Gardasee ©Wolf-Götz

Im überschaubaren Urlaubsort Andalo mit seinen knapp 1200 Einwohnern herrscht in den Nachmittagsstunden lebendiges Treiben beim Shoppen und später beim Après Ski. Durch seine etwas abgeschiedene Lage hoch über dem Etschtal auf einem Sattel zwischen der Brenta-Gruppe und der Paganella ist der Wintersportort weniger  bekannt. Die umfangreiche Modernisierung der Liftanlagen in den vergangenen Jahren scheint sich indessen herumgesprochen zu haben.

Vor allem an sonnigen Wintertagen erlebt Andalo eine Gratwanderung aus Rummel und Ruhe. Nicht nur Schneeschuh- und Winterwanderer kommen hier auf ihre Kosten. Sportliche Skifahrer und Snowboarder können sich auf den breiten Pisten und dem kurvigem Gelände austoben bis die Muskeln brennen. Zwischendurch fasziniert immer wieder der Panoramablick auf die zackigen Brenta-Gipfel im Westen und auf den Alpenhauptkamm im Norden, den Rosengarten und die Marmolada. 

Im Etschtal beginnt die Arbeit an den Rebstöcken

Unten im Etschtal beginnt derweil die Arbeit an den Rebstöcken, damit die Trauben im Frühjahr geordnet austreiben können. Zu den alteingesessenen Winzerfamilien in den Talgemeinden im Trentino gehören die Endrizzis, die ihr Weingut in der Ortschaft San Michele bereits in fünfter Generation betreiben. Vor über 100 Jahren führten die Pioniere der Sortenvielfalt die Rebsorten Cabernet und Merlot in der Region ein, ohne die einheimischen Gewächse wie den Lagrein oder Teroldego aus dem Blick zu verlieren. Ein gewagtes Spiel damals.

Doch der Mut, für die Weiterentwicklung der Weine etwas zu riskieren, hat sich gelohnt. Heute umfassen die Weinberge der Familie ein weitreichendes Gebiet, das aus hügeligen bis hin zu leicht gebirgigen Flächen besteht. Die klimatische Vielfalt, die sich daraus ergibt, reicht von mediterran bis zu alpiner Frische. Selbst als Laie nimmt man bei der Weinverkostung die geschmackliche Bandbreite wahr.

Auf einer kleinen Weinbergtour anschließend erzählt Jungwinzer Torben in bestem Hochdeutsch Geschichten zur einheimischen Weinkultur. Überhaupt wird Kulturaustausch bei der Winzerfamilie groß geschrieben. Ob beim Essen im gemütlichen Bistro, bei Lesungen, Jazzabenden oder anderen Events, im Weingut Endrizzi ist immer für Unterhaltung gesorgt. Und das mehrsprachig, denn so Önologe Torben, der im norddeutschen Apfelland aufgewachsen ist: „Bei uns spricht die ganze Familie mehrere Sprachen“.    

Tiefenentspannt am „schönsten See Italiens“

Zu Füßen der Brenta Dolomiten liegt das Bergdorf am Molvenosee ©Wolf-Götz

Über den Wäldern rund um die Ortschaft Fai della Paganella hoch über dem Etschtal im Trentino liegt in den winterlichen Morgenstunden eine magische Stimmung. Zwischen den erhabenen Buchen und munter dahin plätschernden Bachläufen machen wir uns mit Stefania Agostini, die sich auf meditative Touren spezialisiert hat, zum Waldbaden auf. Schon zum Einstieg des entspannenden Trails gibt uns die Waldtherapeutin Tipps zum Öffnen unserer Sinne: „Konzentriert euch auf das, was ihr seht und hört! Achtet auf jeden Schritt und versucht, einen Bezug zu den Bäumen zu bekommen!“ Dabei könne man einzelne Stämme auch berühren und dabei spüren, ob sich ein Gefühl zu dem jeweiligen Baum einstellt.

Traumhafte Ausblicke auf das Etschtal

Mit aller Konzentration setzen wir jeden Schritt ganz bewusst, achten dabei auf die Geräusche des Waldes und versuchen alles andere auszublenden. An einem kleinen Gebirgsbach, der stellenweise gefroren ist und aus dem klaren Wasser bizarre Formen gebildet hat, lassen wir uns nieder und lauschen andächtig dem gleichmäßigen Plätschern. Wer noch tiefer in das meditative Walderlebnis eintauchen möchte, kann sich auf einer monumentalen Hängematte zwischen den Baumriesen niederlassen und unter dem dichten Laubdach der winterlichen Kälte und allen Gedanken an den Alltag trotzen. Für die gesundheitsfördernden Wanderungen stehen im „Parco del Respiro“, dem Waldbadepark in Fai della Paganella, vier verschiedene Touren mit unterschiedlichen Kraftplätzen und traumhaften Ausblicken auf das Etschtal zur Wahl. 

Sportliches Wandern und Klettern im Trentino

Während beim Waldbaden nicht die Höhenmeter zählen, ist rund um den Molveno-See auf der Paganella-Hochebene sportliches Wandern und Klettern angesagt. Eingebettet in die Brenta-Dolomiten gilt der Natursee mit seinem idyllischen Bergdorf am nördlichen Ufer und dem sauberen und fischreichen Wasser laut dem italienischen Touring Club als „schönster See Italiens“. An sonnigen Nachmittagen, wenn das Wasser von tiefblau über türkis bis smaragdgrün schimmert, lockt ein gemütlicher Spaziergang am See. Bei einem Cappuccino anschließend genießen wir dieses landschaftliche Kleinod und fühlen uns dabei tiefenentspannt. 

Text und Bilder: © Renate Wolf-Götz    

Weitere Infos zum Trentino:

Italienische Zentrale für Tourismus Enit, www.italia.it/en

www.visittrentino.info

Weinkellerei Endrizzi, www.endrizzi.it

Verkostungstour (ganzjährig) 15 bis 35 Euro

www.visitfaidellapaganella.it, www.parcodelrespiro.it

Geführte Waldbadetouren ab 50 Euro pro Stunde, Hunde sind erlaubt Molveno See, www.molveno.it

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Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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