Biken im Reich der Fanes

Biken im Reich der Fanes Südtirol Altabadia E-Biken

Im Winter ist die Sella-Umrundung ein Muss im Skifahrerleben. Im Sommer wird sie mit Ebike und Liftunterstützung zu einem legendären Erlebnis.

Biken im Reich der Fanes Südtirol Altabadia E-Biken
Pralongia

„Spaghettino ist ein Regenwurm. Noch ein ganz kleiner. Er ist aufgeregt. In einer Woche ist das Wiesenfest.“ Spaghettino soll Kindern spielerisch die heimische Tierwelt erklären und das gleich neben der Pralongià Hütte. Und was heißt hier Wiese! Es geht um die berühmten Pralongià-Wiesen, die im ladinischen Nationalepos vom Reich der Fanes eine gewaltige Rolle spielen. Im opulenten Ränkespiel um den gierigen Vater und die gute Königstochter Dolasilla verliert diese durch einen Trick ihre unfehlbaren Pfeile und ihr weißer Panzer verfärbt sich schwarz. Die Weissagung der Zwerge war, dass ihr mit einem schwarzen Panzer der Tod bevor stünde. Sie sieht sich aber in der Pflicht zu kämpfen und just auf den Pralongià Wiesen kommt es zur Entscheidungsschlacht. Dolasilla stirbt, ihr verräterischer Vater wartet am Lagazuoi und erwartet von den Feinden eine Belohnung. Diese denken aber gar nicht daran, dem König das Gold zu geben, vielmehr verwandelt sich der „falsche König“ (falza rego) in Stein. Bis heute steht er erstarrt am Falzaregopass.

Pralongia

Es ist kein Wunder, dass der kleine, unbedeutende Mensch Sagen und Legenden spinnt, um eine solch gewaltige Natur zu begreifen. Es gibt höhere Berge im Erdenrund, aber keine, die so bezaubernd sind. Wenn die Pralongià Wiesen wie Gold im Abendlicht glänzen, wenn die Berge über Alta Badia erröten, dann sieht man ein paar der Fanes Leute über die Wiesen huschen – und das liegt nicht am Wein der Pralongià Hütte!

Comicihütte

Die Hütte ist das erste Etappenziel einer Tour, die tierisch auf der Seiser Alm begann. Beäugt von zwei jungen Alpakas vor dem Hotel Panorama soll es zum Duron Pass gehen. Und schon nach einer halben Stunde Fahrzeit stürzt sich ein suizidales Murmeltier über den Weg und wäre fast in die Speichen geraten. Wenig später kreist der Adler über den Rosszähnen, und eine blonde Haflingerdame blickt besorgt auf ihr Kind, das noch im Fohlenpelz steckt.

Man kann sie beruhigen: Der kleine Hengst ist eindeutig zu groß als Beute für den König der Lüfte. Der Weg steigt in weiten Serpentinen hinauf zum Pass, an der Mahlknecht Hütte starten gerade einige Biker und einer kann es nicht lassen zu rufen: „Ihr faulen Säcke!“ Um es also kurz zu machen und nur einmal zu sagen: Wer ein Pedelec oder ein Ebike 25 fährt, der fährt Fahrrad und keine Schummelmaschine für Faulpelze oder Hundertjährige! Bergradeln geht leichter, aber nicht mühelos! Jeder E-Biker selbst kann entscheiden, wieviel Unterstützung er zuschaltet und kein E-Bike fährt ohne Strampeln. Die einzige Antwort kann nur lauten: „Nur kein Neid!“

Durontal

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Und bergab sind die Schotterpassagen nicht ganz ohne, so wie die erste hinunter Val Duron. Das Tal zieht sich 12 Kilometer von der Seiser Alm nach Campitello di Fassa, anmutig liegt es am Duron Bach, Wiesen changieren in allen Schattierungen von Grün, wenige Wolken jagen übers Himmelblau und malen Flecken ins Anthrazit der Felsen. Ein paar Highland Rinder kauen stoisch wieder und genauso stoisch betreibt Lino Brach seine Baita. Und mit Humor, die schrägen Skulpturen zeigen seine Sicht der Welt: Aus einer Kanone wachsen die Kunstblumen….

 

Schlern

Unten in Campitello ist es sommerwarm und an der Bergstation der Col Rodella Bahn kommt Bergkühle zurück und eine gewaltige Optik hinüber zum Sellastock. Einiges los in den bleichen Bergen, es scheint, als sei halb Italien unterwegs, denn Italo-Sommerurlaub heißt immer, dass die Familie mit Kind und Kegel, Oma, Opa und Fiffi unterwegs ist – weswegen in der Steinernen Stadt nun auch eine Pfadspur für Wanderer ausgewiesen ist und eine für Biker. Beide enden an der Comici Hütte, der Langkofel blickt auf das bunten Lager- und Picknickleben auf den Wiesen vor der Hütte. Drinnen Gourmet Küche, edle Weine und – ja man muss es erwähnen – eine neue stylische Toilettenanlage, die zu besichtigen manche extra heraufgekommen sind. Es gibt eben viele Motivationen…

 

Steinernestadt

Ein schier endloser Wiesenweg talwärts, hinauf nach Col Alt und über jene Wiesen, die so wichtig waren im Fanesreich. Die Pralongià Hütte ist ein Reich für Genießer, die Zimmer stylisch wie in einem Berghotel, nix mit dem Brunnen vor dem Hüttentore, das ist Berg(er)leben auf höchstem Niveau. Am nächsten Morgen gibt die Sonne erneut alles, ein schneller Cappuccino im Hotel Armentarola und weiter auf Nebenwegen nach Pedraces. Pedraces und St. Leonhard sind authentische Dörfer geblieben, die St. Leonhard-Kirche zählt mit Recht zu den schönsten Kirchen Südtirols und die Lage unterem Heiligkreuzkofel ist nun mal bilderbuchmäßig.

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Respekt

Auf der L´Tama Hütte sitzt Andrea Irsara, der schnell mal hochgebikt ist – zum Ausgleich. Er muss gleich wieder weg, in seine heimische Küche im Hotel Gran Ander. Andrea kocht zu Niederknien genial, simpel und sexy. Seine Stüa dla La hat nur wenige Tische, die immer belegt sind. Seine Produkte sind regional, die Rezepte entlocken der ladinischen Küche ungeahnte Aromen. Im hausgemachten Brot nimmt er statt Hefe Vogelbeer. Andrea legt dem Gast Geschmackswelten zu Füßen und seine Familie umsorgt die Gäste in einem der besten kleinen Hotels der Alpen.

Grad bleiben möchte man anderntags, aber der Piz La Ila ruft und eine schier endlose Abfahrt nach Corvara. Rauf aufs Grödner Joch und runter nach Wolkenstein. Das gesamte Tal durchzieht ein Radweg, der auf der ehemaligen Bahnstrecke verläuft. Die Grödner Bahn war eine 31 km lange Lokalbahn, die in Klausen startete. Ihre Spurweite war eine so genannte „bosnische“ mit 760 mm und wurde 1915/16 als Heeresfeldbahn im Ersten Weltkrieg gebaut. Bis zu 10.000 Arbeitskräfte waren im Einsatz, 1960 wurde sie stillgelegt, weil das Auto einen Siegeszug antrat. Heute nutzt sie den Bikern, bevor es zurück geht auf die Seiser Alm.

Genussbiken

Lunch auf der Sanon Hütte, wo die Liegestühle bunt die Wiese übersprenkeln. Ein Zitronenfalter landet auf einer Blüte des Himmelsherold, ein paar Dohlen kreisen. Spaghettino hätte seine Freude an seinen Wiesenfreunden….

 

 

 

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Die Tour

Tag eins: Seiser Alm, Hotel Panorama, Duron Pass, Duron Tal, Campitello, Lift Col Rodella, Steinerne Stadt, Comici Hütte, Plan de Gralba, Wolkenstein, Lift Dantercepies aufs Grödner Joch, Colfosco, Lift Col Alt, über die Pralongià Wiesen zur Pralongià Hütte, Übernachtung; Tag zwei: nach Armentarola, auf Nebenwegen nach St. Kassian, La Tama Hütte, Abfahrt nach Pedraces, Übernachtung im Hotel Gran Ander; Tag drei: nach La Villa, Bahn auf den Piz La Ila, Abfahrt nach Corvara, Bahn aufs Grödner Joch, Abfahrt nach Wolkenstein, durchs gesamte Grödnertal, Auffahrt zur Seiser Alm ab St. Ulrich, über die Seiser Alm retour zum Hotel Panorama

Seiser Alm

 

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Unterkünfte
www.alpenhotelpanorama.it
www.pralongia.it
www.granander.it

Charakter
MTB auf mittelhohem Niveau, lange Abfahrten, teils sehr schottrig, sinnvoll sind Fullys, Ersatzbremsbeläge mitnehmen!

Karte
die besten sind die von Tabacco, zu bestellen bei: www.das-landkartenhaus.de

Planen
+Im gesamten Dolomiti Superski Bereich laufen rund 100 Liftanalagen im Sommer, MTBs werden transportiert, auf Dolomitisupersummer findet man auch Guided Tours und alle Infos, die die Organisation einfach machen
www.dolomitisupersummer.com

+Die Bike Schule Ortisei führt Tages- und Zweitagestouren durch, hat auch Leih Ebikes
www.mtbschool.it

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Ebiken – kein Seniorenspaß für Faulpelze

Dieser Tage wird viel Schmarrn verzapft und auch in diversen Medien geschrieben. Vor allem, weil es mit der Begrifflichkeit bunt durcheinander geht:  Während sich in der Anfangszeit viele Unternehmen und Fachleute für den Gebrauch des (eigentlich richtigen) Begriffs „Pedelec“ eingesetzt haben, hat sich heute im allgemeinen Sprachgebrauch der auch international übliche Ausdruck E-Bike für alle Arten von Elektrorädern eingebürgert. Früher waren Pedelecs jene, die eine Unterstützung beim Treten bis maximal 25 km/h (plus Toleranz) und einer Nenndauerleistung des Motors von 250 Watt haben. Sie sind also Fahrräder! Ein E-Bike hingegen war jenes, das bis 45 km/h unterstützt, man braucht dazu einen Führerscheinklasse AM oder einen PKW-Führerschein Klasse B. Eine Haftpflichtversicherung inklusive Kennzeichen ist nötig, und diese Räder dürfen Radwege weder innerorts noch außerorts befahren. Auch eine Freigabe für Mofas reicht nicht aus.

Wer aber ein Pedelec oder ein E-Bike 25 fährt, der fährt Fahrrad und keine Schummelmaschine für Faulpelze oder Hundertjährige! Und wenn man dann mal wieder irgendwo liest, dass sich „selbst steilste Anstiege für jedermann mühelos bezwingen lassen“, ist das schlicht falsch. Es geht leichter, aber nicht mühelos!

Jeder E-Biker kann entscheiden, wieviel Unterstützung er zuschaltet und kein E-Bike fährt ohne Strampeln! In der Ebene fahren E-Biker oft und lange ganz ohne Hilfe, weil sie nämlich schneller als 25 sind! Und wenn es nun kontinuierlich sanft ansteigt und man die unterste Stufe zuschaltet, wird man doch einen gleichmäßigen Tritt benötigen und das macht nicht bloß Laune, sondern ist auch noch gesund, oder? Auch hier Kontroversen: Es gibt durchaus Ärzte, die sagen, man gebe dem faulen Menschen schon wieder ein Gerät, mit dem er seinen Körper verkümmern lässt. Aber selbst die geben zu: Sportliches Radfahren sollte so stattfinden, dass man ein bisschen außer Atem ist, aber nie in Sauerstoffnot kommt. „Aerobes Ausdauertraining“ (siehe unten) heißt das Zauberwort. Eine Regel lautet: Die maximale Pulsfrequenz sollte 180 minus Lebensalter betragen.

Der DAV hat zum E-Bike eine klare Position, er spricht von 25er als Pedelec, vom 45er als E-Bike: „Das Pedelec ermöglicht Menschen, die nahe an den Bergen leben, von der heimischen Garage weg loszufahren und nicht die Räder erst aufs Auto zu laden. Wir kennen viele Bergsportler, die mit dem Pedelec zum Einstieg einer Skitour fahren oder zum Beginn einer Bergtour“, sagt Thomas Bucher. „Es wäre falsch von dem normierten E-Biker zu reden. Es gibt viele Anwendungsgebiete. Das kann auch die Familie sein, wo der Vater oder die Mutter mit dem Pedelec einen Fahrradanhänger mit den Kindern zieht und der/die andere ohne Unterstützung bikt. Zudem gibt es Gruppen oder Paare mit deutlichen Leistungsunterschieden, wo das Pedelec sinnvoll ist. Solange man mitstrampelt, ja. Wenn man Bergsport allzu puristisch nehmen würde, müsste man sich auch gegen Klettersteige aussprechen“.

Auch Lutz Rudat, ehemaliger Rennradsportler und Tourguide findet die 45er Bikes problematisch. „Viele Besitzer haben zwar ein Kennzeichen, aber montieren es nicht. Und finden es dann wahnsinnig cool in einer Affengeschwindigkeit angerast zu kommen. Weder andere Radfahrer, noch Fußgänger noch Autos rechnen aber mit solchem Speed.“ Bei den Pedelec Fahrern sind es zumeist Menschen der um die 50-Generation und darüber, die immer schon in die Berge gingen oder fuhren – und nun eben ein E-Bike verwenden. „Dieser Großteil der Nutzer kann biken, hat die nötige Fahrtechnik. Problematischer wird es, wenn wirklich Leute zu Berge fahren, die das sonst nie getan haben. Der Auf ist weniger das Problem, aber das Ab. Es fehlt an Fahrtechnik und es fehlt oft an der Ausstattung der Bikes. Wenn nicht alle Komponenten, vor allem aber Rahmen und Bremsen für eine holperige Fahrt auf einem Bergweg ausgerichtet sind, ist das Selbstmord. Und gefährdet andere.“ Und noch einen Klassiker erkennt Rudat. „Da hat man also IHN mit dem regulären MTB. SIE bekommt ein E-Bike, aber einen Discounter Tiefeinsteiger, der sich Null für die Routen eignet, die ER befahren will.“ Leider werden Technikkurse zu wenig angenommen!

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E-Bike und Gesundheit

Dr. Achim Schmidt von der Sporthochschule Köln, Jahrgang 1969, steht nicht in Verdacht unsportlich zu sein und fährt doch mit dem E-Bike zur Arbeit. Er findet das E-Bike auch für Sportler sehr interessant.

+Das Trainieren mit Partner oder in der Gruppe wird einfacher und entspannter. Habe ich einen schlechten Tag, ist das Niveau der Gruppe zu hoch oder der Berg steiler als erwartet, kann ich die zugesteuerte Leistung entsprechend anpassen. Bin ich dagegen in guter Verfassung und möchte im Training einen gezielten Impuls setzen.

+ Der Begriff aerobes Training bedeutet, dass die benötigte Energie durch die Oxidation von Fetten und Kohlenhydraten mit Sauerstoff bereitgestellt wird. Aerobes Ausdauertraining findet ca. 60 bis 75 Prozent der maximalen Herzfrequenz statt. Die Vorteile: gute Anpassung vom Herz, Gefäß-, Blut- und

Atmungssystem, Stärkung des Immunsystems, niedrige Stressbelastung, kurze Regenerationszeit und nicht zu vergessen eine gute Verbrennung von Zucker und Fett. Also gut beim Abspecken. Sport aber durchzuhalten ist schwer, mit Rückenwind bleibt die Motivation, weil es auch Spaß macht.

+ Moderates Radfahren schont die Gelenke, zu den knieschonensten Ausdauersportarten gehört Radfahren.  Durch das Treten in einer festen Bahn kann das Knie nicht verdreht werden. Pedelecs sind für Rehamaßnahmen nach Gelenkoperationen ideal, auch chronische Gelenkentzündungen kann man mit moderater Bewegung in Schach halten.

+ Richtiges Radfahren kann Rückenschmerzen vorbeugen. Rückenschmerzen entstehen durch falsche und einseitige Belastungen. Beim Radfahren wird durch die körperliche Bewegung die Bandscheibe besser versorgt, und das, ohne gestaucht zu werden und ohne das gesamte Körpergewicht tragen zu müssen. Die großen Muskelpartien des Rückens werden durch Radfahren trainiert. Und zum dritten werden die einzelnen Wirbelkörper untereinander erheblich stabilisiert

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Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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