Fast die gesamte Ski-Welt trägt inzwischen Sturzhelm. Nur eine Person weigert sich beharrlich: Brenningers Frau. Er nimmt an, wegen der Frisur. Zu Beginn jeder Saison klagt sie, ein Einkauf wäre angesichts der hohen Preise geradezu unmöglich. Gegen Ende jeder Saison klagt sie, dass einfach keine vernünftige Auswahl mehr vorhanden sei.
Nun entdeckte Brenninger jedoch im Schaufenster eines Sport-Shops im schweizerischen Pontresina einen wirklich wunderbaren Skisturzhelm. Ganz in weiß – mit einem silbernen Buchstaben an der Stirnseite. Da Pontresina jedoch gleich neben St. Moritz liegt und dieser Buchstabe B für eine berühmte Edelmarke steht, schuldete der Preis genau dem Zusammentreffen jener beiden Umstände: 550 Franken – etwa 525 Euro.
Er rief seine Frau an: „Würdest Du einen solchen Sturzhelm aufsetzen?“
Sie: „Den würde ich sogar im Sommer tragen!“
Erfreulicherweise war jedoch gerade Mittagspause, hatte der Laden geschlossen, drängte die Clique zum Aufbruch von diesem Ort und liegt Pontresina ziemlich weit von München entfernt – so dass für Brenninger keine Gefahr bestand, das gute Stück tatsächlich erwerben zu müssen.
„Und ganz ehrlich gesagt“, dachte er bei sich, „ist es ja wirklich schön, wie ihre blonden Haare beim Skifahren so flattern…“
Aber ein schlechtes Gewissen plagte ihn trotzdem. Was, wenn dem schönen Kopf unter diesen blonden Haaren etwas passieren würde? Und muss denn immer zuerst was passieren, ehe das Richtige geschieht?
Bei ihm selbst war es ja nicht anders gewesen. Wwuuuuuusch hatte es bei Brenninger damals gemacht – und er war meterweise durch die Luft geflogen. Im Skigebiet von Wagrain in der Salzburger Sportwelt. Stangengerade hatte ihn ein Skifahrer über den Haufen gefahren! Sterne-sehend lag er im Schnee. Ein Skihaserl trat heran: „Fehlt Ihnen was?“. Brenninger stöhnte nur: „So ein Idiot!“. Das Skihaserl: „Das war mein Mann“. Dann kam er schon heran, der Pisten-Rowdy – und entschuldigte sich.
Das Skihaserl hingegen fauchte ihren Gatten plötzlich wie eine Schnee-Furie an: „Bist Du verrückt?!?“ Sie habe genau gesehen, dass er schuldlos sei. Sondern dass vielmehr Brenninger ihrem Mann über die Ski-Enden gefahren – und deshalb gestürzt sei. „Aber nein“, schüttelte der Gatte müde den Kopf, „das wäre schon MEIN Fehler.“ Und überreichte Brenninger ein Visiten-Kärtchen. Außerordentlich fair.
Vom Schmerzensgeld kaufte sich Brenninger damals einen Sturzhelm. Und ist seitdem außerordentlich glücklich mit dieser winterlichen Hauptbedeckung.
„Die mit’m Huat san guat“, pflegte er gerne zu scherzen. „Die mitm’ Kappe san dappe. Die mit der Mützn konnst blitzn.“
Und die mitm Hejm?
„Kumma xund hoam.“
Das reimte sich zwar nicht – aber stimmte.
Der Brenninger ist ein typischer Freizeitsportler – und oftmals auf Reisen. Was er unterwegs und zu Hause erlebt, lesen Sie jeden Dienstag hier.
* Niedergeschrieben von Jupp Suttner.