Loy Krathong in Khao Lak – Eine etwas andere Weihnachtsgeschichte

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Loy Krathong in Khao Lak
Loy Krathong in Khao Lak

Heute ist es mir ein Anliegen diese Geschichte, geschrieben vor über 9 Jahren, noch einmal zu veröffentlichen. 1: 1, so wie damals!

Zum Gedenken an die fast 230.000 Menschen, die  am zweiten Weihnachtsfeiertag 2004 von dem Sturm in den Tod gerissen wurden, fast 3 Millionen Menschen verloren ihr Obdach. Innerhalb weniger Stunden verwüsteten am 26. Dezember 2004 gewaltige Flutwellen die Küsten des Indischen Ozeans.

Heute vor 10 Jahren lernten die meisten von uns das Wort Tsunami kennen… darunter auch ich. Und rund 9 Monate später wurde ich gebeten nach Khao Lak zu kommen, um zu sehen, dass doch alles wieder gut sei – dass die Gäste gerne wieder kommen können. Schließlich brauchte man das Geld der Touristen dringend für das tägliche Überleben. Ich selbst konnte damals das Ausmaß dessen, was das Ausbleiben der Touristen für die Region bedeutete noch gar nicht begreifen…. bis zu einem persönlichen Erlebnis, das mich sehr bewegte… bis heute berührt… immer wieder einmal aufflammt, besonders an Tagen wie diesen!

Es ist der Anlass dafür, weshalb ich heute – exakt 10 Jahre nach dem Tsunami noch einmal meine Geschichte erzählen möchte. Katastrophen geraten ja so schnell in Vergessenheit. Die betroffenen Menschen werden nie vergessen – vielleicht überwinden –  ich wünsche den Menschen dort auch heute noch das, was ich mir für sie bereits damals erhoffte: dass die Gäste kommen und die Einheimischen sich ihren Unterhalt dadurch verdingen können.

Welch bescheidener Wunsch dies zu jeder Zeit doch war…. im Vergleich zu dem, was wir uns oft zur Weihnachtszeit wünschen!


 Loy Krathong in Khao Lak

Eine etwas andere Weihnachtsgeschichte

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Rückblick: Weihnachten 2004

Kate und Andrew Kemp feiern, nicht nur weil Weihnachten ist, nein – auch weil am 29. Dezember ihr neues Hotel eröffnen soll.

Dann kommt alles ganz anders! Am 26. Dezember 2004 schlägt der Tsunami zu. Die Riesenwelle reißt mit sich, was sie sich nehmen will: Menschenleben, Landschaft, Häuser, Geschäfte, Hotels – auch das von Kate und Andrew.

 

November 2005

Ende der Regenzeit steht im Reiseführer. Am Flughafen in Phuket werde ich von einem heftigen Tropenschauer begrüßt. Egal, es ist schon abends und ich bin müde von dem langen Flug.

Nungh, der Fahrer, den das Hotel zum Transfer unserer kleinen Reisegruppe geschickt hat empfängt uns mit strahlendem Lächeln, kalten Getränken und erfrischenden Tüchern. Ein liebevoller Empfang, der für die nochmals einstündige Fahrt zum Hotel entschädigt.

Unser Weg führt durch Khao Lak zum etwas außerhalb gelegenen Hotel. Ich sehe leider nichts vom Ort, dazu ist es schon zu dunkel…

Der Empfang im Sarojin ist herzlich: Lächeln in allen Gesichtern, Guavensaft und Orchideen für jeden. Durch einen riesigen mit Fackeln beleuchteten Park werde ich zu meinem Zimmer begleitet, einem Traum ganz im Zen-Stil.

Es hat zu regnen aufgehört, Abendessen steht auf dem Programm. Die Hotelanlage hat zwei Restaurants, für uns hat man eigens am Strand gedeckt bei Kerzenbeleuchtung und Meeresrauschen.

Andrew, der Hotelier des Sarojin begrüßt uns und erzählt von der Wiedereröffnung seines Hotels Anfang Oktober und davon, dass es jetzt nicht mehr ganz so viele Palmen sind, wie vor einem Jahr. Von der Philosophie des Hauses, den Gästen jeden Wunsch von den Augen abzulesen und den unzähligen Freizeitangeboten in und um das Resort. Ein Wort wird jedoch gemieden: Tsunami. Man solle doch nicht zurückblicken, sondern vorwärts schauen!

Dennoch, unsere Reisegruppe will am nächsten Tag an den Hauptort des Geschehens, direkt nach Khao Lak.

Montag:

Nachdem wir am Vormittag einen Thai-Kochkurs unter Anleitung der Hotelköche absolviert haben, fahren wir in den Ort, der nur mehr vereinzelt Baustellen aufweist. Wer nicht vorher einmal da war könnte meinen, es sei nie anders gewesen. Noot und Kik vom Hotelmanagement begleiten uns und führen uns zu einer Gedenkstätte. Gerne sprechen sie nicht über das, was geschah. Es gibt hier niemanden, der nicht mindestens einen Freund oder Verwandten verloren hat. „Aber wir leben“ – jetzt, hier und heute und es muss weiter gehen. Wir fragen nach den Hilfsgeldern, ob sie denn angekommen seien. Ja, aber zweckgebunden, man könne sie nicht einsetzen, wie man will. Überhaupt – man wolle kein Geld, sondern dass die Touristen wiederkommen. Dann hätte man Arbeit und könne leben.

Auf der Rückfahrt halten wir noch mal kurz im Ort beim Markt. In einem Geschäft sehe ich ein Kleid aus roter Seide. So eines wollte ich schon immer! Der Laden entpuppt sich als Schneiderei. Vorbei der Traum vom roten Kleid denke ich und wende mich zur Tür. Für was ich mich denn interessiere? Ich zeige zum Fenster und erkläre, dass mein Aufenthalt zu kurz sei, um etwas nähen zu lassen. Wie lange denn? Nur noch 15 Minuten jetzt im Ort und bis Mittwoch im Hotel. Das reicht, meint Sopon der Schneider, jetzt nehme er Maß, morgen käme er zur Anprobe ins Hotel, übermorgen sei alles fertig. Der Preis erscheint mir zu hoch. Ja, aber er brauche doch das Geld, es sind keine Touristen da und die Geschäfte gehen schlecht. Wir einigen uns und ich zahle die Hälfte an. Bis morgen um 18 Uhr im Hotel…

Dienstag:

Mit der Lady Sarojin, dem hauseigenen Luxusboot geht es zu den vorgelagerten Similan Islands. Die Tauchgründe tragen so malerische Namen wie Elephant Head Rock, Donald Duck Bay und Christmas Point. Wir entscheiden uns dafür, nur Schnorcheln zu gehen, dafür aber mehrere Buchten zu besuchen.

Simillian IslandEine bunt schillernde Unterwasserwelt tut sich vor unseren Augen auf, vielfältig, artenreich und zum Glück unbeschadet. Zum Sonnenuntergang kehren wir zurück. Die vereinbarten Aroma- und Thaimassagen im wunderschönen Spa warten. Ich warte in meiner Gartensuite auf meinen Schneider – der nicht kommt! Großartig, denke ich, kein Kleid und das Geld werde ich wohl auch nicht wieder sehen.

Abends beim Dinner im Strandrestaurant kommt eine Nachricht, ich würde an meiner Suite erwartet. Ein Hotelboy gibt mir Geleit und damit ein sicheres Gefühl während der Anprobe, denn er wartet vor der Tür. „Spät“ rüge ich Sopon, bin aber schnell versöhnt, denn das Kleid sitzt fast perfekt. Morgen um 18 Uhr bringe er es fertig. „Pünktlich“ mahne ich und sehe plötzlich seltsame Flecken auf Sopons Hemd. Vorsichtig hebt er es an und ich sehe seinen völlig verbrannten Bauch. Feuer zuhause, die jüngste Tochter hat mit dem Gas gespielt, daher die Verspätung.

Ich bin tief beschämt.

Mittwoch:

Heute ist Loy Krathong, November-Vollmond und damit einer der wichtigsten Festtage des Landes. Man huldigt der Göttin des Wassers. Allerorts laufen die Vorbereitungen für den Abend auf Hochtouren.

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Wir fahren unterdessen in den Kao Sok Nationalpark zur Elefanten-Trekkingtour. Dodo, der uns auf seinem Rücken trägt, ist 35 Jahre alt. Mit zwölf Jahren begann für ihn die Ausbildung durch seinen Mahut, der ihn in Leben lang begleitet. Sicher führen uns die Dickhäuter durch dichten Regenwald, über Flüsse, vorbei an Gummibaum-Plantagen, Riesenfarnen und Bambus. Dodos Lohn sind Bananen und eine Dusche unterm Wasserfall.

Auf der Rückfahrt halten wir in Takua Pa, einer vorwiegend von Chinesen bewohnten Stadt, die durch frühere Zinnvorkommen und Gewürzanbau zu Reichtum kam. Ein Abstecher im prächtigen Tempel ist Pflicht. Die zu über 90 Prozent buddhistischen Thais leben friedvoll neben Hindus und Moslems. Geisterglaube ist allgegenwärtig. Nachmittags, nachdem ich im türkisblauen, badewannenwarmen Meer schwimmen war, bastle ich mit Hilfe von Soy mein eigenes Loy Krathong Licht. Abends werden dann die Blumen verzierten Bananenblatt-Schiffchen, die mit Kerzen und Räucherwerk bestückt sind zu Wasser getragen. Dabei lässt man alles Schlechte der Vergangenheit hinter sich und wünscht sich und anderen Glück für die Zukunft.

Das Gartenrestaurant, das an einem großen Seerosenteich liegt wird geschmückt, eine Bühne ist im Wasser errichtet, das Buffet wird aufgebaut. Nach dem Cocktail treffen Tänzer ein und entführen uns in eine mystisch fernöstliche Welt. Begleitet von Trommelwirbel laufe ich noch einmal zurück zu meinem Zimmer. Sopon bringt mein Kleid – es sitzt perfekt.

F1000029SeeroseDie Schönheiten des Hotels veranstalten einen Wettbewerb, jede lockt mit Anmut und lieblichem Reiz. Dann ist es soweit: die Gäste nehmen ihr Blumenschiffchen, entzünden Kerzen und Räucherwerk. Manche Einheimischen lassen sogar Krathong Sawan steigen – Papierballons, die beleuchtet sanft im Himmel entschweben. Die ersten Schiffchen gleiten im Wasser langsam dahin. Auch ich setze meines in den Teich, halte es noch einen Moment.

Was ich mir persönlich wünsche, bleibt natürlich mein Geheimnis. Für die freundlichen, lächelnden Menschen im Süden Thailands erhoffe ich eine friedfertige Natur und, dass die Gäste hierher zurückkehren.

 Fotos und Text: Adelheid Wanninger

 

Infos:
Beste Reisezeit: November bis Mai
Klima. Tropisch, hohe Luftfeuchte
Impfungen: nicht notwendig
Einreise: mit mindestens 3 Monate gültigem Pass
Währung: Baht
Zeit: MEZ + 6 Stunden

Hotelinformation: www.sarojin.com
The Sarojin ist heute vollständig im Besitz und betrieben unter WhiteKaps Resort Company
info@whitekapsresorts.com

Weitere Infos:
www.thailandtourismus.de
www.khaolak.de

 

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Adelheid Wanninger

Autor Kurzvorstellung:

Adelheid Wanninger schreibt und fotografiert als freie Journalistin seit über 23 Jahren für unterschiedlichste Medien wie das Porsche Club Magazin, Journal München, Savoir Vivre, Münchener Merkur, Welt, spiegel-online, Fine Tobacco, den Deutschen Camping Club u.v.a. Mit ihren Schwerpunkten Reise, Hotellerie, Wellness und Kulinarik wird sie aber auch häufig für Fremdenverkehrsmagazine angefragt. Weltweit agierend gilt die Liebe der sportlichen Rosenheimerin aber doch dem alpinen Raum, dem sie als Hommage ihr Buch „Die ganze Kraft der Alpen“ widmete.

Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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