Kvarner Bucht – Istrien

Beim Blick auf die Landkarte kommt es mir so vor als hätte der Herrgott einen Eimer goldene Inselsamen in die Adria gekippt und über 1200 vor Kroatien aufgehen lassen. So sind in einem Arbeitsgang rund 4000 km Insel- und 1700 km Festlandküsten gewachsen – Meerblick inklusive. Naturfreunde aller Anspruchsklassen, Campingplatz- oder Hotelbevorzuger sind eingeladen, die Schätze teilweise noch wenig überlaufener Inseln und Halbinseln zu entdecken. Bewohnt sind nur 47 davon.

Nach meinem Dubrovnik-Besuch im letzten Jahr, an Kroatiens südlichem Ende, fliege ich heuer auf Istrien-Kvarner Bucht im Norden. Als deutsche Besucherin habe ich kaum Verständigungsprobleme. Es fällt angenehm auf, dass die Gastgeber ihre Gäste verstehen wollen. Auch das macht Kroatien zu einem idealen Urlaubsziel, neben Naturhighlights, Unterkünften in Traumlagen, schönen Städten, guten Preisen, vielen Rückzugsmöglichkeiten…

Ankommen und Abfahren auf die Schönheit

Planmäßige Ankunft Flughafen Pula (von München via Nadir & Zagreb) 16h. Prima! Rasch zum Autoverleiher meiner Wahl. Bei Oryx hängt ein Schild: “Wir sind von 7-21h für Sie da”. Aber nix da! Man könnte sich den ganzen Tag ärgern aber man kann’s auch sein lassen, fällt mir grad noch rechtzeitig ein. Ich nutze die geschenkte Zeit, tausche Euros in Kuna um, weiterhin die offizielle Währung Kroatiens (seit 2013 EU-Mitglied) und kaufe ein Pršut-Brötchen, das ich zur Einstimmung auf Spezialitäten der Region schon mal mit Genuss verdrücke. 90 Minuten nach Ankunft starte ich den Opel Astra und meine Recherche. Auf geht’s! Schnell bin ich auf der mautpflichtigen A8 und schon beim Auftauchen des ersten, sensationellen Regenbogens über leeren Straßen (1 Woche vor Pfingsten!) plumpst jeglicher Stress und alle Reste bayerischer Grantigkeit über die vielen Viadukte in die Tiefen der grünen, hügeligen Umgebung à la Toskana.

Opatjas alter GlanzNach ca. 80 Minuten taucht das Abfahrtsschild Opatija auf und weckt  Jugenderinnerungen. Eine Ansage damals war: Um Sechs beim Jugoslawen!, was für Cevapcici oder Rasnici im Restaurant Opatija stand, Um Drei im “Dolomiti”! war die Verabredung zum Eisessen. Gummiadler oder Wiener Wald! war Geheimcode für Hendl-Sättigung von der Stange. Zu der Zeit machten die einen von uns Ferien in Jugoslawien, die anderen in Italien. (Nach Wien fuhr niemand).

Mit Vollbremsung fahre ich rechts ran, weil das Wort Aussicht soeben eine neue Dimension erhält. Das Adria-Panorama auf Autobahnhöhe ist atemberaubend, während die Aussichten von Opatija unten am Meer nicht so rosig sind. Der einstige k.u.k.-Liebling und später generelle Urlaubsfavorit vieler kämpft gegen das Erblinden alten Glanzes.

Rijeka lasse ich vorerst rechts liegen und erreiche (über die mautpflichtige 1450m-Krcki most) Krk, die mit 38 km Länge und 21 km Breite längste und nördlichste Insel der Adria. Über 200 Strände hat sie zu bieten (selten Sand) und mehr als 15 Campingplätze.

Mein erstes Ziel nahe der gleichnamigen Hauptstadt ist Öko-Camping Krk und wie alle Valamar-Lokalitäten sehr gut ausgeschildert. Kroatiens 1. Öko-Campingplatz, den DCC- Präsident Karl Zahlmann anlässlich der Eröffnung bereits lobend erwähnt hat (Heft 8/2013), liegt zum Meer mit Fels- und Kiesstrand hin abfallend. Da ein Bad in der Adria zu dieser Jahreszeit eher etwas für Hartgesottene ist lob ich mir den beheizten Pool mit Adriablick. Teile der Stellplätze sind so in alten Baumbestand integriert, dass man von der Behausung aus nicht nur ins Gras, sondern auch in die Feigen oder Oliven beißen kann, während in anderen Bereichen Solarzellen auf Wohnwagendächern Sinn ergäben. Öko-Krk war zuvor FKK-Politin und ist nunmehr Textilcampingplatz. Am Strand fallen aber weiterhin die Hüllen. In Kroatien ist FKK noch überall erlaubt, sofern man sich ein bisschen abseits positioniert. FCK gibt es leider nicht: Freicampingkultur ist generell verboten!

Krk – vor Fallwinden geschützt

Krk StillebenDie erste Hälfte des halbstündigen Fußmarsches vom Campingplatz in die historische Altstadt von Krk ist so wildromantisch, dass es ich mich auf dem Küstenweg öfters verstohlen nach Bären umsehe, die es auf der Insel noch geben soll. (So verspricht z.B. die Speisekarte von Lovacka konoba in Malinska “Bärenschnitzel”…) Mir aber begegnet nichts Animalisches außer leuchtend grünen Eidechsen auf heißen Felsbrocken und ein paar muffligen Zeitgenossen. Auf halbem Weg kehre ich auf der Panoramaterrasse des Koralji Romantik Hotel ein und trinke aus purer Lust einen leichten Prošek von der Insel Vis, um danach beflügelt auf dem unterhalb liegenden Weg und entlang dicker Festungsmauerreste das Zentrum zu erreichen, wo oft der Bär tanzt…

Auf der Vela Plaza verfolge ich den Zeiger der 24-Stunden-Uhr am Viereckturm während eine der hiesigen Strudelspezialitäten meinem Gaumen schmeichelt und ein melancholischer Klapa-Chor das grandiose Altstadtambiente krönt. Schutzpatron St. Quirin wurde eine zweistöckige Kirche geweiht, der Hl. Mutter der Gesundheit eine einstöckige und ebenso dem Hl. Franjo. Dann wäre da noch das herrliche Franziskanerkloster. Wahrhaftig ein gesegnetes Städtchen direkt am Meer.

Schiffsexkursionen ins Inselreich

Rab4TürmestadtBeim Auslaufen der Tajana Krk wird ein Stamperl traditioneller Travarica serviert mit bester Aussicht auf die sich entfernende Altstadt. Der Kräuterschnaps steigt mir in den Kopf, das Boot schippert leise, die Kvarner Inselwelt lässt grüßen: Rechts Cres, vergleichbar groß wie Krk links, wo auch das mit 145 km längste Gebirge Kroatiens Velebit auftaucht, 2 Stunden voraus Rab. Vor dem Kapitänshäuschen eine Insel der Glücksseligkeit: Ein Bosnier, der unter Hitler ‘Heim ins Dt. Reich’ katapultiert wurde, wollte im Urlaub mal alte Heimat schnuppern. “Ich spür echt was” sagt er immer wieder selig. Zu viel mehr kommt er nicht, weil ihm die Gemahlin aus der Rhön jedes Wort im Mund umdreht und die Geschichte neu erfindet während wir bereits im 4-Türme-Städtchen Rab einlaufen.

Milan & Tatjana. Kapitän und Fremdenführerin der Tajana Unsere hübsche Bootshostess Tatjana (hier mit Tajana-Kapitän Milan) hat nach dem Bosnienkrieg 5 Jahre in Ingolstadt die Grundschule besucht und erklärt Rab mit Bayerischem Akzent. Gleichzeitig beschimpft sie auf Kroatisch den frechen Gärtner, der eben den Rasensprinkler unter ihr angemacht hat, worüber alles schallend lacht. Es gibt drei parallel zum Hafen verlaufende Straßen, jeweils 500 m lang: Kirchen-, Einkaufs- und Hafen- bzw. Kneipenstraße. Die werden jetzt von uns erobert und zwei Stunden später geht’s weiter zur Insel Pag. Auf den Tellern frisch gebratene Makrelen, Hühnchen, Kraut- und Karottensalat, in den Gläsern Wein und Apfelsaft. Alsbald stürzen Möwen wie Pfeile in die Tiefe und schnappen im Flug zugeworfene Essensreste. Zwei Passagiere bieten Fischstückchen als Fingerfood an, was die Möwen missverstehen, in beides reinbeißen und blutige Ein- und Abdrücke hinterlassen.

Kroatische Klänge untermalen die Mordsstimmung an Bord als wir im Norden von Pag, bei den Olivengärten von Lun anlegen. Der Weg ist steinig und die Gruppe schon etwas promillent: “Noi, do geh i sicher net  auffi, des woiß i gwiß!” Doch der solchermaßen unwillige Gesell hat nicht mit seiner Begleitung gerechnet, die ihn wortlos vorwärts schubst. Von irgendwoher erklingt: “Ein Schiff wird kommen” und die wilden, teils über 1000jährigen Olivenbäume, faszinieren alle.

Auf dem Rückweg zum Boot kann an einem Bauernhof Öl, Slivovitz und der würzige Inselkäse Paski sir gekauft werden.

Gegen 18 legt die Tajana Krk, nach einem herrlichen Tag, wieder in der Altstadt an. 36 € hat das Vergnügen gekostet – inklusive Mittagessen und Führungen. Da sollte man sich bei Lob und Trinkgeld auf keinen Fall lumpen lassen!

Rijeka – die coole Hafenstadt

Hafenstadt RijekaPfingstsonntag. Endstation Rijeka: Auto am Hafen abgegeben, Markt und Markthallen besucht, Stadtrundgang absolviert und dann nur noch Schreiben und Chillen. In der Konoba mit Hafenblick kann ich jetzt – autobefreit – den roten kroatischen Wein so richtig genießen, zumal ich an der Hafenstraße die Policija mit der Kelle im Visier habe, die Verkehrssünder herauswinkt… Na dann Prost! Zum Abschied ist bei mir ein Peka-Gericht angesagt: unter der Glocke gebratenes Lammfleisch und Gemüse. Schade, dass nicht Trüffelsaison ist: in Istrien soll es die besten geben…

Auf der schönen Halbinsel Istrien gibt es noch jede Menge andere “beste Sachen”: Z.B. das bildschöne Städtchen Porec und seine Inselwelt. Aber das wäre wieder eine andere Geschichte…

Information:
Kroatische Zentrale für Tourismus
Camping Krk, Camping Ježevac
Literatur: 2014 Trescher Verlag, Koeffler/Jacob, KROATIEN: Unterwegs zwischen Istrien, Slawonien und Dalmatien, 450 S., 16,95 €, 300 Farbfotos, 31 Stadtpläne und Übersichtskarten, farbige Klappkarten, ISBN 978-3-89794-240-0

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Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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