Ein Skikursus für Pistenkünstler

Der Gasteiner Skiteufel ist eine Herausforderung für Skifahrer. Sie müssen sich zwischen Buckeln, im Tiefschnee und auf der Rennstrecke beweisen.

Die Sonne lugt vorsichtig zwischen den Wolken hervor, der Schnee auf der Schlossalm  oberhalb von Bad Hofgastein  knirscht verheißungsvoll unter den Skischuhen. Mit einem satten „Klack“ rasten sie in die Bindung ein, und im nächsten Moment gleiten die Ski auf dem sanft geschwungenen Ziehweg hangabwärts. Dann liegt die Buckelpiste vor uns. Wie Wasser, das in der Bewegung erstarrt ist, wölben sich die Hügel den Hang hinunter.

„Wichtig ist, in den Knien zu federn und die Buckel damit zu schlucken. Ihr müsst Euch das vorstellen wie die Stoßdämpfer eines Geländewagens abseits der Straße“, sagt Skischulleiter Christian Zehentner und demonstriert die Auf- und Abbewegung im Stand. Anschließend umkurvt er in geschmeidigem Rhythmus die Hügel. Wir folgen nicht ganz so rund, aber mit so viel Federung wie möglich. Das ist nicht nur eine Frage der Ehre, wir möchten nach zwei Tagen alle Gasteiner Skiteufel sein.

Der Fünfkampf für sportliche Skifahrer besteht aus den Disziplinen Buckelpiste, Tiefschnee und Stilistik im präparierten Schnee. Dabei ist statt der Toiletten-Haltung eleganter Parallelschwung gefragt. Außerdem testet das Trainiertrio, bestehend aus dem einstigen Synchron- und Tiefschnee-Weltmeister Christian Zehentner, dem Sportarzt Dr. Thomas Sinnißbichler und dem viermaligen Weltcup-Sieger Hans Grugger, unsere Kondition in einer langen Abfahrt und stoppt im Riesenslalom-Rennen die Zeit.

Oberhalb eines naturbelassenen Hangs, gesäumt von Bäumen, bleibt Frontmann Zehentner stehen. Die watteweiche Wolkendecke ist aufgerissen und gibt den Blick auf die runde Kuppe des Stubnerkogels auf der gegenüberliegenden Bergseite frei. Die Sonne lässt den unberührten Schnee wie Diamanten funkeln. Nur wenige Meter abseits der Piste herrscht Stille. Wir sind allein. Niemand sieht, wie wir uns der nächsten Herausforderung stellen: Tiefschnee.

„Je nach Wetter besteht er aus einzelnen Schichten. Deshalb belasten wir beide Ski, damit der eine uns nicht davonfährt, wenn der andere absackt“, erklärt der Lehrer. Angehende Skiteufel sollten jedoch nicht schichtweise versacken, sondern sich souverän hinunterschwingen. „Das Variantenfahren zwischen den Buckeln und im Gelände schult das Gefühl auf dem Ski“, erläutert Zehentner. Für ihn habe Skifahren die Leichtigkeit von Walzertanzen: ein Dreivierteltakt aus Schwungansetzen, Ausführen und Beenden. Dynamisch untermalt er seine Worte und zeichnet mit dem Stock einen Halbkreis in den Schnee. Wir versuchen anschließend, die Schichten abseits des gewalzten Weges mit Gefühl zu befahren ohne durchzubrechen. „Seehr guuat“, lobt Zehentner unsere Bemühungen. „Lasst Euch Zeit.“

Jederzeit möglichst mühelos die Kontrolle über den eigenen Körper und die Bretter unter den Füßen zu behalten – das will der Schnee-Experte uns vermitteln. „Dadurch reduziert sich das Verletzungsrisiko, und dann ist dieser Sport auch sehr gesund. Sicherheit geht dabei stets vor Schnelligkeit.“ Dennoch wirke im Laufe eines Tages eine tonnenschwere Last auf die Oberschenkel. „Skifahren ist ein beinharter Sport.“ Die Muskeln jenseits des Knies machen sich längst bemerkbar. Ihnen steckt noch der Riesenslalom um die roten und blauen Tore in den Fasern. Mehrere Probeläufe auf der verharschten Rennstrecke sollten den Rhythmus zwischen den Toren verbessern, haben aber auch Energie geraubt. Bei der Zeitmessung saust nicht jeder mit Bestzeit über die Ziellinie, doch ein lautes „Bravo“ des Trainiertrios begleitet alle zum finalen Bremsschwung.

Die Sonne ist inzwischen längst hinter den Bergspitzen  versunken und hat auf den Hängen nur kalte Schatten hinterlassen. Der Schnee zischt unter den Kanten vorbei und wirbelt bei den letzten Schwüngen bis zur Einkehr in weichen Wellen auf. Zurück bleiben nur die Spuren der Ski.

Info:
Der Gasteiner Skiteufel  richtet sich an Familien, kleine Gruppen und Firmen. Das zweitägige Training mit Prüfung kostet für ein bis drei Personen 440 Euro, für vier bis sechs Personen 560 Euro, zuzüglich 50 Euro für das Skiteufel-Abzeichen sowie Liftkarte und Unterkunft. Gruppen ab zehn Personen zahlen 1620 Euro zuzüglich Liftkarte und Unterkunft.
www.skiteufel.at

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Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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