VON JUPP SUTTNER /// Skifahrer/innen haben es nicht leicht in diesen Zeiten – sie werden von etlichen Seiten als Umweltsünder/innen eingestuft. Doch es ist durchaus möglich, auch mit gutem grünen Gewissen dem weißen Spaß zu frönen. Zum Beispiel im schweizerischen Kanton Graubünden. Dort muss man nur mal hören, was Reto Fry, Umweltbeauftragter und Leiter des Greenstyle-Projekts in Laax zu erzählen hat. Denn sein ehrgeiziges Ziel lautet: „Bis 2030 als erste alpine Feriendestination weitgehend CO2-neutral zu sein!“ Dabei ist seine größte Vision, den gesamten Energiebedarf des größten zusammenhängenden Skigebiets Graubündens durch 100 Prozent regionale erneuerbare Energie abzudecken.
„Um dieses ehrgeizige Ziel aus eigener Kraft und ohne scheinheilige CO2-Kompensationszahlungen zu erreichen“, verkündet ein Pressetext, „setzt man dort seit 2010 unter dem Motto „Greenstyle“ auf einen rigorosen Sieben-Punkte-Plan“. Fry:
„Ein großes Potential sehe ich dabei im Bereich Mobilität und Gebäudebestand“.
Denn immer häufiger sehe man Elektroautos auf den Straßen und Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern. So auch auf dem Riders Hotel in Laax Murschetg, das ein echtes Nachhaltigkeitsversprechen abgegeben habe: maximale Energieeffizienz, 100 Prozent erneuerbare Energien, exklusives Second Hand Mobiliar sowie Zero Waste.
“Das Pilotprojekt”, so die Pressemitteilung, “hat unter anderem ein begrüntes Dach, das Insekten einen Lebensraum bietet und gleichzeitig isolierend wirkt.”
Infos: www.flimslaax.com , www.ridershotel.com , www.graubuenden.ch , www.myswitzerland.com
Doch Laax steht nicht alleine mit seinen Bemühungen. Die Münchner Agentur Hansmann hat noch etliche weitere Destinationen eruiert. Hier ihr Bericht:
Riesneralm/Steiermark:
Innovativ, ökologisch, nachhaltig und zukunftsweisend – das Skigebiet Riesneralm in der
Steiermark hat im vergangenen Jahr das zweite Wasserkraftwerk an der Talstation in Betrieb
genommen und produziert nun erfolgreich rund sechs Millionen Kilowattstunden Strom im
Jahr. Das ist ungefähr doppelt so viel, wie die saisonale Beschneiung und der Betrieb des
gesamten Skigebiets erfordern. Der überschüssige Ökostrom wird ins öffentliche Energienetz
eingespeist. Der Clou: Eines der beiden Wasserkraftwerke ist mit seinem Rohrsystem an die
bestehende Beschneiungsanlage angeschlossen und produziert auf diese Weise Schnee und
Strom zugleich. Mit diesem einzigartigen Modell ist man nun in der Lage, die Beschneiung
über den Stromverkauf zu finanzieren und benötigt darüber hinaus keinen zusätzlichen
Beschneiungsteich mehr.
Serfaus-Fiss-Ladis/Tirol:
Die Bergbahnen im Tiroler Serfaus-Fiss-Ladis haben sich seit rund 20 Jahren der intensiven
Zusammenarbeit mit den regionalen Bergbauern verschrieben. Dass das eine dreifache Win-
Win-Situation ist, darin sind sich Josef Kaschutnig von der Fisser Bergbahnen GmbH und
Christof Schalber von der Seilbahn Komperdell GmbH einig. Gut für die Bauern, gut für die
Bergbahnen und gut für die Besucher am Hochplateau, denn „die Bauern profitieren von
kurzen Lieferwegen und wir können den Gästen hervorragende Qualität bieten“, sagen beide
einstimmig. So kaufen die Bergbahnen Serfaus und Fiss-Ladis den regionalen Bauern jährlich
rund 170 Stück Grauvieh ab und allein in den Serfauser Bergrestaurants werden pro Jahr
knapp drei Tonnen Bergkäse von der Komperdellalpe verwertet. Der Startschuss für diese
Zusammenarbeit fiel bereits vor mehr als zwei Jahrzehnten und gilt bis heute als
Erfolgsmodell. Doch damit nicht genug, es gibt noch einen wichtigen Aspekt: Die
Bewirtschaftung von Almen ist für den Erhalt der gepflegten Kulturlandschaft essentiell. Ohne
die Almwirtschaft würden die Flächen verwildern, die Lawinengefahr zunehmen und Erosion
zur Gefahr für die Sicherheit. Deshalb werden die Bauern von den Bergbahnen bei der
Landschaftspflege finanziell unterstützt. Infos:
Osttirol:
Skitourengehen boomt. Doch genauso wie der Trend steigt, wachsen auch die Probleme. Daher
lautet in Osttirol das Wort der Stunde: Alpine Kompetenz. „Die Nutzung der Natur ist ein
Privileg und der achtsame Umgang mit ihr liegt uns in Osttirol ganz besonders am Herzen“,
sagt Martin Rainer, Leiter des Osttiroler Alpinkompetenzzentrums. Konkret bedeutet das:
Experten bringen Interessierten den verantwortungsbewussten Umgang mit der Natur näher.
„Bei den sogenannten Winter Life Camps lernen bereits Kinder m Schulalter Achtsamkeit und
Rücksicht gegenüber der Natur. Eine wichtige Rolle fällt dabei den einheimischen Bergführern
zu. Im Winter legen sie zum Beispiel schon frühmorgens die erste Aufstiegsspur im frischen
Schnee an, damit sensible Naturzonen umgangen werden und gleichzeitig größtmögliche
Sicherheit für Skitourengeher gegen alpine Gefahren gewährleisten werden kann. Übrigens
profitieren Einheimische wie Gäste gleichermaßen von Osttirols Bergwelt und der alpinen
Kompetenz vor Ort.
Villgratental/Osttirol:
„Kommen Sie zu uns, wir haben nichts!“ – mit diesem Spruch haben die Villgrater vor knapp
20 Jahren für viel Aufsehen gesorgt – und sind von allen Seiten belächelt worden. „Doch wo
sie einst belächelt wurden, lachen sie heute selbst“, erzählt Christof Schett, Tourenanbieter
aus dem Villgratental. Denn obwohl das schneesichere Hochtal und die Topografie der Berge
ideal für ein größeres Skigebiet wären, hat sich die Region bereits in den 1970er Jahren gegen
Skilifte ausgesprochen und ist heute eines der wenigen Tiroler Täler, in denen es keinen Skilift
gibt. So entwickelte sich das Villgratental auf sanfte Weise zum Skitouren-Mekka mit perfekter
Infrastruktur. Tourengeher-Taxis bringen die Wintersportler zu den Ausgangspunkten und
holen sie auf Anruf wieder ab, LVS-Checkpoints minimieren das Sicherheitsrisiko und
Leitsysteme schulen den verantwortungsbewussten Umgang mit Flora und Fauna.
Mieminger Plateau/Tirol:
Ohne schlechtes Gewissen ins warme Wasser hüpfen können Erholungssuchende auf dem
Mieminger Plateau in der Region Innsbruck. Dort hat im September dieses Jahres das erste
Öko-Hallenbad im Alpenraum seine Türen geöffnet. Genauer gesagt gehört das Hallenbad
zum Hotel Stern, wo die Wirtsfamilie seit Generationen Nachhaltigkeit lebt und immer schon
achtsam mit Energie, Lebensmitteln und der Umwelt umgegangen ist. „Heute wird es als
Corporate Social Responsibility bezeichnet und für teures Geld werden Konzepte für Dinge
entworfen, die eigentlich selbstverständlich sein sollten“, sagt René Föger, der in vierter
Generation das Hotel und Wirtshaus führt. Er hat das Haus im letzten Jahrzehnt zu einem
Pionierbetrieb auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit gemacht und mit dem Öko-Hallenbad die
Nachhaltigkeitsmesslatte noch ein bisschen höher gesetzt. Die Anlage ist im Alpenraum einzigartig.
Sie kommt ohne zusätzliche Flächenversiegelung aus, erhöht den
Energieverbrauch des Hauses nicht und stellt einen klaren Mehrwert für Gäste, externe
Besucher und Mitarbeiter dar. Aber auch für die Natur, denn auf „dem Gründach des
unterirdischen Hallenbads werden wir bienen- und insektenfreundliche heimische Pflanzen
und Obstbäume setzen sowie Bienenstöcke ansiedeln.“
Neben dem Hotel Stern als Pionier werden in der gesamten Region Innsbruck zahlreiche
Initiativen ergriffen, um der Nachhaltigkeit im Spannungsfeld zwischen alpiner Bergwelt und
urbanem Leben zu dienen. Dazu zählen unter anderem das Naturschnee-Gebiet Nordkette,
das Niedrigenergiegebäude im Skigebiet Axamer Lizum, klimaneutrale Hotels sowie die
kostenlose Nutzung des öffentlichen Verkehrs im Leistungsportfolio der Gästekarten.
Länder-Infos Infos zu den einzelnen von Hansmann aufgeführten österreichischen Destinationen:
Zu eurer Info: Für die Veröffentlichung obigen Tipps erhalte ich 0,00 Euro. Warum ich trotzdem diesen Text veröffentlichte? Weil ich sie einfach SUPER finde, diese Bemühungen, den Skisport umweltgerechter zu gestalten.