Im Jahre 2024 jährt sich zum 250. Mal der Geburtstag von Caspar David Friedrich, geboren am 5. September 1774 in Greifswald, verstorben am 7. Mai 1840 in Dresden, dem bedeutendsten Landschaftsmaler der Romantik. In Dresden und der Sächsischen Schweiz verbrachte er die längste und produktivste Zeit seines Lebens. Wer jetzt nach Sachsen reist, kann seinen Spuren folgen in wildromantischen Landschaften und großartigen Kulturstädten, und er wird sie als eine einzigartige Kulturlandschaft entdecken, die Caspar David Friedrich und viele andere Romantiker schon vor 150 Jahren anzog und inspirierte. Darüber hinaus wird er feststellen, dass sie bis heute nichts von ihrem Charme, ihrer Demut und ihrer Faszination verloren hat.
Im Sommer 1798 kommt ein 24-jähriger Maler aus Berlin nach Dresden, um hier „in der Nähe der trefflichsten Kunstschätze und umgeben von einer schönen Natur“ zu dem Künstler zu werden, der uns heute noch so begeistert: Caspar David Friedrich.
Über 40 Jahre war Dresden der Lebensmittelpunkt des Künstlers, hier gründete er seine Familie mit den drei Kindern. Auf dem Trinitatisfriedhof befindet sich sein Grab. Diese Zeit war zugleich die produktivste Zeit seines Lebens. Es entstanden viele seiner berühmten Werke, die heute in Kunstsammlungen weltweit zu finden sind. Im Jahre 2024 widmet eine Sonderausstellung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden an zwei Standorten dem Künstler das große Finale eines Zyklus von Festival-Beiträgen in Greifswald, Hamburg und Berlin. Von Dresden aus erkundete er immer wieder die vielfältige Umgebung im Elbtal und in der Sächsischen Schweiz sowie im Zittauer Gebirge und sammelte Eindrücke in Landschaften, die ihn inspirierten. Mit Skizzen und Aquarellen wanderte er zurück nach Dresden, schon das Kutsche fahren war ihm zu schnell, um dann in seinem Atelier daraus seine Sehnsuchtsbilder zu erschaffen.
Zu Gast in Dresden Elbland auf den Spuren von Caspar David Friedrich
Die sächsische Landeshauptstadt Dresden ehrt mit zahlreichen Aktivitäten den großen romantischen Maler, für den Dresden der Lebensmittelpunkt war. Hier setzte er sich mit den Werken der berühmten Gemäldegalerie Alte Meister auseinander und brachte sich in zeitgenössische Kunstdebatten ein. Hier entstanden die Hauptwerke des Zeichners und Malers, die heute weltweit als bedeutendste Zeugnisse der Deutschen Romantik gelten. In seinem künstlerischen Werk stellte Friedrich den akademischen Traditionen eigene Inspirationsquellen gegenüber. Diese fand er in der Natur, auf seinen Wanderungen in der näheren und weiteren landschaftlichen Umgebung Dresdens. Einen Höhepunkt des Festjahres in Dresden wird die Sonderausstellung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden „Caspar David Friedrich in Dresden“ bilden. Hier findet damit das Finale eines Zyklus von Festival-Beiträgen zu Ehren des Künstlers in Deutschland statt. Sie werden von der Hamburger Kunsthalle, der Alten Nationalgalerie Berlin und den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ausgerichtet. Und im Jahre 2025 folgt eine große Retrospektive in New York.
Wie stark die Romantik auf Dresden bzw. Dresden auf Romantiker wirkte, bringt ein authentischer Ort auf den Punkt: das Kügelgenhaus – Museum der Dresdner Romantik. Es widmet sich mit der Sonderausstellung „Malerinnen der Dresdner Romantik im Umfeld von Gerhard von Kügelgen und Caspar David Friedrich“ von Juni 2024 bis März 2025 dem Caspar David Friedrich-Jubiläum. Mit ihrer über 250-jährigen Geschichte gehört die Dresdner Kunstakademie zu den ältesten Ausbildungsstätten für Bildende Kunst in Europa. Die Anziehungskraft von Kunstakademie und den Kunstsammlungen war beträchtlich, und so kamen um 1800 zahlreiche Künstler nach Dresden, unter ihnen Caspar David Friedrich, Philipp Otto Runge und Georg Friedrich Kersting. Der norwegische Landschaftsmaler Johan Christian Clausen Dahl folgte 1818.
Und welche Friedrich-Orte kann man noch in Dresden sehen?
Das ehemaliges Wohnhaus von Caspar David Friedrich, in dem er mit Hans Dahl wohnte, befand sich an der damals mit „An der Elbe 33“ und heute „Am Terrassenufer“ benannten Stelle neben dem heutigen Hotel am Terrassenufer. Von eimem seiner großen Spätwerke, das Gemälde „Das Große Gehege bei Dresden“ von 1831/32, wird vermutet, dass es die Perspektive von der Neustädter Seite auswiedergibt, heute etwa auf der Höhe des Lokals „Lindenschänke Dresden“, in dem man unter schattigen Bäumen auf einer Terrasse am Elbufer wunderbar träumen kann. Es wird ebenfalls vermutet, dass die in diesem Gemälde dargestellte Baumgruppe auf eine vierreihige, um 1725 angelegte Lindenallee in Dresden zurückgeht, die heute noch existiert, darunter mit einigen Altbäumen. Die Allee führte ursprünglich zu einer Fährstelle nach Pieschen, ein ehemaliges Fischerdorf und heute ein Dresdner Stadtteil.
Auf dem Eliasfriedhof gibt es vier von Caspar David Friedrich entworfene Grabdenkmale. Der Friedhof ist eigentlich nicht zugänglich, aber bei öffentlichen Führungen des Fördervereins Eliasfriedhof Dresden e.V. von April bis Oktober vierzehntägig abwechselnd Samstag und Sonntag geöffnet. Nachdem Napoleon 1806 die Preußen bei Jena und Auerstedt besiegt hatte, war möglicherweise die Auftragslage für den bereits erfolgreichen Künstler Friedrich so gering, dass sich der bedeutende Landschaftsmaler der Romantik auch mit Entwürfen für Grabdenkmale beschäftigte. Einige der Entwürfe wurden realisiert, vier davon sind auf dem Eliasfriedhof zu sehen. Der Eliasfriedhof ist ein Kleinod der Grabmalkunst und einer der authentischsten historischen Friedhöfe Deutschlands. Eingeschlossen von Sandsteinmauern und der mit kunstvollem Gitterwerk gestaltenden barocken Camposantoanlage, erstreckt sich ein über zwei Jahrhunderte gewachsener Grabmalbestand. Seit der Friedhofsschließung 1876 wurden nahezu keine Änderungen vorgenommen, so dass hier die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Die etwa 1800 in großer Formenvielfalt gestalteten Grabmale aus Elbsandstein erzählen von der Geschichte der Residenzstadt Dresden und ihrer Einwohner.
Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden widmen Caspar David Friedrich zum 250. Geburtstag eine Ausstellung „Caspar David Friedrich in Dresden“ an zwei Standorten, im Albertinum vom 24. August 2024 bis 5. Januar 2025 und im Kupferstich-Kabinett vom 24. August bis zum 17. November 2024. Mit 14 Werken besitzt das Albertinum eine der größten Sammlungen seiner Gemälde und das aus allen Schaffensphasen, darunter „Das Kreuz im Gebirge“ (Tetschener Altar) von 1807/1808, das in seiner Zeit für große Kontroversen sorgte und Friedrich berühmt machte. Hier steht der gekreuzigte Jesus Christus erstmals nicht im Mittelpunkt des Bildes, dazu noch vom Betrachter abgewandt.
Im Kupferstich-Kabinett werden unter anderem 70 Zeichnungen und ein Skizzenbuch von Caspar David Friedrich verwahrt. Sie illustrieren seine zeichnerische Entwicklung von den frühen Arbeiten bis zu seinem Spätwerk. Der Schaffensprozess des Künstlers mit Studien, Entwürfen und eigenständigen bildmäßigen Zeichnungen wird dabei anschaulich. Von herausragender Bedeutung ist eine im Kupferstich-Kabinett im Residenzschloss verwahrte umfangreiche Handschrift Friedrichs mit kritischen Bemerkungen über die Kunst seiner Zeit und grundlegenden Äußerungen über seine Kunstanschauungen.
Das Grab von Caspar David Friedrich befindet sich auf dem Trinitatisfriedhof, dem Nachfolger des Eliasfriedhofs. Die Grabstelle wird bis zum Jubiläumsjahr 2024 restauriert. Darüber hinaus plant die Ilse-Bähnert-Stiftung an der Grabstelle ein Grabdenkmal. Ob das sein muss, sei einmal dahingestellt. In seiner Schlichtheit besitzt es bereits heute eine zeitlose Eleganz und Emotionalität. Auch die Gegenwart bietet allen CDF-Pilgern zahlreiche Entdeckungen in Dresden, die hier ganz besonders romantisch erscheinen. So gibt es nicht nur spannende und detailreiche Stadtführungen zu Caspar David Friedrich in deutscher, englischer und französischer Sprache an.
In der Kulturmetropole Dresden gibt es abseits der touristischen Hauptadern ein urbanes Kleinod, einen Mikrokosmos des guten Geschmacks: das Barockviertel. Es befindet sich in der Inneren Neustadt, mit „Genusswegen“ wie der Königstraße und der Rähnitzgasse. Das Quartier wurde von dem sächsischen Kurfürsten August der Starke nach italienischem Vorbild persönlich entworfen und ist mit eleganten Bürgerhäusern, romantischen Innenhöfen und einer Barockkirche ist eine von Dresdens Perlen. Galerien, Schmuckateliers, Maßschneidereien, Antiquitätenläden, Theater, Boutique-Hotels: Fast alles ist hier inhabergeführt mit Herz, Kreativität und viel Enthusiasmus. Bemerkenswert ist der enge, freundschaftliche Zusammenhalt der vielfältigen Protagonisten innerhalb des Barockviertels, das alles macht es einmalig in Deutschland. Im Café Caféklatsch in der Königstraße 8 zum Beispiel sind traditionelle Kuchen und Kekse die Spezialität. Neben den süßen Verführungen gibt es auch Kleinigkeiten für den herzhaften Hunger und ein Wohlfühl-Ambiente, das zu mehr als einem Stück Kuchen und Kaffee einlädt.
Im „Atelier für Einzelstücke“ im Obergraben 15 im Barockviertel gibt es Handwerkskunst auf höchstem Niveau, das ist der Anspruch der Diplom-Designerin und Goldschmiedin Sandra Coym. In ihrem Atelier hat sie sich auch mit Caspar David Friedrich beschäftigt und eine kleine CDF-Kollektion zu Ehren des Künstlers entworfen. Das Café und Restaurant „Alte Meister“ ist der perfekte Ort, um sich im historischen Herzen von Dresden zu treffen, zum Lunch, Kaffee oder Dinner. Es befindet sich neben der Galerie Alte Meister an der Außenseite des Zwingers. Auf unserer idyllischen Terrasse sitzt man mit Blick auf Semperoper und den Theaterplatz und wird von Carl Maria von Weber auf seinem Sockel bewacht.
Mit seinem individuellen Ambiente und der exklusiven Lage im Herzen von Dresden zieht der Kobalt Club Royal Gäste an. Wenn das Lokal am Abend seine Pforten öffnet, erstrahlt die ganze Umgebung in einem royalen Blauton. Wie das wertvolle Element Cobalt, welches dem Club seinen Namen verleiht. Inhaber Clemens Lutz betreibt im reizenden Basteischlösschen zwischen Semperoper und der Elbe auch ein eigenes Restaurant. Mit Tim Ebert, zuvor unter anderem im Dresdner „Moritz“ für kulinarische Leckerbissen zuständig, hat Lutz einen erfahrenen Koch für seine gehobene Kobalt-Küche gefunden.
Wanderurlaub unter freiem Himmel
Die Nationalparkregion Sächsische Schweiz gehört zu den Top Zielen für Aktivurlauber in Deutschland. Aber auch Kulturliebhaber finden bei Open-Air-Festivals und im Naturtheater ihr Glück. Mächtige Tafelberge und geheimnisvolle Schluchten, bizarre Felsen und glasklare Bäche: Die Sächsische Schweiz ist eines der spektakulärsten Wanderreviere in Deutschland. Mehr als 1200 Kilometer markierte Wanderwege machen die landschaftliche Vielfalt der knapp 400 Quadratkilometer großen Nationalparkregion unweit von Dresden zum aktiven Naturerlebnis. Die bekannteste aller Routen ist der Malerweg im Elbsandsteingebirge. Rund 116 Kilometer lang, führt er in acht Tagesetappen von Pirna-Liebethal bis an die böhmische Grenze und auf der anderen Elbseite wieder nach Pirna zurück. Jüngstes Highlight am Malerweg ist die neue schwebende Aussichtsplattform an der weltberühmten Bastei. Ein Tipp für Naturfreunde, die mehr über Geologie und Artenvielfalt der Region erfahren möchten, sind die Entdeckertouren mit zertifizierten Nationalparkführern. Die Ausgangspunkte sind umweltfreundlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Ein besonderes Genusserlebnis verspricht die Brotzeit-Tour mit einem Picknick mit regionalen Produkten. Unscheinbares mit einer spannenden Geschichte entdecken: Dazu laden auch die vielfältigen Lehr- und Erlebnispfade in der Sächsischen Schweiz ein. Eines der neuesten Angebote ist der „Weg zur Wildnis“, der durch einen jungen, artenreichen Mischwald führt und Einblick in die erstaunlichen Selbstheilungskräfte der Natur gibt. Um die auch Caspar David Friedrich wusste.
„Schließe dein leibliches Auge, damit du mit dem geistigen Auge siehest dein Bild. Dann fördere zutage, was du im Dunkeln gesehen, daß es zurückwirke auf andere von außen nach innen.“
Es ist das wohl bekannteste Gemälde der Deutschen Romantik: Der „Wanderer über dem Nebelmeer“, geschaffen um 1818 von Caspar David Friedrich. Das Werk zeigt einen Wanderer mit Gehrock und Gehstock auf einem Felsen stehend in Betrachtung einer Landschaft aus teilweise bizarr geformten Bergkuppen, die aus wallendem Morgennebel ragen. Märchenhaft, geheimnisvoll und lebendig: So zeigt sich die Landschaft dem Betrachter. Berühmt ist das Bild nicht nur wegen seiner ästhetischen Qualitäten, sondern weil es eine Allegorie für den Geist der Romantik ist. Die Landschaft, die das Bild zeigt, ist die Sächsische Schweiz. Für Friedrich war die nahe Felsenwelt Sehnsuchtsort, Inspiration und Zuflucht in einer aus den Fugen geratenen Welt. Der 250. Geburtstag des Künstlers ist ein guter Anlass, seinen Pfaden durch die Region zu folgen und seine Lieblingsorte aufzuspüren. Die wildromantische Felsenwelt der Sächsischen Schweiz lernt der Künstler vermutlich schon kurz nach seiner Ankunft durch andere an der Akademie wirkende Maler, wie den Schweizer Adrian Zingg, kennen. Die Entdeckung für den Fremdenverkehr steht damals noch bevor. Erst 1804 erscheint der erste Reiseführer zur Region: Wilhelm Leberecht Götzingers „Schandau und seine Umgebungen oder Beschreibung der sogenannten Sächsischen Schweiz“. Mehrfach kommt Friedrich, damals bereits freischaffender Künstler, zum Wandern und Zeichnen in die Region. Belegt sind Besuche im Sommer 1800, 1808 und 1812. Von Frühjahr bis Sommer 1813 lebt der Maler mit dem markanten Backenbart sogar einige Monate am Stück hier. Im beschaulichen Örtchen Krippen an der Elbe, im Haus seines Freundes Friedrich Gotthelf Kummer, sucht er Zuflucht vor dem Kriegsgeschehen und dem ihm verhassten Napoleon. Sachsen ist Hauptschauplatz der Befreiungskriege. Preußen, Russen und Franzosen ziehen abwechselnd durch Dresden. Die schicksalhafte Völkerschlacht bei Leipzig steht unmittelbar bevor.
Im Kriegsjahr friedvolle Landschaftsimpressionen schaffen, das fällt dem sensiblen und zur Melancholie neigenden Künstler, der sich auch als Patriot versteht und leidenschaftlichen Anteil am politischen Geschehen nimmt, schwer. „Ich habe schon länger als 14 Tage Dresden verlassen und lebe hier in einer sehr angenehmen Gegend. Der hiesige Aufenthalt könnte für mich sehr nützlich sein, wenn nicht die Ereignisse der Zeit mein Gemüth so ganz verstimmt hätten und mich unfähig machten etwas zu beginnen“, schreibt er am 31. März 1813 in einem Brief an einen Freund. Erst am 1. Juni 1813 gelingt der Wiedereinstieg: „Nach langer Zeit das erste gezeichnet“ notiert er zu einer Skizze einer Baumgruppe. Weitere Zeichnungen folgen, so entsteht das „Krippener Skizzenbuch“. 22 der damals entstanden Werke sind erhalten. Es sind filigrane und erstaunlich detailreiche Darstellungen von Felsen, Bäumen und Panoramen. Später schöpft er aus diesem Fundus für seine Gemälde. Am 3. Juni 1813 bringt er am Fuß des Tafelberges Kaiserkrone, etwa eineinhalb Wanderstunden von Krippen entfernt, die Zeichnung „Felsige Kuppe“ zu Papier. Es ist genau der Felsen, auf den er einige Jahre später im Atelier seinen „Wanderer über dem Nebelmeer“ stellt.
Auch weitere Berge und Felsen aus früheren Skizzen vom Mai 1808 finden sich auf dem Bild: der Gamrig bei Rathen oder der Rosenberg in der böhmischen Schweiz. In der Natur finden sich diese Berge nicht in einem Panorama vereint. Friedrich geht es nicht um die Wiedergabe einer tatsächlichen Landschaft, eines konkreten Moments, sondern um einen bestimmten Eindruck, ein inneres Empfinden. Religion, Metaphysik, Naturmystik, Psychologie: All das schwingt in Friedrichs Werken mit. Die Naturempfindung als Quelle der Erkenntnis: Das ist für den Maler zeitlebens ein bestimmendes Thema. Immer wieder sucht er die Einsamkeit und die Stille, um Natur und Landschaft nicht nur zu sehen, sondern sich in sie zu versenken, sie zu spüren. „Ich muss mich dem hingeben, was mich umgibt, mich vereinigen mit meinen Wolken und den Felsen, um das zu sein, was ich bin“, schreibt er. Dem russischen Dichter W. A. Shukowsky berichtete er 1821, er habe einmal eine ganze Woche im Uttewalder Grund „zwischen Felsen und Tannen“ gewohnt und dabei keine Menschenseele getroffen. 1825 verarbeitet er das intensive Erlebnis zu seinem düsteren Ölgemälde „Uttewalder Grund“.
Bedrohlich, geheimnisvoll und gleichermaßen furchterregend wie anziehend: So hat Friedrich die Sächsische Schweiz in seinen Gemälden oft dargestellt. Er hatte hier das Ideal einer romantischen Landschaft gefunden, mit der er die Kombination gegensätzlicher Empfindungen zu einer „malerischen“ machen konnte. Ein Beispiel ist auch das 1823 vollendete Werk „Felsenlandschaft im Elbsandsteingebirge“, das im Hintergrund die Felsengruppe „Neurathener Felsentor“ im Basteigebiet und im Vordergrund einen umgestürzten Baum über einer engen Schlucht zeigt. Friedrich blieb sich bis zum Ende treu. Eine Anpassung an neue Kunsttrends lehnte er ab. Von Kritik und Publikum wurden seine Bilder dadurch jedoch immer weniger beachtet. Krankheit und finanzielle Not prägten die letzten Jahre seines Lebens.
Der Coselturm auf der Burg Stolpen
„Der edle Mensch erkennt in allem Gott, der gemeine Mensch sieht nur die Form, nicht den Geist.“
Die alte Veste Stolpen, seit der napoleonischen Zeit endgültig zur markanten Ruine geworden, erweckte mit ihrer weithin sichtbaren Silhouette auch das Interesse der Romantiker. Waren im 18. Jahrhundert nur vereinzelt adlige Reisende in Stolpen, so empfahlen nun viele Reiseführer, die die romantische Landschaft um Dresden und der Sächsischen Schweiz beschrieben, einen Abstecher nach Stolpen. Das tat am Beginn des 19. Jahrhunderts auch Magister Wilhelm Leberecht Götzinger (1758-1818) in seinem Buch „Schandau und seine Umgebungen“ (1804), das dem Leser den Weg über Lohmen herauf nach Stolpen nahelegte. Götzinger war es auch, der in seinen Ausführungen zu Stolpen erstmals von der berühmten Gräfin Cosel sprach, der bekanntesten Mätresse Augusts des Starken und lebenslangen Gefangenen in Stolpen. Zu den bildkünstlerischen Wegbereitern der Sächsischen Schweiz zählt der in Dresden ansässige Schweizer Adrian Zingg (1734-1816), der um 1785 in Stolpen gezeichnet hatte und Druckgrafiken mit der wichtigsten Ansicht der Veste herausgab. Caspar David Friedrich dürfte diese Werke gekannt haben. Am 27. August 1820 weilte Friedrich in Stolpen und zeichnete den freistehend-aufragenden Coselturm im Hochformat. Vermutlich hat er die in Stolpen entstandene Skizze seinem Freund Carl Gustav Carus (1789-1869) gezeigt. Denn nur acht Tage später weilte auch Carus in Stolpen. Er zeichnete dasselbe Motiv aus einem identischen Blickwinkel an einem nur geringfügig näheren Standort. Seine eher als Querformat angelegte Zeichnung, die den Blick etwas in die umgebende Landschaft öffnet, lässt die damals freistehende und die Umgebung beherrschende Landmarke Veste Stolpen erahnen. Große Bildwerke sind aus den Skizzen der beiden Romantiker jedoch nicht entstanden. Das macht aber einen Besuch der Burg Stolpen nicht minder interessant, ein besonderes Flair weht hier um die historischen Mauern.
Vom Polenztal über den Bärengarten nach Hohnstein
Schon durch ihre Lage bietet die Kleinstadt Hohnstein einen malerischen Anblick. Die unmittelbare Umgebung der Felsen und tief eingeschnittene Täler zogen die Maler geradezu an. Im Juli des Jahres 1800 begab sich Caspar David Friedrich auf eine mehrtägige Wanderung in die Region rund um Hohnstein. Auf seinen Spuren
kann man heute vom Polenztal über den Schindergraben und vorbei am Bärengarten hinauf zur Burg Hohnstein wandern, die in den nächsten Jahren einer umfangreichen Renovierung unterzogen ist. Schon heute kann man im Burghof gemütlich speisen und den großartigen Weitblick und den Sonnenuntergang genießen.
Nostalgische Fahrt mit der Sächsischen Dampfschifffahrt
Schon seit fast 190 Jahren bringen die historischen Schaufelraddampfer der Sächsischen Dampfschifffahrt Wanderer und Naturgenießer in die Sächsische Schweiz. Mit ihren geschichtsträchtigen Schiffen ist sie die älteste und größte Raddampferflotte der Welt. Bei einer Fahrt von Bad Schandau nach Pirna lässt man die malerische Kulisse des Elbsandsteingebirges ein letztes Mal an sich vorbeiziehen. Zum Ende der Fahrt darf eine typisch Sächsische Kartoffelsuppe sowie ein Stück Eierschecke natürlich nicht fehlen.
Eine Stadt wie gemalt ist auch das hübsche Pirna. Hier lohnt sich ein Besuch des Stadtmuseums Pirna, ab dem Herbst 2024 wird „Zwischen Sandstein und Kreidemeer. Hommage zeitgenössischer regionaler Künstlerinnen und Künstler an Caspar David Friedrich“ eine Sonderausstellung zu sehen sein. Die illustre Schau will sich der heutigen Auseinandersetzung mit der Zeit des Künstlers widmen und wird sich im einzigartigen Spannungsbogen zwischen früherer Romantik und dem Realismus unserer Epoche wiederfinden.
Bei einem Besuch der romantisch anmutenden Stadt Zittau dürfen die Fastentücher und Epitaphien nicht fehlen. Die Städtischen MuseenZittau im Franziskanerkloster und Museum Kirche zum Heiligen Kreuz sind besondere Kleinode. Mit dem Kleinen Zittauer Fastentuch zeigt das Museum eine Kostbarkeit von europäischem Rang. Um 1000 wird erstmals von dem Brauch berichtet, in der Fastenzeit Altäre, Reliquien, Bilder, sogar ganze Altarräume mit großen Tüchern zu verdecken. Diese Textilien nannte man Fastentücher.
Das Große Zittauer Fastentuch (von 1472) und das Kleine Zittauer Fastentuch (1573) sind zwei seltene Kostbarkeiten aus dieser Zeit. Das kleine Fastentuch ist das einzige Exemplar des sogenannten Arma Christi Typs in Deutschland. Weltweit haben sich von ihm nur sechs Tücher erhalten. Das kleine Fastentuch wird im Kulturhistorischen Museum Franziskanerkloster gezeigt. Auch der Rathausplatz und die Johanniskirche sind sehr sehenswert.
Caspar David Friedrich auf dem Berg Oybin im Zittauer Gebirge
„In jedem Bild gibt es einen leuchtenden Punkt. Der muß allein bleiben. Man kann ihn hinsetzen, wo man will, in eine Wolke, auf eine Wasserspiegelung, auf eine Mütze. Aber wichtig ist, daß diese Lichtstärke dann an keiner anderen Stelle des Bildes wiederkehrt.“
Der Berg Oybin im Zittauer Gebirge war Anziehungspunkt vieler Landschaftsmaler. So auch von Caspar David Friedrich. 1840 schuf er im Alter von 66 Jahren das Bild „Der Träumer“ nach den Ruinen des Klosters Oybin, das sich als eines seiner berühmtesten Werke herausstellte. Das Gemälde wurde mit Öl auf r Leinwand gemalt und verwendet wie so oft bei ihm die Natur als Symbol für Romantik. Der Berg Oybin: Gekrönt von einer Burg- und einer Klosterruine, erhebt sich der Fels wie eine Großskulptur inmitten des Zittauer Gebirges. Seit dem 18. Jahrhundert gehört er zu den herausragenden Bildmotiven der Landschaftsmalerei. Den künstlerischen Höhepunkt bilden Oybin-Darstellungen von Malern der Romantik, unter ihnen Caspar David Friedrich, Carl Gustav Carus und Carl Blechen. Traumhaft abgebildet und ins Universelle überhöht, machten sie den Oybin überregional bekannt. Vom Beginn des 18. bis weit ins 19. Jahrhundert hinein stellten ihn darüber hinaus zahlreiche weitere Maler, Zeichner und Grafiker auf vielfältige Weise dar. Ausgehend von den reichen, zum größten Teil noch nicht publizierten Kunstbeständen der Städtischen Museen Zittau umfasst der Band „Der Oybin und die Maler der Romantik in der Oberlausitz“ somit Werke des Barock und Spätbarock, der Empfindsamkeit, der Romantik und einer impressionistisch beeinflussten Freilichtmalerei.
So kann man also in Dresden, in der Sächsischen Schweiz und im Zittauer Gebirge den Spuren des großen Romantikers Caspar David Friedrich und seiner Malerkollegen folgen und an Originalschauplätzen im Einklang mit der Natur und so zeitlosen Begriffen wie Empfindsamkeit, Sehnsucht und Melancholie begegnen, die sich dem wilden Streben unserer Zeit eindrucksvoll widersetzen.
Informationen:
www.visit-dresden.travel/caspar-david-friedrich
Social Media: facebook.com/visit.dresden, instagram.com/visit.dresden, twitter.com/visit_dresden, youtube.com/visitdresdennow
Stadtführungen Dresden zu CDF: www.elblandtours.de
Kultur- und Tourismusgesellschaft Pirna mbH Am Markt 7, 01796 Pirna
www.zittauer-schmalspurbahn.de
Termine/Ausstellungen zum Jubiläum in Dresden Elbland:
„Kunst von der Romantik bis zur Gegenwart – im Albertinum“, Tzschirnerplatz 2, 01067 Dresden, https://albertinum.skd.museum
24.08.2024 bis 05.01.2025: Sonderausstellung „Caspar David Friedrich in Dresden“ im Albertinum
24.08.2024 bis 17.11.2024: Sonderausstellung „Caspar David Friedrich in Dresden“ im Kupferstich-Kabinett. Kupferstich-Kabinett Dresden im Residenzschloss Dresden, Taschenberg 2, 01067 Dresden, https://kupferstich-kabinett.skd.museum
Juni 2024 bis März 2025: Sonderausstellung „Malerinnen der Dresdner Romantik im Umfeld von Gerhard von Kügelgen und Caspar David Friedrich“
Orte Zu Caspar David Friedrich in Dresden, der Sächsischen Schweiz und im Zittauer Gebirge:
https://lindenschaenke-dresden.de
Trinitatisfriedhof, Fiedlerstraße 1, 01307 Dresden,
Atelier für Einzelstücke, Dresden, www.sandracoym.de
www.johannisfriedhof-dresden.de/trinitatisfriedhof-oeffnungszeiten-und-kontakt
Burg Stolpen, www.burg-stolpen.org
Burg und Kloster Oybin, www.oybin.com
Übernachten/Essen/Trinken:
Romantik Hotel Bülow Residenz Dresden, Rähnitzgasse 19, 01097 Dresden, www.buelow-residenz.de/romantikhotel-dresden
Restaurant Caroussel Nouvelle im Hotel Bülow Palais Dresden, Königstraße 14, 01097 Dresden, www.buelow-palais.de/restaurants-bar/#caroussel
Das Öko-Refugium Schmilka, www.schmilka.de
Hotel Dresdner Hof Zittau, Äußere Oybiner Straße 9/12, 02763 Zittau,
Café Caféklatsch im Dresdner Barockviertel, Königstraße 8, 01097 Dresden, www.cafeklatsch-dresden.de
Café und Restaurant „Alte Meister“, Theaterplatz 1a, 01067 Dresden, www.altemeister.net
Kobalt – Club Royal, Theaterplatz 3, 01067 Dresden, www.kobalt-club.de
Restaurant Dornspach-Haus, Bautzner Str. 2, 02763 Zittau, www.dornspachhaus.de
Literaturempfehlungen:
„Caspar David Friedrich in der Dresdner Galerie“, ISBN 978-3-942322-08-6
Das Heft widmet sich speziell dem Bestand an CDF-Werken der Dresdner Galerie.
„Burg Stolpen“, Edition Leipzig, ISBN 978-3-361-00704-8
„Die Zittauer Fastentücher“, ISBN 978-3-944560-85-4
„Anke Fröhlich-Schauseil „Der Oybin und die Malerei der Romantik in der Oberlausitz“, Michael Imhof Verlag, ISBN 978-3-7319-0907-1