Puradies: Diesseits von Eden

Im Auge des Sturms ist es am ruhigsten heißt es. In der Anlage des Vier-Sterne-Superior-Hotels Puradies in Leogang ist das Auge der Naturbadesee. Egal, ob in der Früh, wenn er spiegelglatt in der Morgensonne schimmert, oder am Nachmittag, wenn blaue Libellen durch sein Schilf sausen – hier herrscht immer herrliche Ruhe. Und jeder, der auf einem der Holzstege rund um den See seine Liege aufgestellt hat, nimmt diese tiefe Ruhe in sich auf. Das ganze Ambiente hat etwas von einen Caspar-David-Friedrich-Gemälde. Den Rahmen dafür bilden die Leoganger Steinberger, die direkt vor dem Hotel in den Himmel ragen, das etwas weiter entfernt liegende Steinerne Meer und die bis zum Asitz hochwachsenden grünen Hügel auf der anderen Seite der 300.000 Quadratmeter umfassenden Hotelanlage.

Dessen Kernstück ist ein 280 Jahre alter Bauernhof samt Designhotel, Sauna- und Badehaus sowie dem in diesem Jahr eröffneten Heaven Spa. Traditionell – und doch ganz neu, Öko-Zertifizierungen inklusive. Auf mehr als 300.000 Quadratmetern finden sich hier grüne Wiesen und Weiden mit Ziegen und Schafen des eigenen Bauernhofs, Obstbäume und bunte Blumenbeete, der Naturbadeteich und ein modernes Schwimmbecken. Das hin und wieder herüberschallende schallende Geläute der Kuhglocken bietet den Soundtrack zu dieser Idylle.

Das im Jahr 2016 erbaute Hotel Puradies gewinnt die Herzen seiner Gäste mit seiner schlichten, naturbezogenen Außen- und Innenarchitektur. Wettergebräuntes Holz und Naturstein prägen die Architektur. Bei der Einrichtung der Zimmer als auch der Bar und der Restauranträume werden die gleichen Stoffe und Farben eingesetzt. Das verleiht der gesamten Hotelanlage ein stimmiges, bodenständiges Flair. Hier und da trifft man auf ein paar liebevoll überlegte Details, die für ein zufriedenes Lächeln sorgen: Zum Beispiel ein Kissenmenü, aus dem man das richtige Kopfkissen für seine Bedürfnisse aussuchen kann: Kirschkern, für Seitenschläfer, oder Nackenstützkissen, oder das kleine Tablet in jedem Zimmer, das statt den sonst üblichen Papiermappen alle hotelinternen Informationen bereit hält, als Zeichen eines durchdachten Nachhaltigkeitskonzeptes.

Puradies: Freiraum auf 37 Hektar

Jahrelang war der Leoganger Bauern- und Hotelierssohn Michael Madreiter als Unternehmensberater in aller Welt unterwegs. 2015 kehrte er in den von seinen Eltern und seinem Bruder Philipp, einem ehemaligen Skispringer, geführten Familienbetrieb zurück – mit der Absicht, das kleine Hotel zusammen mit seinem Bruder mit seinem angeschlossenen Hüttendorf in eine Luxusanlage mit einem besonderen Flair umzuwandeln. Die Chalets im Hüttendorf nach seiner Idee bereits 2007 unter dem Namen Steinalp-Dorf entstanden.


„Wir wollten dann einen neuen Namen, um das zusammenzuführen. Und die Marke ‚Puradies‘, das pure Paradies, mussten wir anfangs auch rechtlich gegen einige großen Nahrungsmittelkonzerne verteidigen, die gerne mit purem Genuss ihrer Produkte werben. Heute sind wird froh, dass wir das mit der Wort-Bild-Marke geschafft haben gegen einige Widerstände“, erzählt Michael Madreiter. „Das Puradies ist ein sehr wertvolles Stück Erderl, das wir halt haben, die zentrale Mitte von Leogang mit den meisten Sonnenscheinstunden, auf 37 Hektar eingebettet zwischen Steinbergbahn und Asitzbahn. Die Lage ist auch perfekt für den Winter, Ski-in Ski-out, aber ohne den Lärm der Lifte und Schneekanonen

Denn Wert seines Elternhauses hat der frühere Unternehmensberater rechtzeitig erkannt: Paradiesisch viel Platz und Freiraum, das ist heute eines der letzten Luxusthemen. Und Purheit entsteht im Puradies zum einen durch die Integration der Natur ins Innere, mit sehr viel stabilem und langlebigem Eichenholz, und zum anderen auch durch die schlichte Architektur. „Wir haben das bäuerliche Ambiente des Embachhofs noch bewahrt“, ist Michael Madreiter auch darauf stolz: „Von draußen sieht der Bauernhof mit seinen Sonnenverbrannten Balkonen und der Blumenpracht noch aus wie vor 200 Jahren. Und Nachhaltigkeit heißt bewahren und für die nächste Generation weiterzuentwickeln, darauf haben wir auch beim Ausbau geachtet. Wir entnehmen viel der Natur und müssen auch was zurückgeben. So schaffen wir eine neutrale CO2-Bilanz durch 100 Prozent Ökostrom unserer Beteiligung an einem Hackschnitzelwerk, Tiefenwärme und 100-prozentiger Dämmung.“

Mit 76 Zimmern und 14 Chalets liegt das Puradies nach der Größe gerade noch im Boutique-Bereich und versteht sich als Familienhotel. „Der Gast sucht ja in den Alpen auch eher etwas Kleineres mit Familienbezug“, sagt Madreiter. Für diesen Gast bietet das Kinderbetreuung an fünf Tagen in der Woche von 9-18 Uhr. Die Betreuer sind viel draußen mit den Kindern, auch in Richtung des eigenen Bauernhofs und Streichelzoos oder zum Nachbarn der Alpakas hat, oder am Bach einen Staudamm bauen. Eine Erweiterung der Zimmer soll es künftig nicht geben, höchstens noch das eine oder andere Chalet. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht mal in den falschen Apfel beißen, und uns das Paradies erhalten“, so der Hoteleigentümer.

Das Puradies hat Österreichs eigenwilligste Bar

Immense Aufmerksamkeit generierte der gewiefte Michael Madreiter zum Start im Jahr 2017 mit einer eigenwilligen Bar als Anziehungspunkt für die Gäste des Hotels. Auf seinen Reisen hatte es ihm eine Bar in Taipeh besonders angetan wegen ihrer wellenförmigen Einrichtung, die nach dem Genuss von einigen Gläsern Reiswein zu fließen schien. Nach deren Vorbild ließ er das Herzstück seines Puradies gestalten. Weil aber Stahl und Glas nicht in die Alpen passen, machte sich Madreiter auf die Suche nach Designern und Tischlern, die seine Vision in solider Eiche verwirklichen könnten.

Im „Freiraum, wie die Bar in der Hotellobby heißt, sind Theke, Sitzmöbel, Boden, Deckeninstallationen und eine Wendeltreppe, die zu einer Galerie mit Sofas und Bücherregalen führt, durch 16.000 Eichenholzwürfel miteinander zu einem Kunstobjekt verschmolzen, das zahlreiche Design-Awards einheimste. Die Barkeeper mixen hier, was auf internationalen Top-Karten zu finden ist: Einen grandiosen Whisky Sour und Gin Tonic in vielen Facetten, sogar mit einem selbst angesetzten Gin. Aber auch einen „Alpen Mojito“ mit Gin, Zirbenschnaps, Limette und Rosmarinzweig.

Ein Stück Heimat für Foodies und Gourmets ist die Naturküche im Puradies. Wer hier wohnt, wandert kulinarisch durch die Berge, durch die Alpen und die Jahreszeiten, überwiegend jedenfalls. Der Fisch ist weitgehend Angelware, neun von zehn Zutaten kommen aus Österreich, manche vom eigenen Bio-Bauernhof und aus dem eigenen Kräutergarten. 

„Garden of Eating“ lautet das selbstbewusste Motto des mit zwei Gault Millau-Hauben ausgezeichneten Restaurants Ess:enz, ein schnuckeliges Restaurant mit 30 Plätzen und direktem Blick auf die davor liegenden Leoganger Steinberge. Jenseits von steif und schick, mit 100 Prozent Frontcooking ,komponiert und kreiert Küchenchef Albert Dschulnigg hier diesseits von Eden seit vier Jahren direkt vor den Augen der Gäste die Gerichte der kleinen, aber feinen Karte.
Früher zauberte er jahrelang für VIP-Gäste in der Formel 1, heute können die Gäste des Puradies freitags und samstags am Abend seine Genuss-Essenzen genießen. „Als ich hierher kam, wusste ich gar nicht, dass das Lokal zwei Hauben hat. Die wurden dann aber immer wieder bestätigt“ lächelt er bescheiden. „Ich passe gut hierher, bin eher puristisch und pragmatisch am Herd und habe gerne wenige Komponenten auf dem Teller: Ein Stück Fisch oder Fleisch, ein bis zwei Beilagen, und dann hat man schon ein gutes Gericht. Dazu einige heimische und frische Kräuter aus dem hoteleigenen Garten, Salz, Pfeffer und das war‘s schon.“

Restaurant Ess:enz: Atlantik in den Alpen

Zum Auftakt bietet das Menü im Ess:enz eine Burata mit Basilikum-Sorbet, marinierten Tomaten, Blüten vom roten Basilikum – die bewusst sehr dosiert eingesetzt sind – dazu marinierte Gartensalatblätter, Rucola und Mangold, sowie fürs Auge rote und gelbe Kapuzinerkresse-Blüten vom Beet hinterm Restaurant. Als erste Vorspeise wird dann ein Thunfisch Tataki serviert: sechs Scheiben vom leicht und kurz angegrillten Gelbflossen-Thunfisch, darüber Streifen vom eingelegten Rettich, Junglauch, Radieschenscheiben, fermentierter Kimchi-Sesam, Teryyaki-Sauce und etwas Passionsfrucht-Essig. Ein feiner asiatischer Leckerbissen.

Auf der Karte wird dann die zweite Vorspeise, die laut den italienischen Hotelgästen „weltbeste Spaghetti Carbonara“ serviert. Das Geheimnis dahinter ist der feine Schaum, den Albert Dschulnigg über die aus Hartweizengries, Eiern und Salz selbst gemachten Tagliatelle gibt: Eine Mischung aus Zwiebel, Knoblauch, Rosmarin, Schweinespeck, ausgelassenem Fett vom Speck, Rinderbrühe und einem Schuss Sahne. Neben einer Auswahl verschieden großer Fleisch- oder Fischportionen hat das Menü auch ein richtiges Highlight.

Nach dem Motto „Atlantik in den Alpen“ ist Alberts Spezialität die „Unerreichte Bouillabaisse“. Dafür wirft der Haubenkoch Wolfsbarsch, Kabeljau, Scampi, Jakobs-, Mies- und Venusmuscheln in den Topf. „Wie bei der Original-Bouillabaisse werden Köpfe, Gräten und alle Reste mit Wurzelgemüse angebraten und mit etwas Tomatenmark bis zu zwei Tage für die Suppe ziehen lassen. „Alkohol ist auch im Spiel“, schmunzelt Albert, denn die Fische werden mit Weißwein abgelöscht, bevor er noch je einen Schuss weißen Portwein, Cognac und Wermut hinzugibt. Im Paradies hätte es wahrscheinlich genau so geschmeckt. „Die letzte Versuchung“ ist dann, wie sollte es auch anders sein, der giftgrüne Puradies-Apfel mit Wasabi-Sorbet und Crumble.

Die Küche im Ess:enz sieht Michael Madreiter als Vorstufe zum neuen F&B-Konzept, das er künftig auch im Hotelrestaurant umsetzen möchte: Wenige Komponenten auf dem Teller, hohe Qualität und möglichst lokale Herkunft. „Leogang hat ja den Charakter der Kontraste. Daher sind auch asiatische Einflüsse erlaubt, die das Regionale ergänzen“, gönnt sich der Hotelinhaber hier eine Ausnahme von der sonst so hoch gehaltenen Nachhaltigkeit. „Ein Steak vom heimischen Bauernhof neben dem Fisch aus Frankreich ist daher schon erlaubt, weil es zur Philosophie der Region passt. Zudem sind unsere Gäste auch weitgereist und erwarten eine gewisse Abwechslung. Und den kulinarischen Bogen von der Mittelmeerküste in die Berge zu spannen, ist ohnehin österreichische Tradition.“

Weitere Informationen:

www.puradies.com

Fotos: Heiner Sieger, Puradies, the creating click

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Heiner Sieger

Autor Kurzvorstellung:

Seit 40 Jahren Journalist schreibe ich über aktuelle und brisante Themen in den Bereichen Digitalisierung, Wirtschaft, Gesundheit und Reise. Nach Stationen bei renommierten Tageszeitungen und Magazinen bin ich heute hauptberuflich beim WIN-Verlag in der Vogel Communications Group Chefredakteur der Magazine Digital Business Cloud, E-Commerce-Magazin und Digital Health Industry. Meine private Leidenschaft gehört dem Thema Reisen. Und irgendwann wurde ich dann auch Chefredakteur von Reise-Stories. So oft es der Beruf erlaubt, bewege ich mich Richtung Berge und Meer, stelle Restaurants und Hotels auf die Probe und entdecke Entertainment ebenso wie ruhige und unendeckte Fleckerl.

Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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