Philhallmoniker im Händel-Rausch

Die Händel-Festspiele 2024, die am 9. Juni zuende gingen,  standen unter dem Motto:  „Oh là là! Händel? – Französische Inspirationen“. Und auf wunderbare Weise reflektiert  das Motto, das nach „Halle-la“ klingt, die Lust der Einheimischen an ihrer Sprache. Stadtführer Klaus Hennicke hatte so viele Sprüche parat, die fremde Besucher der Festspiele nicht verstanden, dass es eine Lust war, zuzuhören und sie sich von ihm erklären zu lassen. Insider wissen, dass die Sprache der Bewohner vor allem darauf abzielt, von den Magdeburgern nicht verstanden zu werden. So ist etwa ein Mutschekiebchen ein Marienkäfer. Und was tut ein Hallenser nie? Sich in der Saale ertränken. Warum? Weil er dann als Leiche in Magdeburg vorbeitriebe. Der große Spötter, Heinrich Heine aus Düsseldorf (natürlich nicht aus Köln), kannte Hallenser, Halloren, Halunken, Hallunken und Hallodri. Zu erklären sind die Halloren, das sind nicht die Schokoladenkugeln, mit denen man gerne beworfen wird, Halloren sind die alten Salzwirkerfamilien der Stadt, die Hallunken mit zwei  L sind die Zugereisten.

Dann fehlten noch, Heinrich, danke, dass Du mir die Wortfindung überlassen hast, die Philhallmoniker. Das sind die Menschen, egal ob Einheimische, Magdeburger oder Fremde, die Halle lieben. Die griechische Vorsilbe „Phil“ verrät es. Heine hat man auf dem Universitätsplatz ein Denkmal  für seinen semantischen Einfallsreichtum gesetzt. Ich warte, Klaus Hennicke soll sich darum kümmern.

Und diese Philhallmoniker haben 17 Tage lang die Stadt und ihre Umgebung bis nach Bad Lauchstädt in einen Zauber versetzt. Und dieser war nicht nur oh-la-la französisch, er war europäisch, weil Künstler und Besucher international waren und weil die Europawahl den Schlussakkord setzte. Ja, auch die Briten waren wieder reichlich vertreten, war Georg Friedrich Händel oder George Frideric Handel doch bis zu seinem Tod in London auch einer der ihren. Es wurde ihm verziehen, ging er doch aus Halle zunächst nach Hamburg, jedenfalls nicht nach Magdeburg. Es war ein Fest voller Freude und Unbeschwertheit. Es war ein Feuerwerk an Veranstaltungen, von der italienischen Oper über das feierliche Oratorium und glanzvolle Konzerte bis hin zu genreübergreifenden Formaten.

Eröffnet wurden die Festspiele mit einer Neuproduktion der Oper Amadigi  di Gaula. Die vielschichtige Zauberoper des 30-jährigen Händel erlebt damit ihre erst 3. Produktion bei den Händel-Festspielen. Zahlreiche weitere Opern, Oratorien und Konzerte, viele Veranstaltungen schufen für die Gäste eine eigene Welt alter Musik. Den Händel-Preis der Stadt Halle erhielt der  französische Dirigent und Cembalist Christophe Rousset, der seinen ersten Kontakt mit Händel als „magischen Augenblick“ erlebte.

Renommierte Stars der Barockmusik, wie etwa Franco Fagioli, Sophie Juncker, Magdalena Kožená, Marie Lys, Raffaele Milansesi, Lawrence Zazzo und viele andere mehr reihten sich in die Familie der Philhallmoniker ein

Eine wissenschaftliche Konferenz „Unendliche Schönheiten. Georg Friedrich Händel und die Musikkultur Frankreichs“ rechtfertigte das Motto. Obwohl sich Händel nie in Frankreich aufhielt, gibt es tatsächlich einen bedeutenden Einfluss der französischen Musik auf sein Schaffen, wovon man sich in der Ausstellung „Charme • Esprit • Galanterie – Händel und Frankreich“ auch nach dem Festivalende (bis zum 7. Januar 2025) überzeugen kann.

Dass am Samstag, dem 8. Juni, tausende Besucher in die Galgenbergschlucht strömten, um mit „Bridges to Classics“ den faszinierenden Brückenschlag zwischen klassisch-barocker und moderner Rock-Musik zu erleben, dirigiert von Bernd Ruf, hat schon Tradition und einen festen Platz im Kalender eines Philhallmonikers. Die Staatskapelle zelebrierte am gleichen Ort am folgenden Tag das Abschlusskonzert der Händel-Festspiele, und zeigte allen Hallensern, Hallunken, Hallodris und Philhallmonikern, Musik ist das Schönste, was der Mensch sich antun kann. Halle-Luja.

BU: Händel-Statue im Garten des Händel-Hauses in Halle. Copyright: hhh

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Hans-Herbert Holzamer

Autor Kurzvorstellung:

Freier Journalist und Autor

Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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