Es ist eine Premiere am Tegernsee. Erstmals werden hier die Deutschen Luftschiffmeisterschaften ausgetragen. Bei unterschiedlichsten Wettbewerben treten die Piloten noch bis 5. Februar sieben Tage lang gegeneinander an, um ihr Geschick mit den sanften Riesen zu beweisen. Bevor es ernst wurde mit Dreiecks- und Distanzfahrten, Slalomkursen und Pylonen-Rennen, durften Passagiere einsteigen.
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Heidi Siefert
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Heidi Siefert
Geschäftiges Treiben gegenüber den tief verschneiten Tennisplätzen in Rottach-Egern. Dunkle Wolken hängen an den umliegenden Gipfeln. Eile ist geboten, denn für den späten Nachmittag ist kräftiger Wind angesagt. Nichts, was Luftschiffer mögen. Maximal 15 km/h darf es blasen, damit das Vergnügen sicher ist. Noch hängt der Windsack schlaff am Mast und die Jury hat die grüne Fahne aufgezogen.
Vom Straßenrand werden Passagierkabinen auf die Schneepiste gerollt (offen und nur mit einer Frontscheibe geschützt), Gebläse und große Kisten, in denen die Zeppelinhaut verstaut ist. Hier und da hört man es fauchen. Flammen züngeln in der kalten Winterluft. Bevor der Zeppelinkörper aufgeblasen wird, wird die Technik doppelt und dreifach gecheckt.
Gleich eingangs der Wiese wird das erste Luftschiff aufgeblasen. 41 m ist die Stoffbahn lang, die noch recht schlapp auf dem Boden liegt. Doch erstaunlich schnell bläht sie sich auf, wölbt sich der Bauch und straffen sich die Seitenruder. Mehrere Helfer hängen sich in die Seile, mit denen sie das Luftschiff am Boden halten. Nur wenige Minuten schwebt es über die Köpfe der Passanten.
Nun geht es Schlag auf Schlag. Sieben Ballone gewinnen zusehends an Gestalt. Ursprünglich waren zehn Piloten gemeldet, doch gesundheitliche und technische Probleme zwangen drei frühzeitig in die Knie. “Fünf bis zehn Minuten, dann heben wir ab” kommt die Ansage von Pia Marie Witt, während sie mit beiden Händen das Ballontuch bauscht. Die Kasselerin ist die einzige Frau in der von Männern dominierten Disziplin, Berufs-Luftschiffpilotin und eine der Erfahrensten in der Gondel. Noch schnell den warmen Mantel übergezogen und schon geht es los.
Ein Helfer kontrolliert den Gurt. Ein anderer reicht die Kopfhörer gegen das Motorengeräusch, das an einen lauten Rasenmäher erinnert, das man aber sehr schnell kaum mehr wahr nimmt. Ehe man dessen richtig gewahr wird, liegt die Erde schon ein gutes Stück unterhalb. Wie Spielzeug schauen die Häuser aus. Durch den Schnee ist alles noch unwirklicher. Pia Marie Witt zieht an ihren Lenkschnüren und betätigt mit dem Fuß das Pedal für die Gaszufuhr. Eine Platte dämpft das Fauchen der Flamme aber man spürt angenehm die Wärme. Über die Köpfe von Pilotin und Beifahrer sieht man auf den Tegernsee. Links liegt Schloss Ringberg trutzig und unwirtlich. Es fühlt sich an wie schweben. Weil der Ballon-Rumpf weiß ist, hat man das Gefühl, in einer Wolke zu hängen, beschützt und gemütlich; auch wenn Pia Marie Witt die Nase nach unten lenkt und man den Boden auf sich zukommen sieht.
Viel tiefer setzt sie die Runde fort. Die Pferde in der Koppel nehmen keinerlei Notiz von den schwebenden Riesen-Zigarren. Dafür sieht man immer wieder Menschen, die winken oder Bilder machen. Jetzt geht es Richtung Wallberg. Ungemütlich schaut es auch hier aus. Auch wenn kleine blaue Flecken durch die grauen Wolken blitzen. Auf der großen Start- und Zielwiese sind die ersten gelandet. Im Nu fallen die bunten Giganten in sich zusammen. Dem Luftschiff mit dem großen roten Stuhl an der Flanke bleibt das noch erspart. Der Witt-Ballon steigt noch einmal auf, um eine sanfte Runde über den winterlich stillen Tegernsee zu drehen.
Die Luftschiffmeisterschaften dauern noch bis 5. Februar. Ab Dienstag sind auch die Heißluftballone wieder am Himmel über dem Oberland zu sehen. Vom 4. – 8. Februar treffen sie sich zur 15. Tegernseer Tal Montgolfiade. Etwa 20, teilweise recht ausgefallene Ballone treten hier zu Ausfahrten und Wettbewerben an. Neben einem vielseitigen Rahmenprogramm gibt es auch Mitfahrgelegenheiten für Gäste.
Infos:
airship-cup.de
tegernsee.com
www.montgolfiade.de