Brenninger (45) kann sie seit langem nicht mehr hören: Die Erzählungen der heute 65jährigen, wie sie in ihrer Nachkriegs-Ski-Kindheit die Münchner Kiesgruben hinab geschwungen und wieder hinauf gestiegen seien. Weil es in den Kiesgruben keinen Lift gab.
Wie sie an Tegernseer schiefen Ebenen, die Namen wie Wachhang, Stockhang oder Sonstwiehang hießen, den ganzen Tag mühsam hinauf haxeln mussten, um hinab fahren zu können. Weil es an diesen Hängen keine Lifte ab.
Wie sie im Spitzingsee-Gebiet direkt unter der Lyra- oder der Sutten-Sessellift-Trasse mühsam ohne Felle mit ihren kurzen Kinderbeinen durch den Tiefschnee bis zum Stümpfling hinauf sich quälten. Weil ihre Eltern nur alle heiligen Zeiten mal ein paar Mark für Liftkarten raus rückten.
Und so weiter.
Nein, Brenninger konnte sie nicht mehr sehen, die glänzenden Augen der Best Ager, wenn sie voller Stolz die miesen Umstände ihres Stemmschwung-Heranwachsens beklagten und niemals vergaßen, auf Kabelzug-Bindungen, 2,05 m lange Slalom-Ski und Lederskischuhe hin zu weisen. Als ob sie im Dolomitenkrieg 1915-1918 dabei gewesen wären, diese um 1948 herum Geborenen, die in ihrem ganzen Leben als erste Deutsche weder Krieg noch Hunger, sondern viel mehr das Wirtschaftswunder, die sexuelle Revolution und zwischen 1954 und 1990 drei WM-Titel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft erlebt hatten.
„Nein“, sagte Brenninger bei der Liftauffahrt zu seinem Sesselnachbarn, einem Spät-Teenager, „die brauchen wirklich net zu jammern über ihre Kindheit!“ Schweigend betrachteten sie von oben einen Ski-Kindergarten, der rechterhand an ihnen vorbei glitt. Ein komplett ausgestatteter Park – mit Förderband und Mini-Lift. „Aa so aa Schmarrn“, sagte Brenninger. „Förderband und Mini-Lift! Wia soin denn do die Kloana a Ski-Gfui kriang!“. Wenn sie keinen Meter mehr zu Fuß nach oben kraxeln müssten. Wenn sie gar nicht mehr wüssten, was Treppenschritt und Grätschenschritt sind! In seinem Skikindergarten, in den 70igern, habe man alle diese Aufstiegs-Techniken noch gelernt! Und keinem von ihnen habe das jemals geschadet! Im Gegenteil!
Sein junger Nachbar sagte – nichts. Und hoffte nur, nicht mal selbst so zu werden.
Der Brenninger ist ein typischer Freizeitsportler – und oftmals auf Reisen. Was er unterwegs und zu Hause erlebt, lesen Sie jeden Dienstag hier.
* Niedergeschrieben von Jupp Suttner.
Der Brenninger war ja nicht so der Lyriker. Er hatte es eher mit den handfesten Romanen. Und liebte es, so ... Weiterlesen