JONNY CONTROLLETTI – Der coole Boss des FC Bayern


05.11.14   |  Champions League  |   FC Bayern – AS Rom  |  2:0

Dies wird eine sehr kontrollierte Geschichte. Keine großen Gags, keine bizarren Wortwendungen, keine akrobatisch geschachtelten Sätze. Sondern eine ruhige, sachliche Story. Als hätten nicht wir sie verfasst, sondern Jonny Controlletti.

Sie kennen Jonny Controlletti? Dies ist der Typ, der alles im Griff hat. Der weiß, wie er eine Angelegenheit ohne großes Aufsehen so zu Ende bringt, wie der Auftrageber es von ihm erwartet. Das ist Jonny Controlletti. Und es wäre schön, wenn statt wir nun er am Laptop sitzen würde, um diesen kleinen Bericht zu schreiben. Wir könnten uns – an der Bar mit Jonnys Erfinder Udo Lindenberg – einen Drink genehmigen, während er für uns die Fakten zusammen fasst (also Jonny, nicht Udo). Doch Jonny Controletti ist gerade Duschen. Denn er hat heute gekickt. Er war der Regisseur des FC Bayern im Champions League-Spiel gegen den AS Rom. Er stand zwar nicht auf dem Spielberichtsbogen. Doch er war der Mann des Matches gegen den AS Rom, der in Italien nicht der, sondern die Roma heißt und zwar, weil… – aber wir schweifen ab. Wo wir doch die absolute Kontrolle behalten wollten.

Wie der FC Bayern. Denn jener erledigte seinen Job so cool und clever und beeindruckend souverän wie es cooler, cleverer und souveräner nicht geht. 2:0 durch Treffer von Ribéry (38.) und Götze (64.), der zum Jubel seines Treffers nicht einmal einen kleinen Finger streckte – geschweige denn voller Enthusiasmus die ganzen Arme in die Höhe hievte oder Kusshände ins Pubilkum warf.

Ach ja, die Arme und Hände. Pep Guardiola, der sonst wie ein Duracell-Hase auf Speed sich an der Linie gebärdet und mit einer Aufgeregtheit dirigiert, als handele es sich bei dem Stück auf dem grünen Rasen mindestens um Aram Khatchaturians furiosen Säbeltanz im Presto– saß dieses Mal!

Fast bewegungslos! Nicht die gesamte Zeit, doch oft. Und kratzte sich am Kopf mit einem Ausdruck im Gesicht, den Menschen stets dann tragen, wenn sie sich bemühen, nicht zu gähnen. Und erhob der Bayern-Coch sich bisweilen doch einmal, dann nicht um wie sonst das Finale des Säbeltanz’ mit großer Geste zu vollenden. Sondern nur, um sich ein bisschen die Beine zu vertreten. Und die ansonsten wilden Hände – am Mittwoch völlig reglos in den Hosentaschen. Nur dann und wann einmal fand die Rechte den Weg aus dem Textil, um kurz irgendwo hin zu weisen. Es stand ja nicht Khatchaturian auf dem Programm, sondern eher etwas ziemlich getragenes. Brahms Violinsonate Nr. 3 wäre als Stadionbeschallung durchaus dem Spiel als angemessene Begleitung erschienen – hätte man 90 Minuten abspielen können. (Auch wenn sie nur knapp 20 Minuten dauert.)

Später sprach der Spanier bei der Pressekonferenz auf Deutsch („Ich gratuliere den Spielern für das Achtelfinale – und zwar allen, nicht nur jenen, die heute gespielt haben“) und Italienisch, wovon wir lediglich die Worte bravissimo, importante, molto bene, subito, calcio, avanti, possibile und bellissimo verstanden, was aber genügte.

2:0 war prima – auch für die Römer, die mit diesem Ergebnis ihre Würde bewahrten. Jene hatten sie vorher bereits ihrem Francesco Totti garantiert, indem sie ihn nicht aufstellten. Es wäre einer Legende nicht zu zu muten gewesen, noch einmal 1:7 unter zu gehen. Roma-Coach Rudi Garcia war sich anscheinend nicht ganz sicher, ob beim C Bayern tatsächlich der besonnene Johnny Controlletti zum Einsatz kommen würde – und nicht wieder jener derart unberechenbarer Wirbelwind, der kürzlich in Rom durch die Stadt gefegt war.

Nur 0:2 – AS mag hinterher Kerzen gestiftet haben, nachdem man vorher des öfteren welche im Strafraum geschlagen hatte. Und dem FC Bayern kann man nur ein ganz großes Kompliment verabreichen. Sie sind gut. Wirklich gut. Benötigen keinen ständigen Rausch zum Siegen – wie sagen wir mal das Team einer Dortmunder Aktiengesellschaft.

Einzige Tristesse an diesem Abend: Alabas Innenband-Verletzung. „David ist der totale Fußballspieler“, erklärte Guardiola, „er kann mit seiner Flexibilität auf allen Positionen spielen und ist sehr, sehr wichtig für uns. Am Ende werden es wohl zwei Monate, die er uns fehlen wird – oder sogar noch mehr.“ Und ergänzte: „Wir haben bisher ohne Basti gespielt und ohne Thiago…“ und meinte damit, dass es notfalls eben auch ohne diesen sehr-sehr-wichtig-David gehen wird. Alles unter Kontrolle.

Jupp Suttner

DING (super):

DANG (auch nicht schlecht): Dass Medhi Benata bereits Anweisungen erteilt – sowohl an Rafinha als auch an Boateng, wie um den römischen Fans zu demonstrieren: Seht her – ich bin in München angekommen!

DOOOOOONG (beruhigend): Dass David Alaba bis zum Achtelfinale 2015 vermutlich wieder fit sein wird.

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Jupp Suttner

Autor Kurzvorstellung:

Jupp Suttner (Jg. 48) ist der Chefredakteur von Ski-Stories.de, Fussball-Stories.de, Sport-Stories.de und Golf-Stories.com sowie Chefreporter für Reise-Stories.de. Der Sport- und Reisejournalist besucht seit 1968 nicht nur zahllose Hotels, Wintersport-Orte und Golfplätze rund um die Welt, sondern berichtete auch von insgesamt 21 Olympischen Sommer- und Winterspielen sowie mehreren Fußball-Europa- und Weltmeisterschaften, alpinen und nordischen Ski- und Biathlon-WMs. Er schreibt im Print-Bereich hauptsächlich für SKI & BERGE, das TOP MAGAZIN MÜNCHEN, die Wiener Tageszeitung DIE PRESSE sowie gelegentlich für SERVUS, CENTURION, PLATINUM und andere wie etwa SPORT-FAXX – einem Pool von 79 Regional-Tageszeitungen in D, Ö, CH, It und Lux. Der Autor verfasste etliche Sportbücher (Ski, Fußball, Schwimmen, Marathon) und gewann zwei Mal den Fairplay-Preis des deutschen Sportjournalismus sowie etliche andere Medien-Preise des Verbandes Deutscher Sportjournalisten. Der leidenschaftliche Skifahrer, Golfer und Esser lebt als gebürtiger Münchner in den bayerischen Voralpen.

Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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