Zwergerlkurs beim Zwergenkönig

Skizwergerl unterwegs mit König Laurin in Carezza; Foto: Laurin Moser_web
Skizwergerl unterwegs mit König Laurin in Carezza; Foto: Laurin Moser

König Laurin lässt die Bretter laufen. In weiten Schwüngen kurvt er die Skipiste hinunter. Sein weißer Umgang flattert im Fahrtwind. Im Schlepptau folgt ihm im Schneepflug eine Gruppe Ski-Zwergerl in kunterbunten Skianzügen. Ein König auf Skiern? Das gibt’s doch nur im Märchen. Oder in Südtirol. Genauer gesagt im Skigebiet Welschnofen/Carezza. Denn dort liegt das Reich dieses eigenwilligen Zwergenkönigs. Ihm gehörte der Sage nach der wunderschöne Rosengarten in den Dolomiten, der sich nach der volkstümlichen Überlieferung unterhalb des Gipfels des gleichnamigen Felsmassivs befunden haben soll.

Vor ein paar Jahren erst wurde der Knirps mit der orangefarbenen Stoffkrone zu neuem Leben erweckt. Denn das ehemals mondäne Skigebiet, in dem sich schon Berühmtheiten wie Kaiserin Sissi, Schriftstellerin Agatha Christi und Premierminister Winston Churchill erholten, war in den 90er Jahren in den Dornröschenschlaf verfallen. Spätestens ab Mitte Februar war in Südtirols sonnigstem Skigebiet nach dem Mittagslunch der Schnee nur noch nass und schwer. Während andere Skigebiete drum herum, insbesondere das benachbarte Obereggen, weiter die Pistenqualität verbesserten und die Skiläufer in Scharen anzogen, ruhte sich der Skiort Welschnofen, zu dem das Skigebiet Carezza gehört, auf seinem Ruf aus und geriet ins Abseits. Die Liftbetreiber gingen pleite, das Skifahren kam hatte fertig.

Ausbau zum Familienskigebiet

Hat König Laurin zum Leben erweckt: Georg Eisath; Foto: Heiner Sieger
Hat König Laurin zum Leben erweckt: Georg Eisath; Foto: Heiner Sieger

Bis im Jahr 2008 ein neuzeitlicher Märchenprinz in Gestalt eines gestandenen Unternehmers kam und Dornröschen wachküsste: Georg Eisath aus dem benachbarten Deutschnofen. Er hatte die Möglichkeiten erkannt, die Südtirols sonnigste Ski-Ecke mit seinen sanften bis sportlichen Hängen zum Ausbau eines Familien-Skigebiets boten. Als Inhaber des weltweit führenden Skikanonen-Herstellers Technoalpin brachte er nicht nur die nötigen Mittel zum Kauf der alten Liftanlagen auf, sondern auch das nötige Geld und Know-how zum Bau neuer Bahnen wie den Hubertus, attraktiver Pisten wie die „Pra di Tori” und der Pflege der Abfahrten mit modernster Beschneiungstechnik bis weit in den April.

Geschickt inszenierte Eisath für das Skigebiet die Symbolfigur des Zwergenkönigs Laurin, der inzwischen nicht nur als Maskottchen für alle möglichen Aktivitäten dient, sondern der auch als Namensgeber für Pisten und Skihütten wie die herrliche gelegene Laurin-Lounge direkt unterhalb des Rosengarten-Massivs fungiert.

Kinder-Skitour auf den Spuren des Zwergenkönigs
Das mittelhochdeutsche Heldenepos um Laurin ist seit Jahrhunderten vor allem im deutschen Sprachraum verbreitet. Mittlerweile kennen dank Eisath auch italienische Skipimpfe die Geschichte um den schrulligen Zwergenkönig. Die Skikurse und Ausflüge mit dem leibhaftigen König Laurin sind ein Renner der Skischule Carezza. Auf verschiedenen Etappen lernen die Teilnehmer auf einer zweieinhalbstündigen Tour das Zwergenreich kennen.

Auf der König-Laurin-Tour lernen die Kinder auch andere Sagengestalten kennen, Foto: Eggental
Auf der König-Laurin-Tour lernen die Kinder auch andere Sagengestalten kennen, Foto: Eggental

Die Laurin-Kinderskitour für Kids von fünf bis zwölf Jahren beginnt hoch oben an der Paolinahütte, mit einem traumhaften Panoramablick über das Gebiet mitten im UNESCO Weltkulturerbe. Über Pisten und Waldabschnitte geht es zu den schneebedeckten Wiesen des Hotels Moseralm – das heute von Eisaths Ehefrau betrieben wird. Hier war Laurin einst seiner großen Liebe, Prinzessin Simhild begegnet. Er hielt ohne Erfolg um ihre Hand an und raubte daraufhin das schöne Mädchen, das er in einer Höhle hinter seinem Rosengarten gefangen hielt.

Mit den Skiliften geht es dann bis hoch unter die Felsen, die wie eine Festung Laurins Reich begrenzten. Von dort führt die Tour die Laurin-Piste hinunter zum Pass Tschein, über den Simhilds Bruder und der Gotenkönig Dietrich anrückten und die Prinzessin befreiten. Laurin tobte. Die Blumen der Liebe waren ihm plötzlich ein Dorn im Auge und er verfluchte seinen Rosengarten: „Weder der helle Tag noch die finstere Nacht sollen die Rosenpracht je wiedersehen.“ Die Zeit zwischen Tag und Nacht – die Dämmerung – vergaß Laurin jedoch. Zum Glück – denn wenn sich die Sonne hinter den Gipfeln zur Ruhe legt, glühen die Dolomiten in der Abenddämmerung rosenrot.

 

Skizwergerl in der Laurin-Skischule; Foto: Heiner Sieger
Skizwergerl in der Laurin-Skischule; Foto: Heiner Sieger

Kinderland König Laurin mit Schnee-Spielpark
Fit für die spannende Tour werden die Kids im Kinderland König Laurin. Für alle, die zum ersten Mal auf den schmalen Brettln stehen, gibt es hier Zwergerl-Kurse ab 4 Jahre – mit der Möglichkeit an jedem Tag einzusteigen. Ein spezialisiertes Team von jungen Skilehrern vermittelt auf spielerische Art das Erlernen des Skilaufs. „In der Regel fahren die Kinder ab dem zweiten bis dritten 3 Tag bereits aus dem Kinderland heraus und zu anderen leichten Pisten, um das Erlernte umzusetzen. Manche schaffen es sogar schon nach dem ersten Tag“, so Christine, die Leiterin der Kinderski-Schule. Grundvoraussetzung, um aus dem Kinderland zu den Pisten des Kinderskigebietes Carezza in Südtirol zu wechseln, ist das Beherrschen des Schneepflugs.

Immer freitags zeigen die Kleinen im Kinderskirennen ihr Können und werden mit Medaillen und Urkunden dafür belohnt. Kinder unter 4 Jahren können Privatunterricht buchen. Das Kinderland bietet für die Kleinen noch manch andere Abwechslung mit Spielgeräten, Förderband, Karussell, Hüpfburg, Schlitten, Bob, Rutschbahnen, Schneehügel und eine warme Kinderstube. Für die Eltern gibt es eine Bar, ein Restaurant, ein Skidepot, Parkplätze, einen beheizten Aufenthaltsraum, Liegestühle zum Sonnen und einen Parkplatz direkt am Spielpark.

Die angehenden Freestyler und Skicrosser toben sich im Snowpark Carezza Kings mit Sagenparcours gründlich aus. Hier können die flinksten der Skizwerge auf mehreren Lines ihre ersten Schritte in die Freestyle-Welt wagen. Das Set-Up setzt sich zusammen aus einer Serie von Kickern, Boxen und Whoops. Auf der Piste Pra di Tori gelegen, gibt es einen kleinen Kindercross mit einer parallelen Linie, auf der drei kleine Kicker (1 – 3 Meter) und am Ende noch eine whoops line mit vier whoops zu bewältigen sind.

 

Früh übt sich....KInder-Skipark Carezza; Foto: Eggental
Früh übt sich….KInder-Skipark Carezza; Foto: Eggental

Familienfreundliche Unterkünfte und Hütten
Luftballons gekennzeichneten Hotels, Pensionen und Bauernhöfe in Welschnofen-Carezza haben sich speziell auf die Bedürfnisse von Familien eingestellt und tragen die Auszeichnung „Family friendly accommodations“. Die Unterkünfte haben eine Einstufung von drei bis fünf Luftballonen. Zur Grundausstattung gehört eine Notfallservice für Kleinkinder mit Windeln, Windeleimer, Wickelauflage, feuchten Tüchern, Babybadewanne, Babycreme, Kinderapotheke  und der Verleih von Babyphones. Die Zimmer sind immer mit Kleinkinder- und Zustellbett ausgestattet. Bei Tisch werden die Zwergerl behandelt wie kleine König Laurins und immer als erste bedient. Zusätzlich gibt es eine Möglichkeit zum Wärmen von Fläschchen und Babynahrung, Kindersitze und feste Sitzkissen in verschiedenen Höhen, Lätzchen zum Ausleihen, bruchsichere Becher, Kinderbesteck und viele Spielmöglichkeiten.

Familiär sind auch die Preise auf den zünftigen Hütten

Lecker, lecker: Speckeier auf der Paolina-Hütte, Foto: Heiner Sieger
Lecker, lecker: Speckeier auf der Paolina-Hütte, Foto: Heiner Sieger

Auf der Paolina-Hütte an der Bergstation des Paolina-Liftes etwa ist der Geheimtipp, der nicht auf der Speisekarte steht, eine riesige Portion Spiegeleier mit Röstkartoffeln und Speck für 8,50 Euro. Die leckeren Südtiroler Käseknödel mit heißer Butter und Parmesankäse kosten 7,50 Euro. Richtig zünftig geht’s zudem einmal die Woche zu. Jeden Donnerstag von 14.30 bis 16.30 Uhr ist die Paolina gestopft voll, denn dann gibt’s Aprés-Stimmung: Der lustige Hüttenwirt Hannes greift selber zur „Quentschn“ und spielt mit seinen Musiker-Kollegen Berg- und Wiesn-Hits von Anton aus Tirol bis Sierra Madre – und die Gäste schmettern aus vollem Hals mit.

Rundum windgeschützt  ist die sonnige Terrasse der behaglichen Masaré-Hütte. Hier wärmen sich die Erwachsenen mit Alkohol-Kreationen wie „Bombardino“ (heißer Eierlikör mit Sahne und Rum; 3,50 €), „heißer Oma“ (heißer Eierlikör mit heißer Milch, 3,00 €) oder heißem Skiwasser mit Himbeerlikör (3,50 €) auf. Auf allen Ski-Hütten werden Kindermenüs angeboten. Bei einigen  wie dem Antermont und der Moseralm findet der Nachwuchs zum Spielen auch einen kleinen Kinderpark im Freien.

Enrosadira am Rosengarten: Am Spätnachmittag glühen die Dolomiten in König Laurins Reich, Foto: Heiner Sieger
Enrosadira am Rosengarten: Am Spätnachmittag glühen die Dolomiten in König Laurins Reich, Foto: Heiner Sieger

Georg Eisath möchte Laurins Reich weiter verschönern. „Wir sind noch beim Aufbauen“ sagt er. „Vom einstigen Zwerg wollen wir uns Schritt für Schritt zu Südtirols führendem Familien-Skigebiet entwickeln.“ Für die kommende Saison plant er drei neue Lifte und weitere Attraktionen für kleine Skianfänger. In diesem Januar
hat er eine neue 10er-Kabinenbahn von Welschnofen ins Skigebiet eröffnet. Das schont nicht nur die Umwelt und spart zehn Minuten Autofahrt. Den Skifahrern beschert das zum Ende des Skitages eine 7,5 Kilometer lange Abfahrt von der Laurins-Lounge bis ins Tal. Dort lässt der Zwergenkönig noch mal herzlich grüßen – sein Rosengarten ist beim Sonnenuntergang zauberhaft in orange-rotes Licht getaucht.

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Heiner Sieger

Autor Kurzvorstellung:

Seit 40 Jahren Journalist schreibe ich über aktuelle und brisante Themen in den Bereichen Digitalisierung, Wirtschaft, Gesundheit und Reise. Nach Stationen bei renommierten Tageszeitungen und Magazinen bin ich heute hauptberuflich beim WIN-Verlag in der Vogel Communications Group Chefredakteur der Magazine Digital Business Cloud, E-Commerce-Magazin und Digital Health Industry. Meine private Leidenschaft gehört dem Thema Reisen. Und irgendwann wurde ich dann auch Chefredakteur von Reise-Stories. So oft es der Beruf erlaubt, bewege ich mich Richtung Berge und Meer, stelle Restaurants und Hotels auf die Probe und entdecke Entertainment ebenso wie ruhige und unendeckte Fleckerl.

Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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