Stadtbesuch Dijon: Frankreichs autofreie Schönheit

Dijon, Hauptstadt der Region Bourgogne-Franche-Comté und des historischen Herzogtums Burgund, begeistert Besucher mit Geschichte, Denkmälern, Kultur und kulinarischen Überraschungen.

Als Dijon vor rund 20 Jahren mit seinen vielen Denkmälern und Restaurants zum Freilichtmuseum zu erstarren drohte, trafen Bürgermeister François Rebsamen und der Stadtrat eine folgenreiche Entscheidung: Sie befreiten die Innenstadt von Autos. Im Jahr 2006 begann die Umwandlung in autofreie Zonen, die mit der Wiedereinführung der Straßenbahn im Jahr 2012 weiter vorangetrieben wurde. Seitdem hat sich die Innenstadt von Dijon erheblich verändert. Historische Plätze, die einst mit Fahrzeugen vollgestopft waren, sind heute weite Flanierzonen.

Eine Maßnahme, die nicht nur die Lebensqualität der Einwohner verbesserte, sondern auch die Attraktivität der Stadt für Touristen erhöhte.  Die Hauptstadt der Region Bourgogne-Franche-Comté liegt östlich-mittig in Frankreich. Dijon wurde mit dem französischen Label „Stadt der Kunst und Geschichte“ (frz. Ville d’art et d’histoire) ausgezeichnet und umfasst eine weite, 97 Hektar große denkmalgeschützte Zone. Heute setzt Dijon verstärkt auf Kunst, hochwertige Architektur und intelligenten Städtebau, was zu einem neuen Lebensgefühl und einer verstärkten Anziehungskraft auf auswärtige Gäste geführt hat.

Ein kulinarischer Rundgang durch Dijon

In Dijon, der charmanten Hauptstadt des Burgunds, können Besucher heute Geschichte und Kulinarik quasi im vorbei gehen genießen. Zum Beispiel bei einem kulinarischen Rundgang mit der deutschsprachigen Stadtführerin Christine, der immer wieder in kleine Läden mit typischen regionalen Spezialitäten führt. Hier, wo die Tradition des Senf- und Ingwerbrots sowie des weltbekannten Kir ihren Ursprung hat, wird jeder Bissen zu einer Reise durch die Aromen und Texturen des Burgund.

Zum Beispiel der Senf. Dijon-Senf ist eine weltweit bekannte Delikatesse: Der traditionelle Dijon-Senf wird nicht mit Essig, sondern mit Traubenmost und aus braunen Senfkörnern hergestellt. Er zeichnet sich durch seinen scharfen, aber ausgewogenen Geschmack aus. Dijon-Senf hat eine geschützte geografische Angabe (g.g.A.) und wird oft als unverzichtbares Gewürz in der französischen Küche verwendet. Obwohl die letzte Senffabrik in Dijon 2009 geschlossen wurde, ist der Senf in der Stadt allgegenwärtig, vor allem in Souvenirshops.
Echter handwerklich hergestellter Dijon-Senf kann im kleinen Verkaufs-Shop in der Altstadt von Dijon oder in der nahegelegenen Stadt Beaune in der Senfmühle von Edmond Fallot probiert werden. Die Senfmühle Fallot ist eine der letzten, die handwerklich hergestellten Senf produziert, und bietet Workshops an, in denen Besucher ihren eigenen Senf machen können.

Auch das „Pain d’épices“ ist eine traditionelle Spezialität aus Dijon, die aus Honig, Gewürzen und Mehl hergestellt wird. Das Gewürzbrot hat einen weniger süßen Geschmack als andere Lebkuchen. Es wird hier oft als Begleiter zu schweren Burgunderweinen serviert. Besonders bekannt ist das Gewürzbrot von Mulot & Petitjean, einer der ältesten Bäckereien für Gewürzbrot in Dijon. Natürlich gehört auch hier eine Verkostung zur Genusstour durch die Altstadt. Und dann sind da noch die „Nonnettes“: Diese kleinen, weichen Gewürzkekse stammen ebenfalls aus Dijon und sind eine weitere beliebte Spezialität. Nonnettes sind mit Marmelade gefüllt und haben ihren Ursprung im Mittelalter. Sie sind perfekt als Snack oder zum Kaffee.

Ein Besuch in Dijon wäre nicht vollständig ohne eine Weinprobe

Dijon liegt nicht zuletzt im Herzen einer der wichtigsten Weinregionen Frankreichs. Burgunderweine sind weltweit das Symbol für höchstwertigen Rebensaft. Ein Besuch in Dijon wäre nicht vollständig ohne eine Weinprobe. Man kann sie entweder direkt bei einem der vielen kleinen Weinhändler in der Innenstadt genießen. Oder man begibt sich auf eine der zahlreichen Weintouren, die von Dijon aus starten und durch die berühmten Weinberge der Côte de Nuits und Côte de Beaune führen.

Der berühmte Aperitif „Kir“ stammt ebenfalls aus Dijon. Er besteht aus Weißwein und Crème de Cassis (Schwarze Johannisbeere) und wurde nach dem ehemaligen Bürgermeister von Dijon, Felix Kir, benannt. Dieser servierte das Getränk bei offiziellen Anlässen und machte es so populär. Die Likörproduktion war ein Nebengewerbe der Weinbauern, als beste Art die Früchte zu konservieren. Neben dem Kir lassen sich auch Liköre aus Quitten, Erdbeeren, wilden Himbeeren, kleinen Pflaumen, Brombeeren und Weinberg-Pfirsichen verkosten.40 Prozent der Früchte des Creme de Cassis de Bourgogne müssen aus Burgund stammen“ erzählt Stadtführerin Christine. „Das sind zum großen Teil noch wilde Früchte mit dicker Haut, die den Likör besonders cremig macht. Sie wachsen oft oberhalb der Weinberge.“

Bei Bummeln durch die auch als Wiege der europäischen Zivilisation bezeichnete Stadt, kommt man der besonderen Atmosphäre ganz nahe. Die Hauptstadt der allmächtigen Herzöge von Burgund hat ein bemerkenswertes architektonisches Kulturerbe vorzuweisen. Die schmalen Gassen der Altstadt laden dazu ein, in die Welt des Mittelalters einzutauchen. Die bunten Ziegeldächer und die kunstvollen Fassaden der historischen Gebäude und Fachwerkhäuser sind nicht nur ein Fest für die Augen, sondern auch ein Zeugnis der kreativen Schaffenskraft, die Künstler und Handwerker aus ganz Europa hierherzog.

Beindruckend sind die vielen historischen Bauwerke, wie die Notre-Dame und das Schloss der Herzöge von Burgund. Sie erzählen Geschichten aus einer Zeit, als Dijon das Herz von Burgund und ein Zentrum von Macht und Reichtum war. Nicht von ungefähr gehört die Altstadt von Dijon zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Palais des Ducs et des États de Bourgogne

Ein besonders beeindruckendes Beispiel historischer Architektur ist der Palais des Ducs et des Etats. Er beherbergt heute das Rathaus von Dijon sowie das Musée des Beaux-Arts. Der Palast der Herzöge von Burgund ist das symbolträchtigste Bauwerk Dijons. Er beherbergt das Rathaus, das vom Turm Philippe le Bon überragt wird. Der Ausguck aus dem 15. Jh. bietet mit seinen 46 m Höhe einen freien Rundblick über die „Stadt der 100 Glockentürme“. Dieser sechsstöckige Wachturm, der zwischen 1450 und 1460 erbaut wurde, kann nur im Rahmen einer geführten Tour bestiegen werden, die von der Touristeninformation organisiert wird.

Seit 1799 belegt das Kunstmuseum den östlichen Flügel des Palastes. Es wurde komplett renoviert und zeigt in 50 Räumen eine Sammlung mit 1.500 Kunstwerken, darunter Gemälde, Skulpturen und Kunsthandwerk aus verschiedenen Epochen. Es zählt zu den ältesten und am besten bestückten Museen Frankreichs.

Übrigens sind alle Museen in Dijon kostenlos, sodass das Programm auch bei Schlechtwetter schnell gemacht ist. „Der Palast der Herzöge von Burgund stammt aus dem 14. Jahrhundert und bietet Einblicke in die glanzvolle Vergangenheit der Herzöge von Burgund. Er hat nicht von ungefähr eine gewisse Ähnlichkeit mit Versailles in Paris. Er wurde später vom selben Architekten, Jules Hardouin Mansart, ausgebaut. Aber die ihm bzw. seinem Großonkel François Mansart als Erfindung zugeschriebenen und daher nach ihnen benannten Mansarddächer bauten sie zwar beide gerne in ihre Entwürfe ein und trugen zu ihrer Popularisierung bei – erfunden haben sie diese jedoch nicht“, weiß die Stadtführerin.

Einer der ersten Roboter der Welt steht in der Altstadt von Dijon

Die zentrale Lebensader von Dijon ist die Rue de la Liberté zwischen dem Triumphbogen und dem Palast, der am weitläufigen Place de la Libération liegt. Dieser zentrale Platz ist gespickt mit Restaurants, umgeben von historischen Gebäuden und mit seinen, abends auch illuminierten Wasserspielen beliebter Treffpunkt für Einheimische wie Touristen. Eine der charmantesten Straßen in der Altstadt von Dijon ist die Rue des Forges. Geht man vom Place François Rude die Rue des Forges entlang, fühlt man sich in längst vergangene Zeiten versetzt (François Rude war ein in Dijon geborener Bildhauer, der u. a. die großen Reliefs am Pariser Triumphbogen geschaffen hat.).

Der Brunnen mitten auf dem idyllischen Platz führt deutlich vor Augen, wie die Trauben verarbeitet werden, aus denen dann später der köstliche Rotwein entsteht. Auch diese Straße ist gesäumt von historischen Fachwerkhäusern und kleinen Geschäften. In der urigen Fachwerkgasse Rue Verrerie mit ihren malerischen alten Fassaden und verwinkelten Häusern fühlt man sich sogar direkt in das Mittelalter zurückversetzt. In der Nähe befindet sich das Hôtel de Vogüé, ein beeindruckendes Stadtpalais aus dem 17. Jahrhundert.

Der Mosesbrunnen ist ein Meisterwerk der gotischen Skulptur und das einzige Überbleibsel der Chartreuse de Champmol, einem ehemaligen Kloster aus dem 14. Jahrhundert. Der Brunnen zeigt sechs freistehende Statuen der Propheten des Alten Testaments und ist ein uraltes Zeugnis für die Kunstfertigkeit des flämischen Bildhauers Claus Sluter. Auch die Kathedrale Notre-Dame kann einige Geschichten erzählen: „Die 51 Wasserspeier an der Vorderfront symbolisieren die Schwächen und Tugenden des Menschen“, weiß Stadtführerin Christine. „Der Automat, der die Glocke schlägt, stammt aus dem 14. Jahrhundert, damit ist er gewiss einer der ersten Roboter der Welt.“

Kathedrale in Dijon; Foto Heiner Sieger

Auf den Spuren der Eule durch die Altstadt von Dijon

Eine schöne Alternative, um die Altstadt von Dijon auf eigene Faust zu erkunden, ist dem „Weg der Eule“ (Chouette) zu folgen. Die Rue de la Chouette ist Teil eines beliebten Stadtrundgangs namens “Le Parcours de la Chouette”. Dieser Rundgang mit 22 Stationen beginnt am Place Darcy und führt zu den wichtigsten historischen Sehenswürdigkeiten der burgundischen Hauptstadt. Die Route ist etwa drei Kilometer lang und kann zu Fuß in etwa einer Stunde zurückgelegt werden.

Die namensgebende Eule ist das Maskottchen von Dijon und spielt eine zentrale Rolle in diesem Rundgang: So befindet sich eine kleine Eulenstatue an einem Strebepfeiler der Kirche Notre-Dame. Diese Statue stammt aus dem späten 15. Jahrhundert und soll Glück bringen. Entsprechend beliebt ist sie bei Einheimischen und Touristen. Und die Eule gilt als Symbol der Weisheit, und es ist eine Tradition, die Eule mit der Herzhand zu berühren und dabei einen geheimen Wunsch auszusprechen. Entsprechend abgewetzt ist das arme Tier nach zahlreichen Jahrhunderten. Besucher von Dijon können einen Plan im Tourismusbüro erhalten oder eine App herunterladen und den in den Straßen eingelassenen Eulen-Symbolen folgen. Eine weitere Eule ist eher unerreichbar: Sie thront auf dem Dach des Maison Millière: Dieses alte Fachwerkhaus, das heute eine Teestube beherbergt, diente als einer der Drehorte von Szenen des Films „Cyreano de Bergerac“ mit Gérard Depardieu.

Burgundische Küche in tradtionellen Restaurants genießen

So ein Stadtrundgang – auch wenn er mit einigen kulinarischen Gaumenkitzlern verbunden ist – macht natürlich hungrig. Zahlreiche Restaurants in Dijon bieten traditionelle burgundische Gerichte an, die man selbstverständlich probiert, wenn man schon hier ist. Und die burgundische Küche ist reich und vielfältig. Zu den typischen Gerichten gehören Boeuf Bourguignon (Rindfleisch in Rotweinsauce), Coq au Vin (Hühnchen in Wein), Escargots (Schnecken) und verschiedene Käsesorten wie Epoisses und Comté.

Ein empfehlenswertes Restaurant für den Genuss dieser Gaumenfreuden ist etwa das „Le Pré aux Clercs“ am Place de la Libération. Das traditionsreiche Lokal, das seit 1863 besteht, gehört dem renommierten französischen Drei-Sterne-Koch Georges Blanc, der auch die Speisekarte mitgestaltet und seine Handschrift hinterlassen hat. Dennoch sind die Speisen durchaus erschwinglich, denn das Restaurant bietet verschiedene Menüs an, darunter ein Express-Mittagsmenü für 28 Euro sowie ein Wochenmenü mit zwei Gängen für 25 oder mit drei Gängen für 28 Euro. Betrieben wird das Lokal von Weinhändler Bruno DuMont, der für seine Gäste 450 verschiedene Weine, darunter 90 Prozent lokale Tropefen im Keller liegen hat.   

Wissenswertes über Dijon

Dijon liegt im Osten Frankreichs, etwa 290 Kilometer südöstlich von Paris und 200 Kilometer südwestlich der deutschen Grenze.

  • Touristeninformation: Ein Besuch in der Touristeninformation in der Rue des Forges ist empfehlenswert, um Karten, Broschüren und Tickets für Sehenswürdigkeiten und Führungen zu erhalten.
  • Öffentliche Verkehrsmittel: Dijon ist gut mit Bussen und TER-Zügen verbunden, die auch in andere Städte der Region Burgund fahren. Innerhalb der Stadt kann man fast alle Sehenswürdigkeiten zu Fuß erreichen.
  • Beste Reisezeit: Die beste Zeit für einen Besuch in Dijon ist im Frühling oder Herbst, denn dann ist das Wetter mild und die Stadt weniger überlaufen. Im Sommer kann es sehr heiß werden, und viele Einheimische sind im Urlaub, was zu geschlossenen Geschäften und Restaurants führen kann.
  • Weitergehende Informationen:
    https://de.destinationdijon.com
    https://www.burgund-tourismus.com/burgund-entdecken/kulturerbe-und-museen/die-wichtigsten-sehenswuerdigkeiten-burgunds

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Heiner Sieger

Autor Kurzvorstellung:

Seit 40 Jahren Journalist schreibe ich über aktuelle und brisante Themen in den Bereichen Digitalisierung, Wirtschaft, Gesundheit und Reise. Nach Stationen bei renommierten Tageszeitungen und Magazinen bin ich heute hauptberuflich beim WIN-Verlag in der Vogel Communications Group Chefredakteur der Magazine Digital Business Cloud, E-Commerce-Magazin und Digital Health Industry. Meine private Leidenschaft gehört dem Thema Reisen. Und irgendwann wurde ich dann auch Chefredakteur von Reise-Stories. So oft es der Beruf erlaubt, bewege ich mich Richtung Berge und Meer, stelle Restaurants und Hotels auf die Probe und entdecke Entertainment ebenso wie ruhige und unendeckte Fleckerl.

Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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