.
Urlaub mit dem Bus? Echt jetzt?
Da ich mich grundsätzlich als notorische Individual-Reiserin sehe, ist es für mich schwer vorstellbar, mit einem Pulk fremder Menschen meinen Urlaub zu teilen — und sei er noch so kurz. Und diese Einstellung ist in meinem Freundeskreis weit verbreitet, auch bei den älteren Semestern. Manche haben zwar schon mal einen Reisebus ausprobiert, aber meistens nur um ohne umzusteigen von einem Punkt zum anderen zu kommen. Aber mehrere Tage und mit feststehendem Programm… Echt jetzt?
Da man über nichts lästern soll, wovon man wenig weiß habe ich mich mit Geldhauser Die Münchner Busreisen auf die Reise München-Trentino-Gardasee begeben und zwar in der Luxusbus-Variante. Wenn schon, dann soll der Schock überschaubar bleiben.
Die Einstiegs-Erfahrung war keine ganz normale Geldhauser-Reise aber auch eine mit “Misch-Gästen”: circa 10 JournalistInnen und mehr als doppelt soviel ReiseunternehmerInnen. Wie sich schnell herausstellte, blieben die zwei Gruppen anfangs unter sich, nach dem Motto: “Was der Bayer net kennt, frisst er net…” , doch bald kam es zu Vermischungen, wo die Chemie stimmte. Ganz wie im richtigen Bus-Tourismus-Leben. Kontaktsuchenden Alleinreisenden bietet sich die Gelegenheit, Bekanntschaften zu schließen — oft sogar fürs Leben. Oder man bleibt “unter sich”, was auch heißen kann: mit sich alleine, was bei Geldhauser-Touren den Vorteil hat, dass Einzelzimmer zuschlagfrei sind. Und so eine organisierte Reise — das empfinde ich zunehmend als Plus, je älter ich werde — hat den großen Vorteil, dass man sich um nichts kümmern muss.
Busfahrer Roberto serviert Brezen
Geldhauser-Luxusbusse sind so ausgestattet, dass sich die Zweier-Sitze (mit viel Beinfreiheit) so weit auseinander bewegen lassen, dass man keinen Körperkontakt mit den Nachbarn haben muss aber haben kann, sofern beide Lust dazu haben. Die Lehnen lassen sich außerdem gut kippen.
Mir kam die Kurzreise von drei Tagen so vor, als würde die Zeit wesentlich schneller und stressfreier vergehen, als beim Auto-Selbstfahren, im Zug oder Flugzeug weil ich, ab Zustieg zu keiner Zeit angespannt und konzentriert sein musste.
Ausgewählte Busfahrer haben hier nicht immer mal wieder ein Mobiltelefon in der Hand, wie es längst schlechte Sitte auf den Straßen geworden ist. Eine gut ausgestattete Bordküche erlaubt das Servieren warmer Mahlzeiten, Getränke gibts auch – die ebenerdige Toilette erlaubt diesen Genuss ohne Reue.
ReisbegleiterInnen sind von Anfang an mit im Bus und führen schon unterwegs in kommende Genüsse ein. Was mir in Geldhausers ausgesprochen übersichtlichen Katalogen besonders angenehm aufgefallen ist: die hochwertige Selektion von Hotels und Restaurants (in Berlin ist sogar das geschichtsträchtige Adlon im Programm!). Diese Auswahl hat viel mit dem Mann zu tun, der dafür verantwortlich zeichnet: Franz Gerstmayr ist ein großer Genießer mit allen Sinnen — unter seinen eigenen Bedürfnissen abzusteigen, will er den Gästen nicht zumuten.
Auf dieser Tour übernachteten wir in dem 4-Sterne-Garda Hotel Forte Charme in Nago, mit gigantischer Aussicht auf den Gardasee und ausgezeichneter Küche. Unsere und noch eine Gruppe veranstalteten quasi den Kehraus, denn auch dieses Hotel (wie die meisten anderen Unterkünfte und Restaurants der Region) schließen spätestens jetzt ihre Pforten und die Gegend wirkt touristenleer. Sehr angenehm, wie ich finde, im Vergleich zum Riesentrubel, der im Sommer hier herrscht.
Franz Gerstmayr rückt, die ‘kulinarischen Momente’ etwas zurecht
Fahrplan der Geldhauser-Luxus-Bus-Reise. 15.-17.11.19 München-Gardasee-Trentino-München. Eine Tour, die man gut nachmachen kann.
Freitag, 17.11.19, 7.30h ab ZOB in München über den Brenner nach ISERA, wo uns in der Casa del Vino Federico Milan von (APT Rovereto und Vallagarina) mit einem Willkommens-Aperitiv begrüßte . Das Mittagessen der Casa del Vino ist immer sehr bodenständig, da sich eine Kooperative zusammengeschlossen hat, die großen Wert auf Nachhaltigkeit legt. Freilich kam in der Casa del Vino der Vino nicht zu kurz. Auch ein großer Vorteil einer Busreise: man darf das eine oder andere Gläschen mehr trinken.
Anschließend ging es nach Rovereto zu einem Stadtrundgang mit der launigen Stadtführerin Laura Tessaro . Der strömende Regen konnte die Schönheit Roveretos nicht hinwegwaschen. Am MART dem einzigartigen Museums der Modernen Kunst wurde ein kurzer Stop eingelegt, dann besuchten wir die Friedensglocke auf dem Colle de Miravalle, die täglich um 21h 100 Schläge loslässt, um zum Frieden zu gemahnen.
Im Belvedere kocht die 80jährige Mama mit – und sowas von gut!
Auf der Fahrt zum Hotel Forte Charme nach Nago-Torbole stürzte einiges an Wasser die Felswände herunter, was zum Anschauen malerisch war. Weniger erfreulich, wenn man sich vor Ort damit auseinandersetzen muss. Mein schönes Zimmer im 4. Stock verwöhnte mit einem gigantischen Gardasee-Blick und die Hotel-Verpflegung war insgesamt sehr gut.
Am ersten Abend erwartete uns im sehr empfehlenswerten Familienbetrieb Ristorante Belvedere, wo noch die Mama den Kochlöffel schwingt, ein typisches, mehrgängiges Abendessen u.a. mit Carne Salada. Im Belvedere gibt es auch einige Fremdenzimmer.
Nachdem der komplette Freitag verregnet war, begrüßte uns ein herrlicher Herbst-Samstag und ein leckeres Frühstücksbuffet im Hotel, danach stand die historische Altstadt von Riva del Garda auf dem Programm. Die anschließende Bootsfahrt mit dem gelben Speedy brachte uns in einem knappen halben Stündchen ins wiederum sehr schöne Malcesine. Die Orte und den Gardasee sind allesamt malerisch und um diese Zeit ziemlich verwaist. In Malcesine ist Wochenmarkt – ein paar Ständchen – und einige Teilnehmer kaufen gefühlt den Jahresbedarf an feinem Parmesankäse vom Laib ein und noch einiges mehr, bevors weiterging Richtung Torbole. Im Ristorante La Scarpetta in Arco werden ausgesprochen leckere Spinatknödel sowie Pastavariationen und Salat serviert, nicht zu vergessen das obligatorische Gläschen Roten oder Weißen. So konnte man der Wanderung auf die Burg Arco entspannt entgegensehen. Die Gruppe der E-Bike-Fahrer, die den Sarca-Radweg vor sich hatten, über Arco Richtung Dro bzw. Pietramurata hielten sich vermutlich etwas zurück…
Malerische Burg Arco mit großartigem Weitblick
Treffpunkt mit dem Wanderguide war der Parkplatz Parcheggio Foro Boario, dann ging’s über ein Rundsteinpflaster gemütlich durch Olivenhaine aufwärts und wir erfuhren, dass im Trentino die Olivenbäume heuer von einer verheerenden Krankheit befallen sind, die die Produktion katastrophal minimierte. An Erdbeerbäumen vorbei, deren herabgefallene Früchte den Boden etwas glitschig machten, erreichten wir schon nach circa 20 Minuten Burg/Castello Arco und den erzherzoglichen Arciducale Park. Dabei wurde der Fernblick auf den See und in das Sarcatal immer spektakulärer.
Dieser ausgesprochen interessante Tag wurde durch einen Besuch des soeben eröffneten, spektakulär um die gigantische Kirche drapierten Mercantino di Natale von Arco gekrönt, der an allen Wochenenden bis 6. Januar 2020 stattfindet. Auch in vielen Bergdörfern der Region finden wunderschöne Weihnachtsmärkte statt.
Am Abend erfolgte im Hotel die Präsentation des Touristischen Angebots des Trentino und die Vorstellung des Sommerkataloges 2020 von Geldhauser. Die breite Angebotspalette ist auf den jeweiligen Websites zu entdecken.
Chef Alessandro mit dem Brot des Hauses
Sonntag 17.11.2019 wurde die Rückfahrt angetreten, durchs Sarcatal nach Trento der Hauptstadt des Trentino mit geführtem Stadtrundgang durch Carmen Picciani. Im Castel Buonconsiglio (das, wie sehr viele anderen Attraktionen und öffentliche Verkehrsmittel in der Trentino Guest Card enthalten ist), konnten wir — neben den alten Räumen — eine beachtliche Kachelofen-Sammlung bewundern, die uns allerdings nicht wärmte. Auch dem Dom, der eine ziemliche Baustelle ist, entflohen wir rasch wieder, um den niedrigeren Trieben zu folgen: In Alessandros Scrigno del Duomo auf dem Domplatz, ein sehr gutes Restaurant.
Das einzigartige MUSE Museum für Wissenschaft bildete den Abschluss dieses Kurztrips. Ein durch und durch helles, sympathisches Museum, an dem Eltern und Kinder ihre Freude haben! Dann ging’s, ab 15.30h gemütlich zurück über den komplett verschneiten Brenner und pünktlich um 20h passierte der Bus im ZOB ein…
Nach dieser ersten Erfahrung frage ich nicht mehr: Echt jetzt? Sondern sage mal vorsichtig: Echt gut!