Einige bedeutende Jubiläen markieren den 126sten Skiwinter von St. Anton am Arlberg
Bild oben: Klassisch – Arlberg Schule
Der Winter kommt. Corona bleibt. Und viele Menschen stellen sich die Frage: Wie sicher ist mein Skiurlaub? Wie groß ist das Infektionsrisiko? Was planen die Verantwortlichen der Wintersportorte, umso eine dramatische Entwicklung, wie in Ischgl im letzten Winter, zu vermeiden? Eins ist klar : Die sogenannte AHA-Regel, also Abstand, Hygiene und Atemmaske, bestimmt überall die
Vorsichtsmaßnahmen. In St. Anton am Arlberg geht man aber noch einen Schritt weiter. In dem weltbekannten Tiroler Ferienort, der am 4. Dezember in die Wintersaison starten will, arbeiten, wie Tourismusdirektor Martin Ebster betont, mehrere Arbeitsgruppen seit Wochen mit den Landesbehörden und der Innsbrucker Fachhochschule MCI an Konzepten im Umgang mit Corona. „Einen ganz sicheren Weg“, so offen ist der Tourismusdirektor, „wird es nicht geben. Doch wir versprechen uns von dem Projekt Covid-19 – Risikomanagement Wintertourismus, für das das Land Tirol unsere Region gemeinsam mit dem Alpachtal als Modellregion ausgewählt hat, weitere Erkenntnisse, um Situationen mit erhöhter Ansteckungsgefahr noch rascher zu erkennen und vor allem zu vermeiden.”
Außerdem steht St. Anton seit längerem in engem Kontakt mit Frau Prof. Cornelia Lass-Flörl, der Direktorin der Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie an der
Medizinischen Universität Innsbruck. „Frau Dr. Lass-Flörl begleitet uns mit ihrer Expertise schon seit mehreren Monaten und schärft durch ihr Wissen unser Verständnis der Gesamtsituation,” so Martin Ebster. „Ich denke, mit dieser Unterstützung, und den zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen, wie Maskenpflicht in Bussen und Bergbahnen, Besucherstromlenkungen in Wartebereichen, Registrierungspflicht in Lokalen, Sicherheitskonzepten in den Beherbergungsbetrieben und bei den Skischulen sowie intensiv geschulten Mitarbeitern können wir zuversichtlich in die neue Wintersaison starten. Das ist auch deshalb wichtig, weil wir in diesem Winter einige Jubiläen feiern, die für die Geschichte unseres Ortes recht bedeutend sind.“
Einige beispielhafte Baumaßnahmen
Und welche sind das? Dem Tourismuschef fällt dabei sofort die Veranstaltung ein, zu der sich im Winter 2000/01, also vor zwanzig Jahren, die internationale Ski-Elite in St. Anton zur Alpinen Ski-Weltmeisterschaft traf. Diese WM wurde nicht nur aus sportlicher Sicht ein Erfolg für Österreich – Michaela Dorfmeister und Hannes Trinkl siegten in der Abfahrt sowie Mario Matt im Slalom – sondern
auch wegen beispielhafter Baumaßnahmen. Der Bahnhof, der in der Ortsmitte Jahre lang für Lärm und Unruhe gesorgt und den Ort in zwei Teile getrennt hatte, wurde an den Ortsrand verschoben; die Gleise verschwanden in einem rund 2000m langen Tunnel unterhalb des Rendl-Skigebiets. Das alte Bahnhofsgebäude blieb erhalten; es steht unter Denkmalschutz. Und das frei gewordene, wertvolle Bahnhofsgelände wurde nicht wieder bebaut! Vielmehr wurde es in einer weit über die Grenzen hinaus beachteten Entscheidung in einen friedlichen Park umgewandelt mit Spazierwegen, einem Teich und einem Kinderspielplatz, hinter dem sich ein modernes Gebäude in den Berghang hineinschiebt: das Center für Wellness und Kommunikation, ein geschickt in die Landschaft eingebetteter Bau mit begrüntem Dach, verschiedenen Schwimmbädern, einem großen Saunabereich sowie einer Kongresshalle für bis zu 3000 Personen.
Zehn Jahre später, im Jahr 2011, waren die Skiverbände aus der ganzen Welt erneut in St. Anton zu Gast, aber nicht, um Wettkämpfe auszutragen, sondern um sich auf dem Interski-Kongress über Themen der Skilehrmethodik und Skitechnik auszutauschen. „Für mich war dieser Interski-Kongress eine unfassbar emotionale Veranstaltung,“ erläutert Ebster. „Diese Fachtagung hatte gezeigt, wie begeisternd, verbindend und richtungsweisend die Zusammenkunft so vieler Nationen sein kann, die für diesen wunderbaren Sport einstehen. St. Anton am Arlberg hat die alpine Skitechnik über Jahrzehnte weiter entwickelt und ist deshalb für Interski auch eine Art Heimat geworden..“
Den Beinamen „Wiege des alpinen Skilaufs“ verdankt St. Anton einem Ereignis, das in diesem Winter 120 Jahre alt wird: Der Ski-Club Arlberg. Den hatten im Januar 1901 sechs wagemutige Freunde nach einer mehrstündigen Skitour von St. Anton nach St. Christoph im Hotel „Hospiz“ ins Leben gerufen. Nach einer fröhlichen Feier machte einer der angeheiterten Runde, Adolf Rybizka, den Vorschlag, einen Skiclub zu gründen. Die Idee wurde angenommen, und Rybizka schrieb am 3. Januar 1901 ins Buch des Hospiz: „Durch die Natur entzückt, durch den Sport begeistert, durchdrungen von der Notwendigkeit, am Arlberg einen bescheidenen Sammelpunkt für die Freunde dieses edlen Vergnügen zu schaffen, fühlten sich die am ex tempore beteiligten Ausflügler bewogen, den Skiclub Arlberg zu gründen“. Heute zählt der Club weltweit mehr als 9000 Mitglieder aus 60 Ländern. Die Clubmeisterschaften sind jedes Jahr der krönende Höhepunkt einer geselligen Zusammenkunft der weltweit verstreuten Mitglieder .
100 Jahre Skischule Arlberg
Zwei Jahre nach dem Gründungsjahr veranstaltete der Club das erste Rennen . „Am 5. und 6. Jänner lud man,“ wie es in der Chronik heißt, „ zum „1. Allgemeinen Skirennen“. So etwas hatte es bis dato in der Alpenwelt noch nicht gegeben. Mit steigender Beliebtheit stellten sich immer mehr Wintersportler die Frage nach der besten Technik. Der bis dahin übliche Telemark-Stil war nicht gerade ideal, um im hochalpinen Gelände um St. Anton am Arlberg zurecht zu kommen. Ausgerechnet ein 13-Jähriger Bursche war es, der mit einer ganz eigenen, neuen Abfahrtstechnik den Skisport revolutionierte: Hannes
Schneider aus dem Nachbarort Stuben. Statt Ausfallschritt verlagerte er beim Kurvenfahren sein Gewicht, um die Ski zu steuern. Für Schussfahrten ging er in die Hocke, um unebenes Gelände besser ausgleichen zu können. Die Gäste des Hotels „Alte Post“ waren seine ersten Schüler. Im Winter 1921/22, also vor hundert Jahren, gründete er in St. Anton die Skischule Arlberg, in der Skischüler erstmals entsprechend ihres individuellen Könnens in Gruppen eingeteilt und nach festgelegten Richtlinien unterrichtet wurden. Hannes Schneider zog immer mehr Gäste an, die seine Technik erlernen wollten. Auch der Film war interessiert. Und so wurde Hannes Schneider der erste Skifahrer, der sich mit Filmen wie „Der weiße Rausch“ von Arnold Franck auch als Schauspieler einen Namen machte. Kinobesucher auf der ganzen Welt konnten so Schneiders berühmte Arlberg-Methode auf der Leinwand erleben und danach auf der Piste ausprobieren. „Hannes Schneider war ein Glücksfall für unseren Ort,“ das ist Martin Ebster sehr bewußt. „Er war ein Visionär des Skisports, als dieser noch in den Kinderschuhen steckte. Er hat mit seiner Arlberg-Technik nicht nur seiner Heimat neue Wege vorgezeigt, sondern diese auch rund um den Erdball bekannt gemacht.“
Doch mit dem Skisport ging es, wie die Chronik berichtet, bereits früher los. Schon im Winter 1895 versuchte der Pfarrer von Lech – angeregt durch einen norwegischen Ingenieur, der jeden Morgen mit zwei Brettern an den Füßen zum Arbeitseinsatz für den neuen Arlberg-
Eisenbahntunnel durch den Schnee glitt – sein Glück auf Skiern. Von der Bevölkerung als leichter Spinner belächelt, konnte der Geistliche aber bald doch andere davon überzeugen, dass diesen Holzbrettln die Zukunft gehörte. Wie recht sollte er behalten! Und so wird, wenn man so will, am 4. Dezember zur Saisoneröffnung der 126-ste Winter beginnen, an dem in St. Anton Ski gefahren wird! Aus dem kleinen Tiroler Bergdorf im Stanzertal mit seinen rund 2500 Einwohnern ist ein international angesehener Tourismusort geworden, in dem 58 Hotels, zahlreiche Gasthäuser, Pensionen und Ferienwohnungen mehr als zehntausend Gästen Platz bieten und der seit der Inbetriebnahme der Flexenbahn vor drei Jahren mit 88 Liften und Bergbahnen das größte zusammenhängende Skigebiet Österreichs vorweist. „Auch wenn St. Anton mit dem alpinen Skisport eng verbunden ist,“ so Martin Ebster, „steht in der kommenden Saison für uns stärker denn je die Sicherheit der Gäste an oberster Stelle. Viele Veranstaltungen mussten wir leider coronabedingt streichen. Das betrifft gleich am Eröffnungswochenende das Stanton Ski Opening mit Ski- und Snowboard-Test und dann auch das
große Konzert mit dem deutschen Popmusiker Andreas Bourani.“ Was bleibt? Der Alpin-Sport. „Auf unserem Programm stehen im Hochwinter derzeit nach wie vor die Weltcuprennen der Damen am 9. und 10. Jänner 2021,“, so Martin Ebster. „Und am Ende der Saison rechnen wir fest mit dem „Weißen Rausch“, unserem Kultrennen von der Valluga bis ins Tal, an dem jedes Jahr mehrere hundert Skifahrer teilnehmen.“
Weitere Informationen: Tourismusverband A-6580 St. Anton am Arlberg, Tirol, Tel +43 544622690, Fax – 2532, info@stantonamarlberg.com, www.stantonamarlberg.com