Eggental: Helirausch und Ski total

90 Kilometer weltmeisterlich präpariert und Schneevergnügen für jede Könnerstufe. Die meisten fahren möglicherweise an den Panoramapisten im Herzen der Dolomiten vorbei. Dabei sind hier Skiabenteuer und Genussschmankerl für Groß und Klein zuhause!
geschrieben von Birgit Werner                                                            mit Fotos von Andreas Bienert 

“Beeilts euch, wenn ihr nichts verpassen wollt”, ruft uns der Pilot zu. “Gleich werden die schroffen Kalkberge des Tiroler Eggentals rosenrot blühen“. Und wir können das spektakuläre Alpenglühen aus 5.000 Meter Höhe erleben. Es bleiben genau fünf Minuten, bis Georg Graf seinen Hubschrauber in die Luft zieht. „Anschnallen, festhalten,“ lautet das Kommando des erfahrenen Piloten und mit seiner Frage: „Seid ihr bereit zum Abheben?“ schraubt sich der Helikopter mit lautem Getöse elegant in die Höhe. Für den Nebenbei-Hotelier, der auch schonmal Katastropheneinsätze fliegt, ist so ein „Dolomitenrundflug das Schönste und ein an Adrenalinkick kaum zu toppendes Abenteuer“, das jeder einmal erleben sollte.

https://youtu.be/8vSzRlwR4g0

Dem Himmel so nah …

Von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt, gehört das Latemarmassiv als Teil der Dolomiten zu den schönsten Bergen weltweit. Langsam dreht Georg Graf seine Runde über die Skipisten: aus der Vogelperspektive ganz gut zu sehen, die Rodler, Carver und Snowboarder. „Da unten ist das Fassatal, eines der bekanntesten Täler des Trentino“, erklärt er und zieht den Heli hoch über die Marmolata.

Mit 220 Stundenkilometern schwenkt er vorbei an den glühend rot leuchtenden Zinnen des Latemar und Rosengarten – es ist fast wie Achterbahnfahren, mit diesem Kick in der Magengegend.

Wir erleben Rosadira, den sagenumwobenen Sonnenuntergang, in einer filmreifen Bergkulisse. Natürlich erhaschen wir auch einen kurzen Blick auf das Skigebiet Carezza und das Skicenter Latemar, bevor uns der Pilot mit einem letzten geschmeidigen Twist über die Abfahrtshänge zurück zum Hotel fliegt.

Königlich carven

Es darf am nächsten Tag Bodenständiger zugehen. Skiguide Alex erwartet uns bereits in aller Früh zum Einstieg ins Skikarrusell an der Gondel in Obereggen. Heute wollen wir das größte Skigebiet im Fleimstal, das Skicenter Latemar, unter die Lupe nehmen. Das Gebiet ist eigentlich eng zusammengeschlossen, dennoch gibt es eine Sprachgrenze, die in Höhe des Zanggenbergs (2.492 m) verläuft. Früher stritten sich die Südtiroler und die Trentiner um den Besitz des Berges, heute ist die Zusammenarbeit sehr freundschaftlich, trotz verschiedener Muttersprachen. In Obereggen in Südtirol sprechen die meisten Skifahrer Deutsch, in Predazzo in Trentino Italienisch.
Von Predazzo, Pampeago und Obereggen erreicht man das Skigebiet mit einem Schritt aus dem Hotel. Die vergangene Nacht war sternenklar. Entsprechend kalt ist es. Unsere Augen glänzen bereits in der Gondel mit den Schneekristallen um die Wette, denn die

Um 8 Uhr grüßen Ortler und Stubaier Alpen aus der Ferne. Foto: Sylvia Kester
Um 8 Uhr grüßen Ortler und Stubaier Alpen aus der Ferne.          Foto: Sylvia Kester

Die Pistenraupen und die über 200 Schneekanonen haben ganze Arbeit geleistet und perfekte Abfahrtsträume gezaubert. Dafür sind sie hier ausgezeichnet. Tatsächlich läßt es sich auf den 90 Pistenkilometern, die zwischen 1.500 und 2.500 Metern liegen und 100 Kilometern Loipen des Skiverbandes Eggental vorzüglich carven, auf präzise geschliffenen Hängen, flauschig wie ein Teppich. Im Vergleich mit den besten 25 Skigebieten Europas wurde das Skicenter Latemar mit insgesamt 17 Auszeichnungen überhäuft und auf Platz drei gewählt. Im Skiareal Welschnofen-Carezza, das gleich nebenan liegt, treffen sich jährlich im Dezember die besten Snowboarder der Welt – auf perfekt präparierter schwarzer Piste. Vermutlich haben sie hier im Jahre 1982 in Obereggen den Kanonen-Kompaktschnee erfunden. Und der sorgt von Dezember bis März für garantierte Pistengaudi. Alle Gemeinden des Eggentals sind sich in puncto Nachhaltigkeit einig: In beiden Skigebieten kommt der Strom für Lift- und Beschneiungsanlagen von erneuerbaren Energieträgern.

Pistenraupen und die über 200 Schneekanonen haben ganze Arbeit geleistet und perfekte Abfahrtsträume gezaubert. Dafür sind sie hier sogar ausgezeichnet. Tatsächlich läßt es sich auf den 90 Pistenkilometern, die zwischen 1.500 und 2.500 Metern liegen und 100 Kilometern Loipen des Skiverbandes Eggental vorzüglich carven, auf präzise geschliffenen Hängen, flauschig wie ein Teppich. Im Vergleich mit den besten 25 Skigebieten Europas wurde das Skicenter Latemar mit insgesamt 17 Auszeichnungen überhäuft und auf Platz drei gewählt. Im Skiareal Welschnofen-Carezza, das gleich nebenan liegt, treffen sich jährlich im Dezember die besten Snowboarder der Welt – auf perfekt präparierter schwarzer Piste. Vermutlich haben sie hier im Jahre 1982 in Obereggen den Kanonen-Kompaktschnee erfunden. Und der sorgt von Dezember bis März für garantierte Pistengaudi. Alle Gemeinden des Eggentals sind sich in puncto Nachhaltigkeit einig: In beiden Skigebieten kommt der Strom für Lift- und Beschneiungsanlagen von erneuerbaren Energieträgern.

Genusswedeln vor Hammerpanorama

Frühaufstehen hat sich gelohnt: Wir sind die Ersten auf der Piste und werden von einem stahlblauen Winterhimmel und silbern glänzenden Bäumen begrüßt. Doch plützlich macht sich bei mir ein flaues Gefühl in der Magengegend breit. “Das ist doch logisch”, beruhigt mich Alex. Nach 25 Jahren nur Snowboarden, will ich heute Carver ausprobieren. Es ist gar nicht so schwierig, achte ich auf die Tipps von Profi Alex: „Berg- und Talski sind passé, es gibt nur Innen- und Außenski”, ruft er mir zu, als ich zum Schwung ansetze.”Sobald Du in die Falllinie kommst, belaste den Außenski. Knie und Hüfte immer parallel zum Berg drücken, dabei den Oberkörper nach vorne lehnen. So kontrollierst du den Ski und nicht umgekehrt.“ Gesagt, getan. Der Kurvenansatz sitzt relativ präzise, kein Rattern und es geht hinein in den Radius. Die Kanten krallen in den harten Untergrund der super präparierten Piste, und der Ski zieht durch die lange Kurve, dass die Oberschenkel brennen, während der Fahrtwind unter dem Helm rauscht. Es ist die reine Wonne.


Die Latemar-Gruppe ist eines der kleinsten Massive der Dolomiten. Die schönste und bekannteste Aussicht auf den Latemar erhält man vom Karersee aus, in welchem sich der Berkg kristallklar spiegelt.

Platz gibt es mehr als genug, die Abfahrten sind breit, fein gewalzt von flach bis steil und zwischendrin ein paar Buckel: in Zahlen ausgedrückt, 25% blaue Pisten (einfach), 60% rote (mittelschwer) und 15% schwarze Pisten (schwierig). Dazu gibt es herrliche Bergpanoramen mit Blick auf Schlern und Rosengarten und Pisten, auf denen man es richtig krachen lassen kann. Insgesamt bietet das Ski Center Latemar knapp 50 Pistenkilometer zum Skifahren, eine 2,5 km lange Rodelbahn mit Flutlichtanlage mit zwei hochmodernen Liftanlagen, eine Bordercross-Strecke und einen Snowpark mit Halfpipe und Chillarea. Die Kids vergnügen sich im Brunoland und Yetis Kinderland oder spielen in den zwei Kinderparks mit Mini-Parcours, Zauberteppich, Tubing-Bahn, Karussell und Kinderrestaurant.

Spezialitäten auf jeder Hütte für jeden Geschmack

Nach dem Spaß im Schnee ist eine Almhütte doch etwas Feines. Man kommt von der Kälte ins Warme, drinnen sitzen freudig gelaunte Menschen und aus der Küche duftet es meistens nach Schnitzel und Kaiserschmarrn. In Südtirol ist das etwas anders. Die Hüttenkultur ist bekannt für ihren ganz persönlichen Charme fernab von Betrieben mit Selbstbedienungstheken und Mikrowellengerichten. Statt Schnitzel und Pommes wird in der Baita Gardoné ein feines Beefsteak Tartar oder ein Fiorentina Steak auf der heißen Platte serviert.

Bergkantinen waren früher, jetzt gibt es Lounges. Das spiegelt sich in Küchenstil und Ambiente wider. Auf 1.700 Metern Höhe tummeln sich Skifahrer, Après-Skiler und Wanderer gleichermaßen. Sie alle genießen in chilligem Ambiente südtiroler Schmankerl am Fuße des Latemar und haben dabei einem grandiosen Ausblick auf die Lagorai- Kette. Sein Essen muss natürlich auch niemand auf einem Tablett holen, kann er aber, sollte er keine Zeit haben. Gemütlicher ist es, sich vom Chef bedienen zu lassen, der schon mal ein „Extra- Fläschchen“ vom ausgezeichneten Extra vergine Ölivenöl an den Tisch bringt.

Die Oberholz-Hütte: Skigenuss und Gaumenschmaus

Ganz neu unter den 29 Einkehrschwungmöglichkeiten im Eggental ist die Oberholz-Hütte. Die stylische Bergkantine bietet Genuss für Auge und Gaumen, aber auf höchstem Niveau. Denn kulinarisch gesehen, liegt sie ganz weit vorne. Auf der Terrasse mit spektakulärem Ausblick sorgt ein Risotto von der Oberegger Latschenkiefer mit Büffelmozzarella und Geräuchertes vom Rind für ordentlich Energie. Für die Latschenkiefer steigt der Chefkoch höchstpersönlich ins Tal, um sie am Fuße des Latemar-Bergmassivs zu sammeln. Zum Abschluss gönnen wir uns noch ein schönes Glas Rotwein.

Wer die ausgeklügelte Architektur der Hütte genauer studieren möchte, sollte sich das Ganze mal von unten anschauen. Der Blick zurück lohnt sich, bevor man auf der gleichnamigen Piste knapp drei Kilometer hinab ins Tal rauscht: Die Architektur der Berghütte spielt geschickt mit der umliegenden Umgebung. Drei große, bis in die Giebel verglaste riesige Fensternischen, die über der Skipiste zu schweben scheinen, blicken quasi auf drei verschiedene Bergketten. Und die, die drinnen sitzen, haben eine schier endlose Sicht.

Weltmeisterlich wedeln zum Hirschmedaillon

Am nächsten Tag teste ich meine neu gelernten Carvingkenntnisse auf steilem Gelände. Alex hat dafür den 1,5 Kilometer langen Slalomhang der Maierl-Piste ausgesucht. Der befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zur Oberholzpiste und ist bereits zum zweiten Mal Austragungsort des Europacupslalom. Rauf bringt uns die neue Kombibahn „Laner“. In Sechsersesseln und Achterkabinen sind wir schnell auf 2.100 Metern Höhe. Ich riskiere einen Blick auf die Piste: ganz schön ambitioniert, bei einer maximalen Neigung von 55 Prozent. Unter den Einheimischen gilt sie als die beste im Skigebiet Obereggen. Alex legt vor und wir hinterher. In weiten Schwüngen rauschen wir auf der Piste sechs ganz geschmeidig Richtung Mayrl Alm.

Direkt am Fuße des Latemar ist die Mayrl Alm beliebt für die besten Fisch- und Wildgerichte.

Die Hirschmedaillons mit Spätzle und Blaukraut sind ein Gedicht. Innen schön rosa, ist der Hirsch super zart und in Kombination mit den selbstgemachten Nudeln, ein richtiger Gaumenschmaus. Dazu passt ein Glaserl der besten Rebensorten. Übrigens haben die meisten Hütten im Skigebiet eine enorm gute Auswahl schöner Weine auf der Karte: Der Einkehrschwung mit gehobener Kulinarik ist schon etwas Feines.

Und zum Abschied grüßt eine filmreife Kulisse

Mit einem letzten Blick auf die kühle Anmut der Berge rauschen wir rasch zum Skiraum unseres Hotels, deponieren  die Bretter, schnappen den Bademantel und ab gehts in die Sauna mit Mountain-View Panorama: Weiterträumen mit Beobachterblick auf Rodler und Skifahrer. Das ist so beruhigend, dass man schon fast verdampfen könnte.

Und wem das alles nicht reicht, kann auch nach Einbruch der Dämmerung immer dienstags, donnerstags und freitags von 19 bis 22 Uhr auf der 1,5 Kilometer langen Flutlichtpiste seine Schwünge ziehen. Für Freestyler wurde entlang der Obereggen Piste (2a) sogar ein Nightsnowpark geschaffen. Übrigens ist das Ski Center Latemar dem großen Skiverbund „Dolomiti Superski“ angeschlossen, wenn es noch mehr sein soll. Und im März werden die Pisten in Obereggen jeden Mittwoch schon um sieben Uhr geöffnet.

Check-in:
Hotel Cristal 4****+, Obereggen 31
I-39050 Deutschnofen
www.hotelcristal.com

Check it out:
Eggental Tourismus, Dolomitenstraße 4
I-39056 Welschnofen, info@eggental.com
www.eggental.com

Ski und Snowboardservice Siegfried
Talstation, 39050 Obereggen, info@skisiegfried.it
www.skisiegfried.it

Skipassbüo Obereggen, Obereggen 16
39050 Obereggen, obereggen@latemar.it
www.obereggen.com

Berghütte Oberholz, Obereggen, www.oberholz.com

Mayrl Alm, Obereggen, http://www.mayrl-alm.com

Baita Gardoné, Predazzo, www.baitagardone.com

Helikopterflug, info@heli-union.it, www.heli-union.it

 

 

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Birgit Werner

Autor Kurzvorstellung:

Die Reisejournalistin hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Bis heute
liebt sie nichts mehr, als das Besondere zu suchen, dabei Neues zu
entdecken und mit Herzblut darüber zu berichten. Wenn sie nicht als Autorin
für Lifestyle- und Heimat-Magazine Restaurants und Hotels unter die Lupe
nimmt, Interviews führt oder Reportagen schreibt, findet man sie beim Biken im geliebten Alpenvorland, Golfen auf Greens in aller Welt, Abtauchen im Ningaloo Reef Australiens oder beim Skilanglauf auf der Seiser Alm.
bw-reportagen@web.de

Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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