Stuttgart: Die Neckarmetropole glänzt mit moderner Architektur

Der Porsche Design Tower am Stuttgarter Pragsattel ©Sylvia Redlich

Stuttgart hat noch viel mehr zu bieten als Luxuslimousinen, Wein und hochklassigen Fußball. Wer sich für markante Gebäude und Viertel unserer Zeit interessiert, bekommt bei einer speziellen Führung durch die baden-württembergische Landeshauptstadt spannende Einblicke geboten.

Der Ausblick vom Porsche Design Tower in rund 90 Metern Höhe ist grandios: Direkt gegenüber reiht sich auf der Lage Mönchhalde, die zum städtischen Bio-Weingut gehört, auf 16 Hektar Fläche Rebstock an Rebstock. Im Talkessel breitet sich die mehr als 600.000 Einwohner zählende Metropole mit ihren breiten Straßen, Wohn- sowie Geschäftsvierteln aus. Der von Parkanlagen umgebene Schlossplatz im Stadtzentrum oder die MHP Arena im Stadtteil Bad Canstatt, die Heimstätte der Fußballprofis des VfB Stuttgart, fallen ins Auge. Die Namensrechte für das Stadion sicherte sich 2023 für mindestens zehn Jahre das Ludwigsburger Management- und IT-Beratungsunternehmen MHP. Am Horizont grüßt der weltweit erste, 217 Meter hohe Fernsehturm, der Mitte der 1950-er Jahre auf den Gipfel des Hohen Bopsers gebaut wurde.

“Mit seinen 23 Etagen gilt der Porsche Design Tower derzeit als höchstes bewohntes Gebäude der Stadt”, sagt Architekt Daniel Baukus vom Eigentümer und Projektentwickler Bülow AG, der den Glasturm geplant und errichtet hat. Von der verkehrsgünstigen Lage an zwei Magistralen, die vom Norden der Stadt ins Zentrum führen, und nahe der U-Bahn-Station Pragsattel mit zahlreichen Linien in die City und die Peripherie profitieren Mitarbeiter sowie Kunden des Porsche Zentrums mit Werkstatt und Showroom im Erdgeschoss des gläsernen Turms. Ebenso die Mieter der darüber liegenden Büros, der Konferenzräume und die Hotelgäste des Radisson Blu, denen ab Stockwerk 12 aufwärts 168 Zimmer zur Verfügung stehen. Das Restaurant Balaustine, benannt nach der Blüte des Granatapfelbaums, zelebriert die Kochkunst des Nahen Ostens. “Seit der Eröffnung im Dezember 2023 wird unser Haus sowohl von Einheimischen als auch von Auswärtigen sehr gut angenommen”, ist Hotelmanager Stefan Welti mehr als zufrieden.

Weissenhof – Wohnsiedlung im Bauhausstil

Moderne Architektur hat in der Neckarmetropole schon vor über 100 Jahren für Aufsehen und Diskussionen gesorgt. 1927 entstand in nur 21 Wochen Bauzeit unter der künstlerischen Oberbauleitung des deutsch-amerikanischen Architekten Ludwig Mies van der Rohe auf einem ehemaligen Bahnhofsgelände eine Wohnsiedlung im Bauhausstil. Sie brach mit herkömmlichen Materialien und Bauformen. Bis heute ist sie wegweisend: die Weissenhofsiedlung mit Ein-, Doppel- und Mehrfamilienhäusern. Skelettbauweise, Stahl und Beton, vorgehängte Fassaden, Flachdächer, begrünte Terrassen, lange Fensterbänder, variable Raumgrößen, schmale Gänge und zweckmäßige, sparsame Möblierung zeichnen sie aus.

“Sauber, praktisch, rational war das Motto”, erläutert Ullrich Kölle. Der 53-jährige Architekt führt Gruppen zu den Zeugnissen des Modernismus in seiner Heimatstadt. “In der Öffentlichkeit wie in der Fachwelt stieß die neue, von der Stadt Stuttgart finanzierte Wohnanlage auf ein geteiltes Echo. Die Traditionalisten fanden sie dilettantisch, ja sogar grässlich.” Von den einstmals 21 Gebäuden mit 63 Wohnungen sind nach den Zerstörungen in der Kriegs- und Nachkriegszeit heute nur noch neun erhalten, die meisten davon in Privat- oder Immobilienbesitz der Stadt und bewohnt. Das Doppelhaus des schweizerisch-französischen Architekten und Stadtplaners Le Corbusier können die Besucher als einziges Gebäude besichtigen. 2016 wurde es zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Hier hat auch das Weissenhofmuseum seinen Sitz.

Neu- und Anbau für Stuttgarter Bibliotheken

Im Zweiten Weltkrieg fielen 90 Prozent der Stuttgarter Innenstadt durch Bombenangriffe in Schutt und Asche. Nur wenige historische Gebäude wurden wieder aufgebaut. Namhafte deutsche und internationale Architekten haben in den vergangenen Jahrzehnten das Stadtbild prägende Bauten, ja ganze Wohnviertel entworfen. Bis heute ist das Bemühen spürbar, Bausünden der 1950-er und 1960-er Jahre zu korrigieren. So rückte das Stuttgarter Architekturbüro um Arno Lederer den 2020 fertig gestellten Erweiterungsbau der Württembergischen Landesbibliothek dicht heran an die Stadtautobahn. Helle Betonfarben, Kupfer und Holz strahlen Wärme aus. Dach und Fassade weisen zickzackförmig gestaltete Elemente auf. “Die Leseplätze ermöglichen den Blick nach draußen. Und sie sind sehr beliebt”, so Ullrich Kölle. Derzeit verfügt die 1765 gegründete Landesbibliothek über einen Bestand von mehr als sechs Millionen Medieneinheiten.

Erweiterungsbau der Württembergischen Landesbibliothek an der Konrad-Adenauer Straße in Stuttgart ©Sylvia Redlich
Erweiterungsbau der Württembergischen Landesbibliothek an der Konrad-Adenauer Straße in Stuttgart ©S. Redlich

Auf immerhin rund eine halbe Million Bücher, Filme, Karten Noten, Tonträger, Musikinstrumente und Grafiken in ihren Regalen bringt es die Stadtbibliothek, die im jüngsten Viertel der Stuttgarter Innenstadt ansässig ist: dem Europaviertel unweit des Hauptbahnhofs. Der 40 Meter hohe würfelförmigen Lesetempel ist ein Werk des südkoreanischen Architekten Eun Yong Yi. In den 1990-er Jahren entstand das Viertel auf dem Gelände des ehemaligen zentralen Güter- und Rangierbahnhofs. In die Hochhäuser mit den Glasfassaden rund um den Mailänder, Pariser und Stockholmer Platz sind neben Mietern von Wohnungen sowie Büros auch Banken, Geschäfte, Cafés und Restaurants eingezogen.

Kunstverein Wagenhalle auf früherem Bahngelände

Eine Eisenbahn-Vergangenheit hat auch das für stolze 30 Millionen Euro von der Stadt sanierte und umgebaute Domizil des Kunstvereins Wagenhalle e.V. Dort, wo einst Waggons der Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen instand gesetzt wurden, haben heute 150 Künstlerinnen und Künstler ihre Ateliers, Werkstätten sowie Studios in den Sparten bildende und darstellende Kunst, Musik, Fotografie, Kommunikations- und Webdesign, Kunsthandwerk oder Film- und Medienkunst. Sylvia Winkler ist eine von ihnen und von Anfang an dabei.

“Der ursprünglich für 2003 geplante Abriss der Wagenhalle konnte noch rechtzeitig verhindert werden. Seit 2004 beschäftigt sich unser Verein auf dem Areal mit Kunst-, Kultur- und Architekturprojekten zum Thema Stadtentwicklung. Ein 30-jähriger Mietvertrag mit der Stadt gibt uns eine langfristige Perspektive und Planungssicherheit”, sagt sie. Auf 7.500 Quadratmetern versprüht das Gelände nach wie vor Industriecharme und bietet seit der von 2017 bis 2019 dauernden Sanierung in Halle, zwei Gründerzeithäusern sowie Neubau Raum für Experimente und Kooperationen. In unmittelbarer Nachbarschaft soll in den nächsten Jahren der neue Stadtteil Rosenstein entstehen, mit Wohn- und Gewerbeflächen. Der Kunstverein hat schon angeboten, seine Ideen für die Gestaltung mit einzubringen.

Weitere Informationen zu Stuttgart und Architektur:
www.ga-stuttgart.com
www.weissenhofmuseum.de
www.kunstverein-wagenhalle.de

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Sylvia Redlich

Autor Kurzvorstellung:

Sylvia Redlich ist seit 40 Jahren als Journalistin für Tageszeitungen und Magazine tätig. Erfahrungen hat sie unter anderem als Gerichtsreporterin und Autorin zu Themen aus den Bereichen Gesundheit, Immobilien, Energie oder Reisen. Hier finden Sie ihre Beiträge auf Reise-Stories.de.

Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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