Familiäres Schmuckstück mit fünf Sternen und drei Hauben

Alpbach in Tirol gilt als das schönste Dorf Österreichs. Die Inhaber-Familie des dortigen Böglerhofs hat daran einen nicht unerheblichen Anteil. Der Großvater von Johannes Duftner, dem heutigen Hotelchef, war nach dem 2. Weltkrieg von den französischen Besatzern zum Bürgermeister ernannt worden. „Als solcher durfte er dann auch die Bauvorschiften für die Wohnhäuser bestimmen: Alle Häuser in Alpbach müssen seitdem ein Satteldach und Holzbalkone haben. Maximal das unterste Geschoss darf aus Stein gebaut sein. Höhere Geschosse müssen aus Holz oder mit Holz beschlagen sein, und die Höhe wurde auch begrenzt. Das gilt bis heute in der Gemeindeordnung“, erzählt Johannes Duftner.

Der Ur-Böglerwirt, Opa Alfons Moser, hatte als Weinbauer das alte Bauernhaus mit Gaststube und einem Matratzenlager für Wanderer in den 1930er Jahren inklusive Landwirtschaft gekauft, die ihm in der Hauptsache wichtig war. Das einheitliche Bild der Gemeinde hat sich daher bis heute erhalten. „Wir sind so etwas wie ein ‚Heidi-Dorf‘. Wir haben nur 3000 Einwohner, 3000 Fremdenzimmer und 3000 Rindviecher, also alles richtig ausgewogen“, lacht der Hotelier. Der gediegene Böglerhof selber stammt aus dem 16. Jahrhundert. Zu der damaligen Zeit ließ die Augsburger Familie Fugger in vielen Tälern Tirols nach Silber und Kupfer schürfen. In der Fuggerstube des Hofs wurde von den Vertretern der Fugger Recht gesprochen über die Knappen.

Haubenküche in der 500 Jahre alten Fuggerstube

Heute ist der Böglerhof nicht nur architektonisch eines der Schmuckstücke von Alpbach. Und die mehr als 500 Jahre alte Fuggerstube ein kleiner Gourmet-Tempel für maximal 20 Personen, in dem die Hausgäste an drei Tagen der Woche anspruchsvolles „Fine-Dining“ erleben können. Der Restaurantführer Gault Millau hat dem Lokal drei Hauben verliehen.

Erkocht hat sie der Küchenchef des Hotels, der im benachbarten Wörgl gebürtige Hannes Treichl. Er steht schon seit 2009 im Böglerhof am Herd. „Jeden Monat wechsle ich das Menü komplett, sodass regelmäßig ein neuer Twist reinkommt. Das macht richtig Spaß. Meine Mutter hat zwar versucht, mir den Drang zum Kochen abzugewöhnen, aber mich hat das zum Glück nicht abgehalten“, so der 38-Jährige. Gelernt hat er in Kitzbühel im Lebenberg, danach folgten Station im Panorama Royal in Bad Häring und im Fünf-Sterne-Resort Stock im Zillertal.  „Ich war halt immer sehr heimatverbunden,“ schmunzelt er.

Von seinen Kochkünsten profitieren jetzt die Hausgäste im Böglerhof. Denn auch die Menüs im Hotel-Restaurant sind feine Kompositionen erlesener Zutaten. Und die kommen überwiegend aus der Region. „Ich habe mir mit der Zeit viele Bauern aus Alpbach als Lieferanten aufgebaut: Eier, Rindfleisch, Kalbfleisch und Wild kommen von hier, der Fisch von einem Züchter aus dem Ötztal. Kartoffeln, Gemüse und Salate beziehen wir aus Tauer bei Hall“, erzählt der Küchenchef. Die Böglerhof-Küche „Tirol pur“ zu nennen, hat für ihn zudem sehr viel zu tun mit nachhaltigen Lebensmitteln und noch Einigem mehr: Der insgesamt lokale Bezug, die nachhaltige Energie – der Böglerhof wird nur mit Sonne, Holz und Wasserkraft geheizt und das Trinkwasser kommt frisch aus der eigenen Quelle.

Erlesene Vielfalt beim abendlichen Menü

Das abendliche Menü im Restaurant des Böglerhofs überrascht mit zudem mit erlesener Vielfalt. Der Gast kann jeden Abend aus drei Varianten wählen: „Österreichische Küche“, „Aus aller Welt“ oder „Vegetarisch“.  Aus Österreich kommt zum Beispiel nach dem Salatbuffet eine gebackene Praline vom Milchkalb mit Krautsalat und Petersilienschaum, als Zwischengang eine Cremesuppe von Brokkoli und Mandel und als Hauptspeise Short Ribs vom Jungrind mit Wurzelgemüse und Maisgrieß. Aus aller Welt findet zu Beginn ein Filet vom Flußbarsch auf Quinoa auf den Teller, gefolgt von einer Essenz vom Wachholder und Sellerie mit Frischkäsetascherln und dem Hauptgang, einem Filet von der Goldbrasse, auf schwarzem Risotto mit Zuckerschote und Chutney. Vegetarisch gibt es als Vorspeise Pilze mit Creme Fraiche, als Zwischengang einen Buttermilch-Minze-Drink und als Hauptgang Rote Rübenknödel mit Lauchgemüse und Kren-Schaum.

„Ich bleibe immer fixiert auf drei Produkte pro Gang, und achte darauf, dass dabei cremig mit knusprig und etwas Saurem kombiniert werden. Ein Produkt hat zudem immer eine Salznote oder etwas Pikantes“, erklärt Hannes Treml seine Philosophie. „Der Geschmack ist mir wichtiger als die Präsentation und üppige Teller. Kräuter aus dem eigenen Kräutergarten nehme ich daher weniger wegen des Geschmacks her als zur Dekoration, mit Ausnahme unterschiedlicher Kressenoten.“ Zudem sind die Gerichte immer jahreszeitlich inspiriert, etwa wie jetzt im Frühjahr, wenn der Küchenchef mit seinem Team in die Natur ausrückt, um frischen Bärlauch zu pflücken.

Das gemütliche Hotelrestaurant im Böglerhof

Bei den in der Fuggerstube servierten Gerichten ist dann der Aufwand etwas höher. Die Teller sind feiner gearbeitet, und noch etwas Säure lastiger. Auch die Produkte sind ausgefallener, wie etwa ein Huchen oder die Dolomitenente. „Bei den Hausgästen muss ich mehr den Geschmack der Masse treffen, im Haubenlokal kann ich dann etwas mehr ans Maximum gehen“, so der Küchenchef. „Etwa beim Karfiol (Blumenkohl) zeige ich im Haubenlokal, was man alles daraus zaubern kann, zum Beispiel einen Shot aus dem entsafteten Blättern. Das sind geschmacklich schon zwei Paar Schuhe im Vergleich zum reinen Blumenkohl auf dem Teller.“

Sieben einheimische Jungköchinnen stehen am Herd

Immer wieder kreative Ideen kommen auch aus dem jungen Küchenteam, in dem gerade sieben weibliche Lehrlinge, allesamt aus Alpbach, das Handwerk lernen. „Eines der Mädels hat gerade die Tiroler Kochmeisterschaft gewonnen und wir fahren jetzt mit ihr nach Kärnten zum Bundeswettbewerb“, ist Hans Treml sichtlich stolz auf seinen Nachwuchs. Immerhin hat einer seiner Lehrlinge bei Österreich-weiten Wettbewerb „Rookie of the Year“ den vierten Platz erkocht.

Die Regionalität pflegt der Böglerhof auch beim Personal, nicht nur in der Küche. „Wir versuchen, den Alpbachern ein guter Arbeitgeber zu sein. 5-Tage-Woche, faire Löhne, sehr viele einheimische Lehrlinge. Wir tun sehr viel dafür, die jungen Leute für unser Haus zu begeistern“, sagt Hotelchef Johannes Duftner. Auch der Weinkeller ist so regionale wie hochwertig bestückt, Weine aus den besten Lagen Österreichs dominieren das Sortiment der umfangreichen Weinkarte.

Wein- und Käse-Pairing im historischen Weinkeller

Um die Gäste an diese edlen Tropfen heranzuführen, veranstaltet Küchenchef Hans, der auch Käse-Sommelier ist, gemeinsam mit Hannes, dem Wein-Sommelier des Hauses einmal pro Woche eine Wein- und Käseverkostung im historischen Weinkeller des Böglerhofs. „Wir haben uns natürlich abgesprochen, um ein möglichst gutes Pairing von Wein und Käse herzustellen“, sagt Hannes und schenkt den ersten Wein auf, einen Weißburgunder aus der Straden in der Steiermark, Jahrgang 2022. Hans serviert dazu eine Kostprobe vom Camembert aus der innovativen Käserei Milchbuben in Hopfgarten/Pennigberg. Zum daran anschließenden Südtiroler Rohmilchkäse vom Eggemoa-Bauernhof bei Bruneck hat Hannes einen Zierfandler aus der Thermenregion südwestlich von Wien ausgewählt. „Das ist ein seltener Wein, eine grandiose Rebsorte, die aber nur auf 60 Hektar weltweit angebaut wird“, erzählt er. Seine Flasche stammt vom Winzer Johanneshof in Reinisch, Lage Spiegel, die am Gaumen trocken, aber kräftig, und mit einer spannenden Stilistik rüberkommt. Als Zugabe wird dazu auch noch ein Schafskäse aus dem Zillertal gereicht, der mindestens sechs Monate gereift ist und dessen leichte Mürbigkeit ebenfalls gut zum Zierfandler passt.

Küchenchef Hannes (li.) und Sommelier Johannes bei Wein-Käse-Pairing im Weinkeller des Böglerhofs

Darauf folgt dann noch ein echtes Geschmacks-Highlight, ein gut gereifter Südtiroler Bergkäse aus dem Pustertal. Der in Südtirol, längst legendäre Hubert Stockner, Käsemeister, Fromelier und Diplom-Biersommelier lässt Käse wie diesen im Natursteinbunker reifen – einem Relikt aus dem ersten Weltkrieg. Doch damit nicht genug: „Jetzt kommt mein Joker“, sagt Hans und serviert einen Bergkäse aus der Zillertaler Erlebniskäserei. Das Besondere daran: Der Käse ist zwei Jahre gereift, ein Jahr davon im Hotel-Kühlhaus bei drei Grad. Dazu passend schenkt Sommelier Hannes seine Lieblingstraube in Rot ins Glas: Ein Blaufränkisch von Ernst Triebaumer,einem der besten Winzer für Blaufränkisch. „Mit diesem Wein hat er hat eine österreichische Legende geschaffen, ein 2020er, Lage Ried Gemärk, im Holz ausgebaut. Als letzter Tropfen folgt dann noch ein Süßwein vom Weingut des schon verstorbenen Weinpapstes Alois Kracher aus Illmitz am Neusiedler See, eine Trockenbeeren-Auslese. „Das ist ein für Österreich untypischer Rosenmuskateller Jahrgang 2018 mit elf Prozent Alkohol, sehr frisch und gut zu trinken“, erläutert Hannes.

Naturverbundenheit mit Badesee und Almhütten-Sauna

Seit Jahresanfang ist der Böglerhof ein Fünf-Sterne-Hotel und „pure nature spa resort“ – und trägt trotzdem nicht die Nase hoch. „Wir waren früher ein „Romantik-Hotel‘. Davon haben wir uns aber verabschiedet, weil wir gemerkt haben, die Gäste dachten, das sei ein Schmuse-Hotel, wo alle Paare Händchen haltend beim Essen sitzen“, schmunzelt Johannes Duftner. „Wir stellen jetzt die Natur in den Vordergrund. Wir liegen hier ja inmitten herrlichster alpiner Natur, in einem geschlossenen Seitental ohne Durchgangsverkehr. Das Gelände drumherum kann nicht verbaut werden, weil es uns gehört. Wir sind daher von Natur umgeben, 25.000 Quadratmeter für 150 Gäste.“

Dazu passt auch der neue Nature Spa: Mit dem Hotelerweiterung im Herbst wurde der Wellnessbereich neu gebaut. Das Konzept ermöglicht eine Zweiteilung:  Ein Familien-Spa und ein Erwachsenen-Spa ab 15 Jahre. Die Idee des neuen Spas wird getragen vom Naturbadesee samt integriertem Freibad: Hoch über den verzückenden Häusern des Dorfes im traditionellen Holzbaustil bettet sich die glitzernde Wasserfläche von Böglers Badesee mit rund 40 Metern Länge in die Kitzbüheler Alpen. Darin integriert ist der neue Infinity-Panorama-Relaxpool. Die leuchtende Farbe Aquamarin schmiegt sich in erfrischendes Lichtgrün.

Zwei SPA´s mit 19 Relax-, Schwitz- und Badeattraktionen auf 3.000 m2 sind für Gäste im Böglerhof eine Einladung zum Glücklichsein: Das neue pure nature spa „for adults only“ ist ein Refugium, wie es schöner nicht sein könnte. Die Höhepunkte in dem architektonisch wunderschön gestalteten Bereich sind eine Lehmsauna, mit einer Wand aus gestampftem, die ein tolles Raumklima schafft sowie eine geräumige Eventsauna. Und im Familienzeit-Spa mit Dress-On-Saunabereich und uriger Almhütten-Sauna fühlen sich Familien und ihre Kinder pudelwohl. Der neue Fünf-Sterne-Komfort spiegelt sich auch den Zimmern wider: neu hinzugekommen sind zum Jahreswechsel 2023/2024 acht neue Wohlfühlsuiten, davon vier luxuriöse Penthouses mit Balkon und einem Ausblick zum Dahinschmelzen, die zeigen, was Wohnluxus bedeutet.

Bodenständigkeit mit fünf Sternen

Trotz Aufstieg in das höchste Hotelklassement hat sich die Inhaberfamilie ihre Tiroler Bodenständigkeit bewahrt, die sich während des gesamten Aufenthaltes spüren lässt. „Wir versuchen, eine familiäre heile Welt zu leben, im Alpbachtal genauso wie im Böglerhof, sagt der 54-jährige Hotelchef Johannes Duftner, der das Haus in 3. Generation führt. „Und das gelingt uns auch, zum Beispiel wenn ein Gast sagt ‚ohh, so schmeckt eine Buttermilch‘ oder ‚wow, der Chef persönlich trägt mir den Koffer aufs Zimmer‘. Danach sehnen sich die Menschen heute, habe ich das Gefühl.“

Schöner Rückzugsort: Die heimelige Bibliothek des Böglerhofs

Ehefrau Michaela, Tochter Julia, Sohn Alexander und quasi Schwiegersohn Hannes, der Sommelier, kümmern sich mit viel Herzblut um die Anliegen der Gäste. „Der persönliche Bezug zum Gast ist uns wichtig. Wir sind ein Familienhotel, wo der Gast uns auch sieht und wo wir fünf Familienmitglieder die Gäste auch persönlich kennen: Wo der Johannes mir dir den Kaiserschmarrn kocht, der Alexander mit dir wandern geht und die Michaela mit dir Yoga macht oder meine Mutter Karin mit ihren 82 Jahren Alpaka-Führungen mit den Gästen unternimmt“, sagt der Hotelinhaber. Und blickt schon ein wenig in die Zukunft: „Familienunternehmen wie wir haben die Herausforderung den Betrieb an die nächste Generation zu übergeben. Das ist das Wichtigste überhaupt – die Kinder für das Hotel zu begeistern. Wir wollen nicht mehr Gäste, aber die Qualität noch steigern, um Beispiel mit ein paar Chalets am Hang hinter dem Hotel. Da gibt es eine große Nachfrage bei unseren Gästen, von den selber viele Familienunternehmer sind.“

Fotos:
Heiner Sieger, Böglerhof

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Heiner Sieger

Autor Kurzvorstellung:

Seit 40 Jahren Journalist schreibe ich über aktuelle und brisante Themen in den Bereichen Digitalisierung, Wirtschaft, Gesundheit und Reise. Nach Stationen bei renommierten Tageszeitungen und Magazinen bin ich heute hauptberuflich beim WIN-Verlag in der Vogel Communications Group Chefredakteur der Magazine Digital Business Cloud, E-Commerce-Magazin und Digital Health Industry. Meine private Leidenschaft gehört dem Thema Reisen. Und irgendwann wurde ich dann auch Chefredakteur von Reise-Stories. So oft es der Beruf erlaubt, bewege ich mich Richtung Berge und Meer, stelle Restaurants und Hotels auf die Probe und entdecke Entertainment ebenso wie ruhige und unendeckte Fleckerl.

Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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