Vielleicht sollte man zunächst einmal einfach den Begriff „Bucket List“, deutsch: Löffelliste erklären. Bevor man eine Geschichte schreibt, über die Dominikanische Republik im Allgemeinen, über das Golfspielen in der Dom Rep im Speziellen.
Versuchen wir es so: Die Bucket List ist ein Begriff aus dem Englischen und leitet sich ab von der Redewendung „to kick the bucket“. Dieses Idiom für „to die“ – sterben lernt man sogar im Englischunterricht an deutschen Schulen. Und übersetzt es dann mit „den Löffel abgeben“. Womit auch schon das deutsche Pendent zur „Bucket List“, die Löffelliste nämlich, erklärt ist.
So weit, so gut. Wer aber schreibt nun was auf diese Listen? Ganz einfach: jeder führt sie für sich selbst und notiert darauf Dinge, die er/sie unbedingt noch erleben möchte, bevor er/sie….…ach, Sie wissen schon.
Erinnern wir uns lieber an den wunderbaren Film „Das Beste kommt zum Schluss“ mit den großartigen Jack Nicholson und Morgan Freeman in den Hauptrollen. Originaltitel?: Richtig: The Bucket List!
Was das alles mit der Dom Rep bzw. den Golfplätzen auf der Dom Rep zu tun hat? Wieder einfach: Auf nahezu jeder Bucket List eines jeden amerikanischen Golfspielers (und davon gibt es ca. 25 Millionen!) steht: „Einmal „Teeth of the Dog“ spielen.“ Diesen fast schon legendären Golfplatz in der Dom Rep, mit dem der Golfwahnsinn dort vor über 40 Jahren bereits angefangen hat und der die wunderbare Karibik-Insel inzwischen zu einem wahren Paradies – nicht nur für Golfer – gemacht hat.
Sieben Plätze in zehn Tagen gespielt; dazu einen weiteren Superplatz „erfühlt“, der während unseres Besuches wegen einer ausführlichen Renovierung zum Bespielen gesperrt war, aber besichtigt werden konnte. Eine stolze Bilanz für das Projekt: Private Vater-Sohn-Abireise 2016. Denn: Golfspielen in der Dom Rep ist zwar paradiesisch, aber auch extrem anstrengend und nicht mit Golfrunden hierzulande zu vergleichen.
Beginnen wir einfach – endlich! – mit den sieben (plus eins) Golfplätzen, auf denen Vater und Sohn ihr Golf-Glück versucht haben. In einer Art persönlicher Rangliste. Beginnend mit der Nummer eins, also dem besten; endend mit der Nummer acht, also dem acht-besten und keinesfalls schlechtesten. Denn: Schlechte Golfplätze scheint es in der Dom Rep einfach nicht zu geben!
Platz 1: Teeth of the Dog
Für Daddy die klare Nummer eins. Sicher auch, weil dieser beeindruckende Name schon seit Beginn der persönlichen Golfkarriere vor gut 20 Jahren irgendwie, irgendwo und irgendwann aufgetaucht und nie mehr aus dem Golfgedächtnis verschwunden ist. Und damit schon früh auf der eigenen, wenn auch imaginären Löffelliste stand!
1971 bereits wurde das Meisterwerk von Pete Dye entworfen und gebaut. Der Architekt wird in etwa so zitiert: „Es war extrem einfach für mich. Sieben Löcher hat der Liebe Gott entworfen und ich musste nur noch elf weitere hinzufügen“.
In erster Linie sind es natürlich die sieben Gott-gegebenen Löcher, die ToD zu einem Must für jeden Golfer machen. Es sind die Löcher direkt an der Karibischen See. Bahnen, die ebenso atemberaubend sind wie – vor allem bei starkem Wind – fast schon furchteinflößend.
Vertrauen Sie einfach Ihrem Caddie, wenn er sagt, Sie müssen den Ball vom Tee genau in Richtung offenes Meer schlagen, wenn Sie eine kleine Chance haben möchten, das Grün zu treffen. Und nehmen Sie zur Sicherheit ein paar Bälle mehr mit als üblich. Wegen der Hundezähne! So die Bezeichnung für die schwarz-zackigen Klippen zwischen Abschlag, Fairway und Grün, die anscheinend Golfbälle besonders gerne fressen!
Sehr geschickt auch die Verteilung der 18 wunderbaren Bahnen: jeweils erst die – guten, aber lange nicht so beeindruckenden – inlandigen Löcher. Wenn man so will: zum Warmspielen. Bevor der Endspurt beginnt; mit drei bzw. vier Löchern direkt an der Karibischen See; je nachdem, ob man an Loch eins oder Loch zehn beginnt.
Platz 2: Corales
Sohnemanns Liebling. Vielleicht auch deshalb, da zwei Wochen vor unserer Runde die Web.Com-Tour Station auf diesem Tom Fazio-Meisterwerk gemacht hat.
Beeindruckend schon die Anfahrt. An der Driving Range vorbei und an den ersten inlandigen Löchern. Gepflegter kann Augusta National auch nicht sein (und ist es auch nicht; der Autor hat tatsächlich auch den Masters-Platz schon einmal spielen dürfen!).
Und dann der Blick von der kleinen Terrasse des Clubhauses! Raus aufs Meer, über Fairways, Grüns und Klippen! Wow! Ob Golfspieler oder nicht: Schöner geht nicht! Aus! Genießen! Durchatmen! Ab zu Abschlag Nummer eins. Auch hier – wie auf ToD – mit obligatorischem Caddie!
Die zwölf inlandigen Löcher präsentieren sich in typischem Fazio-Design. Mit schnee-weißen Bunkerlandschaften, die nicht nur golftechnisch, sondern auch optisch ein wahrer Genuss sind. Abschläge und Fairways haben europäische Grün-Qualität. Die Grüns selbst sind vielleicht nicht ganz so schnell wie in Augusta; aber – zumindest zwei Wochen nach dem Web.Com-Turnier – ziemlich nahe dran!
Höhepunkt aber auch auf dem zum Punta Cana Resort gehörenden Corales-Platz: die sechs Löcher direkt am Atlantik. Vielleicht nicht ganz so spektakulär wie auf ToD. Verbunden mit dem traumhaften Blick von der Terrasse bei Loch 19 dann aber irgendwie doch! Alles in allem nur denkbar knapp hinter ToD.
Platz 3: Dye Fore Marina/Lakes
Die drei mal neun Lochanlage gehört zum Casa de Campo-Resort und muss somit neben dem großen ToD bestehen bzw. mithalten. Und kann dies durchaus. Vor allem die Marina-Schleife, mit einem der schönsten Par-Vier-Löcher weltweit, Bahn Nummer vier:
Ein Dogleg links mit erhöhtem Abschlag. Der direkte Blick aufs Grün bzw. die weit dahinter liegende Marina. Dazwischen, im Knick, über den man evtl. abkürzen kann, eine Unzahl von ebenso beeindruckenden wie schützenden Sandbunker. Ein Golfloch, wie es schöner kaum sein kann!
Nicht ganz so beeindruckend die Lakes-Schleife. Trotz einer fulminanten Eröffnung an Loch eins: hinter dem Spieler das Clubhaus; davor links das Fairway; rechts der Chavon-Fluss. Nicht in Reich- aber in Sichtweite. Cineasten haben sofort Marlon Brando und Martin Sheen im Kopf. Richtig: Die Urwaldszenen des Klassikers „Apocalypse Now“ wurden dort gedreht. Aufregend!
Seine Apocalypse dürfte auch der ein oder andere Golfspieler auf Dye Fore erleben. Vor allem dann, wenn er die rasant schnellen, teilweise aber winzig kleinen Grüns verfehlt. Gemein, aber auch extrem beeindruckend, was sich Star-Architekt Pete Dye da hat einfallen lassen. Zumal die – an unserem Spieltag leider gesperrte – Chavon-Schleife mit gleich zwei der 100 besten Par-drei-Löcher der Welt atemberaubend sein soll.
Platz 4: The Lakes
Sicher der Preis-Leistungssieger der gespielten Plätze. Zumindest für Gäste der dazugehörenden Hotelanlage, für die das Greenfee, inkl. Buggy, gerade mal 50 US Dollar gekostet hat, als wir dort waren im Juni 2016.
Unabhängig davon ist die zum Bavaro Beach Resort gehörende Anlage ein fantastischer Golfplatz mit – der Name sagt eigentlich schon alles – extrem viel Wasser. Das Einzige, das fehlt, um „The Lakes“ noch weiter oben in der Rangliste zu platzieren, sind Löcher direkt am Meer.
Das Meer ist aber durchaus in Reichweite. Dennoch fühlt man sich auf dem Platz eher wie im Dschungel als am Strand. Nach der eher langweiligen Bahn eins entlang der Driving Range befindet man sich plötzlich 17 Löcher lang in einer anderen Urwald-Welt mit tollen Bahnen. Das schönste – und wohl auch schwierigste – Loch: das Signature Hole Nummer neun.
Die Grüns sind nicht besonders schnell, dafür aber treu. Meist riesig groß und zum Teil stark onduliert. Die Par-Drei-Löcher eher kurz, aber fast alle über Wasser. Zum Abschluss des 2010 von P.B. Dye umgebauten, ältesten Platzes der Punta Cana Region wartet noch einmal ein echter Aufreger auf den Golfer: 180 Meter Carry übers Wasser von den goldenen Tees (normale Herren-Abschläge!). Danach hat man sich das Presidente (Bier!) aber auch sowas von verdient!
Platz 5: Iberostate
Dem zur Iberostar-Kette gehörenden Platz fehlt eigentlich nichts, außer vielleicht ein paar Löcher direkt am Meer. Aber auch ohne diese hat man 18 Bahnen lang aufregendes Golfspiel vor sich. Zum Beispiel an Loch drei. Trifft man das kleine Grün: alles gut. Verfehlt man es auch nur knapp ist der Strich so gut wie programmiert.
Das schönste Loch der von P.B. Dye konzipierten Anlage, Bahn zehn, kann man schon bei der Anfahrt zum Clubhaus oder auch zur Hotelanlage von der Straße aus sehen. Es zu spielen, ist dann wieder eine ganz andere Angelegenheit. Ein Dogleg rechts um einen großen See herum. Das Wasser zieht nicht nur Golfbälle magische an. Sondern auch hunderte von Vögeln, die dem wunderschönen Loch zusätzlichen optischen Reiz verschaffen. Eine der schönsten Bahnen auf der Insel!
Ähnlich eindrucksvoll die Bahn 13 eines insgesamt großartigen Golfplatzes in Top-Zustand, der bei Preisen im Juni mit 89 Dollar für Hotelgäste (129 regulär) sicher nicht „billig“ ist, aber auf der Dom Rep mit das beste Preis-Leistungsverhältnis bietet, zumal die Verpflegung während der Runde (Wasser, Soda, Bier, Snacks) inbegriffen ist.
Platz 6: Hard Rock
Der Platz im Jack Nicklaus-Design bietet wirklich das etwas andere Golf-Erlebnis. Jedes Loch ist nach einem Rocksong benannt. Über allem steht das Motto: „Rock your game“. Das Golfspiel kommt natürlich auch nicht zu kurz auf dem langen und schweren Platz, auf dem man die Nicklaus-typischen riesigen Waste-Areas besser meiden sollte. Die vielen Steine darin sind zum einen nicht gerade Schläger-schonend, lassen zum anderen die Vermutung aufkommen, Designer Nicklaus hat das mit dem „Hard Rock“ einfach zu wörtlich genommen!
Trotzdem ist`s ein Riesen-Spaß, den Platz zu rocken. Auch, weil die Verpflegung vor, nach und natürlich während der Runde im – insgesamt dennoch zu hohen – Greenfeepreis inbegriffen ist. Mit dem leckeren – einheimischen oder amerikanischen! – Bier sollte man sich aber vielleicht etwas zurück halten, bevor man das wunderbare Schlussloch hinter sich hat. Ebenfalls ein Traum: Signaturehole neun; nicht nur die schönste, sondern auch schwerste Bahn des insgesamt anspruchsvollen Platzes!
Platz 7: La Cana
Genau der richtige Platz für alle diejenigen, die unbedingt einige Löcher direkt am Meer spielen möchten, ohne dafür ein kleines Vermögen ausgeben zu wollen oder können. Insgesamt hat der von P.B. Dye gebaute Platz drei mal neun Löcher. Wobei „nur“ „Tortuga“ und „Arrecife“ Bahnen direkt am Atlantik haben. Auf der „Arrecife-Schleife“ stößt man zudem auf das wunderschöne Inselgrün von Loch drei. „Hacienda“ dagegen hat neun gute, aber ausnahmslos inlandige Löcher zu bieten.
La Cana liegt ganz in der Nähe von Los Corales, kann aber nicht ganz die Klasse des Vorzeigeplatzes des Punta Cana Resorts erreichen. Mit ca. 150 Dollar Greenfee ist er zwar immer noch nicht gerade ein Schnäppchen. Kostet aber weniger als die Hälfte von Corales.
Außer Konkurrenz: Punta Espada
Der relativ junge Jack Nicklaus-Platz gilt als das neue Juwel der Insel und ist wohl drauf und dran Teeth of the Dog den Rang abzulaufen. Leider auch, was die Kosten angeht. Für ein normales Walk-In-Greenfee können schon mal bis zu 400 Dollar anfallen. Immerhin: der Preis für den obligatorischen Caddie ist darin schon enthalten. Sieht man mal vom – ebenfalls obligatorischen – Trinkgeld ab.
Natürlich bekommt man dafür einiges geboten. Zum Beispiel die vielleicht spannendsten Schlusslöcher der Karibik 16 bis 18; drei von insgesamt acht beeindruckenden Bahnen direkt am meist tosenden Atlantik.
Der atemberaubende Platz war zwar im Juni 2016 wegen alljährlicher, intensiver Pflegemaßnahmen gesperrt. Konnte also nicht gespielt, aber immerhin besichtigt werden. Ein Eindruck dabei: Anders als bei Teeth of the Dog spürt man hier die Nähe des Meeres auf allen 18 Bahnen, also auch den zehn inlandigen. Ein weiterer Eindruck aber auch: 300 Dollar Greenfee und mehr für 18 Löcher – egal wie fantastisch diese sind – sind eindeutig zu viel!
Golf in der Dom Rep
Alles in allem kann ich mich nur wiederholen: Die Dom Rep hat sich zu einem wahren Paradies für Golfspieler entwickelt. Erstklassige und top gepflegte Golfplätze gibt es inzwischen über die gesamte Insel verteilt. Neben den ausführlich beschriebenen weitere Hochkaräter wie zum Beispiel der Pete Dye Platz Las Aromas mit wunderschönem Panoramablick über Santiago, die Gary Player bzw. Nick Price-Anlagen Guavaberry und Punta Blanca oder der im Norden etwas abgelegene, dafür umso spektakulärere Playa Grande, das letzte Meisterwerk des kurz nach Vollendung im Jahr 2000 verstorbenen Robert Trend Jones.
Fakt bleibt aber auch: Golfspielen in der Dom Rep ist – anders als das sonstige Leben dort – alles andere als eine günstige Angelegenheit. Wer damit kein Problem hat sollte die Dom Rep schnell auf seine Bucket List, die Löffelliste setzen. Alle anderen entweder auf einen Lottogewinn, eine Erbschaft oder auf mögliche, kommende Dom Rep Special Deals hoffen. Das Internet hilft gerne beim Suchen.
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