Österreich: Bauernherbst und Gaumenschmaus im Gasteinertal

Bereits Ende August beginnt im Gasteiner Tal die fünfte Jahreszeit: Der Bauernherbst. Zeit der Ernte und des Almabtriebs, der Dorffeste und des Genusses. Wir sind in Gastein vorab in Tradition und Brauchtum eingetaucht und haben uns im Tal umgeschaut.

Für einen autofreien Urlaub ist das 40 Kilometer lange Gasteinertal mit seinen drei Bahnhöfen entlang der Tauernbahnstrecke bestens geeignet. Viele der zahlreichen Hotels bieten einen eigenen Shuttleservice zur Unterkunft an. Auch auf uns wartet am Bahnhof Dorfgastein bereits Manfred Haunsperger mit seinem Elektro-Taxi. Umweltfreundlich geht es in flotter Fahrt über eine steile Serpentinenstraße hinauf zum Berghotel Hauserbauer hoch über dem Tal. Dort werden wir von den beiden Schwestern Manuela und Alexandra Rohrmoser empfangen, die den Betrieb in bereits dritter Generation erfolgreich führen. Auf 1.080 Meter Höhe bietet sich ein sensationeller Blick auf die umliegende Bergwelt.

Berghotel Hauserbauer hoch über Dorf Gastein

Romantisches Burgerlebnis und Ritteressen

Nach einer kurzen Stärkung mit Kaffee und Kuchen auf der Sonnenterrasse des Hotels starten wir zu einer romantischen Burgführung zur Burg Klammstein in Dorfgastein am Eingang des Gasteinertals. Einst zum Schutz des Tales und seiner Bewohner erbaut, befinden sich hier die Wurzeln der Gasteiner Bevölkerung. Nach 400 Jahren Verfall zu einer totalen Ruine begann 1972 mit kleinen Schritten der Wiederaufbau des ältesten Bauwerks im Gasteinertal. Heute erstrahlt die Burg wieder in altem Glanz. In der romantischen Burgschenke werden herzhafte Jausen am Holzofen-Kamin gereicht. Mehrmals im Jahr stehen auch Ritter- und Landsknechtessen auf dem Programm.

Burg Klammstein am Eingang des Gasteinertals Foto: © Götz
In historischer Tracht im Burghof Foto: © Götz
Historische Fundstücke in den Burgstuben Foto: © Götz

Bauernleben und regionale Kulinarik

Der Bauernherbst ist die Zeit der kulinarischen Hofwanderungen in Bad Hofgastein. Bei einer ausgedehnten Wanderung von Hof zu Hof erfahren wir heute Interessantes über das Leben auf dem Bauernhof, über regionale Spezialitäten und deren Produzenten sowie über Kräuter als Heilmittel. Erste Station unserer Hofwanderung ist der Kräuter- und Genussbauernhof Mühlhof. Die Bäuerin und ausgewiesene Kräuterexpertin Heidi Huber beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit Kräutern, die sie zu Säften, Marmeladen, Kräuteröl- und -essig, Tinkturen und Salben verarbeitet. Unter ihrer fachkundigen Anleitung genießen wir Kräutersäfte und frisches Bauernbrot mit Kräuter-Topfenaufstrichen.

Schnapsbrenner Hans Wallner ist stolz auf seine 35 Sorten Foto: © Götz

Gesättigt und mit guter Grundlage geht es weiter zur Brennerei Durzbauer. In diesem Bauernhof stehen feinste Edelbrände im Mittelpunkt. Die edle Schnapskultur hat hier eine lange Tradition. „Bereits seit 1850 wird hier Schnaps gebrannt“, informiert uns Hans Wallner. Stolz zeigt er in seiner Schaubrennerei sein umfangreiches Sortiment, das über 35 Sorten umfasst, darunter Klassiker wie Marillen-, Zirben- oder Zwetschenbrand, feine Liköre aus Heidelbeere, Holunderblüte, Weichsel oder Bratapfel, aber auch Spezialitäten wie Enzian, Orangengeist, Gin oder Bockbier-Brand. Für nächstes Jahr hat er einen ganz speziellen Gasteiner Whisky auf dem Plan.

Entspannung pur in der Alpentherme Bad Hofgastein

Nach ausgiebiger Kulinarik-Wanderung geht es zur Entspannung in die Alpentherme Bad Hofgastein. Die 36.000 Quadratmeter große Therme ist ein wahres Wohlfühlparadies für Körper, Geist und Seele. Das heiße Thermalwasser hat eine heilende Wirkung und wurde schon von Zaren und Königen hoch geschätzt. Ein Wohlfühlerlebnis ganz besonderer Art bietet die Alpentherme zudem mit Österreichs erstem Thermalwasser-Badesee.

Alpine Küche für Genießer

Weitmoser Schlössl: Ein Muss für alle Gourmets

Ein absolutes Muss für Genießer ist zweifelsohne das Weitmoser Schlössl in Bad Hofgastein. Schon beim Eintreten in das historische Gemäuer spürt man die Geschichte, die dieses Haus ausstrahlt. Johannes Scharfetter, der Juniorchef des Hauses, verwöhnt seine Gäste mit regionalen Produkten aus eigener Landwirtschaft. Sein Anspruch ist es, „Land- und Gastwirtschaft so gut wie möglich zu verbinden – mit dem Versuch ständig am Puls der Zeit zu sein und trotzdem die Wurzeln nicht zu vergessen“. In exquisiter Atmosphäre genießen wir hier feinste Salzburger Alpine Küche. Ein Highlight auf der umfangreichen Speisekarte mit mehreren Menüvorschlägen ist das Weitmoser Bio-Rind aus eigener Zucht. Aber auch Fisch- und Wildfreunde kommen hier mit Forellen aus Gasteiner Gewässern und Wild aus eigener Jagd auf ihre Kosten. Und auch die vegetarischen Spezialitäten aus der ambitionierten Küche sind absolute Spitzenklasse. Das Schlössl ist wahrlich ein Erlebnis für alle Sinne, das im Gault Millau 2024 verdient mit 2 Hauben ausgezeichnet wurde.

Historische Bauernhäuser und Bergpanoramablick

Bei regnerischem Wetter starten wir zum Ullmannlehen zwischen Bad Gastein und Böckstein, einer der ältesten Bauernhöfe im Ostalpenraum. Das Bauernhaus stammt aus dem 15. Jahrhundert und war bis in die 1990er-Jahre bewohnt. Die alte Küche, die Räucherkammer und die kleinen Stuben mit ihren niedrigen Decken zeugen noch heute vom Leben in der damaligen Zeit. In einigen Räumen des historischen Gemäuers ist heute eine sehenswerte Mineraliensammlung aus dem Gasteinertal und seinen Nebentälern untergebracht.

Die Geschichte des Goldbergbaus im Gasteinertal Foto: © Götz

Mit einem Besuch im Montanmuseum Altböckstein tauchen wir ein in die Zeit des Bergbaus in den Gasteiner Bergen, die von Reichtum aber auch schwerer Arbeit geprägt war. Durch den aufblühenden Goldbergbau im 14. Jahrhundert erhielt das Wirtschaftsleben des Gasteiner Tales einen ungeahnten Auftrieb. „Aus dem ganzen Reiche strömten damals sowohl Knappen wie auch Gewerke in das entlegene Hochtal, um hier ihr Bergmannsglück zu versuchen“, erzählt Historikerin Elisabeth Pohl.

Blick auf den 2.300 Meter hohen Stubnerkogel oberhalb von Bad Gastein

Nach einer wohlverdienten Jause im Gasthaus Radhausberg in Böckstein geht es bei Sonnenschein hinauf in luftige Höhe. Wir gleiten von Bad Gastein mit der Stubnerkogelbahn zur legendären Hängebrücke in 2.300 Meter Höhe. Auf einer Länge von 140 Metern spannt sich die Brücke am Stubnerkogel und bietet Mutigen ohne Höhenangst einen traumhaften 360-Grad-Panoramablick auf die umliegende Bergwelt.

Tosender Wasserfall und Belle-Epoque-Romantik

Bad Gastein und sein tosender Wasserfall Foto: © Götz

Wieder festen Boden unter den Füßen führt die Tagestour zum Abschluss zum rauschenden Wasserfall nach Bad Gastein. Dort treffen wir Stadtführerin Elisabeth Kröll, die uns auf einem historischen Spaziergang durch den traditionsreichen Ort begleitet. Vor glanzvoller Kulisse mit Belle-Epoque-Romantik erleben wir die Geschichte des mondänen Kurortes hautnah. Aus langem Dornröschenschlaf sind einige der alten Luxushotels wieder erwacht und erstrahlen nach umfangreichen Renovierungsarbeiten in neuem Glanz. Bad Gastein ist vor allem durch seine Heilquellen und Thermalbäder weltberühmt geworden. Die Heilkraft dieser Quellen war schon im Mittelalter bekannt. Der altehrwürdige Kurort hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem internationalen Sport- und Wellnesstreffpunkt gemausert, der sich auch zu einem hippen Kunst- und Kulturthotspot für Besucher aus allen Ecken der Welt entwickelt hat.

Text und Bilder: Hans-Jürgen Götz

Infos zum Bauernherbst

Das diesjährige Motto des Salzburger Bauernherbstes lautet „Tracht & Gewand“, das offizielle Eröffnungsfest findet am 24. August in Rauris im Nationalpark Hohe Tauern statt. Im kommenden Jahr feiert der Bauernherbst sein 30-jähriges Bestehen, das Jubiläum wird mit einem großen Eröffnungsfest am 30. August in Dorfgastein gefeiert.

Bauernherbst 24.8. bis 31.10.2024 im Gasteinertal
Während des Bauernherbstes finden rund 50 Veranstaltungen allein in der Region Gastein statt. Sie reichen von Almfrühstücken und Bergmessen bis hin zu Konzerten, Erntedankfeiern und geführten Kräuterwanderungen.

Die kulinarischen Hofwanderungen in Bad Hofgastein finden zwischen September und Oktober statt. Dabei haben Besucher die Möglichkeit, lokale Bauernhöfe in Bad Hofgastein zu erkunden. Während der Wanderung werden drei Gasteiner Bauernhöfe besucht. Dabei erhalten die Teilnehmer Einblick in das traditionelle Leben auf dem Land und Informationen über die Verwendung von Heilkräutern.

Programm
o Böcksteiner Schwerttanz – 1.9.
o Bauernherbstfest mit großem Bauernmarkt 1.9. in Bad Hofgastein
o Traditioneller Schafabtrieb im Nassfeld – 14.9.2024
o Großer Erntedankumzug 29.9. in Bad Gastein

Hotel
Berghotel Hauserbauer, A-5632 Dorfgastein, Bergl 15, Tel. 0043 6433-7339, www.hauserbauer.com,
Doppelzimmer mit Halbpension ab 210 Euro, 41 gemütliche Zimmer und Suiten im alpinen Stil, Frühstücksbuffet und Abendmenü, regionale Küche, zwei Wellnessbereiche mit einem beheizten Außenpool.

Kulinarik
Weitmoser Schlössl, Schlossgasse 14, 5630 Bad Hofgastein, Tel. 0043 6432-6601, www.weitmoser.at, Genusspunkt des Genusswegs für Fleischtiger der Via Culinaria. Feinste Salzburger Alpine Küche in historischer Atmosphäre.

Anreise mit der Bahn
Mehrmals täglich direkte Verbindungen von München oder über Salzburg mit dem EC und Railjet der DB und der ÖBB. Angebote buchbar über: www.bahn.de/angebot/urlaub/bahnreisen/summerrail/oesterreich/salzburgerland

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Hans-Jürgen Götz

Autor Kurzvorstellung:

Seit 40 Jahren ist der gelernte Journalist Hans-Jürgen Götz in zahlreichen Ländern unterwegs - immer auf den Spuren nach Land, Leuten und ihren Geschichten. Mitinhaber des Redaktionsbüros Regiopress München mit den Schwerpunkten Reise, Kultur und Mobilität.

Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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