Das klingt nicht gerade beruhigend, was der Pilot des Airbus A 319 der Atlantic Airways kurz vor der Landung sagt, möglichweise müsse er nochmal durchstarten. Ich frage mich sowieso, wo er hier die Maschine landen will, wo man doch rein gar nichts sieht, alles ist in undurchdringlichen Nebel gehüllt.
Text und Fotos © Wolfgang Grüner
Alles im Nebel
Das klingt nicht gerade beruhigend, was der Pilot des Airbus A 319 der Atlantic Airways kurz vor der Landung sagt, möglichweise müsse er nochmal durchstarten. Abgeflogen sind wir in Kopenhagen, ruhiger Flug, sehr guter und freundlicher Service in den gut zweieinhalb Stunden. Ich frage mich sowieso, wie er hier die Maschine landen will, wo man doch so gar nichts sieht, alles ist in undurchdringlichen Nebel gehüllt Dann sieht man kurz links eine Felswand und jetzt erst, ca. 1 m über dem Boden, die Landebahn. Und auf der setzt er hart auf und bremst so stark wie nur irgend möglich, Landung gelungen. Das wäre aber völlig normal erklärt man mir später, da sei hier auf der Insel Vágar eben so. Dort ist der einzige Flugplatz der 18 Färöer-Inseln, hoch im Norden des Atlantiks, zwischen Schottland, den Shetland-Inseln und Island.
Als wäre dichter Nebel nicht genug, gibt es auf der Autofahrt über abenteuerliche Pässe mit Blick auf tiefe Schluchten zur Hauptstadt Tórshavn auf der Insel Stremoy noch heftigen Sturm und überaus dichten Regen, dunkel ist es auch noch. Was aber eigentlich auch nicht viel ausmacht, geht doch ein großer Teil der Straße durch Tunnel ohne Ende, manche davon sind unter dem Meer, auch das beruhigt nicht sonderlich, aber meist sieht man sowieso nichts. Irgendwann biegt der Fahrer ab, das „Hotel Foroyar“, etwas oberhalb der Hauptstadt Torshavn, ist erreicht, ein guter und angenehmer Aufenthaltsort, um die wilden Inseln zu entdecken. Die Bar ist noch offen, ein „Akvavit Livins vatn“ ist jetzt sehr willkommen.
Alles in Grün
Am anderen Morgen schaue ich aus dem Fenster und sehe: nichts. Dichter Nebel, wie üblich. Aber ein paar Kilometer weiter: strahlende Sonne auf dem Weg von der Insel Streymoy zur Nachbarinsel Eysturoy, das ermöglicht wunderbare Aussichten. Sanfte Hänge, steile Felsen, tiefe Schluchten, alles in Grün. Zwischendurch hängen dichte Wolken, mal über uns, mal unter uns, mal fahren wir mitten durch, das gibt fantastische Lichtspiele, durchaus unwirklich. Irgendwann höre ich auf, die Wasserfälle zu zählen, genau wie die Schafe, 70.000 sollen es sein. Menschen sieht man keine, ganz selten mal ein Auto, wer Einsamkeit haben möchte, hier ist sie.
Zwischen den Bergen Melin mit 764 m und Koppenni mit 790 m im Flecken Saksun stehen eine Kirche mit Friedhof und ein paar alte Häuser, die Dächer mit Gras bewachsen. An einem Haus hängen Dorsche ohne Kopf und trocknen vor sich hin, Stockfische, die später sehr lecker zubereitet werden können. Die Aussicht ein paar Hundert Meter tiefer in den Fjord ist grandios, am Rande steht ein kleines Haus, die rotgestrichene Dachkante ist das einzige farbige in der immer grünen Umgebung. Es gibt auch einen schönen Sandstrand, aber wer will bei 10 Grad Wassertemperatur schon baden gehen. In einem langgestreckten Gebäude in Form eines Bauernhauses aus dem 17. Jahrhundert ist ein kleines Museum, ein paar Touristen sind auch da.
Über eine Brücke geht es hinüber und hinauf nach Tjørnuvík, dem nördlichste Dorf der Hauptinsel Streymoy. Dort ist das bekannteste Naturdenkmal der Färöer, die beiden so filigran aussehenden Basaltsäulen „Risin“ und „Kellingin“. Aber Risin ist 71 m und Kellingin 69 m hoch, die Klippe davor, also das Festland, mit dem Berg Eioiskollur bis zu 352 m. Starke Felsformationen die auf dem Meer zu schweben scheinen, ich kann mich gar nicht von dem faszinierenden Anblick lösen.
Weiter geht es dann nach Gjogv. Dort fasziniert mich eine abgrundtiefe Felsspalte, die einen kleinen natürlichen Hafen bildet, der seit Wikinger-Zeiten also ca. ab 825, benutzt wird. Ein Gleis führt hinunter, um Boote nach oben zu ziehen. Allen Ernstes fragt eine wohl sehr unbedarfte Touristin, ob hier denn wohl eine Eisenbahn fährt, dabei gibt es die auf den ganzen Inseln nicht.
Zwischendurch gibt es im „Guesthouse Gjáargarður“ auch mal etwas zu essen, eine kalte Platte mit dunklem Brot, Lachs, Wurst, Schinken, Frikadelle aus Schafsfleisch, Kartoffelsalat, eine Art Rösti und Heringssalat, dazu ein einheimisches Bier. Auf dem Weg zurück halten wir am Fossa, dem höchsten Wasserfall der Färöer zwischen Haldarsvík und Langasandur. Über zwei Kaskaden fällt das Wasser imposante140 Meter in die Tiefe, aber nur wenn es genug geregnet hat.
Alles ungerecht
Wir fahren von der Nordspitze von Streymoy ganz hinunter an die Südspitze nach Kirkjubour und besuchen den 46 Jahre alten Bauer Jóannes. Der bewohnt ein uraltes Haus, fast schon ein Museum, das steht da seit 946, ein Raum darin ist noch älter. 17 Generationen seiner Familie lebten schon vor ihm im Haus. Aber so recht glücklich ist er nicht, denn auch er wird irgendwann alt und dann muss er raus. Zu Dänemark gehören die Inseln seit 1380, die ersten Bewohner waren wohl irische Mönche. Die Färöer sind aber weitgehend autonom, gehören nicht zur EU, haben eine eigene Währung, der dänischen Krone angeglichen.
Und mit der Krone, aber der dänischen Königskrone, hat seine Situation zu tun, denn auf den Inseln gilt ein uraltes, aber ungerechtes, dänisches System. Bei Kaffee und Keksen beschreibt Joannes seine Situation, die er mit gut 400 anderen Bauern teilt. Eigentlich ist er ein königlicher Bauer, den Grund mit allem darauf hat er vom König gepachtet, dafür muss er bezahlen, es gelten strenge Regeln. Wird er 70 Jahre alt, muss er das Anwesen einem seiner Söhne übergeben, hat er keine, geht das an die Krone zurück, die es neu vergeben kann. Was aus ihm und seiner restlichen Familie wird, interessiert niemand, aufteilen geht auch nicht. Ein gutes Geschäft für den König, aber von dem bisschen Landwirtschaft kann man kaum leben, geschweige denn alles in Ordnung halten. So hat jeder Betroffene mindestens zwei, meist mehrere, Berufe. Ein eigenes Haus zu bauen, ist da kaum drin. Deshalb verlassen die Fähringer oft die Inseln um im Ausland Geld zu verdienen. Auch ein Grund, weshalb er sein Haus für Touristen öffnet, Eintritt und Bewirtungen bringen etwas ein.
Glanzstück des Hauses ist ein Raum aus soliden Eichenbalken, die so um 1111 aus Norwegen hier her gebracht wurden, das Haus des ersten Bischofs. Kirkjubour war das erste geistige und kulturelle Zentrum der Inseln bis 1540. Mit der Reformation endete das, die Magnuskathedrale steht nebenan, als Ruine. Gerade putzt man sie wieder etwas für die Touristen auf. Im alten Raum steht ein Tisch mit einer großen Platte, die hat nach einem Schiffsunglück 1890 einen Matrosen aus Rostock das Leben gerettet. Gut 40 Jahre später kehrte der in das Haus zurück und fand seine lebensrettende Planke als Tischplatte wieder. Joannes kennt viele solcher Geschichten, spannend ihm zuzuhören. Er erklärt das alles in Englisch, das wird auf den Inseln durchweg verstanden, auch oft Deutsch und natürlich Dänisch. Die ca. 45.000 Fähringer sprechen auch eine Art Dänisch, nicht jeder Däne aber versteht das.
Ungern verlasse ich das Haus, schaue mir noch die paar anderen schönen Häuser, eine neuere Kirche und den Steinstrand an, irgendwie findet der Ausdruck „Am Ende der Welt“ hier seine Bedeutung. Es gibt aber einen guten Grund, durch Wolken und Nebel zurück in die Hauptstadt nach Torshavn zu fahren, denn dort wartet ein leckeres Abendessen auf mich.
Alles aus den Fjorden
Ein schönes Restaurant in einem unauffälligen Holzhaus im historischen Teil von Torshavn ist das „Barara Fish House“, Gongin 4-6. Drinnen gemütlich, viel Holz und viele Kissen, übersichtliche Speisekarte, freundliche Bedienung. Es beginnt mit einem herben Bier „Föroya Bjor“ und bei dem bleibe ich, es folgt ein „Ceviche“, sauer eingelegter Meeresfrüchte-Salat mit kleinen Kartoffeln und viel Zwiebeln, warme rote Pferde-Muscheln aus der Miesmuschel-Familie mit Spinat und Zitrone, große schwarze Mies-Muscheln mit leichter Salsa Criolla, beides sehr lecker. Gedünsteter warmer Lachs mit sehr vielen roten Zwiebeln folgt, danach ein weiterer diesmal warmer Meeresfrüchte-Salat mit geröstetem Brot und Schnittlauch, schließlich leicht paniertes Mönchs-Fisch-Filet (Riffbarsch) mit Rosmarin und gebratener Zitrone, super! Zitronen-Schaumgebäck mit Vanille-Eis gibt den Nachtisch, alles sehr zu empfehlen.
Alles Stadt, aber in klein
Per Hansen zeigt mir seine Stadt, die kennt er ganz genau, auch ihn kennen alle, das merke ich beim Spaziergang durch Torshavn. Dafür braucht man ca. eine Stunde, da hat man eigentlich alles gesehen. Fast 20.000 Leute leben im Gebiet der Stadt, etwa die Hälfte der ganzen Inselnbevölkerung. Wir beginnen am Listasavn Føroya, das ist das Kunstmuseum der Färöer, es beherbergt die bedeutendste Sammlung färöischer Kunst, aber rundherum ist interessant. Denn hier gibt es den einzigen kleinen Wald mit richtigen Bäumen, das gibt es sonst auf keiner der Inseln. In den Fußgängerzonen hat es viele unterschiedliche Geschäfte, die Preise sind nicht so niedrig, besonders nicht in den schicken Designer-Shops, es gibt aber auch ein großes Einkaufscenter. Richtige Souvenir-Läden sucht man jedoch vergebens, interessant ist der einzige Musikladen „Tutl“ in der Reynagota 12. Da kann man z.B. die Musik der vielfältigen einheimischen Szene kaufen, eine Compilation „Music From the Faroe Island“ bietet eine gute Übersicht. „Richtige“ Musik war auf den Inseln früher nicht bekannt, man hat aber immer gesungen und getanzt, so wurden auch die uralten Geschichten weitergegeben, schön hört man das auf dem gut 11 Minuten langen Titel „Dansifelagid“. Der berühmte faröische „Kettentanz“ umfasst mit den „Heldenliedern“ gut 70.000 (!) Strophen.
Pflichtgemäß laufen wir am Regierungshaus vorbei, besuchen den Dom in der Altstadt, die zweitälteste erhaltene Kirche der Färöer, ein weiß gestrichener und mit Schiefer gedeckter Bau, der 1788 errichtet wurde. Interessanter ist da schon der Hafen mit den vielen sehr unterschiedlichen Booten und Cafés, wo man auch draußen sitzen kann. Da gibt es starken Kaffee und riesige Kuchenstücke, gute Grundlage, den ältesten Teil der Stadt „Tinganes“ zu entdecken. Dort befindet sich der Amtssitz des Premierministers. In diesem Gebiet stehen einige der ältesten Häuser der Stadt, manche sind aus dem 14. Jahrhundert, während andere aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammen.
Diese putzigen schwarzen, roten und grünen Holzhäuser, deren Dächer grasbewachsen sind, werden bis heute genutzt. Am Ufer sind außerdem eine Reihe von bearbeiteten Steinen und Felsen sichtbar. Etwas erhöht steht im Osten des Hafens die Festung Skansin, 1580 zum Schutz vor Piraten angelegt und bis 1780 mehrfach umgebaut und verstärkt. Viel Laufen macht hungrig und so geht es zum Mittagessen. Wer gar nicht laufen will, fährt in der Stadt und Umgebung kostenlos mit dem Bus.
Alles Sushi
Wir besuchen das einzige Sushi-Restaurant der Inseln „Etika“ in der Áarvegur 3. Ich spare mir hier, zu erklären was Sushi ist, aber besonders erwähnenswert ist die riesige Auswahl der immer frisch zubereiteten Gerichte, deshalb muss man auch etwas Zeit mitbringen. Den grandiosen Geschmack fördert natürlich das frische Meeresgetier in allen Variationen aus dem umgebenden Meer, auch Fleischvariationen sind im Angebot und sogar Vegetarier werden ausreichend und variationsreich satt. Das ist natürlich nicht typisch „Färöer“, aber wirklich sehr lecker. Gut gestärkt geht es weiter, diesmal zu einem richtigen Abenteuer. Übrigens, einige werden es später bereuen, überhaupt etwas gegessen zu haben.
Alles Felsen, Vögel und wildes Meer
Nirgendwo auf den Färöern ist man weiter als 5 Kilometer vom Ozean entfernt und überall kann man den atemberaubenden Blick auf eine der 340 Hügelspitzen genießen. Eigentlich kann man kann die Färöer Inseln als einen riesigen Vogelfelsen ansehen und genau da will ich hin. Mit dem Bus geht es von Torshavn wieder halb hinauf auf Streymoy nach Vestmanna. Dort im kleinen Hafen am Vestmanna Tourist Centre liegt das kleine Schnellboot „Froyu-Sjoferdir“. Auf dem 48 Passagiere fassende Schiff des Typs Vikingur 1340 bleibe ich hinten draußen, gute Entscheidung, wie ich später feststelle. Es beginnt ganz ruhig in der weiten Bucht mit den sanften grünen Hügeln, vorbei an Lachsfarmen, doch allmählich werden die Berge höher, die schmalen Schluchten und Risse darin tiefer und dunkler. Ich bewundere die artistischen Schafe, die ganz ruhig an den extremen Schrägen grasen.
Schroffer und abweisender werden die Basaltfelsen, der Seegang kräftiger, die Wellen höher, klatschen laut vernehmlich an die Steilufer. Dunkle Höhleneingänge tauchen auf, das Boot fährt jetzt ganz dicht an den Steinen entlang, sehr dicht. Die Luft ist erfüllt vom Kreischen der vielen umherschwirrenden Vögel, gelassene Möwen, die hübschen heftig flatternden Papageientaucher, auch seltene Arten, darunter Trottellummen, Merlin und Eissturmvögel. Wir erreichen das offene Meer, die Wellen lassen das Boot auf und ab tanzen, die rauen Klippen sind nur noch einen halben Meter entfernt und dann taucht ein Höhleneingang auf.
Der wird doch jetzt nicht dahinein fahren? Doch, tut er und wir kommen in einen Höllenschlund aus zerborstenen Felsen, Überhängen, kräftigen Säulen und kochendendem Wasser, Wahnsinn. Ich bin fasziniert von dem einzigartigen Naturspektakel, ach ja, Bilder wollte ich auch machen, nicht so einfach, die Lichtverhältnisse spielen verrückt. Die überraschten Passagiere kreischen und werden auch ein bisschen nass, nur hinten nicht. Der Ausgang scheint mir noch schmaler, die Höhlendecke tiefer, jetzt weis ich auch, warum wir alle Schutzhelme tragen müssen.
Dann sind wir wieder draußen am Licht, heute zum Glück ungewöhnliches Wetter, strahlende Sonne und 18 Grad warm. Der Seegang wird eher ungemütlicher, wer sich nicht festhält, fällt. In der kleinen Kabine sammelt sich allmählich das ganze Elend der Welt, Seekrankheit ist wirklich nichts Erstrebenswertes. Gischtumwirbelt taucht schon die nächste Höhle auf, noch enger, noch kleiner, jetzt erst Mal Bilder machen und einfach genießen, atemberaubend. Wieder draußen fahren wir noch etwas in Richtung des fast 800 m hohen Berges Kopsenni, dann wendet das tapfere Schiff mit dem mutigen Kapitän und den begeisterten Passagieren (jedenfalls die meisten) und zeigt was es kann, der Bug hebt sich aus dem Wasser und auf einer hohen Heckwelle rast es schnell wieder zurück in den Hafen, mancher wartet sehnsüchtig auf festes Land.
Doch das dauert noch etwas, die Sonne neigt sich dem Horizont zu und es ist einfach schön, die fantastische, für mich viel zu kurze, Seereise noch so richtig zu genießen, immerhin doch über zwei Stunden. Der Bus ist auch noch da, nach ein paar Minuten auch wieder Wolken und Nebel, unvergleichliche Licht- und Schattenspiele begleiten uns auf dem Weg zu einem besonderen Abendessen.
Alles Heimablidni mit Anna und Oli
Freundlich und einladend lächelnd erwarten Anna und Oli Rubeksen vor ihrem Haus in Velbastao unsere kleine Gruppe zum „Heimablidni“. Das bedeutet etwa „Freundlichkeit Zuhause“ und die findet in Form eines fähringschen Abendessens statt. Im hellen Wohnzimmer ist schon gedeckt, auf den Stühlen liegen Schaffelle, im Kamin brennt Holz, die Aussicht durch die Glaswand auf die gegenüber liegenden Inseln ist grandios, langsam kriechen Wolken um die Berge, später liegen sie auf halber Höhe wie Ringe rundherum.
Oli begrüßt die Gäste traditionell mit einer Flasche Akvavit Livins vatn und einem Glas. Das füllt er, trinkt an, reicht es dem Gast und der muss das leeren, so geht es bei jedem. Sichergestellt wird so, dass das Getränk nicht vergiftet ist, was wohl sehr viel früher schon mal passierte. Wir stellen uns vor und plaudern, zum Glück auf Deutsch, das hat der Hausherr bei langen Arbeitsaufenthalten im deutschsprachlichen Raum gelernt. Wie viele Fähringer musste er so Geld verdienen, seine ca. 300 Schafe kann er zwar essen, leben kann er jedoch davon nicht. Dann kam ihm die Idee, Gäste nach Hause einzuladen, die für das Essen bezahlen. Schöne Idee, ein finanzielles Zubrot und Unterhaltung gesichert.
Eine gedünstete Schafsschulter liegt bereit, daneben frische Brötchen, dazu Rhabarber- und Knoblauchsoße, Hamburger nach Färöer-Art. Anna kommt aus der Küche und bringt eine Gemüsesuppe mit viel Schnittlauch, Lachstückchen und kleinen Rübchen auf Stockfisch-Basis. Der findet sich auch als Dorsch in ganz feiner Konsistenz neben gekochten Kartoffeln und Rührei im nächsten Gang, das geht schon richtig gut los. Als Getränk entscheide ich mich nicht für Wein der auch gut passen würde, ich bevorzuge einheimisches Bier, probiere vier Sorten „Okkara Kelling“, „Skansa Öl“ „Tröndur“ und „Okkara Rinkur Steinur“, sehr unterschiedlich, aber alle recht süffig.
Die Stimmung ist gut, es wird viel erzählt, zwischendurch kommt eine Art Tafelspitz vom alten Rind mit Meerrettichsoße, ganz zart und aromatisch, Anna kocht eben wunderbar. Zwischendurch geht auch noch gut ein Akvavit rein, schließlich folgt noch eine große Platte mit Schafsbraten, Kartoffeln, Rotkohl, braune Soße dazu. Wer es noch schafft, erfreut sich am Nachtisch von Dattel-Nußbrot mit Rhabarbereis, ein sehr wohlschmeckendes Erlebnis. Dieses schöne, leckere und gemütliche Erlebnis würde ich gerne wiederholen und kann es unbedingt weiter empfehlen.
Der Abend könnte sicher noch viel länger dauern, geht aber nicht, weil der Flug zurück nach Kopenhagen am anderen Morgen um 9 Uhr startet und wir deshalb schon um 7 Uhr das Hotel verlassen müssen. Die haben das Frühstück, nur wegen uns, einfach mal um eine Stunde vorverlegt, eben Gastfreundlichkeit á la Färöer. Frischen Kaffee macht uns der Barkeeper aus Deutschland, der ist seit ein paar Jahren hier. Wollte ursprünglich mal mit dem Auto nach Island, stieg aber unterwegs wegen grausamer Seekrankheit aus der Fähre und blieb auf den Färöer, bereut hat er es nicht.
Alles aktiv auf den Färöer
Neben den gerade beschriebenen Möglichkeiten sind Wandern und Sport das, warum man auf die Inseln kommen muss. Wandern in friedlicher Ruhe kann man auf eigene Faust oder mit einem professionellen Führer auf den alten, durch kleine Steinpyramiden gekennzeichneten Wegen, überall wo das Auge hinsieht, ist es bezaubernd schön. Auf See oder durch enge Sunde und in tiefe Brandungshöhlen kann man mit dem Kajak fahren, wo auch schon mal Höhlenkonzerte stattfinden, oder einfach die Fähre zu einer anderen Insel nehmen, überall gibt einem die Tatsache, vom offenen Atlantik umgeben zu sein, das Gefühl der Natur näher zu kommen. Oder in der klaren See tauchen und mit einem örtlichen Führer die Unterwasserwelt erkunden. Tauchen ist auf den Färöern unabhängig von der Jahreszeit, während Wellenreiten eher eine Wintersportart ist, die Surfer aus der ganzen Welt anzieht. Fischen ist natürlich das, was die Färinger am besten können, sei es vom Boot oder vom Ufer aus oder auch an einem von hohen Bergen umgebenen Seeufer. Prächtiger Fang ist fast garantiert.
Für die Freunde der gefiederten Hauptbewohner der Inseln sind die Möglichkeiten der Vogelbeobachtungen hier wahrlich grandios, je nach Ort kann man die vielen verschiedenen Vögel sehen, einschließlich Papageientaucher, Wellenläufer, Basstölpel, Merline, Prachteiderenten oder andere der 300 Arten, die auf den Inseln Stand- oder Zugvögel sind. Besonders aufregend muss „Rapelling“ sein, sich gut gesichert an den Steilfelsen abzuseilen, um so den Vögeln ganz nahe zu kommen. Für all diese Aktivitäten gibt es ausreichend Informationsmaterial. Also viele gute Gründe, auf die Färöer zu fahren, eingedenk der schlichten Weisheit:
Man kann diese Inseln verlassen, aber niemals vergessen!
Die Recherche wurde ermöglicht mit freundlicher Unterstützung von Visit Faroe Islands und Partnern
Alle Infos: www.visitfaroeislands.com