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///// Der Brenninger besaß mal einen Arbeitskollegen, den W., der wiederum drei Buben sein Eigen nannte. Wie die Orgelpfeifen: Zehn, acht, sechs Jahre waren sie damals. Und mussten wie jeder Mensch zum Friseur. Eine Aufgabe dies, die Kollege W. niemals der Gemahlin überließ. Das nahm er selbst in die Hand. Denn es war ihm ein Anliegen. W. schnappte sich also einmal pro Monat seine drei wilden kleinen Kerle, marschierte mit ihnen durch die Tür des Münchner Vorstadt-Coiffeurs und befahl in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete: „Drei Mal Lendl!“.
W. hatte die Kids – und auch den Figaro – gleich beim ersten Salon-Besuch aufgeklärt: „Das war ein beinharter Weltklasse-Tennisspieler. Er hat vor eurer Geburt acht Grand Slam-Turniere gewonnen. Er arbeitete wie ein Stier! Und er trug eine Frisur, die zu seinem Wesen passte.“ Also so kurz wie möglich. Manchmal geschoren bis zum Fast-geht-nicht-mehr.
Und genau diese Facon wünschte sich W. auch für seine drei Buben. Dem Friseur war es zwar nicht egal, auf welche Art und Weise er seine junge Kundschaft nach Anweisung des Erziehungsberechtigten zu verunstalten hatte. Aber er sagte: „Sehr vernünftig – ein außergewöhnlich praktischer Schnitt! Da stören keine fliegenden Haare!“
Natürlich gaben, wie sich Brenninger erinnerte, die drei Kids des Kollegen W. alle das Tennisspielen auf – als sie in die Pubertät kamen und Mädchen entdeckten und lange Haare benötigten. Papas Sporterziehungs-Drill war gescheitert. Und die Mutter der drei glücklich, dass sie ihnen nunmehr über die Haare streichen konnte. (Was diese aber fast noch mehr hassten als dieses ewige Angetriebenwerden des Vaters.)
Als Brenninger vor ein paar Wochen bei den BMW Open fast täglich über die Iphitos-Anlage strich, sah er manchmal von Weitem den W. Ohne die inzwischen erwachsenen Buben. Und wie er, der W., die Ballwechsel bisweilen mit etwas melancholischem Blick verfolgte. Als lebe er in der Vergangenheit. In alten Zeiten. Die nie mehr kommen. Wie W.’s Haare übrigens auch nicht mehr. Er trägt jetzt Lendl total.
Jupp Suttner
Der Brenninger ist ein typischer Freizeitsportler – und oftmals auf Reisen. Was er unterwegs und zu Hause erlebt, lesen Sie jeden Dienstag auf Reise-Stories.de. * Niedergeschrieben von Jupp Suttner.