Irgendwann auf einer Reise, auf jeder Reise, kommt, wer Glück hat, dorthin, wo die glücklichsten Menschen leben. In Deutschland ist dies Plön. Schon im Glücks-Wettbewerb der Bundesländer ist Schleswig-Holstein vorne, und dort wiederum Plön. Man mag die wissenschaftliche Qualität dieser Glücklichkeitsermittlung anzweifeln und als Marketinggag entlarven. Schließlich war ja auch die Bezeichnung der Gegend, in der sich Plön befindet, als „Holsteinische Schweiz“ eindeutig ein solcher. Selbst wer die Berge durch Seen ersetzt wäre nie auf diesen Vergleich gekommen, wenn er nicht Unmengen von Kümmel zu sich genommen hätte, wobei in dieser norddeutschen Gegend Kümmel ein Schnaps ist und kein Gewürz. Wer aber liest, dass sich die Glücklichsten der Republik auch mit Weimar vergleichen, der muss akzeptieren, dass ein kritischer Mensch der Sache nachgeht, ob hier nicht Hochstapelei oder Schlimmeres vorzufinden ist.
Bild: Das Plöner Schloss
Zunächst einmal: Das Weimarer Land hat nichts, was man als Seen bezeichnen könnte. Fans des Kromsdorfer Speichers mögen verzeihen. Und wer in Plön und Umgebung die Klassik sucht, landet bei Weber und seinem Freischütz und ansonsten im Nichts oder bestenfalls in der Schwimmhalle des Schlosses beim Kulturforum. Da wäre ein Vergleich mit Potsdam naheliegender, die Seen und das Imperiale, was am Weimarer Fürstenhof (zum Glück) fehlte. Die sechs Söhne von Wilhelm II gingen in Plön auf die Kadetten-Schule, und deren Nachfahren wiederum nerven mit Rückgabe-Forderungen. Aber das Schloss von Plön und der Prinzenpalast sind auf der Wunschliste von Prinz Georg Friedrich von Preußen und seiner Familie nicht dabei. Vielleicht rührt daher das Glücksgefühl?
Es ist nicht so, dass wir nicht glücklich waren, in Plön, in der Ferienwohnung Kruppa, die von den Eigentümern geführt wird, noch untergekommen zu sein, wo doch alle in die Seenlandschaft rund um die Orte Plön, Eutin, Malente zu strömen schienen in diesen sonnigen Augusttagen. Aber da es vielen für einen Aufenthalt im Freien wohl zu warm war, konnte man ohne Gedränge das Erlaufen, was sich anbot, die historische Altstadt mit Johannis – und Nikolaikirche, das Plöner Schloss, das Schloss-Gelände mit Prinzenhaus, Pförtnerhaus, Museum, Uhrenhaus, Schlossgärtnerei und besagter Schwimmhalle.
Alles ist schön anzusehen, historisch nicht uninteressant, das Schloss im 30jährigen Krieg von einer Fürstin aus dem Hause Gottorf erbaut, Sitz der Plöner Herzöge, nach dem Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 preußisch. Kadettenanstalt für die Söhne des deutschen Kaisers. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden alle Militärschulen durch den Vertrag von Versailles verboten, und doch war es wieder ab 1933 Erziehungsanstalt der Nationalsozialisten. Die britischen Besatzungstruppen in Schleswig-Holstein und Hamburg nahmen das Schloss als ihr Hauptquartier. Heute ist es die Akademie eines Brillenherstellers, weil sich die Stadt Plön mit den Renovierungskosten überfordert sah.
Von der Altstadt wenige Schritte auf den Schlossberg, dann laufen wir zum See hinunter, unterqueren die vom Kaiser angelegte Bahn, den Großen Plöner See zu unserer Linken gehen wir zur Prinzeninsel, wo uns von Gästen von dem Entenbraten vorgeschwärmt wird. Wir werden am Kuchenbuffet fündig, dann geht´s zum Sandstrand, dem Prinzenbad, und am See zurück zum Auto. Denn den Schlössern in Eutin und Malente sollte noch die Aufwartung gemacht werden. Aber wir waren so glücklich (fast wie ein Plöner) und zufrieden, dass wir diese Exkursionen auf die nächsten Tage in der Holsteinischen Schweiz mit ihren 200 Seen verschoben.
Die 16-teilige Serie findet Eingang in eine Foto-Text-Ausstellung „Gesichter Deutschlands“ im öffentlichen Raum in Gräfelfing und in einen Katalog mit gleichem Namen. Der Katalog „Gesichter Europas- eine Reiseliebe“ ist mit der ISBN 978-3-942138-67-3 über die Buchhandlungen oder direkt beim GRÄV-Verlag zum Preis von 15 Euro zu beziehen.
Nächste Folge: Fehmarn