ABGEFAHREN: Zwei „Oldies“ rocken die Planai

Als ich das erste Mal das Plakat zum Winter-Opening in Schladming sah, kannte ich nur zwei der vier angekündigten Stars: Christel Stürmer und Fritz Kalkbrenner. Die restlichen –  Bilderbuch und vor allem Tenacious D –  waren Neuland. Die „Musiklücke“ sollte beim Lokaltermin in Schladming geschlossen werden. Rock und Skifahren – eine bessere Kombination dazu gibt es nicht. Zumal für das Wochenende vom 4. und 5. Dezember auch in der Bergen Sonne pur angesagt wurde.

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ABGEFAHREN! Die Ski-Reporter von Reise-Stories.de unterwegs im Schnee. Jede Woche wieder! Um aktuell zu schildern, wie es auf den Pisten von Schladming gerade aussieht. Dieses Mal: So war es beim Opening in Schladming (Steiermark) am Freitag, 4. 12., und Samstag. 5. 12. 2015.

Foto oben:
Breite Pisten auf der Planai mit Blick auf den Dachstein. Foto: Gregor Hartl.

Text:
Gerhard Fuhrmann

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Je näher ich der 4-Berge-Skischaukel komme, umso weniger die Aussicht, dass neben Musik auch das Skivergnügen stattfinden wird. Auf dem Weg von Radstadt nach Schladming stehen die sonnseitigen Hänge in satten Grün und im Schatten sind Wiesen und Bäume mit Raureif überzogen. Auf den Berggipfeln ist wenig Schnee zu sehen. Der Eindruck ändert sich auch nicht bei meinem Ziel Schladming. Beim Skigebiet Hochwurzen zeigt ein weißes Pisten-Band nach unten, das dann in Bergmitte aufhört. Bei der Planai-Abfahrt geht der Schneestreifen wenigstens bis ins Tal. „Vielleicht sieht es oben ja ganz anders aus“ war die Hoffnung, dessen Bestätigung noch bis nachmittag warten muss. Zuerst Einchecken im Sporthotel Royer (www.royer.at) und dann soll um 15 Uhr eine Pressekonferenz mit den Stars auf der Schaf-Alm stattfinden. Warm eingepackt spaziere ich zum Planet Planai in der Talstation der Planai-Bahn. Schon von weitem sind Schlagzeug-Stakkatos und Gitarren-Riffs zu hören. Die kommen vom WM-Park direkt an der Talstation. Auf einer riesigen Bühne – direkt vor dem Planai-Zielhang – hantieren Menschen mit Instrumenten und Geräten. Die erzeugen einen infernalischen Lärm – gespeist aus riesigen Boxen links und rechts der Bühne. Im Stationsgebäude begrüßt Marlene Scheidl vom Presseteam der Planai-Hochwurzen-Bahnen die Kollegen der schreibenden und filmenden Zunkt und schickt den Tross zu den Gondeln.

Nach etwa 15 Minuten stehen wir im Schnee. Was für ein Panorama: Ringsum alles weiß und darüber blauer Himmel – der Auftakt ist gelungen. Dazu Georg Bliem, Geschäftsführer der Planai-Bergbahnen: „Wir haben die Kälte der letzten Woche bestens für die Beschneiung genutzt“. Nur ein paar Schritte zur Schaf-Alm, wo die Stars ihren PR-Auftritt haben sollen. Vorher Essen, Trinken und dazu traumhafte Aussicht auf den verschneiten Dachstein gegenüber. Plötzlich röhrt ein Schneemobil heran. Einer der Passagiere ist Christel Stürmer. „Ich war mit meinen Eltern früher mit dem Wohnmobil hier zum Skifahren“ ist die Antwort auf die Frage, ob sie das Gebiet kennt. „Und wie sieht es mit Apres-Ski aus?“. Stürmer: „Ich will lieber Ruhe und Wellness“. Noch ein paar Fotos und weg ist die junge Österreicherin.

Als nächstes soll Tenacious D (geben ihr einziges Europa-Konzert!) kommen, denn „Bilderbuch hatten keine Lust“ (Marlene Scheidl). Schon wieder kurvt ein Schneemobil den Hang herunter. Gleich heftiges Gedränge der Fotografen und Kameramänner, die sich vor Jack Black und Kyle Gass, den Frontmännern der Band, aufbauen. Jack Black (46), der US-Filmstar (King Kong, School of Rock) mit Planai-Mütze und Sonnenbrille, übernimmt sofort Kommando und Mikrofon. „Mir gefallen hier die Hausdächer, die möchte ich auch in Los Angeles auf meinem Haus“. Und „ich mag Schnee, aber Skifahren ist nichts für mich, weil ich mir vielleicht die Beine breche und es wird nichts mit der Show“. Der eher zurückhaltende Kyle Gass (55), ebenso Schauspieler (2 Broke Girls), zeigt ebenfalls wenig Sport- und Skibegeisterung und schwärmt lieber vom Essen. Jack Black kontert: „Ich liebe Schnitzel und Schaps“ und wirft im Spaß Kyle vor, „dass er lieber Steak mag“. Dann gibt Jack noch eine Kostprobe seiner Sangeskunst („kostet diesmal nichts“) und die beiden lassen sich mit jeden fotografieren, der Lust hat. Einige Pressekollegen haben Plattencover oder CDs dabei und bekommen bereitwillig Autogramme von den beiden. Sogar auf dem Skidoo zieht Black weiter seine Show ab.

Tenacious D auf der Schaf-Alm: Kyle Gass (l.) und Jack Black. Foto: Daniel Scharinger.
Tenacious D auf der Schaf-Alm: Kyle Gass (l.) und Jack Black. Foto: Daniel Scharinger.

Als letzter kommt der deutsche Musikproduzent und Sänger Fritz Kalkbrenner auf die Schaf-Alm-Terrasse. Auch der ist nicht gerade ein Skifan („käme aus dem Krankenhaus nicht mehr raus“). Kein Problem, denn alle sollen ja nicht Skifahren, sondern am Abend die Massen zu begeistern. Und die sind da. Großer Andrang vor den Eingängen. Auf der einen Seite die „normalen“ Fans, auf der anderen die „VIPs“ beim Hohenhaus Tenne, dem größten Apres-Schuppen Europas. Direkt vor der Bühne stehen schon die Hardcore-Fans auf Tuchfühlung. Pünktlich um 18.15 Uhr der Auftritt von Christel Stürmer. Das Energiebündel begeistert ihre Fans mit bekannten Hits. Richtig laut wird es bei „Ich lebe“ und „Ich hör auf mein Herz“ – alle Hände und Handys recken nach oben.

Nach kurzer Umbaupause – der WM-Park füllt sich und der Getränkeumsatz steigt merklich.  – steht Klangkünstler Fritz Kalkbrenner hinter seinem Mischpult. Sofort springt bei den Elektro-Beats und seiner sonoren Stimme der Funke ins Publikum über. Es wird getanzt und die Körper bewegen sich im Takt. Die Bässe wummern in alle Ecken und schaffen es, dass sich auch die bis dahin stillen VIPs im Hohenhaus Tenne zum Rhythmus bewegen. Gottseidank liegt auf dem Planai-Zielhang wenig Schnee. Sonst hätte wegen der Basswellen der Lawinendienst ausrücken müssen, um abgehende Schneebretter zu verhindern. Kalkbrenner bedient lässig und routiniert seine Knöpfe und Schalter. Absolute Begeisterung dann bei den Top-Hits „Void“ oder „Sky and Sand“, den Fritz mit seinem Bruder Paul produzierte.

Der nächste Act war die österreichische Band Bilderbuch. Vor allem das jüngere Publikum gehr bei den vier Jungs voll ab und Frontmann Maurice Ernst (sehen viele als Falco-Nachfolger) trifft mit „Maschin“ und „Willkommen im Dschungel“ genau deren Geschmack und Gitarrist Michael Krammer mit seinen Solos die Trommelfelle der Zuhörer. Mittlerweile war es 22 Uhr und die Kälte kriecht durch den WM-Park. Dagegen helfen nur hochprozentige alkoholische Getränke und so gibt es immer wieder „Ausfallerscheinungen“, die den Einsatz der Sanitäter erforderten.

Leider können die die Opening-Headliner, Tenacious D, wenig genießen. Jack Black trabt mit der Planai-Strickmütze vom Nachmittag auf die Bühne und Kyle Gass ist im T-Shirt bei den Temperaturen nicht zu beneiden. Das Publikum (ca. 10.00 Besucher) flippt völlig aus – Tausende von Handys blitzen, alles drängt nach vorne und im Hohenhaus Tenne sind alle Balkone bis zum letzten Platz besetzt. Und die Band legt wie ein Tornado los. Neben Jack und Kyle spielen noch Scott Seiver (Schlagzeug), John Spiker (Bass) und John Konesky an der Gitarre. Von „Tribute“, „Rize of the Fenix“ bis hin zu „Fuck her Gently“ sind alle Hits dabei. Neben mir sind Monika und Bernd voll von der Rolle. „Wir sind aus Graz und nur wegen Tenacious D gekommen. Konnten die noch nie live erleben. Der Aufwand hat sich mehr als gelohnt“. Und singen jeden Text lautstark mit. Das ist bei vielen anderen auch so („bin anscheinend der einzige, der die nicht kennt“). Dazwischen immer wieder Witze, Grimassen, Streit und Versöhnung zwischen Jack und Kyle sowie ein verbales Battle mit Roadie Connor Montgomery – die Band zieht alle Register und kommt nach lautstarker Forderung des Publikums noch zu einer Zugabe auf die Bühne – und hätte aufgrund des langanhaltenden Beifall noch bis Mitternacht spielen können.

10.000 begeisterte Fans rocken im WM-Park beim Ski-Opening. Foto: Daniel Scharinger
10.000 begeisterte Fans rocken im WM-Park beim Ski-Opening. Foto: Daniel Scharinger

In diesen Genuss kommen nur die Promis im Hohenhaus Tenne. Dort tauchen plötzlich Jack und Kyle auf, singen ihren Hit „Tribute“ und die Anwesenden haben ausreichend Gelegenheit für Umarmungen und Selfies mit den beiden. Die waren dann aber schnell wieder weg – geht es doch am frühen Morgen wieder Richtung USA.

Ich will etwas später – bei mehr Sonne – auf die Piste. An der Planai-Talstation werkeln die Reinigungsmaschinen, um das Abfall-Chaos der vergangenen Nacht zu beseitigen. An den Liftkassen noch wenig los – die meisten Gäste müssen wohl noch Schlaf nachholen. Schnell zum Intersport-Skiverleih (ab 21 €/Tag) direkt in der Station, dann mit der Rolltreppe zu den Gondeln der Planai-Bahn (Tageskarte 48,50 € für Erwachsene, Kinder ab 24,40 €). Nach etwa 15 Minuten stehe ich wieder – wie bereits gestern – am Berg und in der Sonne. Nur diesmal auf Brettln. Beim Ausstieg große Übersichtstafeln mit allen Bahn- und Pisten-Infos, die leider zeigen, dass doch viele Abfahrten und einige Lifte gesperrt sind („für einen Tag ist leider nur die Planai möglich“). Insgesamt gehören zur 4-Berge-Skischaukel (Hauser Kaibling, Planai, Hochwurzen und Reiteralm) 123 Pistenkilometer und 44 Bahnanlagen.

Zum Einschwingen die Burgstallalm-Abfahrt (9 rot) und bin froh, dass die Kanten topp sind, weil teilweise abgefahrene Stellen für unliebsame Überraschung sorgen. Das gleiche bei der Mitterhaus-Strecke (10 rot), die frühmorgens größtenteils im Schatten liegt. Probiere noch die Sonneck-Piste (11 rot) runter zum Sonnecklift. Auch dort viel Schatten und harte Piste. „Muss wieder in die Sonne“ – und fahre mit Sonnecklift und Mitterhausbahn auf 1906 Meter Höhe. Dort kurzer Blick auf die umliegende Bergwelt (Hauser Kaibling, Hochwurzen und Dachstein) und weiter über die Weitmoos-Abfahrt (8 blau). Die entpuppt sich leider als langer Ziehweg und endet auf einem weiten Plateau – mit Super-Park (www.superparks.at) und Kinderland. Kurzer Stopp in der Weitmoosalm und nach einer flachen, breiten Piste ist beim Weitmoos-Lift Schluss. Dort großer Andrang – weil nur ein Tellerlift („Gibt es die auch noch?“). Möchte danach zum Mittagessen zur Schaf-Alm. Geht nur über die kurze Weitmoosmittelabfahrt (8a), Märchenwiesebahn und anschließenden roten 1 und 2-Abfahrten.

Auf der Alm-Terrasse dichtes Gedränge, weil jeder beim Essen die Sonne genießen möchte. Ich auch und genieße Kaiserschmarrn (9,30 €). Dort keine Selbstbedienung – aber das Bestellte wird im Handumdrehen serviert. „Eigentlich sollten um die Zeit die Pisten leer sein“ und steuere auf die Märchenwiesenstrecke (7 rot) zu und carve weiter auf der Kraiterpiste (4 rot). Ganz alleine genieße ich die breite, manchmal steile Abfahrt bei besten Schneebedingungen. Der Traum endet bei der Talstation der Lärchkogelbahn. „Da muss ich nochmal runter“ und sehe auf der Übersichtsplan, dass von oben eine Parallelpiste – Lärchkogelabfahrt (5 rot) –  wieder zum Ausgangspunkt führt. Auch diese Abfahrt empfehlenswert. Mein nächstes Ziel die Pisten neben der Planaibahn. Laut Übersicht ist das die rote 1-Strecke – zu erreichen über die 1a-Abfahrt (WM-Startstrecke) durch den Wald und dann in den oberen Teil der Herren-WM-Abfahrt (1 rot). Da geht es dann zur Sache. Zwar breit, aber steil und oft „abgeschabte“ Stellen. Die Oberschenkel brennen. Kurzer Halt an der Planai-Mittelstation, wo bei der Kessler-Alm die Musik aus den Boxen dröhnt. Viel Jungvolk bevölkert die Terrasse. Grund: Apres-Ski-Party mit SnowbreakEurope. Leider stehen beim Bergfahrt-Zugang zu viele Leute. Entscheide mich für Richtung Tal – über die untere Herren-WM-Abfahrt (1 schwarz). Dabei stoße ich an meine Grenzen. Die Piste noch steiler, oft ausgefahren und der Schnee schon weich. Es sind kaum Leute unterwegs und deshalb ist Schrägfahren öfters möglich. Komme ohne Sturz nach unten und verzichte aus Konditionsmangel auf eine weitere Bergfahrt. Gebe die Ski ab und genieße auf der Terrasse der gegenüberliegenden Platzhirsch-Alm noch eine heiße Schokolade.

Infos über das Skigebiet: www.planai.at / www.hauser-kaibling.at / www.ski-reiteralm.at

Infos über die Region: www.schladming-dachstein.at

Infos über das Land: www.steiermark.com / www.austria.info

Infos zu den Stars: www.christinastuermer.at / www.bilderbuch-musik.at / www.fritzkalkbrenner.de / www.tenaciousd.com

 

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Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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