Feminines Fine Dining: Fisch und Fleisch aus Frauenhand

Im neuen Hidden Luxury Mountain Resort „Arpuria“ im weltberühmten St.Anton überraschen zwei junge Köchinnen mit Slow Cooking – auch, oder gerade, weil sie jede einen ganz anderen Geschmack hat.

St. Antons schönstes Versteck liegt nur 350 Meter von Zentrum entfernt. Verborgen hinter Lärchen, Fichten und einer großen Esche und mit bester Aussichtslage rund 100 Meter über dem Ortskern, thront am Waldrand das neue Boutique-Hotel Arpuria. „Hidden luxury mountain resort“ nennen die Hotelinhaber Christoph und Barbara Fahrner das Konzept, nach dem sie das Arpuria führen. „Arpuria kommt aus dem lateinischen und bedeutet reine Luft“, erklärt Hotelchef Christoph den Namen. „Hier man kann gut die frische Bergluft ins Zimmer lassen und bei offenem Fenster schlafen. Wegen der ruhigen Lage hört man nur die Vögel zwitschern, wenn man sich hierher zurückzieht.“

Der Schatz hinter der Milchglas-Türe

Einer der größten Schätze des Arpuria verbirgt sich hinter der Schiebetür aus Milchglas in der Küche. Hier ist die Wirkungsstätte von Noemi (28) aus Ungarn und Veronika (33) aus Italien, den beiden jungen Köchinnen des Hotels. In der eigentlich von Männern dominierten Welt der Hotelküchen setzen die beiden hier ihre persönlichen Geschmacksnoten. Dabei haben sie jede ihre ganz eigenen Vorlieben – und treffen sich, wenn es ums Fine Dining geht, doch meist in der Mitte. „Oder wir finden eine ganz andere Option“, schmunzelt Noemi. „Es ist ein seltenes Glück eine Person zu finden, mit der man auf Anhieb so gut harmoniert – also zu 99 Prozent verstehen wir uns sehr gut, obwohl wir unterschiedliche Geschmäcker haben. Ich liebe zum Beispiel mehr das Salzige und Knoblauch, Veronika hasst Knoblauch und mag auch kein Salz.“

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Veronika hält sich lieber streng an Rezepte, Noemi hat alles im Kopf. „Aber wenn wir dann am Herd stehen, kochen wir beide aus dem Bauch oder besser noch – nach Gefühl“, sagt Veronika. Wir achten sehr auf Details und wir lieben es beide, Blüten und Kresse zu nutzen.“ Zum Zuge kommen zudem vor allem italienische Gewürze wie Oregano, Basilikum, Thymian und Rosmarin. „Auch Zwiebeln sind für mich sehr wichtig“, bekennt Noemi. „Sie geben vielen Speisen und Saucen die besondere Note.“

Typisch Arpuria: Slow Cooking und Sous-Vide

Und es gibt noch mehr Gemeinsamkeiten, die dem Gast zugutekommen: Die abendliche Speisekarte haben sie im Team gestaltet. Auch das ist typisch für das Arpuria: Es gibt kein fixes Halbpensions-Menü, sondern eine kleine, aber feine Auswahl unterschiedlicher Gerichte, die es allesamt mit hochwertiger Haubenküche aufnehmen können. Stattdessen kann sich der Gast sein eigenes Menü aus drei oder fünf Gängen zusammenstellen – mit oder ohne Weinbegleitung. Dazu bietet der Weinkeller mit 800 Etiketten reichlich Auswahl.

Der Restaurantführer „Falstaff“ bewertete die Küche von Noemi und Veronika bereits mit „hervorragend“. Dabei folgen beide der Slow-Cooking-Philosophie: „Wir nutzen Sous-Vide für Fleisch und Fisch, außer für Steak. Und wir setzen auf handfeste, traditionelle österreichische Gemüse und Zutaten wie Pastinaken, Rollgerste, Karotten und Kürbis und wollen immer eine Balance aus der heimischen Küche und der unserer Nationen sowie der internationalen Top-Küche herstellen.“

Durchschlagskraft am Gaumen

Geschmacklich schwer zu übertreffen ist beispielsweise die delikate französische Fischsuppe mit Edelfischen, White Tiger Garnelen, Safran, Tomaten und Mini-Erdapfelknödeln. Aber auch die Cremesuppe aus Pfifferlingen, Steinpilzen und Egerlingen hat genau die richtige Konsistenz und Durchschlagskraft am Gaumen. Ein besonderer Leckerbissen bei den Zwischengerichten ist der Bretonische Heilbutt, leicht geräuchert auf dem Zirbenholz, an Winzersekt, verfeinert mit Rosenpfeffer, Schalotten und Thymian.

Die kulinarische Handschrift Veronikas kommt vor allem bei den Tagliatelle mit Baby-Spinat-Pesto, Tomatenconfit und Grand Padano zur Geltung. Auch die Gnocchi mit Gorgonzola, Feige und Pistazie sind ein Zungenschnalzer. Zu den sechs verschiedenen Hauptspeisen plus drei zusätzlichen Klassikern wie Original Wiener Schnitzel zählen zum Beispiel Bauern-Maishuhn mit Beluga Linsen, Reis und Karotte, Milchkalb Osso Bucco mit Polenta, Roquefort, Rotwein und Schalotte, das Kräuterschwein-Filet mit Topinambur, Lauch und Kürbiskernen sowie das Filet vom Loup de Mer mit Rote Beete, Rollgerste, Pastinake und Krenschaum.

Neben dem landestypischen Kaiserschmarrn und einer Creme Brulée sticht bei den Nachspeisen besonders das Crostata al Pistachio mit sizilianischen Pistazien und Himbeeren hervor. Auch wie die Gerichte angerichtet sind, ist den beiden jungen Köchinnen wichtig. Denn so Neomi: „Das Auge isst mit: Ein grünes Püree kommt auf einem schwarzen oder grauen Teller besser zur Geltung, als auf einem weißen Teller.“

Der Sushiman vom Arpuria

Einen Mann gibt es dennoch in der Küche des Apuria, und was für einen! Der Spanier Oliver, mit Wurzeln in Venezuela, zaubert während der Sommersaison jeden Abend asiatische Fusionsküche für Gäste, die auch mal eine kulinarische Abwechslung haben wollen. Serviert wird dieses außergewöhnliche Konzept im Pop-up Restaurant in der Zenzi-Stube, einem historischen Gastraum aus Zirbenholz. Bevor er nach St.Anton kam, war Oliver als Zahnarzt tätig. „Nachdem ich öfter für meine Freunde Sushi zubereitet hatte, stellte ich fest, dass es mir mehr Spaß macht mit meinen Kochkünsten Menschen eine Freude zu machen“, erzählt er seinen Werdegang. Der Sushiman war geboren.

Über die Vermittlung einer Agentur fanden er und Christoph zusammen. Denn der Hotelier betreibt im Winter in St.Anton den auch innenarchitektonisch spektakulären „Q-Club“ im James Bond-Style. „Wir haben das Lokal früher als Diskothek und Nachtclub betrieben, aber zur Corona-Zeit funktionierte das nicht mehr so richtig. Und dann haben wir unsere Leidenschaft für asiatische Küche als Grundidee genommen und diesen Club mit asiatisch-südamerikanischer Fusions-Küche eröffnet“ so der Hotelier. „Jetzt sind wir im Umkreis von rund 100 Kilometern das einzige asiatische Restaurant.“  

Der Q-Club setzt auf den Sharing Style: Verschiedene Speisen und Gänge kommen in die Mitte auf den Tisch und jeder pickt sich seine Lieblingsspeisen raus. Das Konzept heißt Omakase – das ist eine alte, japanische Essenstradition und bedeutet übersetzt: „Ich überlasse es Ihnen. “ Aus dem Japanischen 任せる makaseru – „anvertrauen“. Beim Essen heißt das, der Koch entscheidet, was er serviert. Am nächsten kommt der Gedanke des Degustations-Menüs dem Konzept des Omakase.

Skilehrer der Familie Kennedy

Derartiges Pioniertum scheint in der Familie zu liegen: Christofs Großvater war in den sechziger Jahren in die USA gegangen, um dort das Skifahren populär zu machen. Er war einer von mehreren Skilehrern aus St.Anton, die den Weltruf des Tiroler Skiortes mitbegründeten. Und sogar ein ganz Außergewöhnlicher: Er trainierte nicht nur die japanische Nationalmannschaft, war Pistenchef bei den Winterspielen in Lake Placid, sondern auch der persönliche Skilehrer des amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy und seiner Familie.

Mit dem Arpuria beweisen Christoph und seine Frau ebenfalls Gespür für neue Trends: Mit 37 Zimmern und 75 Betten ist das im Dezember 2023 neu eröffnete Schmuckstück ein Haus der kurzen Wege, egal, ob man nun an die Bar, ins Restaurant oder in den Spa möchte. Ein kleiner, aber feiner Rückzugsort, der anders ist als so viele im Alpenraum – ohne Hirschgeweih und dunkle Althölzer. Alles wirkt Luftiger und Freier. Dem Begriff „Luxus“ verleihen die Beiden ihre eigene Note: „Luxus bedeutet für uns nicht der goldene Wasserhahn oder der glänzende Kronleuchter. Zeit für sich selber zu haben und Dinge wirklich genießen zu können, das ist uns bei unserer Philosophie etwas ganz Wichtiges. Wir verbinden das mit einem Interieur höchster Qualität. So sind die Materialien, die wir verwenden, natürlich alle aus der Region, von den Holzböden über die Natursteine bis zu den Naturtapeten aus Hopfen und Baumbart, einer heimischen Baumart. Das ergibt ein tolles Raumklima und ist sehr wohltuend.“

Häkelwolle im Arpuria Spa

Und dann sind da noch die kleinen Details, wie die Tee-, Kaffee- und Obstbar im Hotelflur und die Süssigkeiten-Theke an der Rezeption zur Selbstbedienung nach Gutdünken. Oder die Wolle samt Häkelanleitung, die im Spa ausliegt. „Wir haben gesehen, dass die meisten Gäste sogar im Saunabereich ständig ins Handy schauen. Und da wollten wir eine Anregung geben, die Zeit mal achtsam mit etwas anderem zu verbringen“, sagt Hotelchefin Barbara.

Denn selbstverständlich hat das Arpuria auch einen edlen Saunabereich, mit Kräuter- und Panoramasauna, einer Salzgrotte mit Wärmeliegen und einem Innen- und Außenpool und gemütlichen Ruhezonen. Aber das ist für Christoph eher Zweitrangig. „Wir wollen kein Wellness-Hotel sein, sondern wichtiger ist für uns der achtsame Umgang mit den Mitarbeitern und unseren Gästen.“

Zu denen pflegen sie entsprechend intensiven Kontakt – an der Rezeption, als Servicekräfte im Restaurant oder als Sommelier bei anspruchsvollen Weinproben im Weinkeller. Oder bei einer Tour mit dem E-Mountainbike, zum Beispiel zur Alpe Rendl, mit einzigartigem Blick auf die berühmte Bergwelt von St. Anton mit den Gipfeln von Wirt, Galzig und Kapall.

Weitere Infos zum Hotel Arpuria:

https://www.arpuria.com

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Heiner Sieger

Autor Kurzvorstellung:

Seit 40 Jahren Journalist schreibe ich über aktuelle und brisante Themen in den Bereichen Digitalisierung, Wirtschaft, Gesundheit und Reise. Nach Stationen bei renommierten Tageszeitungen und Magazinen bin ich heute hauptberuflich beim WIN-Verlag in der Vogel Communications Group Chefredakteur der Magazine Digital Business Cloud, E-Commerce-Magazin und Digital Health Industry. Meine private Leidenschaft gehört dem Thema Reisen. Und irgendwann wurde ich dann auch Chefredakteur von Reise-Stories. So oft es der Beruf erlaubt, bewege ich mich Richtung Berge und Meer, stelle Restaurants und Hotels auf die Probe und entdecke Entertainment ebenso wie ruhige und unendeckte Fleckerl.

Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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