Bades Huk – Ein Resort an der Ostsee, auferstanden aus Ruinen

Bades Huk - Marina und Golf

Bades Huk? Der Name lässt stutzen: hat das etwas mit Bad oder Baden zu tun? Immerhin liegt die Anlage (neudeutsch: Resort) an der Ostsee. Und was bedeutet Huk? Hat das etwas mit einer Versicherung zu tun und war mal eine Ferienanlage der Gesellschaft? Und wieso kann man dort golfen? Ein Besuch vor Ort brachte Klarheit.

Wenn gute Ideen schlecht sind

​​Es gibt gute Ideen, die werden zu früh realisiert und scheitern deswegen. Es gibt auch gute Ideen, die vielleicht zur rechten Zeit umgesetzt werden, aber dann scheitern, weil die falschen Leute “am Hebel” sitzen.

Zu DDR-Zeiten waren hier an der Küste, etwa 10km westlich von Wismar, nur Kartoffelacker. An Golf hatten damals nur wenige gedacht. Mit dem kapitalistischen Golf konnte man damals auch noch keine olympischen Goldmedaillen gewinnen. Der letzte auf dem Gebiet der DDR existierenden Golfplatz – es waren nur 5 – wurde 1951 zerstört.

Eine Serie von Pleiten

​Nach der Wende kam der erste Investor aus dem Westen auf die Idee, hier in Hohen Wieschendorf eine Ferienanlage mit Golfplatz und Yachthafen zu errichten.
Ein Golfplatz und auch ein Golfhotel wurden gebaut. 1992 wurde der Golfplatz eröffnet, der erste in den neuen Bundesländern.
Aber es kam anders, als geplant. Die Gäste blieben aus, das Hotel ging pleite. Die offenbar gute Idee war zu früh gekommen.

Das macht die Idee aber nicht schlecht, dachte sich wohl der nächste Investor. Anfang der 2000er entstanden dann die Ferienhäuser, und auch ein Bootssteg. Wenige Jahre später war auch dieser Investor insolvent, die Ferienhäuser leer. Das Golfhotel schloss 2010, und der Investor wurde wegen missbräuchlicher Verwendung von Fördermitteln verurteilt.

Vom Traum eines Saint-Tropez der Ostsee blieben nur Investitionsruinen an bester Lage: Ein Hafen mit 100 Liegeplätzen, ein Restaurant mit 180 Grad Meerblick und eine Ferienhausanlage mit mehr als 80 Apartments.
Nur noch ehrenamtlich pflegten die Mitgliedern des Golfclub Hohen Wieschendorf den Platz einigermassen, so gut es ging. Er war zwar spielbar, aber mehr auch nicht, wenn man Berichten von Golfern glauben darf.

Neue Hoffnung und Geduld

Ein Salzburger Immobilienentwickler ersteigert 2011 die noch nicht ganz fertige Anlage, eigentlich einen ganzen Urlaubsort. Es geht voran, der Yachthafen eröffnet 2012. Doch der Bebauungsplan für die Anlage war ungültig, es gab einen Baustopp.

2014 kam dann erneut Hoffnung auf. Eine berliner Investorengruppe wollte einige Millionen Euro in die Anlage investieren, Hotel und Golfplatz erneuern und auch neue Ferienwohnungen bauen.

Nach vielen Jahren Verhandlung gab es 2018 endlich eine Baubewilligung für den österreichischen Investor. Unter Leitung von international tätigen Ferienresort-Bearater wurden die alten Backstein-Ferienhäuser wurden im nordischen Stil verschönert und sind von aussen nicht mehr wiederzuerkennen.

Bades Huk Resort - Ostsee - Marina

Auch ein neuer Name “Bades Huk” wurde für Golfplatz, Marina und Ferienhausanlage gewählt, und auf dem Bootssteg bietet das Restaurant “Little Italy” etwas kulinarische Abwechslung. Das alte Golfhotel ist nun ein separater Betrieb und besteht neu aus Ferienwohnungen. Ein neues Golfhotel ist offenbar geplant.

Der Name “Bades Huk” ist übrigens von einem Kapitän Wilhelm Bade inspiriert, der in Hohen Wieschendorf geboren wurde und ab 1890 die wohl ersten touristischen Kreuzfahrten ins Polarmeer anbot. “Huk” bedeutet Halbinsel.

Golfen auf renovierter Anlage und Resort

Nun, von dieser abwechslungsreichen, von Pleiten durchzogenen Geschichte spüren Golfer natürlich wenig. Erst recht nicht die Golfer, die wohl zunehmend als Greenfeespieler in die Gegend kommen, so wie ich, oder die Gäste, die in den neu gestalteten Apartments wohnen.

Von drei Seiten umschließt die Ostsee die Halbinsel, auf der sich die Anlage befindet. Der 18-Loch Platz schmiegt sich behutsam in die Küstenlandschaft und bietet gelegentlich wunderbare Ausblicke auf das Meer. Zumeist aber verhindern hohe Bäume, die auch etwas vor Wind schützen den Blick aufs Wasser. Kleine H und halt ab und zu auch der Wind machen das Golfspiel hier interessant. Allzu schwer ist der Platz nicht, und mit ca 5800m (ab Gelb), bzw 4900 (ab Rot) auch nicht besonders lang. Schliesslich sollen Golfer auch ihre Freude haben. Doch eine gewisse Erfahrung sollten die Besucher doch mitbringen. Denn auch der seit Herbst 2021 wieder offene Golfplatz wurde neu gestaltet.

Bades Huk Resort - Ostsee - Golf

Der erfahrene Golfplatzdesigner und Nationalspieler der Senioren Christoph Städler und sein Team haben hier gute Arbeit geleistet: die Bahnen wurden offenbar etwas verbreitert, der Verlauf zT geändert, die Grüns neu gestaltet, verschiedene Rasenarten angepflanzt. Das zum Teil sehr hohe Rough sollte man eher vermeiden, dafür gibt es keine wirklichen Wasserhindernisse. Wegen der Lage kann ganzjährig auf Sommergrüns gespielt werden.

Und nun?

Im Zeitpunkt meines Besuches, Ende Mai 2022 (siehe Video auf YouTube), wurde gerade die Überdachung der Abschlagplätze auf der Driving Range gebaut. Das Sekretariat war noch in Containern untergebracht. Wann das neue Clubhaus gebaut wird, oder ob es Teil des neuen Golfhotels wird, habe ich vergessen zu fragen. Aber es ist auch nicht so wichtig. Wie es scheint, sind mit den neuen Betreibern nun Profis am Werk. Alles sieht gut und modern aus. Ein kleines Marina Hotel gibt es bereits. Eine erneute Pleite sehe ich so schnell nicht kommen.

Und was auf jeden Fall bleibt: die Ostsee, der Strand, die gute Luft und das Naturschutzgebiet ringsum.

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Bildrechte an allen Titelbild und anderen Fotos im Beitrag: © Gregor Heinrich, 2022
Video auf YouTube: https://youtu.be/B1m14L72mw4

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Gregor C. Heinrich

Autor Kurzvorstellung:

In Argentinien geboren, in 10 Ländern aufgewachsen und/oder gearbeitet, wohne ich seit vielen Jahren in der Schweiz. Reiseartikel schreibe ich seit ca 1988.

Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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