Früher, erinnerte sich der Brenninger, hatte es immer dieses berühmte „Januar-Loch“ gegeben. Weil nach Heilig Dreikönig in den Ski-Orten so viele Betten leer standen, dass ein Loch in der Kasse der Vermieter entstand. Brenninger liebte das Januar-Loch. Weil da stets drastisch die Preise fielen.
Allerdings nur, bis die Russen kamen. Denn jene feiern erst 13 Tage nach unserem Weihnachten ihr Christfest, also am 7. Januar. Und düsen anschließend zwei Wochen lang zum Skifahren in die Alpen. 2015 aufgrund des Rubel-Verfalls zwar in weitaus geringerem Maßen. „Aber trotzdem haben sie in den ganzen Jahren zuvor“, grummelte der Brenninger bisweilen, „das Januarloch zugeschüttet!“ Weil sie die Preise nach oben trieben. Brenninger hatte es selbst mal erlebt, wie in einem Sport-Shop in Sölden ein Russe ein unendlich dickes Bündel Geld aus der Hosentasche zog und für die Ausrüstung seiner attraktiven Begleiterin geschätzte 500 Gramm hochwertigster Scheine hin blätterte. Und ein anderer für zwei Vodkas einen 100er auf die Theke legte und „passt scho…“ sagte (auf Russisch natürlich).
Das sind durchaus Bilder, die den Menschen prägen und auch Brenninger konnte sich von dem Klischee des mit Dollars um sich werfenden Russen nicht so recht lösen. Und gleichfalls nicht von dessen Image des Ungehobeltsein, seit ihm der Ischgler Dreihauben-Koch Martin Siebererer erzählt hatte, dass manche Moskowiter nur 20 Minuten für sein edles Trofana Royal-7-Gänge-Menue benötigen würden. Brenninger warf bei solchen Gesprächen dann immer gern, was er mal in einem in den 20iger-Jahren geschriebenen Roman von F. Scott Fitzgerald gelesen hatte: wie herzzerreißend die Hoteliers an der Cote d’Azur beklagten, dass seit der Oktoberrevolution 1917 keine Russen mehr da seien. Jene hätten sich zwar stets unmöglich aufgeführt – aber dafür in atemberaubenden Maße den Rubel rollen lassen.
Es hat sich in knapp hundert Jahren nicht viel geändert, sinnierte der Brenninger. Und beschloss, seine nächsten Skiferien zu verbringen in – Sotschi! Und zwar im Februar. Vielleicht hatten sie dort dann ja ein Januarloch.
Der Brenninger ist ein typischer Freizeitsportler – und oftmals auf Reisen. Was er unterwegs und zu Hause erlebt, lesen Sie jeden Dienstag hier.
* Niedergeschrieben von Jupp Suttner.