Packt mich die Lust auf einen Kurztrip mit Golfen und Relaxen in stilvoller Umgebung, fällt meine erste Wahl nicht sofort auf ein Schloss oder eine alte Wehrburg. Aber oberhalb von Mittersill liegt ein Hideaway, das etwas anders ist. Es bietet Luxus, aber keinen Protz. Es atmet Geschichte und ist in der Moderne angekommen. Selbst Coco Chanel und Ari Onassis waren so begeistert, dass sie immer wieder hierher kamen, um den unglaublichen Weitblick und das süße Leben zu genießen.
geschrieben von Birgit Werner mit Fotos von Andreas Bienert/Schloss Mittersill
In einer Kehre der Pass-Thurn-Bundesstraße ist die Einfahrt … fast wären wir vorbeigerauscht. Da steht schon die Hinweistafel und das Tor ist weit offen, die Versuchung ist groß: neugierig fahren wir die Auffahrt hoch und nähern uns dem Schloss mit seiner wechselvollen 860-jährigen Geschichte.
Die Welt und der Jet Set treffen sich in Mittersill
Die einstige Wehrburg, erbaut 1150 von den Grafen von Lechsgemünd aus Bayern, thront auf einer Anhöhe oberhalb von Mittersill und blickt majestätisch in den Talgrund. In den folgenden Jahrhunderten wechselte das imposante Schloss mehrmals seine Eigentümer. Im Jahre 1934 erwarb es dann der adelige Unternehmer Baron Hubert von Pantz. Unter seinem Besitz wurde Mittersill zum Anziehungspunkt für den internationalen Jet Set, Adel, Stars und wohlhabende Unternehmer. Wie viele andere Orte im Salzburger Land und Pinzgau blieb auch das Schloss zwischen 1938 und 1945 von nationalsozialistischen Übergriffen nicht verschont. Es wurde eingenommen und Baron von Pantz flüchtete nach Amerika. Nach Kriegsende und seiner Rückkehr gründete der Baron 1948 den damals exklusivsten Club der Welt. Mit seinem “Sport & Shooting Club” holte er das Who is Who zurück nach Salzburg. Das Schloss erlebte neue Glanzzeiten. Klatsch und Tratsch inklusive.
Coco und der Liftboy
Könnten die Mauern flüstern, wären Aufstieg und Fall politischer Mächte, gesellschaftliche Veränderungen und heiße Partynächte nur ein paar der Themen gewesen, die damals diskutiert wurden. Turbulent und dekadent ging es zu, wenn sich im Club Promis wie Clark Gable, der Schah von Persien, Soraya, Gina Lollobrigida, der Aga Kahn oder Henry Ford II. trafen.
Sie genossen die Sommerfrische, spielten Golf oder Tennis, gingen auf die Jagd oder vergnügten sich beim Taubenschießen. Wenn der charismatische Baron aus uraltem österreichischen Adel einlud, kamen alle. Auch Coco Chanel. Die Modeikone erlag seinem Charme und ließ sich bei Besuchen bei ihrem Baron auf dem Schloss zu ihrem Modeklassiker, der Chanel-Jacke, inspirieren. Die Arbeitsuniform des Liftboys hatte es ihr besonders angetan. Der alpenländische Trachtenjanker mit den vier charakteristischen Taschen und der geflochtenen Borte war es, der das legendäre Chanel-Jäckchen zur zeitlosen Ikone machte.
Zuhause auf Zeit: entdecken, entspannen und genießen
In den 1960er Jahren wurde das Schloss verkauft und als Konferenzzentrum und Jugendherberge genutzt. Seit 2009 ist es zum ersten Mal in Pinzgauer Hand und gilt seit 2014 als feine Adresse zum Übernachten, Honeymoonern, Schlemmen und Wellnessen.
Sinn für Schönes und Eigenwilligkeit haben auch die beiden Chefs des Schlosses. Die Inhaberfamilie Hildegard Gandler und Dr. Johann Bründl mischten Modernes und Altes harmonisch mit großartigem Stilgefühl und einer gehörigen Portion Leidenschaft.
Mit vielen Originalstücken, modernen Accessoires, offenem Kamin, Chaiselongues, Baldachinbetten unter kunstvollen Kassettendecken, Überwürfe und Schatzkisten schufen sie ein modernes, luxuriöses Hideaway, ohne die fast 900 Jahre alte Vergangenheit des Hauses, seine Steinmauern, die ausgetretenen Stufen und Kopfsteinpflaster-Innenhöfe oder den Gefängniskeller, der zur Weindegustation dient, zu verbauen.
Schlafen und relaxen wie ein Hollywood Star
Klare Linien, Glasfronten, warmes Holz und die raffinierte Einbindung des historischen Gemäuers bestimmen die Atmosphäre im Spa, das auf die elementare
Wirkung von Wasser, Feuer, Spezialbehandlungen und Massagen setzt: Biosauna, Sole-Dampfbad und Infrarotkabine. Atem schöpfen auf der Aussenterrasse, dann ab in die finnische Aussensauna.
Auf der großen Terrasse der Gina Lollobrigida Suite mit grandiosem Blick ins Felbertal und auf die Kitzbüheler Grasberge träumt man sich schnell ganz weit weg. Das ultrakuschelige Boxspringbett steht inmitten der 40 Quadratmeter großen Suite, umgeben von einer bequemen Sitzecke, antiken Möbeln und Fotos von „Gina Nazionale“.
Besonders gelungen: die original Schloss-Aussenmauer wurde in das Badezimmer integriert. Fast allen Promis, die im Laufe der Jahrhunderte im Schloss residierten, sind Zimmer oder Suiten gewidmet. Egal, in welchem Zimmer der normal sterbliche Gast nächtigt, von jedem genießt er einen freien Blick ins Tal und auf das Kitzbüheler Bergpanorama.
Die Gastgeberin und Direktorin Stephanie Busch von Holtum leitet seit gut sechs Jahren Schloss Mittersill. Mit großer Leidenschaft und Herzlichkeit lebt sie die Traditionen ihrer adeligen Vorgänger und verrät uns bei der täglichen Schlossführung, “der beste Blick zum Golfclub erschließt sich von der Kaiserin Soraya Suite. Von fast jedem Golfloch blickt man den Berg hinauf aufs prächtige Schloss.”
Reizvolle Golfausblicke zwischen Nationalpark und Kitzbüheler Alpen
Zwischen dem Nationalpark Hohe Tauern und den Kitzbüheler Alpen liegt die 18 Loch Anlage (Par 70). Die Länge des Courses liegt bei 5.720 m für die Herren und 5.056 m für die Damen. Obwohl mitten in den Alpen platziert, ist der Platz außerordentlich flach. Aber: Hier fliegt der Ball über idyllisch gelegene fairways, Teiche und Wasserläufe.
Das macht Lust auf die morgige 20 jährige Jubiläums Golf Trophy. Jedes Jahr im Mai findet das Schloss Mittersill Turnier im Golfclub Mittersill Stuhlfelden statt. Nur etwa 5 Minuten mit dem Auto vom Schloss entfernt, machen wir uns nach einem sensationellen Frühstück mit perfekt gebratenen Eiern und Müsli auf zum Platz.
Es kann eng werden
Das außergewöhnliche Salzachtal Klima macht es möglich, dass der Platz von Frühjahr bis in den späten Herbst bespielbar ist, selbst dann, wenn oben die ersten und letzten Skifahrer über die Pisten cruisen.
Fotos Golfclub Mittersill/ Andreas Bienert
Golftrophy Schloss Mittersill: so weit die Bälle fliegen …
über urige Heustadl, Doglegs, Teiche und Bäche, die immer so platziert sind, dass Mutige darüber spielen möchten und grandios scheitern können oder Zaghafte geschickt vorlegen wollen und dann doch im Bach landen. Punkten kann der, der ein sehr konzentriertes Spiel liefert, die Regeln und Kniffe für unbewegliche Hemmnisse gut beherrscht und die sorgfältig ondulierten Greens zu lesen und zu putten weiß.
Die Mitglieder des Clubs sind klar im Vorteil. Auf den 18 Bahnen wird Ortsunkundigen Einiges abverlangt. Am Ende aber dann die Belohnung: das Signature Hole Loch 18. Ein Par 3 Inselgrün, gleich neben dem Grün von Loch 9 und dem Clubhaus. Hier kann man nochmal mit Geschick und Strategie brillieren, oder eben nicht. Gespielt wurde im Turniermodus Scramble oder Stableford. Weil das im letzten Jahr so gut ankam, konnte man auch dieses Jahr wieder wählen. Nächstes Jahr sind wir dann schon besser gerüstet und wissen, wo die Tücken lauern.
Am Abend nach Sauna und einer entspannenden Tiefenmassage erwartet uns noch eine kulinarische Abendveranstaltung unter freiem Himmel mit Siegerehrung auf der Panoramaterrasse. Die Speisekarte des Schlosses präsentiert vor allem traditionelle, bodenständige Gerichte, wie „Mittersiller Frischkässe mit Feldsalat und eingelegtem Frühlingsgemüse“ oder „Gekochter Tafelspitz vom Pinzgauer Rind mit Cremespinat, Röstkartoffeln und Apfelkren“, die modern interpretiert sind, betont Hildegard Gandler, die Geschäftsführerin von Schloss Mittersill „deshalb gibt es bei den Produkten keine Kompromisse. Höchste heimische Qualität ist unser Anspruch“, betont sie weiter.
Nach dieser kurzen, aber dennoch genussvollen Auszeit können wir Eines sagen, egal, wann man hier oben auf Schloss Mittersill einkehrt, man kann sich immer auf sich selbst besinnen. „Denn zwischen den dicken Mauern genießt man immer Geborgenheit“, sagt Hildegard Gandler, „und behält gleichzeitig Weitsicht und Überblick.“ Eine gute Perspektive.
Check in
Hotel Schloss Mittersill 4* Superior, www.schloss-mittersill.at
Zimmerpreis ab 129 Euro pro Person im Doppelzimmer Panorama, inklusive Frühstück, regionales Vier-Gang-Abendmenü, Minibar mit alkoholfreien Getränken und Nutzung des Spa-Bereichs
Thalbach 1, 5730 Mittersill /Österreich
Golfclub Mittersill-Stuhlfelden, www.golfclub-mittersill.at
Tagesgreenfee: Mo bis Sonntag u. Feiertag 77 Euro
9-Loch Greenfee: Mo bis So u. Feiertag 45 Euro
Special Greenfee für Gäste der Gründerhotels 55 Euro
Check out
Tourismus Mittersill, www.mittersill-tourismus.at
Autorin:
Birgit Werner, bw-reportagen@web.de