
Ganz vorsichtig taucht Beatrix Hohenegger die federleichte Kostbarkeit in einen Topf roter Batikfarbe. Dann beginnt sie mit ruhiger Hand, in die robuste Schale der Eier ihrer sechs Graugänse zu ritzen. „Eier sind das Symbol des Lebens, und als solches haben sie für mich das ganze Jahr über Saison – nicht nur an Ostern“, schmunzelt sie.
Trotzdem sind ihre kleinen Kunstwerke gerade zur Osterzeit bei den Gästen und Besuchern ihres „Gamsegghofs“ in Melag im Vinschgau beliebt. Der Mitgliedsbetrieb der Südtiroler Qualitätsmarke „Roter Hahn“ liegt oberhalb von Langtaufers in 1.920 Metern Höhe und ist seit 1702, also über 300 Jahre, im Besitz der Familie Hohenegger. Dort hat sich die Bäuerin die schwierige Technik mit viel Geduld und Fingerspitzengefühl selbst angeeignet. Sie verwendet ein kleines Ritzgerät – ähnlich jenem fürs Glasgravieren.

„Der Druck darf weder zu gering noch zu groß sein, Unregelmäßigkeiten fallen sofort auf“, erklärt Beatrix Hohenegger. Am besten sei es, die Linie in einem Schwung durchzuziehen. Nach ein bis zwei Stunden Arbeit gleicht kein Ei mehr dem anderen: Dann sind sie mit hübschen Mustern, lustigen Sprüchen oder auf Wunsch auch mit einer persönlichen Widmung versehen. Interessierten bietet der Hof den Besuch der Werkstube nach telefonischer Vereinbarung.