Auf malerischen Wanderwegen die Sächsische Schweiz erkunden

Text und Bilder. Renate Wolf-Götz

Bizarre Felsen, geheimnisvolle Schluchten, wildromantische Täler und Tafelberge, in seiner mystischen Wildheit wirkt das Elbsandsteingebirge mit der Sächsisch-Böhmischen Schweiz wie die Kulisse für einen Fantasyfilm. Kein Wunder, dass die bizarre Landschaft Maler der Romantik magisch angezogen hat, allen voran Caspar David Friedrich.

Am Bootsanleger des Städtchens Wehlen, das sich malerisch an den Elbufern ausbreitet, treffen wir Thomas. Ein prüfender Blick auf das Schuhwerk unserer kleinen Wandergruppe und der Nationalparkführer lächelt zufrieden und lenkt Richtung Burg, die nur noch als Ruine über Wehlen thront. „Das war schon zur Zeit der romantischen Maler so“, sagt der Wanderführer. Vor einer Wanderkarte am Weg bleibt er stehen und erklärt den Verlauf des Malerweges.

Zwischen bizarren Felsformationen, mächtigen Buchen und Taubeneichen, seltenen Pflänzchen wie der Mondviole, weit ausgreifenden Farnen und samtweichen Moosen geht es durch den geheimnisvollen Uttewalder Grund. Es rauscht und raschelt, knistert und knackt in der Felsenschlucht, die kaum einen Sonnenstrahl durchlässt. Dann stehen wir vor dem sagenumwobenen Felsentor. Aus den Tiefen seines Rucksacks holt Thomas eine Kopie, die zeigt, wie Caspar David Friedrich, der bedeutendste Maler der Romantik, dieses eindrucksvolle Naturdenkmal einst verewigt hat.

Von der sagenhaften Felsenschlucht zum Hotspot Bastei in der Sächsischen Schweiz

Nach knapp zweistündiger Wanderung im sagenhaften Uttewalder Grund erreichen wir gegen Mittag das Besuchermagnet Bastei und erleben das Kontrastprogramm von der beschaulichen Ruhe in der Felsenschlucht zum quirligen Treiben um die wohl bekannteste Sehenswürdigkeit der Sächsischen Schweiz. Wer schwindelfrei ist, kann von der Aussichtskanzel zwischen den knapp 200 Meter hoch ragenden Sandsteinfelsnadeln einen beeindruckenden Blick über die Elbe genießen.

Nicht weniger beeindruckend in der Sächsischen Schweiz sind die bizarren Felsnadeln, die Erosionen aus urzeitlichen Meeresablagerungen übereinander geschichtet und in die Höhe getürmt haben. Mit der Zeit formten Naturgewalten geheimnisvolle Höhlen, Felsbrücken und schwindelerregende Überhänge, die Freikletterer von nah und fern locken. Felsschluchten wie der Uttewalder Grund oder die Wolfsschlucht und mittelalterliche Burgen wie die Veste Hohnstein und Königsstein und nicht zuletzt die Bastei gehören zu den Highlights auf dem 116 Kilometer langen Malerweg, der in acht Tagesetappen von Liebethal nach Pirna führt und zu den schönsten und beliebtesten Wanderwegen Deutschlands gehört.

Unterwegs auf dem Malerweg

Unsere nächste Etappe führt zum Kurort Rathen mit seiner mächtigen Felsenkulisse, die als Felsenbühne bis zu 2000 Besucher fasst. Mitten durch den beschaulichen Ort fließt die Elbe breit und träge und teilt das beliebte Städtchen in die beiden Ortsteile Nieder- und Oberrathen. Um die Einheimischen und die Ausflügler bequem von einem zum anderen Ufer zu bringen, verkehrt hier von jeher die Gierseilfähre regelmäßig.

Von Niederrathen führt der Malerweg über den Amselgrund Richtung Hockstein und weiter durch die Wolfsschlucht und das Polenztal nach Hohnstein. Der malerische Ort mit seiner historischen Burganlage, die von einem mächtigen Felssporn über die Umgebung wacht, hat neben Caspar David Friedrich auch andere Maler der Romantik magisch angezogen. Heimathistorikerin Andrea Bigge, die unterschiedliche Stimmungen der Burg, von jedem Maler auf seine Weise auf Leinwand gebannt, in einer Lichtbildreise zusammengefasst hat, kann viel erzählen über die bewegte Geschichte der Burganlage und der Region. Darüber hinaus engagiert sich die heimatverbundene Historikerin für das traditionelle Hohnsteiner Puppenspieltheater, das schon auf der Weltausstellung in Paris 1937 höchste Preise erzielte. Als die Nazis kamen und aus der Hohnsteiner Burg ein KZ machten, wurden Kaspar und Puppenspiel verbannt und erst nach dem Zweiten Weltkrieg zu neuem Leben erweckt.

Wanderer über dem Nebelmeer in der Sächsischen Schweiz

Zu den besonders stimmungsvollen Bildern der romantischen Malerei gehört der „Wanderer über dem Nebelmeer“. Vor fast genau 210 Jahren hatte Caspar David Friedrich den Felsen, auf den er seinen Wanderer stellte und in die Ferne blicken ließ, nahe der Ortschaft Krippen entdeckt und in Skizzen festgehalten. Wir folgen seinen Spuren und wandern zunächst entlang der Elbe. Dann geht es hinauf nach Schöna, vorbei am Tafelberg Kaiserkrone und über Reinhardtsdorf zum Wolfsberg. Für das zünftige Picknick auf der 15 Kilometer langen Wanderung hat Kristin Arnold gesorgt. Mit ihren BrotZeitTouren setzt sich die kulinarische Wanderführerin mit Leidenschaft dafür ein, die besondere Landschaft und die Gaumenfreuden ihrer Heimat auch anderen schmackhaft zu machen. An einem beschaulichen Rastplatz am Rande von Reinhardtsdorf hat sie den Tisch mit frischem Brot einer örtlichen Bäckerei, leckerem Käse von einer kleinen Hofmolkerei, herzhafter Wurst, ofenfrischem Blechkuchen und Obst aus der Region gedeckt. „Das die ist mein Motto: regional und frisch!“ lächelt die BrotZeitTour-Gründerin

Auf einer weiteren Spur Caspar David Friedrichs erklimmen wir einen mächtigen Basalthügel, auf dem sich die mittelalterliche Burg Stolpen weithin sichtbar über Dorf und Landschaft erhebt. Einst Residenz der Bischöfe von Meißen eroberten später die sächsischen Kurfürsten die Burganlage mit ihren kantigen Türmen. Im hoch aufragenden Coselturm hatte August der Starke seine Hauptmätresse, Gräfin Cosel, lebenslänglich eingekerkert. Vielleicht hatte der Mythos um die selbstbewusste Reichsgräfin, die am sächsischen Hof kometenhaft aufgestiegen und tief gefallen war, die romantischen Maler auf die trutzige Festungsanlage gelockt. Caspar David Friedrich hatte sich in seinen Skizzen vor allem dem Coselturm gewidmet.

Mit dem Raddampfer über die Elbe

Der sächsische Herrscher machte sich damals oft auf den knapp 30 Kilometer langen Weg von seiner Residenz in Dresden zur eingesperrten Geliebten auf die Burg Stolpen. Wir nehmen den umgekehrten Weg und treffen bei einem Bummel durch die Innere Altstadt Dresdens wieder auf die Cosel. Im einstigen Palais der Gräfin, in dem heute gleichsam standesgemäß das „Grand Café“ zu verführerischen Torten zum „Schälchn Heeßn“, also Kaffee oder Tee lockt, lassen wir uns eine traditionelle Dresdner Eierschecke schmecken. Dann geht es durch den Brühlschen Garten, vorbei am Denkmal Caspar David Friedrichs, der 40 Jahre in der sächsischen Hauptstadt gelebt hat, und zum Albertinum. In der Staatlichen Kunstsammlung Dresdens, wo auch die stimmungsvollen Gemälde der romantischen Maler hängen, kommen uns einige Motive von unseren Wanderungen auf dem Malerweg bekannt vor.

Zum krönenden Abschluss der Wandertage in der Sächsischen Schweiz steigen wir in Dresden in einen Raddampfer der Weißen Flotte und erleben das Elbsandsteingebirge vom Wasser aus. Bis nach Pirna, wo der Malerweg endet, schippert der nostalgische Schaufelraddampfer durch die malerische Kulisse dieser beeindruckenden Landschaft. Vor 190 Jahren konnten Ausflügler die Natur bereits von den Schiffen der Sächsischen Raddampferflotte aus genießen, die sich als älteste und größte der Welt einen Namen gemacht hat.

                                       

Informationen
Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen, www.sachsen-tourismus.de
Dresden Marketing, www.dmg.dresden.de
Tourismusverband Sächsische Schweiz, www.saechsische-schweiz.de
Zum 250. Geburtstag Caspar David Friedrichs 2024 finden in Dresden und in der Sächsischen Schweiz zahlreiche Sonderveranstaltungen zu Ehren des berühmten Malers der Romantik statt.
Wandern im Elbsandsteingebirge – 8 Malerwegetappen und 15 Rundwandertouren, www.malerweg.de
Wanderungen mit zertifizierten Wanderführern im Nationalpark Sächsische Schweiz, www.nationalpark-saechsische-schweiz.de
BrotZeitTour, www.brotzeittour.de
Burg Hohnstein, www.hohnstein.de
Veste Stolpen, www.stolpen.de
Wandertouren auf der Elbe, www.rvsoe.de
Sächsische Raddampferflotte, www.saechsische-dampfschifffahrt.de

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Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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