Die nächsten Wochen waren erfüllt von langen politischen Gesprächen unter den ehemaligen Häftlingen, von denen ja viele zur Elite des Vorkriegs-Europas gehörten. Hier in Prags, im zeitigen Frühjahr und während im zerstörten Kontinent die Waffen endlich zum Schweigen kamen, wurde über die gemeinsame Zukunft debattiert. „Fühlen wir uns doch alle als Bewohner des gleichen Hauses Europa, als Bürger dieser einen Welt“, schrieb die Teilnehmerin Isa Vermehren, eine Ordensfrau, in ihren Erinnerungen.
Unter Denkmalschutz
Das Hotel „Pragser Wildsee“ atmet also geradezu Geschichte, und beim Blick durch den historisch anmutenden Salon über den Speisesaal hinweg – das gesamte Gebäude sowie die Innenräume stehen unter Denkmalschutz – meint man, die Gesprächsteilnehmer wären eben erst aufgestanden, um zur Entspannung ein wenig am Ufer zu flanieren.
Viel Platz zur Muße fänden sie derzeit dort allerdings nicht, zumindest nicht an sonnigen Tagen. Der Ansturm der Tagesausflügler ist immens, der mit unverschämten Gebühren aufwartende Parkplatz ist restlos überfüllt, für den leider nur lauwarmen Cappuccino muss eine ordentliche Wartezeit eingeplant werden.
Auch das Hotel bedarf trotz allem nostalgischen Charme einer gründlichen Modernisierung. Anno 2011 sollte unter anderem ein Kühlschrank auf dem Zimmer sowie eine kleiner Wellness-Komplex zur Selbstverständlichkeit eines Hauses dieser Kategorie gehören. Die Übernachtungspreise inklusive Halbpension, das sei der Fairness halber angemerkt, sind noch äußerst moderat.
Informationen: Tourismusverband Hochpustertal, Dolomitenstr. 29, I-39034 Toblach, Tel.: (0039 0474) 91 31 56; E-Mail: info@hochpustertal.info. – Tourismusverein Pragser Tal, Außerprags 78, I-39030 Prags/Hochpustertal, Tel.: (0039 0474) 74 86 60; E-Mail: info@pragsertal.info. – Hotel Pragser Wildsee, St. Veit 27, I-39030 Prags/Hochpustertal, Tel.: (0039 0474) 74 86 02; E-Mail: hotel@pragserwildsee.com
Titelbild Copyright: Unsplash
Dieser Artikel wurde bereits [wpp_count] Mal gelesen.