Heute präsentiert von
QUBE-eleven.com | Das BESTE der Stadt
///////// Brenningers Arbeitskollege Martin war immer schon ein Material-Fetischist. Wehe, der Ball beim Bolzplatz-Kick war zu hart aufgepumpt! „Wie soll ich denn da meine Bananenflanken schlagen?“, klagte er, der immer noch der Manni Kaltz-Zeit nach hing.
Wehe, beim Tennisschläger flog das kleine Dämpfungs-Plastikteilchen aus den Saiten und war nicht mehr auffindbar! „Wie soll ich da noch ein Gefühl beim Schlag entwickeln?“, hob er den Blick klagend gen Himmel.
Wehe, wenn er beim Golfspielen genau jenes Eisen im Auto hatte liegen lassen, das er gerade für die jetzt vor ihm liegende Distanz zum Green benötigte! „Wie soll ich denn mit dem anderen Schläger jemals in die Nähe der Fahne kommen?“, verzagte er.
Natürlich jammerte Brenningers Kollege niemals laut. Sondern nur für sich selbst. Innerlich. Dort dafür brüllend vor Elend über dieses Unglück, das ihm da gerade materialmäßig widerfuhr. Äußerlich ließ Martin sich niemals das Geringste anmerken. Er brachte es sogar fertig, bei allem Untergang, der gerade seine Seele erfüllte, die Lippen mit einem Lächeln zu umspielen. Und nur wer ihn ganz genau kannte (wie Brenninger etwa), konnte erkennen, dass es kein wahres Lächeln, sondern eine verzweifelte Grimasse der Verbitterung war.
Laut jedoch – kein Wort. Erst hinterher, beim Bier, brachte er die Angelegenheit jeweils zur Sprache. Doch nicht etwa, wenn seine Bananenflanken missraten, das Tennis-Match verloren und der Golf-Score versaut waren. Da zu klagen, hätte nach miesem Verlierer ausgesehen.
Nein, er wandte die Methode stets nur an, wenn alles gut gegangen war. Wenn eine Manni Kaltz-Gedächtnis-Hereingabe zu einem Kopfball-Tor, sein Top-Spin zu einem Top-Triumph und seine Golf-Strategie zu einer Bestätigung des Handicaps geführt hatte. Dann erst schilderte er sein Problem und es fielen die Worte „trotz“ und „trotzdem“ und „obwohl“ in seinen Sätzen. Er badete geradezu in ihnen.
Brenninger wurde es immer ganz hohl im Hirn ob dieser Angeberei. Doch er nickte – weder freundlich noch unfreundlich. Und trank in lustlosen Schlucken das Bier, das Martin gerade ausgab. Es schmeckte schal und bitter. Als ob jemand einen Hauch von Galle hinein gemischt hätte. Eine Selbsterhöhungs-Halbe – fast zum Kotzen.
Der Brenninger ist ein typischer Freizeitsportler – und oftmals auf Reisen. Was er unterwegs und zu Hause erlebt, lesen Sie jeden Dienstag auf Reise-Stories.de. * Niedergeschrieben von Jupp Suttner.