Mama Thresl und der Überzieher

Nichts ist so ausgelutscht wie der Begriff „sexy“. Kürzlich warb sogar ein Gemüseladen bei uns um die Ecke mit dem Slogan: „Heute sexy Broccoli!“. Zum Broccotzen, diese Inflation. Doch wenn wir an dieser Stelle dieses inzwischen unsexy gewordene Schlagwort dennoch auf führen, dann aus einem einzigen bedeutenden Grund: Weil nie das Wort „sexy“ tatsächlich derart angebracht erschien für ein Produkt – wie für das Hotel Mama Thresl in Leogang im Salzburger Land.

Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. In dieser berühmten Liste, auf welcher in zahllosen Beherbungsstätten in alphabetischer Reihung von A wie Apotheke über I wie Internet  bis Z wie Zahnarzt alles aufgeführt ist, was man während des Urlaubs vielleicht benötigt, ist im Mama Thresl zu finden:

V wie Vög…

Sinngemäß fährt der Text fort, dass dies zwar eine tolle Urlaubsbeschäftigung sei – aber doch bitte mit Verhüterli. Im englischen Teil des A-Z-Sammelsuriums fehlt dieser Hinweis übrigens. Wir fanden ihn weder unter fu..ing noch unter (Vorsicht, Sprachwitz) birding.

Auf zu spüren ist das Kondom dann in jener Schale auf dem Zimmer, in welcher auch die kleinen  Gaben wie Seifen, Shampoos und so weiter bereit gestellt werden. Die Kondoms-Verpackung ist schwarz und trägt die Aufschrift

„mama thresl’s ÜBERZIEHER“

sowie den Hinweis:

„SAFETY FIRST

ob beim SPORT’LN

oder in den FEDERN“.

Ob man bei Gebrauch jeden Morgen ein neues Exemplar erhält – so wie beispielsweise die Mini-Bar stets frisch aufgefüllt wird – entzieht sich unserer Kenntnis. Denn wir waren nur 1 Nacht zu Gast und mussten dann weiter reisen. (Obwohl wir wirklich gerne geblieben wären. Ob mit oder ohne Billy Boy-Präsent.)

Daraus ergibt sich bereits:

Wir können keinen WIRKLICHEN Test-Bericht offerieren – eine Nacht bietet eine zu schmale Basis für eine seriöse Beurteilung. Außerdem wurde an unserem Aufenthaltsabend kein teurer Wein getrunken. So dass wir nicht prüfen konnten, ob sich das Prozedere mit den guten Tropfen tatsächlich auf jene Weise ab spielt, wie manche sie beschreiben:

Dass die teuersten Flaschen im Wandregal des Restaurants ganz, ganz oben platziert seien.

Dass die Bedienungen mit ihren kurzen Dirndln die Leiter deshalb weit, weit nach oben kraxeln müssten.

Und dass dies den Wein bestellenden Kerlen an ihren Tischen unten mit ihren in den Nacken gelegten Schädeln und den sabbernden Glubschaugen durchaus gefalle.

Weshalb sie später gerne eine zweite oder dritte Bottle ordern würden.

Und abends geht es dann im kurzen Dirndl zum teuren Wein nach ganz oben

Sex sells eben. Auf der ganzen Welt. Vor allem in der Großstadt. Und das Mama Thresl entspricht in seiner gesamten lässigen (doch streng durchdachten) Konzeption tatsächlich mehr dem urbanen als dem provinziellen Lifestyle. Gäste und Personal verkehren grundsätzlich in Duz-Form miteinander. Und es existiert auch keine piefige „Halbpension“, sondern es wird ausschließlich Übernachtung/Frühstück offeriert. Die Gäste sind also nicht gezwungen, jeden Abend im (wenn auch gemütlich-trendigen) Restaurant-Pub des Hauses zu verbringen – sondern besitzen die Freiheit, jederzeit auch mal auswärts dinieren zu können. Ein Ausflug aufs Land ist das dann wohl.

Zimmer im Mama Thresl – Flachbildfernseher mit Holzklappe

Das Mama Thresl offeriert ein Konzept („Urban Soul meets the Alps“), das ungewöhnlich für Leogang und die gesamte Region dünkt – jedoch auf zu gehen scheint. Die Buchungszahlen fallen dem Haus-Management zufolge ausgesprochen gut aus. Wobei man wissen muss:

Frühbucher besitzen einen Preisvorteil. Denn je dichter das Haus belegt ist – desto teurer werden die noch freien Zimmer. Ein Computerprogramm regelt dies automatisch.

Frühstück

Das Mama Thresl besitzt im 4-Sterne-Alpenhotel-Geranien-Land Österreich mit seinem ungewöhnlichen Viel-viel-viel-Holz-Design sowohl innen als auch außen eine Sonderstellung.  Es liegt nur wenige Gehminuten vom Gondeleinstieg entfernt. Und wer dort absteigt, kann sich sicher sein: Spießer trifft er in diesem Haus kaum. Aber auch die Mama Thresl nicht. Die Großmutter des besitzenden Familien-Clans gab nur ihren Namen.

Und wer weiß, ob sie überhaupt weiß – dass ihr Name auf einer Kondompackung verewigt ist.

Text und Copyright für alle Fotos: Jupp Suttner

Info über das Hotel: www.mama-thresl.com

Info über das Skigebiet Saalbach-Hinterglemm-Leogang-Fieberbrunn: www.saalbach.com

Info über die Region: www.salzburgerland.com

Info über das Land: www.austria.info

 

 

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Jupp Suttner

Autor Kurzvorstellung:

Jupp Suttner (Jg. 48) ist der Chefredakteur von Ski-Stories.de, Fussball-Stories.de, Sport-Stories.de und Golf-Stories.com sowie Chefreporter für Reise-Stories.de. Der Sport- und Reisejournalist besucht seit 1968 nicht nur zahllose Hotels, Wintersport-Orte und Golfplätze rund um die Welt, sondern berichtete auch von insgesamt 21 Olympischen Sommer- und Winterspielen sowie mehreren Fußball-Europa- und Weltmeisterschaften, alpinen und nordischen Ski- und Biathlon-WMs. Er schreibt im Print-Bereich hauptsächlich für SKI & BERGE, das TOP MAGAZIN MÜNCHEN, die Wiener Tageszeitung DIE PRESSE sowie gelegentlich für SERVUS, CENTURION, PLATINUM und andere wie etwa SPORT-FAXX – einem Pool von 79 Regional-Tageszeitungen in D, Ö, CH, It und Lux. Der Autor verfasste etliche Sportbücher (Ski, Fußball, Schwimmen, Marathon) und gewann zwei Mal den Fairplay-Preis des deutschen Sportjournalismus sowie etliche andere Medien-Preise des Verbandes Deutscher Sportjournalisten. Der leidenschaftliche Skifahrer, Golfer und Esser lebt als gebürtiger Münchner in den bayerischen Voralpen.

Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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