Die Sächsische Schweiz im deutschen Bundesland Sachsen zog schon immer Feingeister wie Naturfreunde in ihren Bann. August von Goethe, der Sohn des Dichtergenies, äußerte sich etwa im Jahr 1819 begeistert über die „Kuhstall“ genannte Felsenhöhle im Elbsandsteingebirge. Noch heute lockt die eigenwillige Gesteinsöffnung auf dem „Neuen Wildenstein“ jährlich tausende Touristen hierher. Wer zum zweitgrößten Felsentor des Mittelgebirges hochgelaufen ist – auf etwas über 300 Meter Höhe – wird mit einem sagenhaften Panoramablick auf die Umgegend überrascht. Doch damit nicht genug: Wenige Schritte entfernt führt die so genannte, eiserne „Himmelsleiter“ durch einen schmalen Felsspalt hinauf zu einem Platteau: Von dem aus sich eine weitere, beeindruckende Sicht über die steinernen Schönheiten dieser Region eröffnet.
Zurück geht es wieder auf einem besonders für Familien geeigneten Pfad durch den Wald. Diese Wanderung ist anspruchslos, aber besonders schön. Erneut unten angekommen, führt der Gang zum eigenen Auto, das hier oben auf einem Parkplatz abgestellt werden kann. Wer dem Tagesausflug das „I-Tüpfelchen“ aufsetzen will, tritt die kleine Reise zurück nach Bad Schandau stattdessen jedoch in der seit 1898 ihren Dienst versehenden „Kirnitzschtalbahn“ an.
Diese historische, knallgelbe Überlandbahn verbindet den Kurpark von Bad Schandau mit dem Lichtenhainer Wasserfall, der ebenfalls immer ein Foto wert ist. Nachdem der Zugfahrer die „alte Dame“ mit ihren drei Wagons kurz gewartet hat, setzt sich die Bahn mit den Naturfreunden an Bord zuverlässig in Bewegung. Der Weg scheint dabei das Ziel, denn allzu schnell geht es hier nicht voran. In Bad Schandau ist man ausgesprochen stolz auf die stilvolle Attraktion auf Schienen, wobei die Kleinstadt mit einer ganzen Reihe weiterer touristischer Pluspunkte glänzt. So wartet der anerkannte Kneippkurort, welcher bis 1920 schlicht „Schandau“ hieß, beispielsweise auch mit dem „Historischen Personenaufzug“ auf. Das Bauwerk im Jugendstil bringt die Besucher in gut 50 Meter Höhe zu einer Plattform, von der aus man etwa einen malerischen Ausblick auf den „Lilienstein“, das Symbol des „Nationalparks Sächsische Schweiz“, genießt. Besonders Jugendliche und Kinder freuen sich hier oben auf der „Ostrauer Scheibe“ über eine weitere, tierische Attraktion: Ein Luchsgehege mit eleganten Bewohnern. Wild lebende Luchse würde man im Elbgebiet mehr als gerne willkommen heißen, bisher hinterließ die scheue Wildkatze immerhin bereits die eine oder andere Spur im Wald.
Wer am nächsten Urlaubstag noch etwas Luft für eine Tour hat, kann sich zum Beispiel auf die Wanderung zum Papststein, Gohrisch und Kleinhennersdorfer Stein begeben. Der Weg hinauf lässt sich auch hier ziemlich mühelos verfolgen, auch jüngere Grundschulkids dürften an den abenteuerlich gewundenen Pfaden ihre Freude haben. Gelegentliche Kamine und stark zerklüftete, wildromantische Felsbrocken und -formationen bieten der ganzen Familie ein unvergessliches Erlebnis! Auch rüstige Rentner werden hier keineswegs überfordert, solange sie nur generell gut zu Fuß sind. Die drei genannten, freundlichen Tafelberge sind in lockerer Folge begehbar, nebenbei ergibt sich vielleicht ein kleiner Plausch mit anderen Ausflüglern. Besonders zu beeilen braucht man sich hier zum Glück nicht – auch im Abendrot sorgen die Gipfel für immer neue und zauberhafte Eindrücke. Alternativ zu nennen wäre ab Cunnersdorf die Wanderung zum Katzstein, Rotstein sowie Spitzer Stein. Oder ein Trip zum Felsenlabyrinth Langenhennersdorf, ein beliebter Klassiker für alle, die mit Kindern unterwegs sind.
Wer nun immer noch nicht genug bekommen kann von den Anziehungspunkten der Sächsischen Schweiz, wagt sich eventuell in Berggießhübel tief hinein in das Innere der Erde. Vor dem Eingangstor des Marie Louise Stolln wartet bereits Bergwerksführer Norbert in voller Montur auf die Gäste. Nach einem herzlichen „Glück auf!“ verteilt der nette Sachse an die Wartenden je einen Arbeits- oder Schutzhelm. Dann geht es mutig hinein in den engen Schlund hinter dem Einlassgitter. Jahrhundertelang behauten hier Bergleute unter abenteuerlichen Bedingungen den Fels, um diesem schließlich das begehrte Eisen und Kupfer abzuringen. Ein von unten geheimnisvoll angestrahlter unterirdischer See wartet im Stolln auf die Besucher.
„Aufpassen, es geht über eine kleine Brücke!“, ruft Norbert, dem das Wohlergehen aller besonders am Herzen liegt. Festes Schuhwerk ist hier unerlässlich, gelegentlich kreuzt ein Rinnsal den Weg. Und dann eine richtige Überraschung: Norbert singt den Touristen mitten im Fels das berühmte Steigerlied vor, dessen Wurzeln bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen. Er trägt die Melodie schlicht und bescheiden vor, mit einer vollen, angenehmen Stimme. Ein andächtiger Moment, dann geleitet der Ortskundige die Teilnehmer schließlich wieder ans Tageslicht – das nun umso dankbarer wahrgenommen wird. Von Gottleuba aus geht es vom einzigen Besucherbergwerk der Region in etwa 20 Minuten zurück nach Königstein. Wo die Elbfähre dann erneut für freudige Aufregung bei Jung und Alt sorgt. Gelassen setzt sich der schiffbare Untersatz in Bewegung; ohne Hast geht es würdevoll über die Elbe hinweg.
Die Sächsische Schweiz bleibt mit ihren Naturschönheiten garantiert dauerhaft in Erinnerung. Und bietet daneben einen breiten Fächer weiterer, spannender Höhepunkte, die einen Aufenthalt hier einfach unvergessen machen. Für uns ist klar, wir werden bald wieder einen Abstecher in diesen Teil Sachsens bzw. Deutschlands unternehmen. In eine Gegend, die immer noch vor allem von Mutter Natur gestaltet wurde: Malerisch, abwechslungsreich und einfach wunderschön.
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