Kürzlich war der Brenninger in Saalbach beim Skifahren und entdeckte auf der Thurner-Alm, hoch über dem Ort, ein Hinweisschild: „Heute Obstler 1,50 Euro“. Da freut sich die Leber, dachte Brenninger – und bestellte natürlich: keinen. Er wollte ja nicht blind werden vor der nächsten Abfahrt. Außerdem war das mit Skifahren und dem Obstler so eine Sache. Die ihn immer an den Ernstl erinnerte.
Der Ernstl war in seinem einstigen Münchner Fußballverein stets der feine Mittelfeld-Techniker gewesen – und hatte desgleichen in einigen anderen Sportarten ein prima Händchen bzw. Füßchen. So galt er beispielsweise auch als der große Favorit für den Titel „Ski-Vereinsmeister“. Denn wie so viele Münchner FC Haudanebens veranstaltete auch Brenningers Klub jeden Winter einen Skiausflug – ins schöne Hochzillertal, wo sie bei der Martha, ihrer Lieblings-Wirtin, abstiegen.
Samstag normales Skifahren, Samstag Abend normales Feiern, Sonntagvormittag Riesenslalom in einem Durchgang. Nun weiß man ja, dass „normales Feiern“ bei einer Kick-Clique gelegentlich etwas ins Intensive mündet. Und das wiederum war das einzige, was der Ernstl als Feinfühliger nicht so recht beherrschte: den Alkoholkonsum zu regeln.
Und so entstand am nächsten Morgen, beim Riesenslalom, eine Szene, die in die Klub-Annalen ein ging, deren fotografisches Dokument aber dennoch aus Pietäts-Gründen nicht in der Vereinszeitschrift abgedruckt wurde: Wie der Ernstl am siebten Tor des Riesenslaloms völlig unvermittelt zu Boden sank, sich mit beiden Händen an der Torlaufstange fest hielt – und sich etwa sechs Minuten lang lauthals übergab.
Das Rennen konnte erst anschließend fortgesetzt werden. Brenninger weiß heute noch, dass er die Stange mit möglichst weitem Abstand um kurvte. Als, auf der Thurner-Alm in der Sonne sitzend, das Bild des niedersinkenden Ernstls vor ihm auf tauchte, musste er so heftig lachen – als sei dies alles gerade gestern gewesen. Und bestellte sich dann doch noch einen Obstler.
Der Brenninger ist ein typischer Freizeitsportler – und oftmals auf Reisen. Was er unterwegs und zu Hause erlebt, lesen Sie jeden Dienstag hier.
* Niedergeschrieben von Jupp Suttner.