Jazz vom Feinsten: Britain meets Südtirol

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Jazzen in den Grödner Dolomiten: 2014 das Projekt Saslonch Suite in der Langkofel-Wand, Foto: G.Pichler
Jazzen in den Grödner Dolomiten: 2014 das Projekt Saslonch Suite in der Langkofel-Wand, Foto: G.Pichler

Jazzen in den Grödner Dolomiten: 2014 das Projekt Saslonch Suite in der Langkofel-Wand, Foto: G.Pichler

Es ist wieder so weit: Zum 33. Mal hallt das Südtiroler Jazzfestival vor imposanter Bergkulisse durch die Täler und über die Weinberge südlich der Alpen – vom 26. Juni bis 5. Juli. Nach dem Schwerpunkt Frankreich 2014 geht es diesmal „very British“ zu. Da viele Künstler aus Großbritannien kommen, lautet das Jahresmotto „UK Sounds“.

Musiker von der Insel sind besonders zahlreich im Bozener „Museion“ anzutreffen, dem Museum für moderne und zeitgenössische Kunst, aber auch vor dem Aluminium- und Glas-Kubus. Originell und neu: im 4. Stock wird mitten in einer aktuellen Ausstellung („Design in a state of mind“) mit einem Designobjekt musiziert. An diesem Ausstellungsklavier spielt der zur britischen Avantgardeszene zählende Komponist Dan Nicholls, der besonders für Film und Tanz tätig ist. Verkoppelt hat er sich mit der international ausgezeichneten Vokalartistin Lauren Kinsella. In die akustischen und elektronischen Soundlandschaften platziert sie mit ausgefeilter Technik ihre Kunstsprache und poetischen Texte und schafft einen intensiven Dialog mit dem Klavier.

Rock und Jazz mit minimalistischen Aspekten

Im Foyer des Museums brilliert unter anderen das junge britische Quartett Blue Eyed Hawk. In dieser „demokratischen“ Formation sind alle „blauäugigen Falken“ gleichberechtigt. Sie bieten einen eher gefühlsbetonten Sound, eine Kombination aus Rock und Jazz mit minimalistischen Aspekten und unter Strom stehenden Soundwelten. Das Debüt-Album „Under de Moon“ wurde von der Kritik begeistert gefeiert.

Hinter dem Museum wabbern Jazzwolken über die Wiesen vor der Talfer. Mit dabei der Polar Bear, ein in der Londoner Szene, auch durch CDs, recht bekanntes Quintett. Es bietet exzellent gewürztes musikalisches Slow-Food. In vielschichtige Tanzrhythmen eingewoben sind Funk und Freejazz, aber auch Minimalismus und Electronics.

Südtirol Jazzfestival am Ritten, Foto: MRuepp
Südtirol Jazzfestival am Ritten, Foto: MRuepp

Eröffnet wird das Südtirol Jazzfestival am 26. Juni im Bozener Stadttheater mit dem Projekt „Fanfare Fatale“. Es zeigt die Intention dieser größten Kulturveranstaltung der Region: eine Innovationswerkstatt zu sein für junge Musiker, die sich hier für neue Projekte zusammenfinden. An diesem bunten Eröffnungsabend treffen acht junge Jazzkünstler aus fünf europäischen Ländern zusammen unter der Leitung von Andreas Schaerer. Der Schweizer Vokalartist, Gründer der Berner Jazzwerkstatt, unterrichtet an der Berner Hochschule der Künste Jazzgesang, Improvisation und Ensemblespiel. Bewusst will das Oktett eingefahrene Wege meiden. In wechselnden Kombinationen treten alle auch solistisch auf oder bieten eigene Kompositionen – ein spannendes grenzüberschreitendes Experiment.

Klang-Experiment an der Comici-Hütte

Im 19. Jahrhundert haben die Briten den modernen Alpinismus begründet. Daran sollen beim Festival „UK Sounds“ auch eine Reihe von Ausflügen in die Berge erinnern. Der aus dem Allgäu stammende Ausnahmemusiker Matthias Schriefl war schon 2014 aufgefallen, als er bei einem außergewöhnlichen Projekt des unermüdlichen Jazz-Präsidenten Klaus Widmann zusammen mit Kletterern und seiner Band in die Langkofelwand eingestiegen war und von dort die Alpinisten bei ihrem Erstbesteigungsversuch musikalisch begleitet hatte. Der dabei entstandene Film „Saslonch Suite“ wurde soeben auf dem Internationalen Dokumentarfilmfestival in München gezeigt.

Indirekt gibt es dazu in diesem Jahr, wieder filmisch dokumentiert, eine Fortsetzung mit „Singing Rocks“: In dem neu angelegten Klettergarten vor der Comici-Hütte bringt am 28.6. Matthias Schriefl – er ist in diesem Jahr „Artist in Residence“ des Festivals – mit einer neuartigen Formation die Berge zum Klingen. Vielstimmig wird das atemberaubende Musikereignis nicht nur durch die acht Multiinstrumentalisten, sondern besonders durch die Teilnahme eines der besten Männerchöre Europas. Es sind die 60 Sänger des preisgekrönten Männergesangsvereins Brixen. Wie Schriefl erzählt, kam ihm diese Idee auf der Autobahn, als der Taxifahrer eine CD dieses Männerchors spielte. Dieses Klang-Experiment ist ganz nach dem Geschmack von Jazz-Präsident Widmann, der gern Innovatives mit Bodenständigem verbinden will – hier eine neue Musikkombination mit Fernsicht!

Beim Südtirol Jazzfestival 2015 stehen britische Bands im Vordergrund, Foto: G.Pichler
Beim Südtirol Jazzfestival 2015 stehen britische Bands im Vordergrund, Foto: G.Pichler

London Underground im Südtiroler Kieswerk – es darf auch getanzt werden!

In die Höhe hinauf geht auch ein „Wanderkonzert“ im Rosengarten, ebenso ein eher nostalgisches Jazzkonzert in der Lavarella Hütte in St. Virgil in Enneberg sowie in der Feltuner Hütte am Ritten ein Trio, das ganz lässig finnische Volksmusik mit Country-Standards verbindet und bekannte Traditionen in neuem Licht erscheinen lässt.

In einer ganz anderen Location zeigt sich junger Gegenwartsjazz aus der britischen Hauptstadt: „London Underground“ ist in einem Kieswerk der Südtiroler Einsack Gruppe zu hören. Bands und Solisten spielen auf mehreren Bühnen in der futuristisch anmutenden Anlage für Bauschuttrecycling. Zusätzlich spektakulär wird das Areal durch Visuals und Lichteffekte. Aus dem Londoner Loop-Kollektiv mit dabei sind der Trompeter Alex Bonney und das Trio Strobes. Weiter improvisieren das Brass Mask Oktett, die Jazz-Funk-Band Melt Yourself Down und das Trio Troyka. Nach der Live-Performance betätigen sich beim anschließenden Clubbing einige Musiker als DJs. Ausdrücklicher Wunsch: Es darf getanzt werden.

Info:
Ein Großteil der Konzerte ist kostenlos. Bei den Ticket-Konzerten liegen die Preise zwischen 15 und 25 €. Ermäßigungen erhalten alle unter 30 Jahren sowie Besitzer der Dolomiten Vorteilskarte und der Bozen Card. Das komplette Programm findet sich unter www.suedtiroljazzfestival.com

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Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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