Es braucht nicht mal einen langen Urlaub, um die Faszination der Dolomiten auf Schusters Rappen zu verinnerlichen. Begeisterte Wanderer können auch an nur einem Wochenende so manchen Höhepunkt in der Galaxie des UNESCO Welterbes mitnehmen. Das Programm am Tag 1 führt vom Campolongo-Pass durch die Bec de Roces zum Lago di Boé.
Markante Massive, mystisch anmutende Bergseen, spektakuläre Ausblicke und feine Einkehradressen – das Wanderangebot Dolomiti Hike Galaxy mit Liftunterstützung ist für jeden Naturliebhaber ein einzigartiges Erlebnis. Das 3.000 Quadratkilometer große Berggebiet bietet rund 10.000 Kilometer markierte Wanderwege, die von Dörfern im Tal bis zu den höchsten Gipfeln führen. Und das mitten im UNESCO Welterbe Dolomiten.
Um Zeit und Kräfte zu sparen, bringen die rund 120 Sommerlifte von Dolomiti SuperSummer die Wanderer in die Höhe. Die Bergbahnen laufen von Mitte Juni bis Mitte September und viele sogar bis Allerheiligen. Von der Höhe aus lassen sich längere und panoramareiche Wanderungen in Angriff nehmen und dabei die schönsten Ecken der Dolomiten erleben. Die Kontraste unterwegs könnten dabei größer kaum sein. Nicht nur, dass die Szenerie sich mit jedem Höhengewinn, jeder umkurvten Bergkuppe und dem Wechselspiel von Sonne und Wolken, von Licht und Schatten ständig ändert: Mal schaut man vom höchsten Punkt der Dolomiten, dem Marmolada-Gletscher, hinab auf die Welt. Mal streckt man seine Füße zur Abkühlung in einen versteckten Bergsee. Und erlebt nebenbei auch sonst noch die eine oder andere kulinarische Überraschung.
Für unsere drei Wandertage haben wir als „Basislager“ das Sporthotel in Arabba-Buchenstein gewählt, ein Haus mit traditionell-rustikalem Ambiente und Zeitzeuge der wechselvollen Geschichte der Dolomiten. So wurde Arabba, der höchstgelegene Ortsteil von Buchenstein, im 1. Weltkrieg bis auf die Kirche komplett zerstört. Heute ist er aufgrund seiner Lage zu Füßen der Sella Gruppe ein beliebter Ausgangsort für viele erlebnisreiche Touren per Rad oder Pedes. Der Gletscher der majestätischen Marmolada oder die senkrechten Felswände der Civetta und des Monte Pelmo liegen ebenso nicht weit entfernt wie die vier ladinischen Täler Gadertal, Buchenstein, Fassatal und Grödnertal.
Mit dem Sessellift zum ersten Capuccino
Mit dem Bus 471 geht es in der Morgensonne vom Ortszentrum Arabba in knapp zehn Minuten auf den auf 1875 Meter Meereshöhe gelegenen Campolongo- Pass. Von dort startet der Campolongo-Sessellift hinauf zur Schutzhütte Bec de Roces. Bei einem Capuccino lassen wir dort erst mal den grandiosen Rundblick auf die Dolomitengipfel auf uns wirken:
Von Heiligkreuzkofel und Conturines im Osten, über die Tofanen, den Setsass, und den Monte Firmin bei Cortina wandert der Blick über den im 1. Weltkrieg gesprengten Gipfel des Col di Lana hinüber zu Monte Pelmo, Civetta, und den gezackten Padonkamm. Dahinter lugt die Marmolada hervor, die Königin der Dolomiten. Im Rücken dann ragt das Sella-Massiv in den nur leicht bewölkten Himmel, und die Bec de Roces (Felszacken) bilden das Finale eines dramatischen Gesamtensembles.
Wanderweg durch spektakuläre Felsformationen
Durch deren spektakuläre Felsformationen hindurch führt dann der mittelschwere Wanderweg Nr. 636 Richtung Boé, der mit gutem Schuhwerk und Wanderstöcken entsprechend achtsam, aber gut zu meistern ist. Je nach Wetter und Wanderlaune besteht die Wahl zwischen einer kurzen und einer langen Variante. Auf jeden Fall führt die Wanderung dann vom Veneto über die Landesgrenze nach Südtirol, hinein ins Sella-Massiv. Ein paar kleine Rasten zwischendrin tun gut und lohnen nicht zuletzt wegen der abwechslungsreichen Landschaft mit Ausblicken, von denen einer schöner als der andere ist. Auch das samtige Edelweiß ist hier ständiger Begleiter.
Der Weg ist das Ziel, heißt es ja und beides führt die Wanderer hier zu einer wundervollen Überraschung von Mutter Natur: In einer von den Sella-Felsen geschützten Kuhle liegt auf 2.275 m Meereshöhe der Lago di Boé, oder auch „Lech de Boé“, wie er auf ladinisch genannt wird.
Dieser fast runde Bergsee scheint ein wahres Wunder zu sein – er hat keinen sichtbaren Zufluss oder Abfluss, sondern wird von Schmelzwasser gespeist. Die darin lebenden Mikroorganismen verleihen ihm seine smaragdgrüne Farbe. Der Verlockung, Schuhe und Strümpfe ausziehen, die Hose hochzukrempeln und ein paar Schritte durch das kühle Nass zu waten, kann kaum ein Wanderer widerstehen.
Mittagsrast mit Tagliata und Pizzapan aus dem Holzofen
Der Rückweg führt dann über den Bergrücken wieder hinunter Richtung Campologo. Hier ist es Zeit für eine Mittagsrast oder eine zünftige Nachmittagsjause. Dazu lädt die, zwar erst 2016 eröffnete, aber längst bei Feinschmeckern bekannte wie beliebte Ütia La Tambra ein. Deren Speisekarte bietet Klassiker wie Spiegeleier mit Speck und Röstkartoffeln oder Polenta mit einheimischem Schmelzkäse, Pilzen und Wurst, ladinische Spezialitäten wie frittierte Kartoffelblätter mit Sauerkraut und Preiselbeer-Marmelade und würzige Schweinerippen bei niedriger Temperatur gegart, mit Röstkartoffeln und Sauerkraut. Aber auch die üppige Tagliata vom Rinderfilet mit Salzflocken und gegrilltem Gemüse sowie gebratenes Hähnchen mit Rosmarin-Rösti und Alabama-Sauce.
Die Empfehlung des Hauses ist aber Pizzapan aus dem Holzofen, in vielen außergewöhnlichen Variationen: mit Culatta-Schinken aus Lagrimone und geräucherter Burrata oder à la Marinara mit Sardellen aus der Kantabrischen See und Kapern, mit Mozzarella, Spanferkel aus Ariccia, Ruccola und Caciocavallo-Käse, mit im Haus mariniertem Lachs, Stracciatella-Käse und gehackten Pistazien oder mit einheimischen Käsesorten und Gewürzmarmeladen. Wer gut wandert, kann eben auch gut essen. Na, also, dann geht auch noch ein hausgemachter Apfelstrudel. Und weil wir so gut gegessen haben, verzichten wir für die Rückkehr nach Arabba auf den Linienbus und nehmen stattdessen den etwa einstündigen Wanderweg zurück ins Dorf.