Balance finden im Tessin

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Übers Wasser zu gehen, daran wird noch gebastelt, aber stehend übers Wasser zu gleiten, sozusagen mit einem Stand Up Paddle Surfing-Brett (SUP) ist inzwischen zur Trendsportart geworden. Man benötigt dazu ein Surfbrett, ein Paddel und am besten eine ruhige Wasseroberfläche wie den Lago Maggiore und schon geht’s dahin.


Der neue Trend Stand-uppaddling auf dem Lago Maggiore.

©Eva-Maria Mayring

Zugegeben das aufrechte Stehen bedarf der Übung. Da heißt es Balance finden. Denn ein Fehltritt ins kühle Nass ist ebenso unangenehm wie das erneute Einnehmen der Ausgangsposition auf dem Brett. Doch nach ein paar Wassertaufen, macht es richtig Spaß, in der Positur eines venezianischen Gondolieres über das klare Wasser des Lagos zu paddeln und dabei die Beschaulichkeit der Tessiner Seen- und Bergwelt zu genießen.Auf der großzügigen Terrasse des Park Hotel Brenscino in Brissago ist Frühstückszeit und wir bewundern die üppige Vegetation. Palmen, blühende Büsche, Olivenbäume und exotische Blumen wachsen, ranken und recken sich bis zur Hotelbrüstung empor. Unter uns grüßt der silbern glitzernde Lago Maggiore und ein azurblauer Himmel verspricht für den Tag Sonnenstunden bis zum Abwinken. Mit diesem Wetterversprechen entscheiden wir uns für eine Wanderung von Brissago über Ronco nach Ascona. http://www.swiss.ch


Sonnenstube Tessin. http://www.ticino.ch
©Eva-Maria Mayring

In der kühlen Waldesluft lässt es sich ganz entspannt auf der Via Sacro Monte dahingehen. Bald schon taucht in einer tiefen Schlucht wie verwunschen im satten Grün eine stattliche Barockkirche auf. Wir erfahren später, dass sie als Grabstätte des Francesco Antonio Branca 1776 errichtet wurde, der seinen Reichtum als Kaufmann in Russland machte und als großzügiger Stifter galt. Der Kapuziner Bruder Roberto Pasotti hatte später für die Wallfahrtskirche Monte dell’Addolorata die Bildstöcke bemalt und aufgestellt.Schmale, felsige Pfaden führen uns in abgelegene Flusstäler. Das ohrenbetäubende Rauschen des Bergwassers, das über die riesigen Felsblöcke ins Tal schießt, macht mich ganz schwindelig. Umso mehr achte ich auf meine Schritte auf dem engen, moosbewachsenen Steig. Vor den Orten Ronco und Ascona geht es aufgrund der Hanglage wie so oft im Tessin permanent treppauf- und -ab. Unweigerlich muss ich da an Hermann Hesse denken und sein Gedicht “Stufen”, das er im Tessiner Ort Montagnola schrieb. Ganze 43 Jahre war der Nobelpreisträger dort zu Hause. Denn er schätzte die meditative Atmosphäre für seine kreative Arbeit. In Ronco, wo zahlreiche Villenbesitzer in aussichtsreicher Hanglage den unverbaubaren Blick auf die Berge- und Seenlandschaft genießen, kommen wir an diversen Aussichtslokalen vorbei wie das “Ristorante Ronco”, das zur feinen Tessiner Küche den Superblick in die Bergwelt und den Lago Maggiore anbietet. Boutiquen, Kunst- und Keramikläden. Schicke Bistros und Bars versprechen ein munteres Nachtleben. Doch wir treten jetzt den Heimweg an zurück nach Brissago. http://www.sbb.ch/


Das Tessin bietet herrliche Seeblicke und Berge.
©Eva-Maria Mayring

Vorbeugend, um einem etwaigen Muskelkater zu entgehen, lassen wir uns im modernen Solebad “Termali Salini & Spa” am Lido Locarno verwöhnen, das im Wanderland Tessin perfekt ausgestattet ist. Direkt am Lago Maggiore gelegen, rauscht und plätschert es und in hohen Kaskaden wie in den urigen Tessiner Flusstälern prasselt das Solewasser herab, während in der Saunawelt im Untergeschoss meditative Stille herrscht. Dort duftet es nach fein würzigen Aromen und einzelne Räume sind stimmungsvoll mit Kerzenlichtern geschmückt. Auch der Schriftsteller Erich Maria Remarque, der bis zu seinem Tod 1970 in Ronco lebte und 1929 seinen weltberühmten Roman: “Im Westen nichts Neues” schrieb, war, so heißt es, ein gern gesehener Gast in den Hotels und Restaurants von Ronco.


Dinner mit Seeblick am Abend.
©Eva-Maria Mayring

Wir wandern weiter nach Ascona, eigentlich die “Sonnenstube des Tessin”. Doch ein paar dicke Wolken verwehren uns ganz unerwartet diesen Genuss. Bei einem Bummel zur Uferpromenade entdecken wir in den engen Gässchen witzige Boutiquen, Kunst- und Keramikläden.

Das Tessin zu besuchen, ohne den Luganer See gesehen zu haben, wäre ein großer Fehler. Auf der Fahrt dorthin zieht es uns jedoch zuerst zu Gabriella Monfredini Rigiani im Fischerort Melide. Mit ihrer Mutter zusammen betreibt die temperamentvolle Tessinerin die “Swiss Tavolata”. In ihrer eigenen Cantina, einem umgebauten Vorratsraum, tischt sie nach Voranmeldung raffiniert zubereitete Fischgerichte auf. Begrüßt werden wir mit einer erfrischenden Gazosa (Limonade und Sprudel), die wir aus einem Boccalino (Krüglein) trinken.


©Eva-Maria Mayring

Natürlich fange ich die Fische selber aus dem Luganer See. Denn seit 1555 hat Melide das Monopol dazu”, betont sie bestimmt, als ein ungläubiger Gast sie danach fragt. Und mit Schwung stellt sie eine Platte mit Fischpasteten und frischen Salbei auf den wuchtigen Eichentisch. Zirka acht verschiedene Spezialitäten reicht sie den Gästen. Darunter sind Weißfisch, Forellen, Schleie oder Rotauge. “Und hier ist noch eine Spezialität des Hauses”, preist Gabriela stolz den selbstgebrannten Grappa an, an dem wir nur ein wenig nippen. Denn Lugano steht als nächster Punkt auf dem Programm.
Am Fuße des Monte Brè und Monte San Salvatore liegt die elegante Stadt Lugano mit ihrer weitläufigen Piazza della Riforma, einem stattlichen Rathaus, breiter Fußgängerzone, und noblen Geschäften, Bankhäusern und Museen. Doch uns hat man besonders von den Grotti vorgeschwärmt, die nur mit einer Bootsfahrt über den Luganer See zu erreichen sind. Das müsse man einfach gesehen haben.
Einst waren es die Kühlschränke der Tessiner. In den schattigen, abgelegenen Felsenkellern an den Seeufern bewahrten sie Wein, Wurst und Käse auf. Heute laden die Wirte in rustikale Steinhäuser und es stehen nur einheimische Produkte wie Minestrone, Salami, Käse, Polenta oder Fisch auf der übersichtlichen Menükarte.Es wurde uns nicht zu viel versprochen.Wir finden die Grotti auch genial. Schon die Fahrt mit dem Schiff über den abendlichen See, zur Begrüßung schaukeln am Ufer lustige, bunte Lichterketten im Wind und locken die Gäste zu den einzelnen Grotti, wo die Stimmung zwischen ausgelassen und stimmungsvoll schwankt. Bei Merlotwein und deftiger Kost genießen wir gemeinsam den Feierabend, der sich jetzt ganz langsam über die Szenerie senkt und uns echtes Tessiner Lebensgefühl spüren lässt.
EVA-MARIA MAYRING

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Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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