Die Fächer der Farne neigen sich zur Erde, ihr Grün verwandelt sich in erdfarbene Töne, sie legen sich zur Ruhe. Der Wind in den Buchenwäldern klingt wie ein Bote des nahenden Winters, scharf, kantig und raschelnd. Der Herbst hat Einzug gehalten im Baskenland. Doch es ist noch nicht Zeit für wärmendes Kaminfeuer, die Kraft der Sonne stemmt sich mit Macht dem rauen Wind entgegen, der vom Meer herüber weht und sich in den Bergtälern und Naturparks des Baskenlandes verliert. Der Kampf der Jahreszeiten verleiht dem Baskenland am Übergang von Herbst zum Winter einen ganz besonderen Zauber. Und er taucht Städte, Dörfer und Landschaften in ein pastellfarbenes Licht, wärmt die Wanderer auf ihren Pilgerwegen mit wohltuenden Sonnenstrahlen und verführt die Stadtspaziergänger zu gelassenen Terrassenbesuchen mit Tee, Kaffee und Pintxos.
Eine faszinierende Jahreszeit im Baskenland ist angebrochen, ruhige Genussmomente haben die Betriebsamkeit der Hochsaison abgelöst und ermöglichen entspannte Gespräche und Begegnungen mit den Bewohnern des Baskenlandes, deren Gastfreundschaft niemanden überfällt, dafür aber umso intensiver aus tiefstem Herzen kommt. Hier fühlt man sich schnell zu Hause angekommen.
Neben beeindruckenden Städten wie dem modernen Bilbao im westlichen Teil des Baskenlandes, dem mondänen San Sebastian im Osten und Vitoria-Gasteiz im Süden, das sich mit dem Titel „Hauptstadt der spanischen Autonomen Region Baskenland und der Provinz Araba“ schmückt, hat das Baskenland auch abwechslungsreiche Landschaften und große Naturschätze zu bieten, von denen man zumindest die Flysch-Formation im Geopark Costa Vasca und das Biosphärenreservat Urdaibai, das sich vom Landesinneren bis an die Atlantikküste erstreckt, besuchen. So vielfältig wie die Natur sind auch die Aktivitäten an der frischen Luft, die man hier unternehmen kann. Die beiden Pilgerwege Ignatiusweg und der Jakobsweg spielen dabei natürlich eine tragende Rolle.
Äußerst verlockend ist natürlich der Gedanke, sich von Bilbao aus immer am Golf von Biskaya entlang in Richtung San Sebastian fortzubewegen, die dramatischen Klippen, berühmten Surfer-Strände, kleinen Fischerdörfer und die köstlichen Meeresfrüchte in den Restaurants zu genießen. Doch schon am verträumten Fischerort Elantxobe lohnt sich nach einer Küstenwanderung der Besuch des Urdaibai Bird Centers landeinwärts. Im bereits 1984 von der UNESCO ernannten Biosphärenreservat Urdaibai, das sich über 220 Quadratkilometer im Einzugsgebiet des Oka-Flusses erstreckt, gehört zu den ökologisch wertvollsten Gebieten des Baskenlandes. Mit ausgeprägtem Karstsystem, uralten Kantabrischen Steineichen und dramatischen Küsten bietet es Wälder, Strände, Wanderwege und mit seinem Marschland und Feuchtgebieten einen bedeutenden Rastplatz für den Vogelzug von Norden nach Süden und umgekehrt. Im versteckten Küstendorf Elantxobe gibt es einen wunderbaren Rundwanderweg entlang der Küste, der durch dichte Wälder um eine Halbinsel führt. Auch die interessante Ausstellung im Urdaibai Bird Center ist einen Besuch wert.
Einer der schönsten Küstenorte ist Lekeitio, eine Stadt, die zum“ Internationalen Netzwerk von Lebenswerten Städten“ gehört und das völlig zu Recht. Die Philosophie der Slow City Bewegung aus Nachhaltigkeit, Lebensqualität und Entschleunigung findet hier ihren adäquaten Ausdruck. Der Fischerort Lekeitio liegt im Osten der Provinz Vizcaya und besitzt nicht nur weitläufige Strände sondern auch gotische Kunstschätze und eine noch immer spürbare Seefahrertradition, einem alten Fischerviertel und elegante baskische Architektur rund um die Basilika La Asunción de Santa Maria.
Wer die Natur im Baskenland erleben möchte, begibt sich am besten auf Wanderung durch die Natur- und Geoparks in den drei Provinzen Alava, Biskaya und Gipuzkoa. Eine besonders attraktive Strecke ist zum Beispiel die „Wein und Fisch-Route“ (GR 38), die auf 166 Kilometern von den Weinbergen in Oyón bis zum Hafen von Bermeo das Baskenland von Süden nach Norden durchquert. Eine rund zehn Kilometer lange Etappe durch den Naturpark Urkiola bis nach Otxandio lässt erfühlen, wie in vergangenen Zeiten von den Häfen in Bermeo, Ondarroa und Lekeitio sich die Fuhrleute mit ihren Maultieren auf den Weg machten, beladen mit frischem oder gesalzenem Fisch und zurück kamen mit Weizen, Salz, Essig oder Wein auf dem Rücken.
Salzig geht es auch in Salinas de Añana zu, ein Salztal zwischen Espejo und Vitoria-Gasteiz im südlichen Landesinneren des Baskenlandes. Aus vier Quellen im Talschluss entspringt das salzhaltige Wasser, das dann in Teiche geleitet und dort verdunstet wird. Die ältesten Zeugnisse der Salzgewinnung im Tal stammen aus der Jungsteinzeit, das Salz ist hier von besonders hoher Qualität. Die Besichtigung der Anlage und ein Salzprobe macht vertraut mit der 7000-jährigen Tradition der Salzgewinnung an diesem Ort. Seine architektonische, archäologische und geologische Ausprägung sind einzigartig auf der Welt.
Salz, Brot und Wein – was braucht man mehr? Vom Salz zum Wein ist es nicht weit, denn auf dem Weg zurück in Richtung Küste passiert man die Region Rioja Alavesa, das berühmte Herz des Weinbaus im Norden Spaniens mit seinen roten Tempranillo und weißen Malvasier-Weinen. Eines der führenden Weingüter der Region ist das Eguren Ugarte, das auch ein hervorragendes Hotel besitzt.
Im Baskenland aktiv die Naturschönheiten zu erleben, bedeutet natürlich auch, sich auf spirituellen Wegen zu befinden. Im Aitzkorri-Aratz Naturpark zum Beispiel treffen sich am Tunnel von San Adrián die Pilgerwege Jakobs- und Ignatiusweg. Die kleine Kapelle unter der imposanten Felsenhöhle strahlt eine magische Kraft aus, die jedem Pilger neue Energie schenkt auf seinem persönlichen Lebensweg.
Der Naturpark von Aizkorri-Aratz liegt zwischen den Provinzen Álava und Gipuzkoa, er wird geprägt von Kalksteingebirgen und die unendlich erscheinenden Buchenwälder. Auch der höchste Berg des Baskenlandes, der 1551 Meter hohe Aitxuri (1.551 m) befindet sich hier. Ein Land der Legenden, von dem es heißt, dass zwischen seinen Gipfeln die sagenumwobene Göttin Mari, die baskische Muttergöttin, lebt.
Zwei weitere Stationen auf dem Weg nach Zarautz an der Küste verwöhnen Gaumen und Gemüt. In der Nähe von Segura liegt die Käserei Ondarre, ein biologisch wirtschaftender Hof und Familienbetrieb, der auf traditionelle Weise Schafskäse produziert und zu dem auch hübsche Ferienwohnungen gehören. Der Käse des Agrotourismusbetriebes hat schon höchste Auszeichnungen bekommen, was Eneko Goiburu dennoch nicht dazu verleitet, seine Produktion in Richtung Masse auszuweiten. Sein Käse und der Apfelwein bleiben handgemacht, nach traditionellen Rezepten hergestellt und voller Stolz und Liebe zum Beruf gefertigt.
Am Ignatiusweg liegt vor Loyola im Ort Zumarraga mit der Kirche Santa Maria La Antigua eine beeindruckende Kapelle, die auch als die „Kathedrale der baskischen Kapellen“ bezeichnet wird. Sie stammt aus dem 14. Jahrhundert und war bis zum Jahre 1576 Gemeindekirche von Zumarraga. Ihre wundervolle Kassettendecke aus Eichenholz ist ein meisterhaft ausgeführtes Fachwerk von Balken, Dachbindern und Streben, ganz ohne Nägel gebaut. Ein wahrhaft kontemplativer Ort und bedeutende Station am Ignatius-Pilgerweg.
Wenn man auf einer Reise durch das Baskenland sich ein besondere Highlights für den Schluss aufheben will, sollte man nach Getaria und Zarautz fahren. Aus Getaria stammt nicht nur der erste Weltumsegler Juan Sebastian Elkano und der Mode-Designer Cristóbal Balenciaga, dem man hier ein sehenswertes Museum gewidmet hat, man spürt auch hier die große Seefahrer- und fischerei-Tradition in den verwinkelten Gassen des Ortes. Am Hafen sitzen Frauen und flicken die Fischernetze und Yago Herrero leitet mit Maisor Getaria ein Feinschmecker-Unternehmen, das sich auf baskische Spezialitäten wie Sardellen und andere Meeresfrüchte spezialisiert hat. Im Geschäftsladen direkt am Hafen bekommt man alles was das Meeresherz begehrt. So gestärkt macht man sich auf den Weg nach Zumaia zu einer Bootstour, die lange in Erinnerung bleiben wird, denn die Flysch Boat Tour macht angesichts der Panoramen vom Wasser aus den Geopark und seine offen daliegende Erdgeschichte noch beeindruckender.
Wer noch Zeit hat, kann seine Baskenlandreise mit dem Besuch des Chillida Leku Museums in Hernani beenden. Das Freilichtmuseum und die Casa Zabalaga zeigen die großartigen Skulpturen eines Künstlers aus San Sebastian, den auch in Deutschland viele Menschen kennen: Eduardo Chillidas Skulptur vor dem Bundeskanzleramt zur Wiedervereinigung Deutschlands ist ein Werk, das die Zeiten überdauern wird. Wie die archaische Kraft der Natur im Baskenland und der als rau geltenden Basken und ihrer tiefen Verbindung mit ihrer Heimat, die in ihrer großen Gastfreundschaft zum Ausdruck kommt.
Informationen
Baskenland Tourismus www.tourism.euskadi.eus und www.visitbiscay.eus
Urdaibai Bird Center www.birdcenter.org und www.tourismourdaibai.com
Salz-Tal von Añana www.vallesalado.eus
Aitzkorri Naturpark https://aizkorriaratzparkea.eus/eu/inicio
Käserei Ondarre https://goierriturismo.com/productores/queseria-ondarre
Baskische Spezialitäten vom Feinsten in Getaria www.maisor.com
Die Flysch-Küste bei Zumaia vom Boot aus erleben: www.zumaia.eus
Übernachten
In Lekeitio im 3-Sterne-Hotel Zubieta findet man inmitten eines schönen Parks stilvolle Zimmer, ein großartiges Terrassenrestaurant und angenehme Ruhe. www.hotelzubieta.com
Traditionelles Familien-Weingut mit angeschlossenem Hotel und Restaurant https://egurenugarte.com/hotel-rioja-alavesa/
Naturnah, erholsam und gesund: Agrotourismus Ondarre www.ondarre.net
Praktisch, gemütlich, ausgezeichneter Service und leckere Speisen: Petit Hotel Goierri in Ormaiztegi www.petithotelgoierri.com
Modern gestyltes Hotel mit bestem Service im Hotel Flysch in Zumaia www.hotelflysch.com