Ihr 50jähriges Jubiläum feiert die Forsthofalm in Leogang. Vor 15 Jahren wurde sie ganz innovativ neu aufgelegt als komplett aus Holz gebautes Hotel. Mittlerweile ist sie Vorbild für viele andere.
Es gibt auch unter den alpinen Urlaubsdestinationen die natürlichen Schönheiten, die dank ihrer Attraktivität immer schon begehrt waren, nie viel für die Gunst der Kundschaft tun mussten. Das reicht von Lech und Zürs am Arlberg bis Altaussee in Österreich, bei den Nachbarn von Cortina d`Ampezzo bis Wengen und Mürren in der Schweiz. Und dann gibt es noch jene, die unscheinbar auf die Welt gekommen sind und sich den Erfolg hart erarbeiten mussten. Dazu gehört auch Leogang im Salzburger Land. Im Grunde ein Straßendorf zwischen Saalfelden und Hochfilzen auf der Tiroler Seite, das heute viel Prestige genießt dank seiner exzellenten Hotellerie. Dafür brauchte es viel Arbeit, Geld und Wagemut. Und vor allem auch Kreativität, um sich von der umfangreichen Konkurrenz abheben zu können.
Ein komplett anderes Hotel auf 1000 Meter Höhe
Wohl kaum ein Betrieb in und um Leogang repräsentiert das so eindrucksvoll wie die Forsthofalm, wo man in diesem Winter das 50jährige Jubiläum feiert. Dass der Seniorchef Franz Widauer den 80. und der Sohn Markus den 50. Geburtstag anstehen haben, macht das Feiern noch sinnvoller. Wie aus einem schlichten Berggasthaus ein imposantes Viersterne Superior Hotel mit zukunftsweisender Technik auf über 1000 Metern Höhe geworden ist, das begann recht bescheiden. „Angefangen hat die Geschichte, als 1972 bekannt wurde, dass dort oben ein Lift gebaut werde,“ erinnert sich der Widauer Franz. Eigentlich war er Hüttenwirt am Ingolstädter Haus ziemlich weit oben im Steinernen Meer. Aber der Schwiegervater hatte am Großen Asitz ein Grundstück, und da war es naheliegend, dass man sich am touristischen Fortschritt beteiligen könne. Ein Gasthaus sollte es werden für die einkehrenden Skifahrer, eine Ergänzung zum bestehenden Geschäft im Ingolstädter Haus, das im Winter geschlossen war.
Forsthofalm Copyright Günter Standl
„Leicht war es wirklich nicht“, erzählt er mit einem Temperament, als ob es im letzten Jahr gewesen wäre. „Die Zinsen lagen bei 17 Prozent, und dann gab es keine richtige Straße hinauf.“ 1973 wurde dann eröffnet, Ein paar Jahre sollte es dauern, bis der Entschluss gefasst wurde, zu erweitern und Gästezimmer anzubieten. Dafür bauten die Widauers eine eigene Zufahrtsstraße, was mit allerhand bürokratischen Umständen und Verhandlungen mit Grundstückseignern verbunden war.
Die Stube im alten Gasthaus Copyright Georg Weindl
Von der Berghütte zum Designklassiker
Bis dahin war alles noch eine Biographie, wie sie an vielen Orten im Land stattgefunden hat. Ungewöhnlich wurde es einige Jahre später, als der Sohn Markus den Betrieb übernahm. Und der war begeistert von einer damals revolutionären Idee. „Ich habe in der Zeitung vom Thoma Erwin gelesen und seinen Vollholzhäusern. Das hat mich interessiert.“ Also hat er Kontakt aufgenommen, ist die gesamte Familie nach Goldegg zum Thoma gereist und hat sich das genauer angeschaut. Das Timing war so schlecht nicht. „Ich hab da grad eines der ersten Holzhotels in Südtirol gebaut“, erinnert sich der Thoma Erwin. Bis dahin waren vor allem Ein- und Zweifamilienhäuser sein Geschäft. Aber ein ganzes Hotel? „Das war ja damals wegen des Brandschutzes und Schallschutz noch nicht etabliert,“ erzählt Thoma, der ursprünglich Förster bei den Bundesforsten in der Tiroler Enklave in der Eng auf der bayerischen Seite war. Der Umgang mit Holz war ihm also nicht fremd und das Bauen mit Holz bald auch nicht mehr. Thoma hat sich in seiner neu gegründeten Firma damals viel mit Massivholzbau beschäftigt
Brandschutz? Massives Holz brennt nicht
„Mit dem mechanischen Massivholzbau konnten wir den Brandschutz um das Sechsfache verbessern. Im Vergleich zum Skelettbau verbrennt das massive Holz nicht. Es verkohlt im schlimmsten Fall,“ erklärt er. Und auch beim Schallschutz gelangen erhebliche Verbesserungen. Weil zwei seiner Kinder eine Allergie gegen Holzleim hatten, experimentierte er mit mechanischen Verbindungen ganz ohne Leim. Mit Erfolg. Und so sollte auch der Neubau auf der Forsthofalm werden. Am 2. April 2008 startete die Montage der Elemente für der Holzneubau. Der Transport mit LKWs auf der engen und kurvigen Straße war dann auch eine Herausforderung. Dafür war die Montage eine überschaubare Angelegenheit. „Nach nur vier Monaten haben wir eröffnet, hatten dank Massivholz auch überhaupt keine Probleme mit Feuchtigkeit wie bei einer konventionellen Bauweise“, sagt Markus Widauer. Unten im Dorf gingen die Meinungen auseinander. Dass mit Holz gebaut wurde, fanden die meisten gut, aber so einen Kasten, das gefiel nicht jedem, verrät der Bauherr. Es waren ja auch sieben Etagen, die direkt neben das alte Gasthaus gebaut wurden. Als Architekten engagierten die Widauers den Baumeister Alfred Waltl aus Leogang, der auch andere Leoganger Prestigeobjekte wie Priesteregg, Mama Thresl und Forsthofgut betreute. „Das war ja damals eine Pioniertat, heute gehört es in der gehobenen Hotellerie zum Standard“, kommentiert Waltl das Projekt Forsthofalm.
Das erste Hotel im Salzburger Land mit eigenem Wellnessbereich, das ganz aus Holz gebaut ist. Das war dann schon eine zugkräftige Schlagzeile, die neugierig machte. „Dass es gleich so gut anlaufen sollte, damit haben wir nicht gerechnet,“ meint Markus Widauer. Sie waren eben vorsichtig, was ja auch gut nachvollziehbar ist. Bald merkten sie, dass sie nicht nur bei der Preisgestaltung zu vorsichtig waren, dass sie beim Service nachlegen mussten, mehr Personal einstellen, denn die neue Kundschaft war anspruchsvoll. Die Holzbauweise wurde zur Attraktion, kamen Architekten, Hoteliers und Privatleute, die sich dieses Novum genauer anschauen wollten
Romantikbadewanne und Kuschelbett im Bergwald
Die Bioqualität, die Nachhaltigkeit allein sollte es auf Dauer nicht sein. Das war Markus Widauer bald klar. Die Gäste wollen Emotionen. Also wurde man kreativ in Sachen Naturerlebnis auf der Forsthofalm. Auf der Dachterrasse gab es eine Romantikbadewanne für Paare samt Rosenblütenbad, Champagner und Schokofondue. Gut lief auch das Kuschelbett im Bergwald unterm Sternenhimmel. „Aber das haben wir eingestellt, weil es auf einem fremdem Grundstück, Probleme gab. Außerdem sind etliche Gäste in der Nacht wieder ins Hotel aufs Zimmer zurück, weil es in der Natur in der Nacht doch eine markante Geräuschkulisse hat.“
Oben am Berg, mitten in der Natur, im Winter direkt an der Piste, dazu Lifestyle, Wellness und Kulinarik, das kam so gut an, dass nur fünf Jahre später wieder gebaut wurde. Und zwar mit dem selben Konzept. 2013 wurde eröffnet, ist das alte Gasthaus nun von zwei mächtigen Holzbauten eingerahmt, kamen Zimmer und Suiten, mehr Wellness und ein Rooftop Pool hinzu. Bis heute hat sich das Massivholzhotel bestens etabliert. Ein hoher Stammgästeanteil, über 90 Prozent Direktbuchungen und eine Klientel über fast alle Altersklassen im Rahmen des Adults only Konzepts. „Nachhaltigkeit und Bio alleine tun es nicht für uns. Die ökologischen Angebote haben sich in den letzten Jahren inflationiert“, sagt Markus Widauer. Ein Bioanteil von 60 Prozent in der Kulinarik reicht ihm aus. Mit dem Schwerpunkt auf Wellness, Inhouse-Events, Naturerlebnisse und Kulinarik will Widauer weg vom Saisongeschäft und auch weg von saisonbedingten Preisnachlässen. Dafür setzt er auf kreative Angebote. Neueste Errungenschaft sind die “Sharing Menüs“. Hauptgerichte werden am Tisch mit mehreren verschiedenen Beilagen serviert, bei denen sich alle bedienen können. „Beim ersten Mal ist es für die Gäste schon etwas gewöhnungsbedürftig, aber dann genießen sie es,“ sagt er.