Im Schatten der Zammer Nymphe

Bildnachweis: TVB TirolWest/Roman Huber

Entspanntes Wandern entlang einer bildschönen Kulisse

Der interaktive Themenweg führt an den fünf historischen Burgen der Region – mit jeweils spektakulären Ausblicken – vorbei. Weiterführende Informationen gibt es unter: www.burgenweg.at. Bild: German Egert  

In Tirol West gibt es eine Legende, und die geht so: Einst verliebten sich ein Hirte und eine süße Nymphe in einer einsamen Schlucht ineinander. Doch die Nymphe gehörte zu einem Schmied, der sie um keinen Preis freigeben wollte. Damit sie auch weiterhin bei ihm blieb, stellte der Schmied dem verliebten Hirten drei in seinen Augen unlösbare Bedingungen. Sollte er diese erfüllen, so konnte er die Nymphe für sich gewinnen. Man ahnt es schon, der schwer in das Naturfräulein Verschossene schaffte es, die ihm gestellten Aufgaben zu bewältigen. Da geriet der Schmied in Rage und ließ eine Brücke einstürzen, als sein junger Konkurrent gerade darüber ging. Schlechter Verlierer! Als Strafe zerstörte ein Blitz die Schmiede, und die Nymphe floh in den hintersten Teil der Schlucht. An dieser Stelle stehen sich die beiden Liebenden bis heute in einer wasserumspülten Klamm gegenüber: Der Hirt in einen steinernen Stierkopf verwandelt, seine Geliebte, auf der anderen Seite des Wassers, als Fels gewordener Mädchenkopf.

Sagen wie diese vom „Zammer Lochputz“ gibt es viele in den Bergen, selten sind sie so schwermütig und romantisch. Hier, in der Nähe der Stadt Zams, kann der Besucher des „Tiroler Burgenwegs“ einen spritzigen Abstecher zu den Urgewalten der Natur unternehmen. Den Startpunkt bildet das älteste Wasserkraftwerk des österreichischen Burgenlands, dann führen Steige und Stollen hinauf zum Lötzer Wasserfall. Wenn man es über die Treppe herauf geschafft hat und um die Ecke einen ersten, erstaunten Blick auf die 30 Meter tief fallenden Wassermassen geworfen hat, verharren die meisten etwas länger, um den unerwarteten Anblick in sich aufzunehmen. Nachdem man noch weiter oben an „Hirt“ und „Nymphe“, den oben erwähnten Felsformationen, einen Besuch abgestattet hat, geht es durch ein kleines Labyrinth hinüber zum Lötzturm, einem alten Wehrturm, noch aus den Appenzellerkriegen im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts.

Die Felsenschlucht des „Zammer Lochputz“ begegnet dem Wanderer gewöhnlich auf der dritten Etappe des Tiroler Burgenwegs. Weil immer mehr Lauffreudige die Vorzüge der hiesigen Landschaft für sich entdecken, hat die „Ferienregion Tirol West“ nun eine eigene App entwickelt, um Interessierte sicher auf diesen Wanderweg zu geleiten: Vorbei an den fünf Burgen Schloss Landeck, Schloss Biedenegg, Schloss Wiesberg, Ruine Schrofenstein und Ruine Kronburg. Die Anwendung wurde von Michael Holzknecht entwickelt, leider gibt es sie aktuell nur fürs iPhone. Hoffentlich wird die Nutzung der insgesamt 23-stündigen Audiodatei für Android ebenfalls bald ermöglicht.

Auf den 65 Kilometern dank der App jedenfalls immer mit dabei: Ein hoffnungsvoller Minnesänger sowie sein cleveres Frettchen, dem natürlich immer ein flotter Spruch einfällt. Die Homepage des Tourismusverbands (www.burgenweg.at) ist übersichtlich gestaltet und bietet einen guten Überblick für Wanderwillige. Am ersten Tag der Reise geht es vom Startpunkt Schloss Landeck hinauf zum Schwaighof auf ca. 1.300 m Seehöhe. Ab hier läuft man auf ziemlich gleicher Höhe hinüber zum ersten der fünf Burgen, Schloss Biedenegg in Fließ. Nun führt die Trasse über die bekannte Via Claudia Augusta zur Fließer Platte und anschließend wieder zurück zum Schloss Landeck. Ein gut zu bewältigender Rundweg inmitten der freundlichen Tiroler Landschaft also.

Tags darauf wird ebenfalls von Schloss Landeck aus begonnen. Nachdem es zunächst hinab in die gleichnamige Stadt geht, führt der Pfad durch den Ortsteil Perfuchs hinauf nach Tobadill. Dann zu Schloss Wiesberg hinunter sowie nach Pians. Die Gehzeit an diesem Tag beträgt insgesamt 5,5 Stunden.

Wandertag 3 startet von einer Bushaltestelle in Pians, von wo aus es über den Pianner Ortsteil Quadratsch nach Grins hinauf geht. Es folgt ein Teil auf dem Jakobsweg, über Terrassenhänge nach Stanz. Hier befindet sich in exponierter Lage die Burgruine Schrofenstein, Highlight dieser Etappe. Nach einer kurzen Erkundung folgt der Abstieg nach Landeck und schließlich nach Zams. Als „Points of interest“ kann man dabei etwa das bekannte Brennereidorf Stanz erleben oder den eingangs beschriebenen „Zammer Lochputz“ mit seinen flüssigen Naturgewalten.

Vom Lochputz aus folgt man am Morgen des vierten Wandertags für einige Zeit dem Talboden Richtung Osten. Am östlichen Ende von Zams zweigt die Route zum sogenannten Patscheid ab. Ab hier gelangt man hoch zum Wallfahrtsort Kronburg, dessen einsame, fast weltabgewandte Lage den Besucher sofort beindruckt. Einige Nonnen haben hier ihren Klostersitz, wer möchte, kann noch weiter hinauf zur Ruine Kronburg sowie der gleichnamigen Kronburgschlucht. Anschließend führt der Pfad wiederum nach Osten zum Weiler Obsaurs. Dort bildet der Römerturm den östlichen Abschluss des Tiroler Burgenwegs. Nun darf man verschnaufen, denn es geht nur noch bergab nach Schönwies.

Für die fünfte und letzte Etappe benötigt man durchschnittlich 3,45 Stunden. Es geht über einen anderen Weg von Schönwies zurück nach Kronburg, von wo aus man wie bei der ersten Etappe der Via Claudia Augusta folgt. Über Rifenal und die Trams, ein Naherholungsgebiet, kommt man zu Schloss Landeck, das somit Ausgangs- und Endpunkt der (ent-)spannenden Burgenland-Wanderung bildet. Erlebnisreiche Tage sind vergangen, in denen man die Region Tirol West ganz besonders einprägsam erlebt hat.

Wer Glück hat, kann nebenbei sogar einen mittelalterlichen Aktionstag auf Burg Landeck mitnehmen. Oder erlebt entlang seiner Route einen besonders interessanten Einblick in die Tier- oder  Pflanzenwelt. Irgendwie ist dieses Stück Österreich mit seinen Schlössern und Sagen ja ganz speziell mythisch. Und wer weiß, vielleicht wird sie eines Tages doch noch lebendig, die schöne, versteinerte Nymphe vom Zammer Lochputz. In dieser magischen Landschaft glaubt man es.

Ein rauschender Wasserfall sorgt entlang des Wegs für einen besonderen Moment. Foto: German Egert

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Dr. Daniela Egert

Autor Kurzvorstellung:

Freie Journalistin, zweijähriges Volontariat beim Weltbild-Verlag, bevorzugte Themen: Reise, Kultur und Soziales. Ich bringe gerne interessante Reportagen von allen möglichen Ecken der Welt mit. Meine Leser sollen eine neue Seite einer bekannten Destination kennenlernen und mit mir zusammen spannende Abenteuer erleben.

Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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