ABGEFAHREN: SAALBACH UND DER EROTISCHE STOCKEINSATZ ZU OSTERN

Der Name kriecht in den Rücken. Und verursacht ein leichtes Schaudern dort: „Wetterkreuz“. Man glaubt direkt vor sich zu sehen, wie die Altvorderen es einst nur ganz leise und verdruckst vor sich hin murmelten, dieses Wort. Auf dass ja keine meteorologische Katastrophe ausgelöst werde, falls man es zu respektlos über die Lippen zischen lasse. Und man vermag es geradezu zu spüren, wie sich hier an dieser Stelle Blitz und Donner, Sonne und Regen, Hagel und Schnee die schwersten Gefechte untereinander liefern. Denn das Wetterkreuz befindet sich einerseits mitten im Gebirge, wo es schließlich innerhalb von Minuten zur vollsten Wetterwendigkeit kommen kann. Und zusätzlich liegt das „Wetterkreuz“ ja auch noch an einer Grenze – zwischen Tirol und dem Salzburger Land. An Grenzen ist IMMER alles dramatisch. Exakt definiert thront das Wetterkreuz inmitten des Skicircus Saalbach-Hinterglemm-Leogang-Fieberbrunn. Sogar ein LIFT namens Wetterkreuz läuft hier. Und wir fragen uns: Wohin sollen wir unsere Skispitzen lenken? Nach Tirol – oder ins Salzburger Land?

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ABGEFAHREN! Die Ski-Reporter von Reise-Stories.de unterwegs im Schnee. Jede Woche wieder! Um aktuell zu schildern, wie es auf den Pisten von ……. gerade aus sieht.  Dieses Mal: So war es letzten Dienstag, 22. März 2016, im Skicircus Saalbach-Hinterglemm-Leogang-Fieberbrunn im Salzburger Land und Tirol.

Foto oben:

Blick auf die klasse Hänge von Saalbach-Hinterglemm am 16.3.2016

Fotocredit & Copyright aller Fotos dieses Reports:

Jupp Suttner

Text:

Jupp Suttner

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Doch eigentlich ist es egal, in welchem österreichischen Bundesland wir heute wedeln. Denn das Wetter ist – vom Wetterkreuz aus betrachtet – in alle Richtungen hin erfreulich angenehm. Also pendeln wir einfach durch die Gegend – bei absoluten Frühlings-Verhältnissen. Was meint: Manchmal ein harter Untergrund, manchmal ein firniger, manchmal ein sulziger, manchmal ein traumhaft-genießerisch weicher, manchmal ein pampig-matschiger Schnee. So etwas ähnliches wie Pulver nur ganz, ganz oben auf den höchsten Punkten

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Der Hinterglemmer Ski-Guide Flo vor der TirolS-Grenzbahn, mit der man ins Salzburger Land zurück kehrt. Foto: Jupp Suttner

 

des Reviers zwischen 1.900 und 2.100 m Höhe. Die vorösterlichen Pisten sind gut gefüllt, doch herrscht keine katastrophale Enge. Nicht einmal die Hauptstränge erinnern an Ameisenhaufen. Unsere Tipps dazu:

Erstens so weit wie möglich nach oben gondeln – dort wird es, was die Menschenmenge betrifft, stets sehr viel ruhiger.

Zweitens „zwischen“ den Orten fahren, also zwischen Saalbach und Leogang bzw. zwischen Saalbach und Hinterglemm – selbst bei Höchstbetrieb sind die dortigen Strecken kaum frequentiert!

Drittens die schwarzen Pisten Zwölferkogel Nord (3 km) in Hinterglemm und Schattberg-Nord (4 km) in Saalbach wagen: steil, rassig und – leer!

Soweit UNSERE Weisheit. Wolfgang Amadeus Mozart hingegen gab eine andere von sich – in einem Brief vom 12. Juli 1783: „Ich hoffe nicht, dass es nötig ist zu sagen, dass mir an Salzburg sehr wenig und am Erzbischof gar nichts gelegen ist und ich auf beides scheiße.“

Ähnlich derb geben sich bisweilen die Tiroler. „Bisch a Tiroler, bisch a Mensch – bisch koa Tiroler, bisch an Oarsch.“

Was die Salzburger und die Tiroler gegenseitig von sich halten, entzieht sich unserer bayrischen Kenntnis. Aber es kann nichts Schlechtes sein, denn

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Hier gilt es sich zu entscheiden – Skifahren im Salzburger Land oder in Tirol? Foto: Jupp Suttner

 

immerhin haben sie sich dazu aufgerafft, durch eine neue Liftverbindung im Herbst 2015 zwei Skigebiete länderübergreifend miteinander zu verbinden: Saalbach-Hinterglemm-Leogang (alle Salzburger Land) und Fieberbrunn (Tirol).

Seit jenem ’15er-Jahr gibt es übrigens auch ein Siegel mit dem Titel „Geprüfte Pistenlänge“. Vergeben wird es von dem Kölner Geologen, Kartographen und Journalisten Christoph Schrahe. Der Reise-Stories.de-Autor hatte vor einigen Jahren nach gewiesen, welcher Schwindel teilweise mit den Angaben von Pistenlängen betrieben wird. Und wer sich nunmehr für das Prüfsiegel testen lässt, steht auf alle Fälle auf der seriösen Seite – die Angaben stimmen. Saalbach-Hinterglemm-Leogang-Fieberbrunn vollzogen diesen Schritt als allererste. Resultat: 217 Pisten-km auf der Seite des Salzburger Landes und 53 km in Tirol ergibt zusammen 270 km – und damit den Rang als zweitgrößtes zusammenhängendes Skigebiet Österreichs hinter der Skiwelt WilderKaiser (279 km). Tageskarte je nach Saison ab 43,50 Euro, 6-Tages-Skipass ab 208,50 Euro.

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Foto: Jupp Suttner

 

Dank der Vereinigung kann man erstmals in diesem Winter eine gewissermaßen  „Circus-Fieber“-Runde (wie die DSV-Zeitschrift „Aktiv“ sie titulierte) absolvieren. Wer sie in Angriff nimmt, muss sich ganz schön sputen, das Vorhaben an einem Tag zu schaffen. Es ist sportliches Fahren angesagt. Und frühes Aufstehen. Lohn:

Ein fabelhafter Hang nach dem anderen! Prima: Wem es unterwegs zu beschwerlich wird – man kommt auch auf dem Straßenwege problemlos wieder zu seinem Ausgangspunkt. Schade hingegen: Dass man bei dieser Runden-Jagd einfach zu wenig Zeit hat für die zahlreichen wunderbaren Einkehr-Stationen. Problemlösung: Tags darauf eine simple „Hütten“-Runde absolvieren. Länge der Runde: 60 Pisten-km, davon 3 km schwarz, 21 km rot, 36 km blau. 10 000 Höhenmeter.

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Hier geht’s runter nach Tirol. Foto: Jupp Suttner

 

„Frühling lässt sein blaues Band,

Wieder flattern durch die Lüfte…“

Auch an unserem Test-Tag. Doch Eduard Mörike und seinem März-Vers zum Trotz – es sind auch noch ausreichend genügend weiße Bänder vorhanden. Und wurden NACH unserem Test-Tag sogar noch weißer und weißer – denn es schneite die Tage danach. Was uns an jenes etwa 70jährige deutsche Ehepaar

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Die neue Liftverbindung “ganz unten” zwischen Tirol und dem Salzburger Land. Foto: Jupp Suttner

 

erinnerte, welches wir mal anlässlich eines anderen Saalbach-Besuches im Sessellift kennen gelernt hatten. „Vor ungefähr 30 Jahren“, erzählte der Er der zwei, „hatten wir auch schön viel Schnee zu Ostern. Da sind wir mit unseren schmalen 2-m-Ski gar nicht richtig um die Kurven gekommen. Und sind deshalb gleich wieder in die Pension gegangen – und haben lieber DORT den Stockeinsatz geübt…“

Sicherlich ein Alt-68iger – derlei lose daher zu reden! Und er erhielt während der Liftfahrt auch keinen mahnenden Knuff seiner Frau in die Rippen, sondern erntete vielmehr eine Art Erinnerungs-Kichern. Im Frühjahr kommt dem Menschen offensichtlich der eine oder andere erotische Gedanke – sogar im Schnee.

Juhee!!!

Man darf dabei nur nicht an das Wetterkreuz denken. Denn da ist schon manches Hoch blitzschnell wieder zusammen gefallen.

Jupp Suttner

Aktuelle Infos über das getestete Skigebiet: Bis 4. April 2016 sind noch ALLE Pisten geöffnet, von 5. bis 10.4. nur noch etwa 60 km. Die Verbindung Salzburger Land/Tirol (oder umgekehrt…) ist letztmals am 4.4. befahrbar. Geschlossen ist ab 5.4. auch die Verbindung zwischen Saalbach-Hinterglemm und Leogang.

Details: www.saalbach.com , www.bergbahnen-fieberbrunn.at , www.pistenlaengen.com

Infos über die Regionen: www.salzburgerland.com , www.tirol.at

Infos über das Land: www.Austria.info

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Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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